Wissenschaft auf den Hund gekommen: Die Fähigkeit des Menschen, Emotionen in fremden Gesichtern zu deuten, wird durch den Kontakt mit Hunden verbessert, wie Wiener ForscherInnen in einer Studie herausgefunden haben.
Hunde sind bekanntermaßen wahre Meister im Lesen von Mimik und Körpersprache. Können wir Menschen uns etwas vom Kommunikationstalent der Hunde abschauen? „Ja, denn auch im zwischenmenschlichen Umgang senden und empfangen wir eine Vielzahl an non-verbalen Botschaften“, betont Dr. Birgit U. Stetina, Leiterin der multiprofessionellen Arbeitsgruppe (HAI-Psy – Human Animal Interaction in Psychology) am Department für Klinische Psychologie der psychologischen Fakultät der Universität Wien.
Sechs Basisemotionen weltweit ähnlich
Emotionserkennung ist ein Schlüsselelement menschlicher Kommunikation. Sechs Basisemotionen werden kulturübergreifend von allen Menschen in ähnlicher Weise erkannt und ausgedrückt: Freude, Wut, Trauer, Ekel, Angst und Überraschung. Das interdisziplinäre Team von Wissenschaftlern untersuchte mittels eines speziellen Computerprogramms (VERT-K, Vienna Emotion Recognition Tasks) bei 66 Kindern und Erwachsenen die Fähigkeit, Emotionen in menschlichen Gesichtern zu lesen. Die Tests wurden vor sowie nach einem hundegestützten Training gemacht. Bei diesem Training trafen die TeilnehmerInnen 12 Wochen lang einmal wöchentlich mit eigens ausgebildeten Hunden zusammen.
Die Ergebnisse zeigen: Regelmäßiger Hundekontakt führt bei Erwachsenen und Kindern zu Verbesserungen in der Erkennung von Wut, Angst und Ekel bei anderen Menschen. Kinder können zudem neutrale Gesichter nach dem Training mit Hunden leichter identifizieren.
Gesund mit Hund?
„Ziel vieler psychotherapeutischer Maßnahmen ist es, emotionale Kompetenzen (wie z.B. Emotionserkennung) zu fördern“, erklären die WissenschaftlerInnen. Die aktuellen Forschungsergebnisse sind vielversprechend, da sie auf einen bis dato kaum bekannten Mechanismus hinweisen. „Die Möglichkeit über Mensch-Hund-Kontakt positive Effekte in der Mensch-Mensch-Kommunikation zu erzielen, schafft neue Perspektiven für therapeutische Ansätze“, so Stetina und die Nachwuchsforscherin Mag. Lisa M. Glenk, die in ihrer Doktorarbeit an der Veterinärmedizinischen Universität Wien unter anderem das Verhalten von Hunden in tiergestützter Therapie untersucht.