Merle-Hunde liegen im Trend. Ihre reizvolle Fellzeichnung, blaue oder unterschiedliche Augenfarben begeistern immer mehr Hundehalter. Mit dem Gen, das den Tieren ihr außergewöhnliches Aussehen schenkt, sollte äußerst vorsichtig umgegangen werden – es birgt gesundheitliche Risiken.
Australian Shepherd, Border Collie, Dackel, Havaneser, Französische Bulldogge und Shetland Sheepdog – immer mehr Hunde sieht man im sogenannten Merle-Muster. Diese spezielle Fellzeichnung lässt Fellbereiche, die das schwarz-braune Pigment Eumelanin enthalten, marmoriert aussehen: Bei schwarzen Hunden zeichnet sich das typische Muster durch unregelmäßig verdünnte, zerrissen wirkende graue Flecken aus. Bei braunen Hunden sieht man hellbraune bis beige Flecken. Oftmals haben die Vierbeiner blaue oder blaumarmorierte Augen, was sie noch »trendiger« macht.
Nicht nur in seiner Erscheinung ist das Merle-Muster aufsehenerregend. Es ist auch das umstrittenste Fellfarben-Gen beim Hund, da es in bestimmten Fällen gesundheitlichen Schäden hervorrufen kann. Bereits in den 1950er-Jahren wurde ein Zusammenhang zwischen dem Merle-Gen und gesundheitlichen Schäden vermutet. Seit 2006 weiß man, dass die Merle-Zeichnung durch einen Defekt im SILV-Gen zustande kommt und wie vielschichtig ihre Genetik ist: Je nach genetischer Konstitution (Genotyp) kommt es nicht nur zu unterschiedlichem Aussehen (Phänotyp). Die Varianten, sogenannte Allele, sind in unterschiedlichen Insertionslängen für die Ausprägung verantwortlich. Je länger die Insertion, desto höher das Risiko, dass es zu gesundheitlichen Schäden kommt. Deshalb ist für den Umgang mit dem Gen detailliertes Wissen notwendig.
Über solches verfügt die Veterinärmedizinerin Dr. Anna Laukner. Sie gilt als Expertin für Merle-Genetik. Seit über 25 Jahren beschäftigt sich Laukner intensiv mit der Farbgenetik beim Hund, seit fast einem Jahrzehnt ist sie auch als Beraterin zu diesem Thema tätig. »Seit 2018 wird das Merle-Gen in sechs bekannte, unterschiedliche Varianten differenziert. Diese Varianten umfassen jeweils bestimmte Bereiche an Basenpaarlängen. Von jedem Elternteil erhält ein Welpe eine Kopie. Einen Hund mit zwei Merle-Varianten bezeichnet man als homozygot (reinerbig), hat er nur eine Variante, als heterozygot (mischerbig). Je nach Basenpaarlänge der beteiligten Varianten kann es bei homozygoten Merle-Welpen zu teilweise gravierenden Fehlentwicklungen des Innenohres kommen, die zu Schwerhörigkeit oder Taubheit führen. Bei hohen Basenpaarlängen kann es zusätzlich zu Augenmissbildungen und Blindheit kommen.« Betroffene Hunde werden als »Double Merles« bezeichnet und zeigen häufig eine ausgeprägte Weißscheckung, weshalb sie auch »Weißtiger« genannt werden. Häufig haben sie zwei blaue Augen.
Wie viele behinderte homozygote Merle-Hunde tatsächlich geboren werden, ist unbekannt. »Es gibt mittlerweile jedoch Untersuchungen, in denen bei betroffenen Hunden die Varianten beziehungsweise die Basenpaarlängen untersucht wurden. Im mischerbigen Genotyp wurde bisher nur die Variante Mh in Verbindung mit Taubheit gebracht. Im reinerbigen Genotyp gibt es verschiedene Risiko-behaftete Kombinationsmöglichkeiten«, erläutert Laukner. Vereinfacht gesagt: Der Nachwuchs von zwei Merle-Hunden kann also – je nach den von den Elterntieren geerbten Varianten respektive Basenpaarlängen – gesundheitlich stark geschädigt sein. »Homozygote Merles mit hohen Basenpaarlängen und dadurch hohem Risiko für Gesundheitsschäden darf es daher ganz einfach nicht geben«, bringt Margit Brenner, seit 22 Jahren Präsidentin des Österreichischen Klubs für Britische Hütehunde (ÖCBH), die Merle-Thematik auf den Punkt. Experimente auf Kosten unserer Hunde zu machen, hält sie für unverantwortlich. »Hundezucht ist in jedem Bereich etwas, an das man nur mit viel Verantwortungsbewusstsein herangehen darf.« Der Rasseklub betreut die Rassen Collie, Sheltie, Bearded Collie, Border Collie, Old English Sheepdog und die beiden Welsh Corgi Rassen. »Merles gibt es bei den Lang- und Kurzhaar Collies, den Shelties, den Border Collies und beim Welsh Corgi Cardigan.«
Am besten: testen!
