Letzte Ruhestätte: Tierfriedhöfe in San Francisco

Von Johan Adlercreutz

Ein Besuch der Hafenregion von San Francisco ist ein besonderes Erlebnis mit vielen Sehenswürdigkeiten, wie fast alle Reiseführer zeigen. Doch für Hundefreunde gibt es auch etwas zu sehen, das sich in kaum einem Reiseführer findet.

Das rhythmische Gedröhne des Verkehrs oberhalb von uns ist das Einzige, was uns daran erinnert, dass wir unter der Auffahrtsrampe zur Golden Gate Bridge stehen. Wir befinden uns hier im Presidio, einem historischen Militärstützpunkt an der Einfahrt in die Bucht von San Francisco. Presidio wurde 1776 von den Spaniern erbaut und zuletzt bis 1994 vom amerikanischen Militär genutzt. Heute wird das ungefähr 2 mal 3 km große Gelände als riesiges Parkareal sowie auch für exklusive Wohnungen genutzt.

Ehemaliger militärischer Tierfriedhof
Als auffallende Erinnerung an die Vergangenheit findet sich dort auch ein kleiner Friedhof, umzäunt von einem weißen Lattenzaun. Die einfachen Gräber sind ziemlich unregelmäßig verteilt und die Atmosphäre ist nicht so ernst und steril wie im nahe gelegenen Presidio‘s Militärfriedhof, wo die weißen Steintafeln für gefallene Soldaten in Reih und Glied stehen und »Habt Acht« zu sagen scheinen. Der kleine Friedhof hingegen zeigt etwas von den Menschen hinter den Uniformen. Es ist der Tierfriedhof des ehemaligen Militärstützpunktes und auf den Grabsteinen offenbaren sich die Gefühle von Menschen, die in ihrem Kriegsberuf sonst Gefühle hintanstellen mussten. Natürlich ist auch hier hie und da auf Grabsteinen eine militärische Ausdrucksweise zu finden, wie beispielsweise «The best damn dog we ever had” für den 1967 gestorbenen Skipper. Aber die Existenz des Tierfriedhofes beweist, wie wichtig den Militärs ihre Haustiere waren.

Als das Presidio bis 1994 noch in Betrieb war, gab es militärische Hundeeinheiten, und der Friedhof ist nur einen Steinwurf entfernt vom Gebäude der früheren K9 Corps-Basis, das heute leer steht. Doch im Friedhof haben vertraute Dienst- und Militärhunde wie »Oskar E945« ihre letzte Ruhestätte.

An sich gilt der Friedhof als voll, aber dennoch schleichen sich gelegentlich des Nachts Menschen hierher, um ihren geliebten Vierbeiner an diesem bedeutungsvollen Ort zu begraben. Obwohl für so viele Menschen wichtig, ist der Friedhof schwer zu finden und auch in kaum einem Reise- oder Stadtführer für Sehenswürdigkeiten San Franciscos zu finden. Auch kein Schild weist den Weg hierher und es ist auch schwer, einen Parkplatz zu finden, sobald man den weißen Friedhofszaun entdeckt hat. Nur im Inneren des Friedhofareals findet sich ein Schild, das einem beweist, dass man hier richtig ist.

Menschen- und Tierfriedhöfe
Auf der gegenüberliegenden Seite von San Francisco gibt es einen anderen Tierfriedhof, der allerdings etwas bekannter ist. Es handelt sich um »Pets Rest« in Colma, einem Vorort von San Francisco. Pets Rest ist Teil eines riesigen Areals, auf dem sich Krematorien, Kapellen und 15 separate Friedhöfe befinden. Es ist ein beeindruckender Ort, an dem sich Hektar für Hektar die Gräber von Menschen aus San Franciscos Vergangenheit finden. Dass ein Areal davon auch für ihre Haustiere reserviert ist, eben Pets Rest, verwundert nicht. In den 1940ern gegründet, haben heute rund 14.000 Heimtiere nur wenige Meter entfernt von den Gräbern der Menschen ihre letzte Ruhestätte. Ganz im Gegensatz zum Militärtierfriedhof von Presidio sind hier die Emotionen der Halter in der Gestaltung der Gräber an einer weniger kurzen Leine.

Pets Rest hat sein eigenes Krematorium und bietet eine Reihe von Diensten an. Man kann sein Tier hier einäschern lassen, je nach Größe für Kosten zwischen 140 und 260 Dollar. Dazu kommen Urnen ab 70 Dollar. Ein individuelles Grab kostet zwischen 600 und 900 Dollar plus eine Jahresgebühr von 40 Dollar. Särge gibt es zwischen 120 und 580 Dollar, Grabsteine aus Granit zwischen 160 und 600.
Das Ambiente dieses Tierfriedhofs ist ruhig und die professionellen und empathischen Mitarbeiter wissen um die Bedeutung ihrer Arbeit, von der sie denken, dass sie der ihrer Kollegen der benachbarten Friedhöfe für Menschen kaum nachsteht.

Trotz ihrer Unterschiede sind es die gleichen Emotionen, die hinter dem Ursprung und dem Erhalt der beiden Friedhöfe stehen. Und Besucher verlassen sie mit einem Gefühl und der Erkenntnis, dass jeder, der einen geliebten Vierbeiner verloren hat, diesen Verlust in gleicher Weise erlebt, wo immer auf der Erde er sich befindet.

 

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