Zunächst war die Überlegung, ob man mit einem sog. Listenhund nach Frankreich – wozu Korsika zählt – überhaupt fahren soll. Denn in Frankreich gelten für einige diskriminierte Rassen spezielle Gesetze, wie ja auch in einigen Bundesländern Österreichs oder in Deutschland. Schließlich entscheide ich mich trotzdem für Korsika – mit Hund und Caravan.
Zuallererst gilt es, die rund tausend Kilometer nach Livorno herunterzuspulen, von wo aus die Fähre nach Korsika abfährt. Ich benutze immer ausschließlich die Sardinia Ferries, weil man dort am hundefreundlichsten ist. Obwohl Maulkorbpflicht gilt, sagt keiner etwas, wenn man die paar Meter vom Auto zur Kabine ohne Mauli geht. Den Hundehaltern sind zwar eigene – nicht besonders gepflegte – Kabinen vorbehalten, aber immerhin dürfen Hunde in die Kabine, was bei anderen Fähren (z.B. Moby) nicht gestattet ist.
Nach ein paar Stunden ist Bastia in Sicht und mich überkommt das typische „Insel-Feeling“. Auf einer Insel hat man einfach ein anderes Urlaubsgefühl als auf dem Festland. Die Inselwelt Korsikas mit außergewöhnlicher Flora und Fauna eröffnet sich uns und mit Macchia-Duft in der Nase fahren wir mit dem kleinen Wohnwagen hinten dran in Richtung Westküste. Die Serpentinen hinauf, und schon nach kurzer Zeit ist die recht schmale Insel einmal durchquert. Wir landen im Küstenörtchen Ille Rousse und stellen uns auf einen Campingplatz. Natürlich lassen wir am Weg dorthin nicht die Desert des Agriates aus, ein wüstenähnliches Naturschutzgebiet. Fast nur mit einem Allradfahrzeug erreichbar, und mit einem solchen sind wir unterwegs. Der Caravan kann dorthin allerdings nicht mit.
Nach ein paar Tagen geht’s die Westküste weiter runter Richtung Calvi. Zwischen Calvi und Galéria kundschaften wir einen sehr abgelegenen Campingplatz namens Morsetta aus. Dort wollen wir ein paar Tage bleiben. Direkt am Meer, unter großen Pinien lassen wir uns nieder, mein Hund Bruno legt sich gemütlich vor den Caravan. Es dauert aber nicht lange, da werden wir von den Hunden französischer Dauercamper, die sich dort als „Herren des Campingplatzes“ verstehen, belästigt. Nicht zu glauben, dass man selbst an diesem abgelegenen Ort ein französisches „der tut nichts“ zu hören bekommt. Naja, jedenfalls Ärger ist vorprogrammiert. Man weiß ja – Listenhund böse, Malamute-Mix lieb … Mit einem Golden Retriever hätte ich mich vielleicht auf eine Diskussion eingelassen, aber mit „so einem“ Hund lieber den Rückzug antreten. Irgendwie ein bisschen eine Zweiklassengesellschaft unter Hundehaltern, wie halt zuhause auch. Bei der kleinsten Kleinigkeit wird vom „Bravhundebesitzer“ Richtung Hundemaul gestikuliert und auf den Maulkorbzwang für „diese“ Hunde hingewiesen. Dieser Umstand ist aber auch schon der einzige Wermutstropfen beim Thema Hund und Korsika.
Bei Ajaccio lohnt es sich auf jeden Fall, einen Abstecher zur Schildkrötenfarm A Cupulatta zu machen. So viele verschiedene – und sehr gut gehaltene – Schildkröten an einem Ort habe ich noch nie gesehen.
Nach einem Kurzaufenthalt im beschaulichen Propriano lassen wir die Westküste bald hinter uns und fahren zur Ostküste, der ein Ruf von karibischen Stränden vorauseilt. An Porto Vecchio vorbei geht’s zielstrebig nach Solenzara, wo es ein paar schöne Campingplätze gibt. Der Ort ist nach dem dort ins Meer mündenden Fluss benannt. Es ist ein schöner Platz, an dem man auch gut und gern eine Woche verbringen kann. Wir steuern den sehr einfachen Campingplatz Les Eukalyptus an, der in kaum einem Führer zu finden ist. Man steht, wenn man dies möchte, direkt am Sandstrand. Auf keinen Fall versäumen darf man, in den Gumpen der Solenzara zu baden. Das sind kleine aufgestaute Mini-Seen im Fluss. Hier empfiehlt es sich, an einem warmen Tag bis spätestens 10 Uhr sein Plätzchen aufzusuchen, weil sonst sowohl Parkplätze am Straßenrand als auch die netten kleinen „Privatstrände“ am Fluss belegt sind.
Für Naturliebhaber und Puristen bietet sich an der Solenzara stromaufwärts der Campingplatz U Rosumarinu an. Dort gibt es zwar keinen Strom, aber er ist dafür direkt am Fluss mit herrlichen Badegumpen gelegen. In dieser Gegend ist es überhaupt auch landeinwärts sehr idyllisch. Saftige und urige Wälder mit freundlichen Wildschweinbegegnungen, einsamen Dörfern und klaren Bächen. Ein solch kleines Idyll ist der winzige Ort Chisa, den man am Fluss Travo entlang erreicht. Im etwas unbekannteren Travo gibt es übrigens auch herrliche Bademöglichkeiten.
Nachdem die Ostküste maximal ausgekostet wurde, geht’s langsam wieder zurück in Richtung Bastia. Noch eine Übernachtung bei Bastia, dann wieder auf die Fähre und ab Richtung Festland. Ich würde Korsika jederzeit wieder bereisen, auch mit Hund. Bis auf ein paar rassebedingte Einschränkungen gab es keine Probleme. Auch am Strand hat sich nie jemand beschwert, allerdings reisen wir auch immer in der Nebensaison. Ich kann Korsika Jedem empfehlen, der sich abseits von High-Life in wunderschöner Natur erholen und die feine französische Küche in gediegenem Ambiente genießen will.