Diese größte Fortbildungsveranstaltung für Kleintiermediziner in Österreich fand am 20. und 21. September 2003 an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Paris-Lodron-Universität in Salzburg statt. 601 Teilnehmer (Tierärzte und TierarzthelferInnen) aus Österreich, Bulgarien, Deutschland, Slowenien, Luxemburg, Ungarn, Südtirol, der Schweiz, Großbritannien sowie den USA nahmen daran teil. Insgesamt betrug der Anteil internationaler Tierärzte 16%. Der gute Besuch der Veranstaltung dokumentierte jedenfalls das große Fortbildungsinteresse der österreichischen Tierärzteschaft und garantiert uns Tierbesitzern die veterinärmedizinische Versorgung unserer Tiere auf hohem Niveau. Wie jedes Jahr war WUFF auch heuer wieder dabei, um zu erkunden, was es in der Veterinärmedizin Neues gibt.
Durchfallerkrankungen bei Hund und Katze
Neben vielen – teilweise auch sehr seltenen – Krankheitsbildern interessieren sich Tierbesitzer in erster Linie für das, was für sie einer der häufigsten Gründe ist, den Tierarzt aufzusuchen – und das ist der Durchfall von Hund oder Katze. Dr. Judith Leidinger vom In-vitro-Labor für veterinärmedizinische Diagnostik und Hygiene in Wien sagte es in ihrem Seminar gleich zu Anfang: „Ein Durchfall-Universalheilmittel gibt es nicht“. Warum nicht? „Weil Durchfall unterschiedliche Ursachen haben kann, die entsprechend unterschiedlich behandelt werden müssen.“ Ab wann spricht man überhaupt von Durchfall? Dr. Leidinger: „Die Kennzeichen des Durchfalls sind 1. ein erhöhter Wassergehalt des Kotes (d.h. der Kot wird weich bis flüssig), 2. eine vermehrte Kotmenge und 3. ein häufigerer Kotabsatz. Die Gefahr beim Durchfall liegt darin, dass dem Körper große Mengen an Flüssigkeit verloren gehen, was zu Austrocknung und je nach Schweregrad bis hin zum lebensbedrohlichen Schock führen kann.
Akuter Durchfall
Der akute Durchfall tritt, wie der Name schon sagt, plötzlich auf, häufig verursacht durch Fütterungsfehler, Stress, Infektionen oder Darmparasiten. Oftmals kommt es nach wenigen Tagen von selbst oder durch eine rein auf die Symptome bezogene Therapie relativ rasch zur Abheilung. Ist der akute Durchfall sehr stark ausgeprägt, ist eine tierärztliche Begutachtung unbedingt erforderlich, einerseits zur rechtzeitigen Vorbeugung eines möglicherweise drohenden Schocks und andererseits zur Abklärung der Ursache.
Chronischer Durchfall
Von chronischem Durchfall spricht man, wie Doz. Dr. Thomas Spillmann von der Universität Gießen ausführt, dann, wenn er länger als 3 Wochen besteht. In diesem Fall ist eine rein symptomenbezogene Therapie meist nicht mehr ausreichend, um eine Heilung zu erreichen. In diesem Fall bedarf es oft umfangreicher Untersuchungen zur Klärung der zugrunde liegenden Ursache, wie Parasiten, Bakterien oder Pilze, sowie entzündliche, hormonelle, tumoröse u.a. Erkrankungen. Eine besondere Herausforderung für den Tierarzt (wie den Tierbesitzer) stellt auch die Diagnostik von Futtermittel-Überempfindlichkeiten und -Allergien dar, die sich ebenfalls häufig in Durchfall manifestieren können. Erwähnenswert ist auch der Hinweis von Dozent Spillmann, dass sich chronische Erkrankungen des Magen-Darmtraktes beim Hund häufiger als Durchfall und bei der Katze eher als Erbrechen zeigen.
Die österreichischen Tierärzte erhielten auf der Tagung Informationen über die neuesten diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten bei Durchfall und vielen anderen Erkrankungen des Magen-Darmtraktes. Dazu gehört auch die Bauchspeicheldrüsenentzündung, von welcher der Deutsche Schäferhund und der Rough Coated Collie aufgrund der mittlerweile nachgewiesenen genetischen Prädisposition vermehrt betroffen sind.
Erb-Vital-Pass und Microchip
Das heurige Zentralthema am VÖK-Stand war diesmal ERVIP (dem „Erb-Vital-Pass“ als Gesundheitsmanagement für Rassehunde) und dem Microchip gewidmet. Da auf Regierungsebene geplant ist, die Kennzeichnung von Hunden mittels Mikrochips österreichweit gesetzlich zu verankern, wurde über diese Thematik am VÖK-Stand vermehrt informiert.
VÖK-Jahrestagung 2004
Das Datum der nächsten VÖK-Jahrestagung steht bereits fest: Sie wird am 18. und 19. September 2004 abgehalten, wieder in Salzburg. Das Hauptthema „Ophtalmologie bei Hund und Katze“ wird das gesamte Spektrum der Augenerkrankungen behandeln. Und WUFF wird Ihnen wieder darüber berichten.
Hinweis: In der nächsten WUFF-Ausgabe wird Ihnen Dr. Hans Mosser über die neuesten Methoden in Diagnostik und Therapie der Bauchspeicheldrüsennetzündung bei Hunden berichten, wie sie auf dieser VÖK-Tagung vorgestellt wurden.
444
Vorheriger Artikel