Trotz unseres heutigen Wissens werden Weißtiger laut Laukner vereinzelt noch immer bewusst gezüchtet, da sie als Elterntiere zu 100 % trendigen Merle-Nachwuchs zeugen. Und dies, obwohl die homozygote, also reinerbige Zucht von Merle-Hunden entsprechender Varianten nach dem Tierschutzgesetz in Österreich, Deutschland und der Schweiz verboten ist. Für noch häufiger wahrscheinlich hält Laukner, dass aufgrund mangelnden Wissens über die Merle-Genetik unbeabsichtigt Merle mit Merle im Bereich der riskanten Varianten verpaart wird.
Man möchte meinen, die auffallende Fellzeichnung mache es leicht, Merle von Nicht-Merle zu unterscheiden. Doch dem ist nicht so, denn die Merle-Genetik ist wahrlich kompliziert: Zwar sind meist dunkle Fellbereiche von der »klassischen« Merle-Musterung betroffen und gut sichtbar, bei gelben oder rötlichen Hunden, deren Farbe auf den Farbstoff Phäomelanin zurückgeht, ist sie jedoch kaum oder gar nicht zu erkennen. Zudem gibt es auch dunkle Merle-Hunde ohne Zeichnung. Durch fantasievolle Farbbezeichnungen, in denen die Bezeichnung »Merle« nicht explizit vorkommt, dürfe man sich nicht in die Irre führen lassen, warnt Laukner. »Bei allen Merle-Rassen und Kreuzungen wie zum Beispiel Aussiedoodles oder Aussiedor, bei denen insbesondere hellere Farben wie Creme, Gelb, Sable, Fawn oder auch ausgedehnte Weißscheckungen vorkommen, können nur mit Gentest beider Eltern Risiko-Verpaarungen verhindert werden. Es gibt außerdem Fälle, in denen man selbst bei dunkler Grundfarbe eine Merle-Zeichnung nicht direkt erkennt.« Dies ist beispielsweise der Fall, wenn sogenanntes »Minimal Merle« vorliegt.
Ein kommerzieller Gentest steht heute zum Preis von weniger als 50 Euro zur Verfügung. Zahlreiche europäische Labors bieten ihn an. Eines der führenden Labore ist Laboklin. Der dort tätige Dipl. Biologe Dr. Christoph Beitzinger sieht einen steigenden Trend. »Die Anforderungen des Merle-Lokus variieren innerhalb der letzten Jahre und werden in stetig steigender Anzahl bestellt.« Rund 1000 Merle-Analysen bearbeitet das Labor pro Jahr. »Hütehundrassen wie Australian Shepherd oder Border Collie und Kleinhunde wie Chihuahua, Dackel oder Französische Bulldogge spielen dabei eine entscheidende Rolle.«
Immer mehr Rasseklubs beschäftigen sich ebenfalls mit der Merle-Thematik. Da selbst vielen professionellen Züchtern das Wissen über die sehr komplexe Merle-Genetik zu unverständlich sein kann, füllen bei zahlreichen professionellen Rasseklubs mittlerweile die Zuchtbestimmungen diese Lücke. Während der Deutsche Rasseklub für Australien Shepherds auf Anfrage mitteilt, Merle im Juni zum Thema zu machen, ist der Deutsche Klub für Britische Hütehunde (CfBrH) schon um einiges weiter. Im Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) betreut der CfBrH ebenso wie sein österreichisches Pendant gleich mehrere Rassen, die den Merle-Faktor tragen. »Als in den 1990er-Jahren die Blue Merle-Zucht in Deutschland öffentlich thematisiert wurde, initiierte unser Verein eine wichtige Untersuchung«, erzählt Vera Bochdalofsky, im Klub für das Zuchtwesen verantwortlich. »In Zusammenarbeit mit Professor Neumann von der Universität Gießen wurden komplette Würfe von Collie- und Sheltie-Welpen aus Blue Merle und Tricolor-Verpaarungen ophthalmologisch und audiometrisch untersucht.« Anhand der Ergebnisse von damals mehr als 200 Welpen blieb die Zucht zumindest von Hunden mit einem Merle-Elternteil in Deutschland erlaubt. »Dies war eine Bestätigung der Zuchtordnung des CfBrH, durch die schon lange vorher verhindert worden war, dass zwei Merle-Zuchthunde beziehungsweise merle- und sablefarbene Partner miteinander verpaart wurden.« Bei manchen Rassen sei die Testung Pflicht. »Gerade die beliebte Farbe Rot beim Border Collie und Welsh Corgi Cardigan kann Merle verdecken. Merle und Rot dürfe bei diesen Rassen deshalb nur verpaart werden, nachdem ein Gentest bescheinigt hat, dass der rote Zuchtpartner kein Merle-Träger ist.« Auch die Verpaarung von Merle mit Sable (Zobel) sei nicht erlaubt, da ein Hund, der die Farbe Sable ausbildet, ebenfalls Merle tragen kann. Zudem achte man strengstens darauf, dass Hunde aus den verbotenen Sable-Merle-Verpaarungen nicht über das Ausland den Weg in die Zucht im CfBrH finden. Sabel (Zobel) ist eine Fellzeichnung, bei der die Haare des Hundes meist nur an den Spitzen dunkel sind, während das Haar ansonsten hell oder rötlich ist.
