Minimalinvasive Chirurgie bei der Hündin – Die endoskopische Kastration

Von Dr. Sibylle Lutz

Über das Für und Wider der Kastration von Rüden oder ­Hündinnen wird in WUFF immer wieder diskutiert.
Im Falle von medizinischen Gründen, welche die Kastration einer Hündin erforderlich machen, bietet die endoskopische ­Entfernung der Eierstöcke deutliche Vorteile gegenüber einer herkömmlichen Operation.

Endoskopische Operationsverfahren wie zum ­Beispiel die minimalinvasive Entfernung der Gallenblase, ­Operationen an den Eierstöcken oder gelenk­schirurgische Eingriffe gehören in der Humanmedizin ­heute längst zum Klinikalltag. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Wesentlich kleinere Hautschnitte, welche zu deutlich geringeren Schmerzen nach der Operation und damit zu viel schnelleren Erholungszeiten der Patienten bei gleicher chirurgischer Qualität führen, bewegen zunehmend Ärzte und Betroffene, sich für eine endoskopische Operation zu entscheiden.

In der tierärztlichen Praxis werden endoskopische ­Techniken bislang hauptsächlich zu diagnostischen Zwecken der unteren und oberen Atemwege sowie des Magen-Darm-Traktes eingesetzt. Minimalinvasive Operationen am Tier werden dagegen nur selten angeboten. Die Gründe hierfür sind ­vielfältig: Extrem hohe Anschaffungskosten für eine ­spezielle technische Ausrüstung, deutlich erhöhter Material- und Personalaufwand sowie eine erhebliche zeitliche Investition für den Tierarzt und sein Team, die spezialisierte Technik zu erlernen, zählen zu den wichtigsten Gründen.

Geringeres Operationsrisiko
Bis vor einigen Jahren galt bei der Kastration der Hündin die Entfernung der Eierstöcke und der Gebärmutter als ­Standardverfahren. Inzwischen jedoch haben wissenschaftliche Untersuchungen belegt, dass die alleinige Entfernung der Eierstöcke (bei gesunder Gebärmutter) langfristig zu den gleichen Ergebnissen führt, da sich die im Tier verbleibende Gebärmutter zurückbildet. Zudem werden das Operationsrisiko sowie die Länge des Bauchschnittes erheblich reduziert, sodass heute bei gesunder Gebärmutter standardmäßig diesem Verfahren der Vorzug gegeben wird.

Durch modernste Technik sowie eine zunehmende Spezialisierung der Tierärzte auf dem Gebiet der Kleintiermedizin ist es heute möglich, auch in der Tiermedizin Hündinnen durch minimalinvasive Verfahren zu kastrieren. In der Kleintierklinik Dr. Sibylle Lutz in München-Riem besteht bereits seit über 10 Jahren die Möglichkeit bei Hündinnen die Eierstöcke endoskopisch zu entfernen.

Operationsablauf
Durch drei kleine ca. 5 bis 10 mm große Zugänge in der Bauchdecke werden Kamera und Arbeitsinstrumente in die Bauchhöhle eingeführt. Über einen Bildschirm, der das Operationsfeld detailgenau vergrößert, können die inneren Organe genau inspiziert werden. Nacheinander werden beide Eierstöcke aufgesucht, von der Blutversorgung und dem umliegenden Gewebe abgetrennt und über einen der kleinen Arbeitskanäle in der Bauchdecke entfernt. Nachdem alle Schnittstellen auf Blutungen kontrolliert sind, werden die Arbeitsinstrumente entfernt und die drei kleinen Wundbereiche der Bauchdecke mit selbstauflösenden Fäden verschlossen, sodass (anstatt wie bisher üblich) keine Fäden nach 10 bis 14 Tagen gezogen werden müssen. Aufgrund der geringen Größe der Hautschnitte ist normalerweise auch kein Wundschutz notwendig.

Wie zu Beginn bereits erwähnt, ist aus der Humanmedizin bekannt, dass kleinere Schnitte bei der Operation zu einem wesentlich verminderten Wundschmerz führen. Daher benötigen endoskopisch kastrierte Hündinnen deutlich weniger Schmerzmittel nach der Operation, was wiederum ein schmerzbedingtes Belecken der Wunden und die damit verbundene Infektionsgefahr erheblich vermindert. Eine besondere Schonung der Patienten nach der Operation sowie ein ca. 10-tägiges Führen an der Leine zum Schutz der Bauchnaht, wie bei einem herkömmlichen Eingriff, ist daher nicht notwendig. Ungefähr 3 Stunden nach der ­Operation können die Hunde von ihren Besitzern wieder abgeholt und bereits am übernächsten Tag wieder ganz normal eingesetzt werden.

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