Newtons beschleunigte Bewegung – "Hundephysik" …

Von Dr. Lisa Klotz

Was haben Hunde und Physik gemeinsam? Gibt es ­„Mathematische Grundlagen der ­Naturphilosophie", ­denen das hundliche Verhalten unterliegt? Ja, es gibt ­einen Zusammen­hang zwischen Hunden und Physik. Hund ­Newton ist der beste Beweis dafür, wenn er am ­Sonntagmorgen sein Frauchen mit Dynamik, Gravitation und ­Bewegungen aus dem Bett holt. Hunde und Physik mit einem zwinkernden Auge betrachtet – von Lisa Klotz.

Newton, unser Hund, ist sehr geduldig. Besonders an Wochenenden wird seine Geduld aber leider etwas überstrapaziert. Denn was das morgendliche Gassigehen betrifft, differieren unsere Zeitpläne ein wenig.

Differenzen gibt es auch bezüglich verschiedener Lesarten von Sir Isaac Newtons „Mathematische Grundlagen der Naturphilosophie", dem wichtigsten Buch des Namensvetters unseres Caniden, das die Grundlagen der klassischen Physik enthält. Sozusagen die Bibel der Physiker. Vermutlich war auch der englische Physiker und Naturphilosoph ­Newton äußerst geduldig. Schließlich hat es ein paar Jahre gedauert, bis er 1713 eine überarbeitete Version seines Buches herausgab, die aufräumen sollte mit falschen Interpretationen. Denn schon 1687 war die erste Fassung seines Buches in lateinischer Sprache erschienen.

Sprache kann als eines von zahlreichen Mitteln der Kommunikation bisweilen an Verständigungsproblemen scheitern. Das gilt für die Übersetzung von lateinischer Sprache ins Englische und Deutsche wie für die „Principia" oder von menschlicher Logik in hundliche Logik, wie bei unserem Hund Newton.

Mit hundlicher Logik braucht uns Newton sonntags nicht zu kommen, denn an Wochenenden herrscht bei uns der Ausnahmezustand. Der Wecker ist ausgeschaltet! Das bedeutet für Newton, dass, nachdem unsere Vögel den Morgen im Nebenzimmer lauthals angekündigt haben, die Sonne mit immer länger werdenden Strahlen durch die Ritzen der großen Fensterläden leuchtet und sich draußen schon das Leben in voller Fahrt befindet, mein Mann und ich noch immer schlafen.

Die zarten Versuche unseres Hundes, den Kopf aufs Bett zu legen und mit der Nase die Decke etwas wegzudrücken, hatten bisher in den allerseltensten Fällen einen wirklichen Erfolg. Dies hat nach langem Hin und Her schließlich dazu geführt, dass sich unser Hund Newton an seinen Namensvetter, den Physiker Sir Isaac Newton erinnerte.

Newton hat 1687 die von ihm ent­wickelten Gesetze über die Bewegung von Körpern, über Pendelbewegungen, Anziehungskräfte und die Erdanziehung in seinem berühmten Buch, kurz die „Principia" genannt, zusammengefasst. Er hat dort u.a. Themen wie Dynamik, die Gravitation, Bewegungen von Flüssigkeiten und Planeten bearbeitet und in eine mathematische Form gebracht. Das Gesetz, an das unser Hund Newton dachte, als er es eines Sonntagmorgens zum ersten Mal in der Praxis anwendete, war Newtons Grundgesetz der Dynamik.

Newtons Grundgesetz der Dynamik lautet F = m · a, d.h. die Kraft F ist die Masse m eines Körpers mal der ­Beschleunigung a.

Bildlich darstellen ließe sich das Gesetz in etwa so, dass unser Hund auf einem Leiterwagen sitzt, an welchem über eine Umlenkrolle ein Gewicht angebracht ist, das den Leiterwagen in Richtung Abgrund zieht und durch die Kraft F ausgedrückt wird. Klein m wäre somit die Masse unseres Hundes und mit a wird die Beschleunigung bezeichnet. Die Wirkung der Kraft kann entweder eine Beschleunigung, eine Verringerung des Tempos oder eine Änderung der Richtung sein. Je größer die Masse, in unserem Fall Newtons Gewicht, umso kleiner ist die Beschleunigung bei gleichbleibender Kraft.

Die hundliche Lesart von F = m · a sieht folgendermaßen aus:
Newton greift mit seinem Mund so viel Kleidung wie er tragen kann und rennt ans Bett. Die Kraft, mit der er mich sofort aus dem Bett holt, ist seine Masse mal der Beschleunigung, die ich auf­nehmen muss, um ihn quer durchs Zimmer zu jagen, um meine Kleidung vor unserem süßen, zahmen Reißwolf zu retten. So gesehen ist die Physik, und insbesondere ihre praktische ­Anwendung im Alltag, auch wichtig für unsere tierischen Familienmitglieder.

Dies war nicht das erste Mal, dass unser Hund auf seinen wissenschaftlichen Vorfahren zurückgegriffen hat. Vor ­kurzem zeigte uns Newton, was ­Gravitation eigentlich bedeutet. Doch dazu später mehr.

Das könnte Sie auch interessieren: