Marianne Koch – „Hunde auf Krankenschein!“

Von Volker Grohskopf

Für viele Menschen ist Marianne Koch ein Phänomen:
Mit 20 Jahren vom Hörsaal weg geht ihr Stern als Filmschauspielerin auf. An der Seite von Hollywood-Ikone Clint Eastwood wird sie international ein Star. Auf dem Höhepunkt ihrer Kinokarriere zieht sie Stethoskop und weißen Kittel der Schauspielerei vor, kehrt mit 40 Jahren an die Universität zurück, beendet dort ihr Medizinstudium und eröffnet als Internistin eine eigene Praxis. Heute ist Marianne Koch eine viel gefragte Medizinjournalistin und mehrfache Bestseller­autorin.

Erst internationaler Filmstar, dann passionierte Ärztin. Dr. Marianne Koch hat in zwei völlig unterschiedlichen Bereichen Karriere gemacht. „Die Schauspiel­karriere war ein ungeplanter Ab­­stecher", sagt Marianne Koch, die für Millionen von Kinogängern das Ideal der ­Wirtschaftswunderjahre verkörperte: Ohne Schauspiel­unterricht wurde sie „über Nacht" zum Star. Ob an der Seite von Curd Jürgens, Heinz Rühmann, O.W. Fischer oder Gregory Peck – immer be­­zau­berte die dunkelhaarige Münchnerin mit ihrem ge­winnenden Lächeln und ihrem natürlichen Charme.

Auch Robert Lembkes TV-Klassiker „Was bin ich?" war ohne Marianne Kochs blitzende Augen und treff­sichere Fragen kaum denkbar. Aber Film und Fernsehen waren für die ehemalige Klosterschülerin nur ein „Zufallsprodukt". Ihre eigentliche Passion fand sie als Medizinerin. „Die für mich entscheidendste Phase begann wohl in dem Moment, als ich von einem Tag zum anderen mit dem Filmen Schluss machte und an die Universität zurückging", sagt die ehemalige Schauspielerin. „Der Spaß, mit 40 wieder Studentin sein zu können und ein erstklassiges Staatsexamen zu machen – das war schon verdammt aufregend."

Hörsaal, Hollywood und zurück
Marianne Koch wurde 1931 als ­Tochter eines Kaufmanns und einer Pianistin in München geboren. Als Kind spielte sie Theater und hospitierte an der Opernschule, doch nach dem Abitur begann sie zunächst ein Medizin­studium. 1950 wurde Marianne Koch während der Semesterferien von Regisseur Viktor Tourjansky entdeckt und für den Film „Der Mann, der zweimal leben wollte" engagiert. Obwohl Koch über keine klassische Schauspielausbildung verfügte, überzeugte sie mit ihrem natürlichen Auftreten und ihrer Intuition, weshalb sofort weitere Rollenangebote folgten: So spielte sie eine Kammerzofe in „Dr. Holl", wirkte in der Literaturver­filmung „Der Klosterjäger" mit und gab die Prinzessin Sophie im histo­rischen Drama „Ludwig II."

Der endgültige Durchbruch als Darstellerin kam mit „Des Teufels General", und für ihr Porträt der mutigen Diddo Geiss wurde Marianne Koch 1955 beim Deutschen Filmpreis mit dem Filmband in Silber für die beste weibliche Nebenrolle ausgezeichnet. Im selben Jahr erhielt sie auch einen Goldenen Bambi und spielte in „Zwei blaue Augen" eindrucksvoll ein im Krieg erblindetes Mädchen. Nunmehr ein Star, übernahm Marianne Koch Hauptrollen in prominent besetzten Produktionen, etwa in der Komödie „Salzburger Geschichten" von Kurt Hoffmann, an der Seite von Rudolf Prack im populären Heimatfilm „Die Landärztin" oder als kokette Rosalinde neben Peter Alexander in der Film­operette „Die Fledermaus". Dass sie das ernste Fach ebenso beherrschte, bewies sie in Dramen wie „Die Frau am dunklen Fenster". „Wahrscheinlich war ich als Schauspielerin so erfolgreich, weil ich eigentlich keine sein wollte", lacht die passionierte Ärztin heute.

In den 1960er Jahren trat Marianne Koch vermehrt in europäischen und internationalen Co-Produktionen auf, darunter an der Seite von Clint Eastwood in Sergio Leones klassischem Italo-Western „Für eine Handvoll Dollar".

