Neue Studie zur Rückkehr des Wolfs: „Echte Problemwölfe entnehmen“

Von Monica Sterle

Wildtierbiologe Klaus Hackländer spricht sich für Wolfsmanagement aus – Salzburgs Landesrat Josef Schwaiger: Europäischer Schutzstatus des Wolfs soll herabgestuft werden

Salzburg/Bez. St. Johann im Pongau/Wien (APA) – In einer neuen Studie zur Rückkehr des Wolfs im Alpenraum spricht sich Wildtierbiologe Klaus Hackländer von der Universität für Bodenkultur Wien für ein Wolfs-Management und für eine Entnahme von „echten Problemwölfen“ aus. Salzburgs Agrar-Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) sieht sich durch diese Expertise in seiner Forderung nach einer Änderung des europäischen Schutzstatus des Wolfs bestätigt.

20 bis 25 Schafe und zwei Jungrinder fielen heuer im Salzburger Pongau nachweislich einem Wolf zum Opfer. Mehr als 20 Weidetiere gelten als vermisst. Deshalb haben Almbauern bei der zuständigen Bezirkshauptmannschaft einen Antrag auf „Entnahme“ – gemeint ist der Abschuss – des Wolfs gestellt. Die Entscheidung darüber steht noch aus. Es wäre der erste genehmigte Abschuss eines Wolfs in Österreich, nach dem sich die streng geschützten Tiere hierzulande wieder angesiedelt haben.

Auf Initiative von Landesrat Schwaiger, der eine Herabstufung des europaweiten Schutzstatus in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) befürwortet, hat Universitätsprofessor Hackländer vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft ein Gutachten über die Auswirkungen der Rückkehr des Wolfs erstellt. „Grundsätzlich ist es aus Sicht des Artenschutzes wichtig, echte Problemwölfe zu entnehmen“, stellte der Experte fest. „Es ist zum Wohl jener Artgenossen, die sich so verhalten, wie wir es gerne hätten: Diese fressen hauptsächlich Wild und meiden die Nähe des Menschen.“

Der Wolf sei längst da. „Die Frage ist vielmehr, wie wir mit ihm umgehen. Lassen wir ihm alle Freiheiten oder managen wir ihn – so wie wir übrigens seit jeher jedes andere Wildtier, etwa Rotwild, auch managen.“ An einem Wolfs-Management führe kein Weg vorbei, lautete das Resümee des Professors. „Unsere Kulturlandschaft ist keine Wildnis. Es gibt Gebiete, wo es durchaus Platz gibt für Wolfsrudel, und Gebiete, wo wir nur Durchwanderer dulden können.“ Man müsse sich Obergrenzen überlegen, schlug Hackländer vor. „Alles was darüber hinausgeht, wird entnommen.“ Eine Voraussetzung für eine Entnahme sei jedenfalls das Erreichen des günstigen Erhaltungszustands einer Wolfspopulation. Biologisch gesehen stellten alle Teilpopulationen der Wölfe in Europa eine Gesamtpopulation dar. „Anzustreben wäre deshalb in der FFH-Richtlinie eine Klarstellung, dass der günstige Erhaltungszustand nicht in Bezug auf die nationale, sondern die europäische Ebene zu betrachten ist.“

In den Alpen sei das Errichten von Zäunen aufgrund der Bodenbeschaffenheit und der Topografie technisch oft nicht möglich und das Hüten der Weidetiere mit Hunden in den Bergen zu mühsam, so der Wildtierbiologe. Die Almwirtschaft sei schon jetzt mehr oder weniger Liebhaberei. Die Förderungen seien gerade einmal kostendeckend. Die ökologische Lebensraumtragfähigkeit in Österreich betrage je nach Modellierung und Gewichtung der darin berücksichtigten Variablen von mehreren Hundert bis deutlich über 1.000 Wölfe. Österreich biete großflächig attraktive Lebensräume und es sei anzunehmen, dass sich in naher Zukunft weitere Rudel auch in Westösterreich etablieren könnten.

Für das neue Gutachten wurden nach Angaben der Salzburger Landeskorrespondenz 1.000 Personen zu ihrem Freizeitverhalten und 30 Almbauern befragt. Alle Befragten sehen eine permanente Anwesenheit des Wolfes kritisch, hieß es. Eine hohe Zustimmung gebe es dafür, dass der Wolfs-Bestand regelmäßig von Fachleuten geprüft und bei Problemen jeweils der Ort und die Anzahl der Wölfe für den Abschuss festgelegt wird. Herdenschutzmaßnahmen wurden von einer Mehrheit als unrealistisch abgelehnt. Die Almwirtschaft wegen der Rückkehr des Wolfes aufzugeben, spiele für die Landwirte derzeit eine geringe Rolle. Das könne sich aber in Zukunft ändern, wenn ein bedeutender wirtschaftlicher Schaden daraus entstünde.

„Wenn die Schäden durch die Wolfsangriffe überhandnehmen, ist eine Zonierung notwendig, damit einzelne Problemtiere entnommen werden können“, forderte der Salzburger Silvester Gfrerer, Obmann des Alm- und Bergbauernvereins. Da aus technischen Gründen in vielen Almregionen kein sinnvoller Schutz möglich sei, sei die Bewirtschaftung in Gebieten mit regelmäßiger Wolfspräsenz künftig in Gefahr. Dazu Landesrat Schwaiger: „Die traditionelle alpenländische Landwirtschaft muss auch künftig ohne aufwendige Begleitmaßnahmen möglich sein.“ Dafür seien die Gesetze der EU derzeit ungeeignet. „Wir müssen uns um eine Änderung des Schutzstatus des Wolfs bemühen. Wenn sich diese in großer Zahl bei uns ansiedeln, wird sich das Gesicht unseres ganzen Landes ändern.“

 

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