Auch die Österreicherin Brenner weiß über den Merle-Faktor Bescheid. Sie hat selbst seit über 50 Jahren Collies und Shelties. »Bei den Britischen Hütehunden ist es seit Jahrzehnten klar, dass Merle ein Farbschlag ist, bei dessen Weiterzucht gewisse Dinge berücksichtigt werden müssen.« Beim ÖCBH verhält es sich daher genauso wie im deutschen CfBrH: Das Verpaaren zweier Merle-Hunde ist untersagt, ebenso wie das Verpaaren eines Merle mit einem Sable. Insbesondere beim Border Collie hält Brenner eine Testung für extrem wichtig. »Bei dieser Rasse sind alle Farben erlaubt. Hier müssen wir natürlich aufpassen.« Damit Züchter aufgrund der Farbe nicht Gefahr laufen, einen Merle-Hund zu übersehen, wird getestet. »Teils freiwillig, teils auf Anordnung«, so Brenner. »Merle-Hunde werden immer nur mit Tricolors oder beim Sheltie schwarz-weißen Hunden verpaart.« Bei Collie und Sheltie sind die zugelassenen Farben im Standard genau angeführt, deshalb sieht Brenner dort kein Problem. Dem stimmt auch Merle-Expertin Laukner zu. »Solange auf die entsprechende Genetik geachtet wird und keine Risiko-Verpaarungen von Merle-Varianten bestimmter Basenpaarlängen durchgeführt werden, ist Merle kein Problem. Allerdings muss sich jeder Besitzer und Züchter genau mit der Merle-Genetik auseinandersetzen, bevor er seine Hündin decken lässt – sofern die Hündin selbst oder der Deckrüde Merle ist, oder von Hunden abstammt, die Merle gewesen sein könnten. Das gilt sowohl für Rassehunde als auch für Mischlinge (inklusive »Designer Dogs«).« Man merkt rasch, wie wichtig es ist, die überaus komplexen genetischen Details zu Merle genauestens zu kennen und heute vor einer Verpaarung entsprechend zu testen.
Keine moderne Züchtung
Tatsächlich gibt es Merle-Hunde schon lange. In antiquarischen Hundebüchern fand Laukner Hinweise auf offensichtliche Merle-Hunde, das älteste ihr bekannte Foto-Dokument eines Hundes mit Merle-Zeichnung datiert aus 1863. Auf Gemälden wurden noch viel früher Hunde mit offensichtlicher Merle-Zeichnung abgebildet. »Die Merle-Zeichnung ist seit mindestens 250 Jahren, wahrscheinlich noch deutlich länger, bekannt und kam vor allem bei Gebrauchsrassen vor«, sagt Laukner. So sind der norwegische Dunkerhund und der Deutsche Dackel typische merlefarbige Jagdhunde. Noch häufiger finden sich merlefarbene Hunde bei altdeutschen, fast allen britischen, einigen französischen und italienischen Hütehundrassen. In Frankreich sind Merle-Zeichnungen bei Hütehunden wie den Beauceron, Pyrenäenschäferhund oder Berger de Savoie bekannt, in Italien beim Bergamasker.
