Schauspieler, Rezitator, Sänger und Entertainer – so beginnt die Biographie des gebürtigen Bayern und Wahlösterreichers Michael Heltau. Hinzu gekommen ist auch noch der Beruf des Regisseurs. In all diesen Funktionen einmalig und unverwechselbar zu sein ist das Ergebnis einer heute fast einzigartigen Laufbahn, die am Wiener Reinhardt-Seminar begann und später wieder in Wien ihren Schwerpunkt fand. Eine weitere wichtige Rolle im Leben des Grand Seigneurs spielten natürlich auch immer wieder seine Hunde.
Michael Heltau wird von seinem Publikum verehrt, geschätzt und geliebt. Der vielseitige Künstler, dessen Auftritte in Frack und Zylinder zum Markenzeichen geworden sind, spielte im Laufe seiner Karriere an nahezu allen großen deutschsprachigen Bühnen. Bei den Salzburger Festspielen war er regelmäßig engagiert, seit er 1965 unter der Regie von Giorgio Strehler erstmals dort auftrat. Seit fast vierzig Jahren gehört Michael Heltau dem Ensemble am Wiener Burgtheater an, dessen Doyen er seit 1993 ist.
Neben seiner Schauspielkarriere gelang Heltau ein geradezu kometenhafter Aufstieg in der Showbranche als kongenialer deutscher Interpret der Lieder und Chansons des Belgiers Jacques Brel, dessen anspruchsvolle Texte er wie kein anderer theaterwirksam zu singen und zu spielen versteht.
Die Verehrung, die dem Grand Seigneur bis heute entgegengebracht wird, das Phänomen Michael Heltau, kann man vielleicht damit erklären, dass es ihm auf der Bühne in ganz besonderer Weise gelingt, Träume zum Leben zu erwecken.
Ein Leben für die Bühne
„Ich würde mich eher als Bühnenmenschen denn als Schauspieler bezeichnen“, sagt Michael Heltau im WUFF-Interview über sich selbst. „Das erste, was ich vom Theater sah und was meine Phantasie entzündete, war ein bunter Abend mit Zauberern, Coupletsängern, Musicalclowns, dressierten Tauben und natürlich mit Hunden. Der Rahmen dieser Vorstellung hätte allerdings armseliger und zugleich phantastischer nicht sein können: Im Krieg – ein Gasthaussaal, wo die Welt mit Brettern vernagelt war. Das Publikum war das abenteuerlichste Resultat einer abenteuerlichen Situation: Soldaten, englische und russische Gefangene und Einheimische, zehn Honoratioren und die Bauern aus der Umgebung.“
„Ich war sieben Jahre alt und hatte von meinen Eltern erreicht, mitgenommen zu werden. Das muss meine erste große Liebe gewesen sein. Ich habe mein Gefühl für diese kleine Form des Theaters nie vergessen und bin glücklich, sie bis heute für mich in der großen Welt des Theaters immer wieder zu entdecken. So erfülle ich mir einen Kindheitstraum,“ schildert Michael Heltau den Beginn seiner Liebe zur Bühne.
Wenn Kindheitsträume wahr werden
Michael Heltau wurde am 5. Juli 1933 als Heribert Michael Huber in Ingolstadt geboren. Er verbrachte in der Obhut von Großeltern und Urgroßeltern eine glückliche Kindheit und übersiedelte 1939 nach Seewalchen am Attersee, wo der Vater Arbeit beim Autobahnbau gefunden hatte. Er besuchte das Gymnasium in Gmunden in Oberösterreich, wurde 1945 mit der Familie aus Österreich ausgewiesen und machte sein Abitur in Ingolstadt. Der Schauspielerin Käthe Dorsch war sein mimisches Talent bereits bei einer Kindertheater- Aufführung aufgefallen. Und so stolperte der Bub, früh und nachhaltig gefördert, rasch in den Schauspielerberuf, für den er wie geschaffen schien.
