Mein Freund …

Von Katharina Queisser

Katharina Queißer leitet gemeinsam mit ihrem Mann Bernhard Queißer das „Queißers PET-TREFF“ in Weilburg. Eine Hommage an den besten Freund – Pepino.

Eigentlich hatte ich immer Katzen. Und eigentlich waren mir Hunde immer fremd. Und im Grunde genommen hat ein Hund auch nie in mein Leben gepasst. Und weil es eigentlich so gar nicht zu mir passte, hat sich das Leben vielleicht gedacht – dass es „Zeit wird“ für Dich, für uns, für diese Jahre, für diese Erfahrung.

Du weißt das nicht, mein Freund, aber als ich meine beiden ersten Hunde, die nur ganz kurz bei uns waren, bei meinem schweren Autounfall verlor, da war ich eigentlich viel zu angeschlagen für einen Neuanfang.

Als Bernd Dich auf einer Webseite im Tierheim in Rüsselsheim fand, wollte ich Dich eigentlich nicht. Und als wir Dich persönlich dort kennen lernten, hat es mir Angst gemacht, Dich mitzunehmen. Wir waren beide so verletzt, so traurig, so unsicher und so verloren …

Weißt Du noch, mein Freund, wie Du Dich zwischen meine Beine gesetzt hast, ganz vorsichtig und leise? Ich glaube, das war der Moment, wo etwas anfing, was lange wachsen musste. Nein, es war nicht die Liebe auf den ersten Blick. Es war auch keine Seelenverwandtschaft. Es war ein Versuch – von beiden Seiten, und was daraus geworden ist, mein lieber Freund, ist wunderbar.

Unsere Geschichte war von Anfang an nicht einfach, das wissen wir beide. Ich glaube, es war auch nicht einfach für Dich. Und ich? Ich wusste so wenig über Dich, was Dich ausmacht, warum Du Dich so benimmst und was Dich so antreibt. Ich nahm es persönlich und sprach von Enttäuschung und Sorge – bitte verzeih mir, ich wusste es nicht anders.

Ich hatte keine Ahnung von Hunden, ihren Beweggründen und ihren Motivationen. Ich war unbedarft und erwartete von Dir, dass Du mein Leben bereicherst, mich über den Verlust hinweg tröstest und meine Wünsche an „den besten Freund“ erfüllst.

Nein, mein Freund, dass Du mich so forderst, aber auch fördern würdest, habe ich damals nicht erwartet. Du warst furchtbar. Nein ehrlich, das war so. Nach einigen Monaten fingst Du an, „nicht mehr einfach zu sein“ . Andere Hunde wurden verbellt, Menschen argwöhnisch betrachtet und das Tempo, mit dem Du mich hilflos machtest, wurde immer schneller.

Du warst gerne weg, gerne auch lang, und bis ich verstanden hatte, dass ich Dir die Erfolge leicht gemacht habe, warst Du vom „sich selber Freude bei der Jagd bereiten“ angefixt.

Ich war verwirrt, enttäuscht, sauer und hilflos. Sollte das unser Verhältnis ausmachen? Und es wurde immer schlimmer. Andere Hunde gingen nicht, andere Menschen auch nicht. Der gesamte Alltag bestand nur noch aus Management. Es wurde einsam um uns herum, denn mit Dir auf andere zu treffen war echt unerträglich und Deine Aggression machte mich einsam, grenzte mich aus, machte mich wütend und hilflos. Ich wurde immer kleiner, immer unsicherer und immer offener für jeden Tipp, den man mir gab, egal ob Nachbar, Freundin oder Profi.

Ich weiß, mein alter Freund, diese Jahre hast Du Dich nur bedingt an mir anlehnen können, und obwohl ich so bemüht war, wirkliche Fortschritte machte ich nicht. Nein, mit Dir im Alltag zu leben war weder toll noch einfach. Entschuldige, mein Freund, aber Ausgrenzung, erzürnte Blicke und ständige Ängste machen nicht glücklich, ich bin da ganz ehrlich.

Geliebt habe ich Dich jeden Tag etwas mehr, auch wenn das nicht immer einfach war. Nie habe ich daran gedacht, Dich abzugeben, und schon immer war mir durchaus klar, dass unsere Verbindung etwas Besonderes ist. Im Positiven, wie auch im Negativen.

Aber mit der Zeit, mein geliebter Freund, lernte ich zu begreifen, was da mit uns passierte. Ich erkannte, dass meine Erwartungen, die ich in Dich gesetzt hatte, zu hoch waren. Du warst nicht dafür da, mich von meiner Trauer zu befreien. Du konntest das nicht, warst Du doch selber zutiefst verunsichert.
Mein geliebter Freund und Begleiter, Du bist für mich geworden was ich nie erwartet hätte. Dieses starke Band der Freundschaft und Nähe, des Vertrauens und der Innigkeit – es trägt mich durch den Tag und durch mein Leben. Seit mehr als 14 1/2 Jahren gehen wir nun Seite an Seite durch Höhen und Tiefen und ich weiß und fühle es – Du bist ein großes Geschenk.

Jeder Tag mit Dir, mein Freund, ist kostbar, denn unsere Zeit ist nicht unendlich. Und weil ich Dich so liebe, verspreche ich Dir „in die Pfote“, dass ich Dich begleite, bis zu Deinem letzten Atemzug – so dass es Dir gut geht. Ich kann heute wieder auf mich selber aufpassen und habe genug Kraft und Mut, um für Dich da zu sein.

Sei gewiss – ich bin immer für Dich da – egal was passiert und auch dann, wenn Du meinen Wünschen nicht immer „gerecht“ wirst, Pepino.

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