Die Dokumentation der Farbmusterung »gefleckt« beim Dackel, dem sogenannten Tigerteckel, geht ebenfalls weit zurück. »Bereits im 18. Jahrhundert erfolgte in der Literatur die Beschreibungen dieser Farbmusterung«, gibt Heidrun Odenweller-Klügl, Bundeszuchtwartin des Deutscher Teckelklub 1888 e.V. (DTK), Auskunft. Auch beim Deutschen Teckelklub greifen schon seit langem entsprechende Zucht- und Eintragungsbestimmungen. So müssen alle Zuchthunde vor Anpaarung auf das Merle-Gen getestet sein. Die Verpaarung von Tigerteckel und Tigerteckel ist grundsätzlich verboten. Für Odenweller-Klügl der Grund, warum die Zucht von Tigerteckel unproblematisch ist. »Das haben wir unserer dauerhaften konsequenten Umsetzung dieser Regularien zu verdanken.«
Bedachter Umgang ist ein Muss
Zweifellos verhindern entsprechende Zuchtordnungen in vielen Rasseklubs, dass es zu gesundheitsschädigenden Verpaarungen kommt. Doch nicht alle Merle-Hunde stammen von Züchtern »Merle-bewusster« Rasseklubs. Die Anzahl an Merle-Hunden auf Österreichs Straßen erstaunt dann auch Margit Brenner. »Wenn man bedenkt, wie viele solcher Hunde man überall sieht und dass wir nicht annähernd eine so große Anzahl an Welpen hatten, wird deutlich, wie viele Hunde außerhalb des ÖCBH gezüchtet oder erzeugt werden.« So waren vergangenes Jahr nur 20 % der insgesamt 146 Sheltie Welpen »blue merle«. Der Farbschlag »blue merle« ist unter anderem beim Shetland Sheepdog, Collie Langhaar und Collie Kurzhaar besonders beliebt. »Beim Border Collie und Collie lag die Anzahl sogar unter sechs Prozent.«
Neuerdings sieht man Merle zudem vermehrt bei anderen Rassen wie dem Chihuahua, dem Zwergspitz, der Französischen Bulldogge oder dem Havaneser. In diesen Rassen ist Merle zweifelsfrei ein neu eingeführter Farbschlag. Merle als Modetrend einzukreuzen, sieht die Expertin Laukner äußerst kritisch. »Eine Gefahr stellt es insbesondere für Rassen dar, bei denen viele verschiedene und zudem helle Fellfarben vorkommen, weil bei diesen die Merle-Zeichnung eben meist nicht erkannt werden kann.« Während bei »traditionellen« Merle-Rassen schon lange durch Verbote bestimmter Farbkombinationen und Gentests die Zucht von reinerbigen Merle-Hunden unterbunden wird, fehlt es bei Vermehrern und Gelegenheitszüchtern – vor allem bei neu eingeführten Farbschlägen und Rassekreuzungen – meist an nötigem Wissen. »Wenn sich jemand nicht an die Regeln der Landesverbände halten möchte oder eigene Wege geht, und ausprobiert was passiert, können wir sie leider nicht daran hindern«, bedauert Brenner. Eine mögliche Lösung sieht Odenweller-Klügl in der Vereinheitlichung der Regularien und des Tierschutzes auf internationaler Ebene. »Für alle, die sich bewusst einer Zucht-Kontrolle entziehen oder entziehen können, brauchen wir einen Kontrollmechanismus.« Dazu gehören ihrer Meinung nach Zuchten aus weniger oder unkontrollierten Dissidenzen, Importe von Hundehändlern aus dem Ausland und vermeintliche Hobbyzüchter. »Über die virtuellen Marktplätze haben diese einen vorzüglichen Absatzmarkt für Hunde in Trendfarben gefunden«, kritisiert Odenweller-Klügl. »So machen sie sich die gesellschaftliche Neigung für das Außergewöhnliche zu Höchstpreisen zunutze. Im Zweifel steht der Profit im Vordergrund – zu Lasten der Tiergesundheit.« Denn: Mangelnder Sachverstand und fehlende Zuchtplanung führen oft zu gesundheitlichen Problemen. Ein Risiko, das grundsätzlich besteht, sobald ein neues Farb-Gen wie Merle eingeführt wird.
Details zum Merle-Gen
Von Dr. Anna Laukner
m oder N
Unveränderte Variante, Nicht-Merle
Harlekin Merle Mh
Kann sich ganz unterschiedlich ausprägen, zum Beispiel als Harlekin-Merle mit eher großen unverdünnten Farbplatten und zu Weiß aufgehellten Bereichen oder als »Minimal Merle« (s.u.). Schadwirkung möglich bei homozygoten und heterozygoten Genotypen. Kann bei Verpaarungen mit allen anderen Merle-Varianten zu gesundheitlichen Einschränkungen führen, mit besonders hohem Risiko bei der Verpaarung mit Mh, M, Ma+ und Ma.