„Ich erinnere mich auch noch ganz genau an den entzückenden Hund, den Käthe Dorsch damals hatte: es war ein wunderschöner Airedale Terrier. Ich habe als Kind viel Zeit mit ihm verbracht und er hat mich so sehr fasziniert, dass ich mir Jahrzehnte später einen eigenen dieser edlen Rasse anschaffte. Es war zu der Zeit, als ich bei den Salzburger Festspielen unter Strehler in der rasch legendär gewordenen Inszenierung „Die Entführung aus dem Serail“ spielte. Daher nannte ich meine hübsche, junge Airdale Terrier-Dame einfach „Stanzi“, frei nach der weiblichen Hauptrolle Konstanze. Sie war gewissermaßen die Erfüllung meines zweiten Kindheitstraumes,“ lacht Michael Heltau und erinnert sich weiter: „Meinem ersten Hund begegnete ich allerdings, als ich mir in München einen Motorroller kaufen wollte. Es war ein absoluter Glücksfall: Ich kam zum Händler, und da saß vor der Garage ein halbwüchsiges, winselndes Hündchen mit riesengroßen Augen. Es hatte einen Blick, dem ich einfach nicht widerstehen konnte. Ich streichelte ihn, erkundigte mich nach seinem Schicksal und erfuhr, dass er offenbar traurigerweise ausgesetzt worden war. Daher zögerte ich nicht lange und nahm statt des geplanten Motorrollers einfach das arme Geschöpf mit nach Hause. Nachdem ich aber nicht wusste, wie sich unser künftig gemeinsames Leben entwickeln würde, nannte ich ihn kurzentschlossen „Wiglwogl“. Aus dem armseligen Hündchen wurde ein prachtvoller Riesenschnauzer, der mir lange Jahre unendlich viel Freude bereitete und der mich auch zu Beginn meiner Laufbahn auf Schritt und Tritt begleitete.“
Vielseitiger Künstler und Grand Seigneur
Nach Absolvierung des Reinhardt-Seminars in Wien debütiert Heltau in Würzburg, von dort wird er an das Münchner Residenztheater engagiert. Es folgen das Theater in der Josefstadt in Wien, das Schillertheater und das Theater am Kurfürstendamm in Berlin, das Hamburger Schauspielhaus und das Thaliatheater. Von 1959 bis 1961 gastiert er bei den Ruhrfestspielen und seit 1964 regelmäßig bei den Salzburger Festspielen.
Doch Heltau wollte und will sich nicht festlegen: Schon Mitte der 1950er Jahre beginnt er auch für den Film zu arbeiten. In den 1970er Jahren kommen Erfolge mit Schallplatten dazu und das deutsche TV-Publikum lernt ihn als Moderator der ZDF-Serie «Liederzirkus» kennen. Seit dieser Zeit begeistert der „Chansonnier-Schauspieler“ eine beachtliche internationale Fangemeinde mit seinen einzigartigen Soloprogrammen.
Alle guten Dinge kommen auf einen zu
Michael Heltau fährt sozusagen auf jedem Bein eine Karriere und wird doch nicht aus der Spur des Erfolgs getragen. Kein Neid verfolgt ihn. Er wird bewundert und verehrt und gilt mittlerweile als der „österreichischste“ Schauspieler des ganzen Burgtheater-Ensembles. Aktuell begeistert der Ausnahmekünstler mit seinem neuen Solo-Chanson-Programm „Ich brauch kan Pflanz“ sein Publikum, das ihm im gesamten deutschsprachigen Raum mit Standing Ovations dankt.
Ihre eigene Art, tiefste Dankbarkeit auszudrücken, hatte allerdings Mischlingshündin Senta. Sie machte dem erfolgreichen Entertainer vor Begeisterung einfach bei ihrer ersten Begegnung einen gezielten Haufen vor die Füße. „Ja, das war sehr komisch,“ erinnert sich Heltau lachend, „ich muss aber vorausschicken, dass bei mir vor zwei Jahren eingebrochen wurde. Um das künftig zu vermeiden, riet mir damals der freundliche Polizist, ich sollte mir doch einfach zur Abschreckung ungebetener Gäste einen Wachhund zulegen. Da ich ja ein absoluter Hundenarr bin, musste ich mir diesen Rat auch nicht lange überlegen. Daher machte ich mich bald auf den Weg ins nächste Tierheim. Bereits beim Empfang begegnete ich zufälligerweise einem Tierpfleger mit einer Handvoll Hund im Arm. Zugegebenermaßen sah dieser herzige Welpe auf den ersten Blick nicht aus wie der Wachhund, nach dem ich suchte; dennoch bat ich, dieses Hündchen einmal streicheln zu dürfen. Der Pfleger setzte das kleine Wollknäuel daraufhin auf den Boden, und sofort wackelte es schnurstracks auf mich zu. Was dann passierte, ist ja bereits bekannt: aber ich sah das kleine Malheur als eindeutiges Zeichen“.
Heute ist Senta zwei Jahre alt und hat sich zu einem wunderschönen großen und kraftvollen Hund entwickelt. Michael Heltau: „Kein Wunder, ist sie doch eine gelungene Mischung aus Belgischem Schäferhund und Leonberger. Und weil sie – bis auf die ersten bereits bekannten ‘Startschwierigkeiten“ – von Anfang an sehr, sehr folgsam war, gab ich ihr auch den Namen Senta – abgeleitet von dem italienischen Wort „sentire“ , was übersetzt „hören“ bedeutet. Senta ist eine sehr treue und gutmütige Seele, hat einen absolut liebenswerten Charakter, hütet natürlich mittlerweile gewissenhaft Haus und Garten und ist das Beste, was mir in Sachen Hund je passieren konnte,“ schwärmt der stolze Hundebesitzer und streichelt seinen vierbeinigen Liebling. „ Und mit ihr hat sich auch meine langjährige Erkenntnis wieder einmal mehr bestätigt: Denn alle guten Dinge im Leben kommen einfach auf einen zu!“