Endoskopische Operationen beim Kleintier werden vor allem im Bereich der Bauchhöhle und bei Gelenken eingesetzt.
Operationen in der Bauchhöhle
Bei den endoskopischen Operationen im Bauchraum wird die Bauchhöhle zuerst mit einer dünnen Nadel (siehe Bild) punktiert und über diese mit Kohlendioxidgas wie ein Ballon aufgeblasen. Dies ist erforderlich, um in der Bauchhöhle über die verschiedenen Organe Übersicht zu erhalten. Nach Anlegen von speziellen Plastiktrokaren (= dünne Rohre) wird ein starres Endoskop über den ersten Trokar in die Bauchhöhle eingeführt. Durch das angeschlossene Halogenlicht und eine Fernsehkamera kann die gesamte Bauchhöhle in mehrfacher Vergrößerung am Monitor untersucht werden. Das Gerät liefert gestochen scharfe Bilder, und so können beispielsweise Tumore der einzelnen Organe in der Bauchhöhle sofort erkannt werden. Mit einer kleinen Gewebestanze können auch verdächtige Gewebeteile entnommen und nachher histologisch untersucht werden.
Durch die kleinen Öffnungen der Trokare werden lange dünne Spezialgeräte in die Bauchhöhle eingebracht. Dadurch ist es möglich, in der Tiefe Operationen durchzuführen, die über den Monitor kontrolliert werden.
Schonende und elegante Methode
Die Hautöffnungen selbst sind ca. 1 cm lang, während die tiefer gelegene Öffnung des Bauchfells selbst nur 5 mm im Durchmesser beträgt. Trotzdem ist es möglich, durch diese kleinen Öffnungen z.B. eine Hündin zu kastrieren oder einen kryptorchen Hoden (Hoden in der Bauchhöhle) aus der Bauchhöhle zu entfernen (siehe Bild). Solche kryptorchen Hoden müssen deshalb entfernt werden, da sich sonst häufig ein bösartiger Tumor (Orchidom) in ihnen entwickelt. In beiden Fällen war bisher immer eine aufwändige Bauchoperation mit all ihren Nachteilen (großer Schnitt, höherer Blutverlust, längere Narkose, längere Erholungsphase) notwendig. Durch eine endoskopische Operation ist nicht nur die Traumatisierung (Verletzung des Gewebes durch die Operationswunde) geringer, sondern auch die Operationszeit mit etwa 15 Minuten wesentlich kürzer. Die Patienten sind kurz nach der Operation wieder völlig fit und können ohne Gefahr spätestens am nächsten Tag wieder herumlaufen und springen. Die schlitzförmigen Öffnungen der Bauchmuskulatur sind nämlich so klein, dass sie nicht einmal genäht werden müssen, da sie sofort von selbst verkleben. Also eine nicht nur schonende, sondern auch sehr „elegante" Operationsmethode.
Operationen im Gelenk
Die Gelenksoperationen mit Hilfe des Endoskopes sind noch schonender, als die Operationen in der Bauchhöhle. Die Endoskope (Arthroskope) sind nur 1 mm im Durchmesser und benötigen deshalb nur sehr winzige Hautöffnungen (siehe Bild). Zur genauen Untersuchung der Gelenksflächen muss die Gelenkshöhle etwas erweitert werden. Dies geschieht durch eine Spülung mit sterilen Flüssigkeiten unter Druck, sodass die Gelenkskapsel gedehnt und damit die Gelenkshöhle erweitert wird.
Durch die Endoskope erhält man ein mehrfach vergrößertes Bild auf dem Monitor mit einer hervorragenden Übersicht im Gelenk. So können z.B. losgelöste Knorpelteile im Gelenk (Osteochondrosen) oder eingerissene Sehnen sehr leicht diagnostiziert werden. Über einen zusätzlichen Arbeitskanal können diese Knorpelstücke entfernt und die verletzte Gelenksfläche, wenn nötig, wieder glattgehobelt werden. Derartige Eingriffe sind möglich im Ellbogengelenk, Schultergelenk, Kniegelenk sowie Sprunggelenk. Aufgrund des geringen Operationstraumas muss die Gelenkskapsel nicht genäht werden, sondern verklebt von selbst, und es genügt meist nur eine Hautnaht und ein kurzzeitiger Schutzverband. Schon am nächsten Tag beginnen die vierbeinigen Patienten damit, die erkrankte Extremität wieder zu belasten.
So viele Vorteile diese Methode nun – wie dargestellt – aufweist, wo liegen die Nachteile? Für den Patienten gibt es tatsächlich nur Vorteile. Der einzige Nachteil liegt in den hohen Gerätekosten und die völlig andere und daher gewöhnungsbedürftige Art des Operierens.
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Die Autoren
Dr. Andrea Hutter und Dr. Hans Hutter sind Fachtierärzte für Kleintiere in Wien mit langjähriger Tätigkeit am Institut für Chirurgie und Augenheilkunde der Veterinärmedizinischen Universität Wien.
Info.: Kleintierklinik Währing,
A-1190 Wien, Hasenauerstraße 26, Tel.: 01/ 367 91 99