Klassisches Merle M
Im heterozygoten Genotyp verantwortlich für die »typische« Merle-Zeichnung (in Kombination mit entsprechenden dunklen Grundfarben). Bisher kein Beleg für Schadwirkung beim heterozygoten Genotyp. Heterozygote Hunde dürfen nicht mit Ma, Ma+, M oder Mh verpaart werden. Selbst die Verpaarung mit Mc+ stellt ein gewisses, wenn auch eher geringes, Risiko für Taubheit dar.
Atypisches Merle Ma und Ma+
Optisch tritt Ma im heterozygoten Genotyp gar nicht oder als gleichmäßig aufgehellte Tönung ohne die bekannte Merle-Zeichnung auf. Ma+ hingegen kann im heterozygoten Genotyp neben der Aufhellung eine sehr leichte Merle-Zeichnung zeigen. Eine Schadwirkung für den heterozygoten Genotyp ist nicht bekannt.
Kryptisches Merle Mc und Mc+
Das kryptische Merle-Gen erzeugt keine typische Merle-Zeichnung oder blaue Augen. Bei heterozygoten Hunden ist bislang keine Schadwirkung nachgewiesen. Mc soll nach derzeitigem Wissensstand nur bei der Verpaarung mit Mh ein geringes Risiko aufweisen; Mc+ gilt nur in der Verpaarung mit Mc, Mc+ und Ma als »sicher«, die Verpaarungen mit Varianten der höheren Basenpaarlängen werden als »geringes Risiko« bzw. als »mittleres Risiko« (Mc+ x Mh) eingestuft.
Phantom/Hidden/Masked Merle
So bezeichnet man Merle-Hunde mit einer Grundfarbe, auf der sich Merle nicht ausprägen kann.
Minimal Merle
Das Merle-Muster ist nur in einem kleinen Körperbereich vorhanden, der somit leicht übersehen oder auch überlagert werden kann. Vorkommen z.B. bei Genotyp Mh/m oder bei Mosaik Merle.
Mosaik Merle
Hier hat ein Hund unterschiedliche Merle-Genotypen in verschiedenen Körperzellen. Unterschiedliche Phänotypen können die Folge sein, z.B. Minimal Merle oder sogenanntes »Tweed« (Merle-Flecken unterschiedlicher Farbintensitäten).
Weißtiger
Reinerbige Merles der hohen Basenpaarlängen wie zum Beispiel M/M oder Mh/M.
Studien zum Thema
Leigh, Anne Clark et al., Retrotransposon insertion in SILV is responsible for merle patterning of the domestic dog, PNAS, Vol. 103 Nr. 5, 1376–1381, 31 Januar 2006.
Strain, G.M. et al., Prevalence of Deafness in Dogs Heterozygous or Homozygous for the Merle Allele, Journal of Veterinary Internal Medicine, 2009; 23:282–286.
Varga, László et al., Being Merle: The Molecular Genetic Background of the Canine Merle Mutation, Genes 2020, 11:660; 17 Juni 2020.
Die Expertin
Dr. Anna Laukner ist praktische Tierärztin und Kynologin, die zum Thema der Fellfarben promoviert und dazu bislang zahlreiche Veröffentlichungen verfasst hat. Seit 2006 ist sie außerdem als Beraterin zur Farbgenetik beim Hund tätig. Zusammen mit Dr. Christoph Beitzinger und Dr. Petra Kühnlein hat sie ein Fachbuch verfasst. Darin werden alle Aspekte der vielfältigen Fellfarben beim Hund detailliert betrachtet. Von der biologischen Entstehung, deren Bedeutung für den Hund, über die Nomenklatur und detaillierte Erbgänge bis hin zu gesundheitlichen Aspekten sowie praktischen Tipps zu Gentests. Im besonderen Fokus steht auch hier die Gesundheit, die immer dann Schaden nehmen kann, wenn Fellfarben die züchterische Selektion bestimmen und Wesen sowie Gesundheit an zweite oder dritte Stelle rücken. Eine überarbeitete Auflage des Fachbuchs »Die Genetik der Fellfarben beim Hund« (ISBN 978-3-95464-150-5) wird im Sommer 2021 erscheinen. In dieser wird auch der aktuelle Stand zu Merle enthalten sein.