Kleine Familie mit großem Hund: Leben mit einem Irischen Wolfshund

Von Silke Richter

Bei Familie Kunze wohnt ein Irischer Wolfshund, der größer ist als ein Mini-Pony. Gemeinsame Ausflüge sorgen bei Passanten immer wieder für sehr erstaunte Blicke und Nachfragen. Der Alltag birgt einige Herausforderungen. Aber denen stellt sich die Familie aus Hoyerswerda gern. WUFF hat die Hundeliebhaber besucht.

Caramello ist ein sanftmütiger Riese auf vier Pfoten. Der Rüde wiegt fast 80 kg, frisst mindestens 3 kg Futter am Tag und ist mit seinen 95 cm Schulterhöhe größer als ein Mini-Pony. Seine Pfoten sind 14 cm lang, sein Rumpf misst einen Umfang von 108 cm und seine Rute zeigt stattliche 73 cm auf dem Maßband.

Für die Familie alles kein Problem. Denn bevor Caramello bei Vickie Kunze und ihrem Partner Robert einziehen konnte, recherchierte und informierte sich das Paar gründlich. Als erfahrene Tierbesitzer wussten sie, was es bei der Wahl der Rasse zu beachten gilt, bevor die Entscheidung für einen weiteren Familienhund getroffen werden konnte. Was von Anfang an klar war: Die 33-Jährige wollte schon immer einen sehr großen Hund haben. Wegen der imposanten Größe. In Betracht kam deshalb anfangs auch eine Deutsche Dogge, die jedoch wegen ihres glatten Fells und veränderter negativer Zuchtpopulation für die Familie letztlich nicht infrage kam.

Deshalb fiel die Entscheidung auf einen Irischen Wolfshund. Bei der Geburt wog Caramello gerade mal 320 Gramm. Der Welpe war der Kleinste in dem Wurf und passte in eine Salatschüssel. Und eigentlich, aber nur eigentlich, sollte gar kein dritter Hund bei der Familie einziehen. Es habe schon einiger Überredungskünste gebraucht, um Vickies Mutter Yvonne von dem Irischen Wolfshund zu überzeugen. Heute sind die 54-jährige Verkäuferin und Caramello zu einem guten, eingespielten Team zusammengewachsen. »Ich möchte unseren liebenswerten Riesen nicht mehr missen«, meint Mutter Yvonne überzeugt.

Um es dem großen Vierbeiner so bequem wie nur möglich zu machen, wurde die Familie kreativ. Denn ein herkömmliches Hundebett mit Standardmaßen ist für Caramello viel zu klein. Ein Schlaflager in Marke Eigenbau musste also her. Dafür wurden zwei große Euro-Paletten nebeneinander montiert und diese mit einer XXL-Matratze versehen.

Um den zweijährigen Rüden mit dem Auto mitnehmen zu können, kaufte die Familie extra ein größeres komfortableres Fahrzeug. Für Caramello ist die Familienkutsche ein absolutes Paradies. »Er liebt das Autofahren. Natürlich darf er auch bei uns mit im Haus wohnen und schlafen. Denn wir wollen keine Zwingerhunde«, meint Vickie Kunze. Wenn die gelernte Krankenschwester mit ihrem Irischen Wolfshund zu Fuß unterwegs ist, zieht das Duo unweigerlich viele Blicke auf sich. Kein Wunder. Ist doch Caramellos Hunderasse in der Region um Hoyerswerda sehr selten vertreten. »Ich weiß nur noch von einem anderen Irischen Wolfshund, der in der näheren Region lebt«, berichtet Vickie Kunze.

Gründe, sich gegen diese imposante Hunderasse zu entscheiden, die im Durchschnitt betrachtet die größte Hunderasse der Welt ist, gibt es einige. Sieht man sich allein die Breite des Hundebettes näher an, lässt sich erahnen, dass ein Tier dieser Größe im Alltag nicht unbedingt leicht(er) zu händeln ist als eine kleinere Hunderasse. Denn Caramello braucht vor allem eines: genügend Platz. Für Vickie Kunze und ihre Familie überwiegen dennoch die Vorteile und vor allem die Liebe zu dieser Hunderasse, der man ein sehr sanftmütiges Wesen, Geduld, eine gewisse Nachdenklichkeit, Würde und Loyalität nachsagt.

