Neue Typen braucht die Hundeszene – DVD „Psychodog“ von Jörg Tschentscher

Von Thomas Riepe

Als ich die DVD „Psychodog“ das erste Mal sah, ­musste ich spontan an einen Song aus den 1980er Jahren denken, der „Neue Männer braucht das Land…“ hieß. Übertragen auf diese DVD kann man, wenn man den Musiktitel zugrunde legt, davon sprechen, dass die Hundeszene in den deutschsprachigen Ländern neue Typen braucht. Solch ein Typ ist Jörg Tschentscher. Zwar ist er nicht „ganz neu“ in der Szene, seine Publikationen und Bücher erfreuen schon einige Jahre viele Hundefreunde, vor allem den WUFF-Lesern ist er durch seine Artikel ­bestens bekannt. Mit der Veröffentlichung seiner ersten DVD geht der Düsseldorfer Tierpsychologe aber erstmals einen ­anderen Weg als das geschriebene Wort, um Hundehalter medial zu erreichen. Und das gelingt ihm hervorragend.

Fälle aus der Praxis
Inhaltlich wird sich mit drei „Fällen“ aus der Praxis von Jörg Tschentscher befasst. Eine sensible Mischlings­hündin, die Ihre Besitzerin aus dem Tierschutz übernommen hat, aber ­keinen rechten inneren Zugang zum Tier findet. Jörg Tschentscher gelingt es hier, mit Mitteln, die aus der Humanpsychologie bekannt sind, eine Brücke von der Besitzerin zum Hund zu schlagen. Er lässt die Hunde­besitzerin zum Beispiel ein Auge ihres „alteingesessenen Hundes“ malen, sowie ein Auge der „neuen“ Mischlingshündin. Schnell wird dadurch klar, dass sich Mensch und spanischer Hund noch nicht so vertraut sind und sich die Besitzerin das Vertrauen erarbeiten muss. Das ist besonders wichtig, vor allem bei einem Hund aus Spanien, der sehr viele schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hat.

Gegenseitiges Verstehen …
Anschaulich wird auch erklärt und dargestellt, wie diese schlechten Erfahrungen und Verknüpfungen im Gehirn durch neue, positive Erfahrungen überlagert werden können.
Oder ein weiterer Fall, wo ein Hund an der Leine zieht. Hier wird die Hunde­halterin durch gezielte Übungen dazu gebracht, zu verstehen, wie sie ihrem Hund den Weg zielgerichtet und selbst­bewusst vorgeben kann. Komplett ohne aggressive Mittel, wie ­Leinenruck oder Ähnliches. Schlicht durch gegenseitiges Verstehen der Kommunikationsmittel von Mensch und Hund, so wie ein verändertes ­Verhalten der Hundeführerin.

Interessant ist auch der dritte Fall, der auf der DVD behandelt wird. Hier geht es eigentlich nicht um ein klassisches Hundeproblem, sondern um die ­Ängste der Besitzerin, die Ihren Hund zur Tierärztin begleitet. Hier ist wieder eher der Humanpsychologe gefragt, als der Tierpsychologe …

Der Weg ist das Ziel, oder?
Was die DVD von anderen dieser Art so unterscheidet, ist die Tatsache, dass hier keine Fälle nach dem Schema „vorher / nachher“ gezeigt werden, und unbedingt die positive Lösung des Problems durch Hundetraining im Vordergrund steht. Hier wird gezeigt und an vielen Stellen auch ausführlich erläutert, wie die Psyche des Menschen, aber auch die des Hundes funktioniert. Es wird nicht krampfhaft nach ­Lösungen für ein Problem gesucht, sondern gegenseitiges Verständnis und Verstehen innerhalb der Psychologie von Mensch und Hund ist das Ziel – und das wird auch erreicht. Eine wohltuende Heran­gehensweise an die Beziehung ­zwischen Mensch und Hund, wie ich es in der Form noch nicht auf DVD gefunden habe, mir aber wünschen würde, dass man mehr davon finden könnte. Aber, wie eingangs erwähnt, solche Typen wie Jörg Tschentscher mit ihren Ansätzen sind viel zu selten in der Hundeszene zu finden …

Neben fachlichen Informationen für den Hundehalter darf man aber weitere Aspekte dieser DVD nicht außer Acht lassen. Sie ist z.B. mit einem extra komponierten Musikstück als Soundtrack unterlegt, welches wundervoll die Stimmung widerspiegelt, die vom Film ausgeht. Alles in Allem kann ich die DVD jedem Hundehalter nur empfehlen. Sie werden danach sich, Ihren Hund und Ihr Verhältnis zueinander mit anderen Augen sehen …

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