Seit Mitte der 1950er Jahre arbeitete Marianne Koch auch für das ­Fernsehen: So spielte sie eine Hauptrolle im populären Krimimehrteiler „Tim Frazer" und übernahm die Titelrolle in der Serie „Die Journalistin". Auch in Show- und Informationsformaten reüssierte die beliebte Künstlerin, die 1967 mit der ­Goldenen Kamera ausgezeichnet wurde. ­Marianne Koch gehörte von 1960 bis 1988 zum prominenten Rateteam der ehemaligen Rätselshow „Was bin ich?" und gewann für ihre Arbeit als Gründungsmoderatorin der ersten deutschen Talk Show „3 nach 9" den Grimme-Preis.

Trotz ihrer vielfältigen Engagements nahm Marianne Koch 1973 ihr Medizin­studium wieder auf und brachte es in kürzester Zeit zum erfolgreichen Abschluss. Seitdem praktiziert sie als Fachärztin, arbeitete als medizinische Expertin für TV- und Radiosendungen und veröffentlichte mehrere Gesundheitsratgeber. Ihre Begabung, komplizierte medizinische Sachverhalte verständlich zu erklären, verhalf ihr dabei zur dritten Karriere mit Bestsellern wie „Mein Gesundheitsbuch", „Tief Einatmen – eine Entdeckungsreise in den Körper" , „Körperintelligenz" und ihrem kürzlich erschienenen „Herz-Buch".

Hunde auf Krankenschein
Marianne Koch stellt mit ihren Gesundheitsbüchern immer wieder ihre Fähigkeit unter Beweis, auf all­gemeinverständliche Weise schwierigste medizinische Fragen zu erläutern. Nicht umsonst hat sie bereits mehrere Auszeichnungen auf dem Gebiet der medialen Vermittlung von Medizin erhalten und wurde 2002 für ihr Lebenswerk mit dem Bundes­verdienstkreuz ausgezeichnet.

Gestützt auf neueste Studien zeigt sie in ihren Büchern die zahlreichen Möglichkeiten auf, die wir haben, um körperlich und geistig fit zu bleiben. „Anhand zahlreicher Beispiele gebe ich gezielt praktische Tipps und versuche zu vermitteln, was es bedeutet, intelligent zu altern, das heißt, mit Körper, Geist und Seele so sorgfältig und geschickt umzugehen, dass wir auch im hohen Alter noch über ausreichend Energiepotenziale verfügen," erklärt die jung gebliebene Marianne Koch überzeugend.

Fragen zur Wellness-Welle, einer gesunden Ernährung und Strategien gegen Depression und Einsamkeit kommen in ihren Ratgebern zur ­Sprache. Dabei spielen für sie natürlich auch Tiere und im Speziellen Hunde eine wichtige Rolle, wie sie in ihrem Buch „Körperintelligenzen" schreibt: „Man muss kein Psychologe sein, um zu verstehen, welche Bedeutung Tiere im Leben eines Menschen haben. Das beginnt bei Kindern, die nichts lieber tun als Hunde zu streicheln und an der Leine herumzuführen. Und ­welcher Trost geht von einem Vierbeiner aus, in dessen Fell man hemmungslos hineinschluchzen kann. Sicher würden auch ältere Menschen manchmal gerne in das Fell ihres Hundes weinen und vielleicht tun sie es ja auch gelegentlich, wenn ihr Liebling es zulässt. Für sie haben ihre vierbeinigen Begleiter aber noch eine andere Bedeutung: mit einem Hund ist man nicht allein. Hunde haben ein feines Gespür dafür, wenn es einem nicht so gut geht. Sie wissen, wann sie ausgelassen sein dürfen und wann sie einfach nur da sein sollten. Hunde lieben bedingungs­los. Sie finden uns schön, auch wenn wir Falten haben. Sie sind arglos und frei von Bosheiten. Sie ­drücken sich klar und unmissverständlich aus: „Hunger!", „Spazieren gehen!", ­„Spielen!". Zugleich sind sie unendlich komplizierte Wesen und geben uns ständig Rätsel auf. Darum sind sie auch nie langweilig.

Dass Hunde uns dazu zwingen, täglich mindestens eine Stunde mit ihnen spazieren zu gehen, zeigt, dass sie unser Bestes wollen und uns jung erhalten möchten. Also wenn es nach mir ginge, sollte es ja Hunde auch auf Krankenschein geben", fügt die Erfolgsautorin mit einem Augen­zwinkern hinzu.

Sein Name: „Hund"
Marianne Koch selbst besitzt seit jeher Hunde und weiß daher aus eigener Erfahrung, welche emotionalen Beziehungen man zu ihnen haben kann und wie sehr sie einem mit ihrer Zuneigung und Fröhlichkeit helfen können: „Ich liebe Hunde schon seit meiner Kindheit und sie begleiteten mich durch alle Höhen und Tiefen meines Lebens. Seit vielen Jahren sind allerdings Welsh Corgis meine absoluten Favoriten, weil sie pflegeleichte Kumpels sind, sehr aufmerksam und immer für einen Spaß und eine Aktivität zu haben sind."

Diese Rassenvorliebe war allerdings nicht immer so. Denn die meisten ihrer vierbeinigen Lieblinge rettete Marianne Koch stets aus den Tierheimen: „Eines Tages ging ich eben wieder ins Tierasyl, um dort erneut einem Hund ein neues, liebevolles Zuhause zu schenken. Es hat natürlich wie immer aus allen Zwingern heftig gebellt. Nur einer hörte sofort auf damit. Er kam zum Gitter, schaute mich mit seinen großen Augen winselnd an und war extrem zutraulich. Natürlich habe ich mich sofort für ihn entschlossen. Er hatte einen recht originellen Namen, denn er hieß einfach schlicht und ergreifend nur „Hund". Die Pflegerin machte Hund daraufhin reisefertig und verabschiedete sich dann von mir mit den Worten: „Bis nächste Woche, Frau Koch, wenn Sie Hund dann zurück bringen werden. Hund wurde schon so oft abgeholt und einige Tage später erneut bei uns abgegeben, einfach nur, weil Hund so hässlich ist," erinnert sich Marianne Koch kopfschüttelnd und setzt gleich weiter fort: „Das stimmte nämlich überhaupt nicht. „Hund" war ein Mischlingsrüde. „Hund" hatte zwar relativ kurze Beine und war insgesamt etwas gedrungen – aber Hund hatte ein wunderschönes kluges Köpfchen! Und Hund war der charakterfesteste Hund, den ich jemals hatte."

Nach fünfzehn glücklichen, gemeinsamen Jahren ist Hund gestorben. „Es war furchtbar und ich wollte damals unbedingt wieder einen Hund, der aussah wie Hund. Ich habe daher Bücher gewälzt, mich über die verschiedensten Rassen schlau gemacht und so stieß ich eines Tages auf meine mittlerweile heiß geliebten Welsh Corgis, denn die sehen einfach alle aus wie Hund ausgesehen hat".

Derzeit genießen zwei ganz ­besondere Prachtexemplare dieser britischen Hütehunde bei der prominenten Hundeliebhaberin den ­Himmel auf Erden: „Charly ist vier Jahre alt und ein richtiger Hunde-Sir. Er hat manchmal sogar eine etwas philosophische Ausstrahlung und ihn kann nichts aus der Ruhe bringen. Nur wenn er auf der Wiese ein Mauseloch entdeckt, vergisst er die Welt um sich ­herum und beginnt darin zu buddeln auf Teufel komm raus. Bessy hingegen ist eine richtige wilde Maus. Sie ist mittler­weile zwei Jahre alt, extrem lebhaft und muss natürlich immer im Mittelpunkt stehen. Daher will sie auch – trotz ihrer kurzen Beinchen – unserer ­Katze nacheifern und überall hinaufspringen. Momentan ­arbeite ich leider noch etwas vergebens daran, ihr das wieder abzugewöhnen und versuche ihr immer wieder zu erklären, dass sie definitiv keine Katze ist", lacht Dr. Koch und tätschelt liebevoll ihre beiden Corgis.

Rassebedingt fordern Charly und Bessy auch jede ­Menge Abwechslung und Aktivität ein, was letztendlich dem vorbildlichen Frauchen zugute kommt: „Ja, Dank meiner zwei Rowdys geh‘ ich täglich bei jedem Wetter mindestens eine Stunde in der Natur spazieren. Charly und Bessy freuen sich, toben sich dabei kräftig aus und mich hält die Bewegung mit ihnen an der frischen Luft einfach fit und aktiv." Marianne Koch ist so das beste Beispiel dafür, dass man mit einem gesunden Lebenswandel und Hunden an der Seite bis ins hohe Alter jung und attraktiv bleibt – einfach bewundernswert.

Das könnte Sie auch interessieren: