Oldies but Goldies: Pancho, der zehnjährige Ratonero-Mischlingsrüde

Von Martina Bartl

Hunde-Omas und -Opas sind etwas ganz Besonderes. Wir holen die grauen Schnauzen vor den Vorhang und stellen jeden Monat einen Hunde-Oldie vor. Unser sechstes Porträt ist Pancho, einem Tierschutzhund aus Spanien, gewidmet.

Der zehnjährige Pancho ist ein Ratonero-Mischlingsrüde, der sein erstes Lebensjahr als Straßenhund in Spanien lebte und von deutschen Tierschützern aus einer Tötungsstation in La Palma (ESP) gerettet und nach Deutschland gebracht worden war. »Ungesehen, aber aus dem Bauch und Herzen heraus wussten wir, dass er ein prima Kerl ist und haben ihn – nach einer Prüfung durch den Tierschutzverein – gleich adoptiert. Das war Ende September 2011, seitdem lebt Pancho bei uns«, beschreibt Kerstin A. aus Langenargen (D) wie der Rüde zu ihr fand.

»Pancho war etwa zehn Monate alt, als er bei uns einzog. Dank der liebevollen Unterstützung von unserer damaligen Katze Pebbles, hat er sich prächtig eingewöhnt und sein Revier gefunden. Zu Beginn und in der Eingewöhnungsphase hatte er ein bisschen Stress, was sich durch Schlecken an seinem Pfotenrücken, der deshalb zum Teil wundgeleckt war, gezeigt hatte. Aber schon bald fand er für sich den Ruhepol und Punkt, wo er sich keine Gedanken mehr machen musste. Im Vergleich zu unserer Hündin, die wir mit knapp zwölf Jahren über die Regenbogenbrücke begleitet haben, hat Pancho sofort seinen Standpunkt klargemacht und uns gezeigt, dass mehr in ihm steckt – und er entsprechend ausgelastet und gefordert und gefördert werden will. Eben typisch Terrier-Verschnitt. Aber seine treuen Augen und Aufmerksamkeit verrieten uns, dass er ein ganz toller Hund wird und sich ein Zuhause wünscht, wo er auch bleiben kann«, so die Halterin über die erste Zeit mit Pancho.

Aufgeweckter Junghund

»Pancho war als Junghund ein ganz knuffiges Kerlchen, das es aber schon faustdick hinter den Ohren hatte. Er ist ein cleveres Bürschchen und hinterfragt alles, ob es denn überhaupt Sinn macht und es sich für ihn lohnt. Am liebsten sind ihm Spielereien auf einer großen Wiese oder einem Acker, wo er dann gerne gejagt werden möchte und er mit seinem Hakenschlagen angeben kann. Die Rolle als Jäger gefällt ihm weniger, er bleibt dann stehen und wartet darauf, bis der Spielpartner zu ihm kommt. Als junger Hund war Pancho für jede Spielgelegenheit zu haben. Heute ist er etwas zurückhaltender geworden, was aber seine Spielleidenschaft, wenn der Spielpartner passt, nicht bremst. Wir besuchten außerdem die Hundeschule und haben erfolgreich die Begleithundeprüfung abgelegt, aber seine größte Leidenschaft ist das Mantrailing«, beschreibt Kerstin A. lachend den Charakter und die Vorlieben von Pancho.

Der Tierschutzhund aus Spanien entwickelte sich zu einem echten Herzensbrecher, der seine Familie rundum glücklich macht. Denn auch in seinem Sozialverhalten gegenüber Artgenossen und anderen Tieren und Menschen ist er ganz und gar unkompliziert: »Es gibt kaum ein Tier, mit dem Pancho nicht zurechtkommt. Seine größte Freundin war unsere Katze Pebbles, die ihn quasi aufgezogen hat. Auf der Hundewiese trifft er auf Schafe, Ziegen, Hühner, Pferde und Ponys und ist dabei immer tiefenentspannt. Er ist ein Kerl, den man einfach lieben muss! Ein kleiner Casanova, der immer gefallen will und entsprechend auftritt, wenn er merkt: Hey, hier geht es ja um mich! Situationen, wie z. B. wenn ihm etwas suspekt ist oder er angepöbelt wird, versucht er immer aus dem Weg zu gehen«, erzählt Kerstin A., für die Pancho ein echter Hunde-Hauptgewinn ist: »Seine Treue und Liebe sind das größte Geschenk. Wir haben gemeinsam so viele schöne Momente erlebt, und nach wie vor geht mir das Herz auf, wenn wir gemeinsam auf der Wiese spielen, toben und rennen.«

Erste Alters-Wehwehchen

Mittlerweile zeigen sich bei Pancho erste Altersverschleißerscheinungen wie Arthrosen in den Beinen, die seiner steilen Schulter, einer Fehlstellung in den Pfoten und der Gewichtsverlagerung nach vorne geschuldet sind. Die Muskulatur hinten rechts ist ein bisschen weniger ausgeprägt als links, »aber gegen diese physischen Wehwehchen machen wir fleißig Hundefitness. Zuletzt nahmen wir an den vier Modulen – das Vierte war im Januar 2021 – zum zertifizierten Hundefitness-Trainer von Welpen bis Senioren teil. Diese Weiterbildung sensibilisiert Frauchen und Herrchen, auf die Bedürfnisse, das Verhalten und die Bewegungsmuster der Hunde noch mehr zu achten und einzugehen. Für die Hunde ist es ein tolles Gefühl, wenn wir entsprechend und gezielt für ihre Fitness zusammen mit ihnen trainieren. Sie sind mit Spaß bei der Sache, das Wohlbefinden steigt, und die Bindung zwischen Mensch und Hund wird vertieft«, so Kerstin A.

Auch die Fütterung musste im vergangenen Jahr aus Rücksicht auf sein Alter umgestellt werden: »Pancho wurde immer gebarft, aber aufgrund von Unverträglichkeit, die sich in Form von Sodbrennen und Durchfall bemerkbar gemacht hatte, fing ich voriges Jahr an, für ihn zu kochen. Leider hat er aber auch das Gekochte nicht vertragen, und so sind wir an Trockenfutter angekommen, denn auch auf Nassfutter reagiert er mit Durchfall. Ab und zu und als ganz besonderes Leckerli – zum Beispiel beim Trailen – gibt es auch mal Hüttenkäse mit Thunfisch oder Quark mit Banane.«

Wie die meisten älteren Hunde verändert sich Pancho auch psychisch und »wird immer anhänglicher. Mein Mann sagt immer, dass er richtig frauchensüchtig ist«, lacht Kerstin A. »Ob das an seinem fortgeschrittenen Alter liegt, oder weil ich eben seine Bezugsperson bin, viel mit ihm unternehme, er mit mir zur Arbeit darf und ich so viel mit ihm kuschle, weiß ich natürlich auch nicht, ist aber schlussendlich auch egal. Was mir immer besonders wichtig war und ist, dass die Bedürfnisse des vierbeinigen Familienmitglieds und nicht der eigene Ehrgeiz im Vordergrund stehen. Ein Hund, der sich in seiner Umgebung oder bei dem, was er tun soll, nicht wohlfühlt und sich nur damit abgibt, weil er eben gefallen möchte, ist in dem Moment kein glücklicher Hund«, weiß Kerstin A. und meint »Wir haben unseren Tieren das Versprechen gegeben, dass es ihnen jeden Tag gut gehen soll. Dies versuche ich, jeden Tag umzusetzen.«

Steckbrief

Name: Pancho
Geschlecht: Rüde
Alter: 10 Jahre
Rasse: Ratonero-Mix (Ratonero, Terrier und vielleicht sogar noch ein bisschen Schäferhund)
Lieblingsfutter: Fast alles (außer Obst und Gemüse, da muss ich ihn austricksen), Eis im Sommer.
Lieblingsbeschäftigungen: Mantrailing, Hundefitness, Spielen.
Sonstige Vorlieben: Lange Spaziergänge bzw. Wanderungen, baden, wenn es warm ist.

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