Lang geplante Diensthunde-Übung in Raum Stiwoll verlegt – Versuchen Witterung von Verwesung oder Blut aufzunehmen
Stiwoll/Voitsberg (APA) – Nach drei Wochen erfolgloser Suche nach Friedrich F., der mutmaßlich Ende Oktober auf seine Nachbarn geschossen und dabei zwei Menschen getötet hat, haben am Montag Diensthundeführer aus ganz Österreich eine Übung in den Großraum Stiwoll verlegt. Damit will man die lang geplanten Testläufe effizient mit der realen Suche verknüpfen. Sieben Leichen- und Blutspursuchhunde sind bis Mittwoch im Dienst.
Wolfgang Hellinger, leitender Diensthundeführer in der Steiermark, beschrieb die Aufgaben der für die Übung zusammengezogenen Beamten aus Kärnten, Tirol, Salzburg, Wien und der Steiermark: Die Hunde streifen mit ihren Führern durch das Gelände, was einem gewöhnlichen Auslauf ähnelt. Wittert der Vierbeiner jedoch Verwesungsgeruch, beginne die „intensive Suche“. Der Experte nennt es im Fachjargon: „Der Hund hängt sich am Geruch ein.“
Diese Feinsuche können die Hunde etwa 20 Minuten aufrechterhalten, danach ist eine Pause nötig. Insgesamt sollen die Diensthundeführer mehrere Stunden pro Tag durch die Wälder um Stiwoll gehen und nach dem mutmaßlichen Schützen suchen. Sie werden dabei von weiteren Polizisten sowie von ihrer kompletten Ausrüstung geschützt, denn der Täter gilt immer noch als bewaffnet und gefährlich.
Die österreichische Exekutive verfügt über 13 dieser speziell ausgebildeten Leichen- und Blutspursuchhunde. Sie haben – abgesehen vom Grundmodul Schutz und Fährte, das alle Polizeihunde in etwa zwölf Wochen absolvieren – auch die achtwöchige Zusatzausbildung, um Verwesungsgeruch und Blut von Menschen zu wittern. Andere Zusatzmodule spezialisieren die Hunde etwa auf Einsätze bei Lawinen, Suchtgift oder Brandmittel.
Von den 13 Leichen-Suchhunden sollen nun sieben im Großraum Stiwoll bei der Suche nach dem 66-Jährigen unterstützen. Das Gelände wurde dafür in Sektoren eingeteilt und die Routen werden mit GPS aufgezeichnet, schilderte Hellinger den Ablauf. Besonders hellhörig werden die Beamten wohl werden, wenn die Hunde bellen, denn das bedeutet, dass sie eine Leiche gefunden haben. Sie bleiben dann so lange am Ort der Entdeckung, bis der Diensthundeführer oder die Diensthundeführerin eintreffen. Anders läuft das Prozedere naturgemäß dann ab, wenn sie eine noch lebende Person finden, denn auch das haben die Leichen-Suchhunde in ihrem Grundkurs gelernt.
Schon wenige Tage nach den tödlichen Schüssen waren Leichen-Suchhunde nahe Stiwoll im Einsatz gewesen: Damals wurde das Gebiet rund um das gefundene Fluchtfahrzeug abgesucht – jedoch ohne Erfolg. Seit damals waren bei der sogenannten Kettensuche in den Wäldern vor allem Schutz- und Fährtenhunde im Einsatz gewesen.
Laut Hellinger absolvieren derzeit etwa 400 Hunde ihren Dienst bei der Polizei. Den Rang als bevorzugte Rasse wurde dem Deutschen Schäferhund mittlerweile vom Belgischen Schäfer und da speziell von der kurzhaarigen Varietät Malinois abgelaufen. Doch auch holländische Herderhunde sind mittlerweile bei der Exekutive als Gefährten sehr beliebt. Schäferhunde bestechen im Vergleich zum Menschen, der gerade einmal etwa fünf Millionen Riechzellen hat, mit rund 220 Millionen. „Einen Hund trickst man nicht so leicht aus“, versicherte Hellinger. Schwierig werde es aber bei Flussüberquerungen oder bei heftigem Wind und Regen. Beste Bedingungen für die Fährtensuche liegen bei etwas feuchtem Wetter und wenig Wind vor.
Die Kärntner Diensthundeführerin Christine Ebner zeigte am Montag exemplarisch die Suche mit ihrer Hündin „Abby“, einer fünf Jahre alten „Mali“, die eigentlich „Bora vom Wagramland“ heißt, vor. Die Beamtin erklärte, dass die Hunde mit etwa neun Jahren einen Welpen zur Seite bekommen, der von der erfahrenen Vierbeinerin lernen soll. Erst wenn der junge Hund nach zwei bis drei Jahren die Ausbildung abgeschlossen hat, darf das Vorbild in die „Hundepension“.