In früheren Zeiten wurde der Irische Wolfshund unter anderem für die Wolfs- und Bärenjagd eingesetzt. Heute wird der sanftmütige Riese in der Regel als Familienhund gehalten. Wenn Vickie Kunze ihren Caramello anschaut, fällt ihr immer wieder unweigerlich folgende überlieferte Sage zu großen Windhunden aus Irland ein: »Ich möchte Dir einen Rüden darreichen, den ich aus Irland bekam. Er hat riesige Gliedmaßen und ist als Begleiter einem kampfbereiten Manne gleichzusetzen. Darüber hinaus hat er den Verstand eines Menschen, und er wird Deine Feinde anbellen, niemals aber Deine Freunde. Er wird es einem jeden Menschen am Gesicht ablesen, ob er gegen Dich Gutes oder Schlechtes im Schilde führt. Und er wird sein Leben für Dich lassen.« (Quelle Internet: Geschichte – Irish Wolfhounds/Irische Wolfshunde of Conrys Castle (iw-conry.de) Brennu Njáls Saga, Island, ca. 1000 n. Chr.)

Der imposante Familienhund vergisst aber auch schon mal gern mal seine stattliche Größe, kuschelt liebevoll neben seinem Frauchen auf der für ihn viel zu klein geratenen Couch. Aber auch hier gilt im übertragenen Sinne: Platz ist in der kleinsten Hütte! Wenn man es möchte. Und so wird eben zusammengerutscht. Seine Erscheinung und Größe wurde der Familie erst jüngst bei einem Urlaubsaufenthalt an der Ostsee wieder richtig bewusst. Menschen hätten Caramello mit offenem Mund angestarrt und seien über seine imposante Größe sehr erstaunt gewesen. Einige baten sogar um Fotos. Ein älteres Pärchen hatte die Bitte, Caramello und ihren kleinen Dackelwelpen, der aufgrund seiner geringen Größe in eine Hand passte, gemeinsam auf einem Bild zu verewigen. »Sie hatten zwar etwas Bedenken wegen dem immensen Größenunterschied der beiden Hunde. Caramello hat dies aber mit seinem ruhigen und lieben Wesen sehr gut gemeistert. Ein Freund fragt uns auch immer wieder, ob uns eigentlich bewusst ist, wie groß unser Hund sei. Nein, diese Tatsache sehen wir im Alltag nicht mehr. Caramello passt so gut zu uns«, erzählt Vickie Kunze.

Jedes im Haushalt lebende Tier gehört bei Kunzes zur Familie und wird auch so behandelt. In dem Mehrgenerationenhaushalt erklären sich die anstehenden Aufgaben von selbst. Wollen doch auch die dort lebende Katze, die insgesamt drei Hunde und drei Pferde artgerecht umsorgt werden, damit sie sich gut aufgehoben fühlen. »Das ist bei uns in der Familie klar geregelt und völlig normal: Erst werden das Kind und die Tiere versorgt und erst dann sind wir Erwachsenen dran. Wir ergänzen und helfen uns alle gegenseitig«, beschreibt Mutter Yvonne Kunze das alltägliche Zusammenleben.

Die Familie ist sehr froh darüber, in ihrer ursprünglichen Heimat Hoyerswerda, die sie 1996 aus Arbeitsgründen verlassen hatte und vor einiger Zeit zurückkehrte, ein geeignetes zu Hause für Mensch und Tier gleichermaßen gefunden zu haben. »In der Heimat ist es am schönsten. Und dann auch noch mit Tieren zusammen leben zu dürfen ist wunderbar. Caramello macht mit seinem riesengroßen Herzen unser Glück perfekt«, meint Vickie
Kunze.

Infos

Die zehn größten Hunderassen der Welt sind:

Kangal
Irischer Wolfshund
Landseer
Chien de montagne des Pyrénées
Leonberger
Barsoi
Akbash
Deutsche Dogge
Bernhardiner
Mastiff

 

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