Kinder und Hunde

Von Monica Sterle

Beißunfälle lassen sich vermeiden

Beißunfälle bei Kleinkindern passieren meist durch den eigenen Familienhund, häufig sogar unter Aufsicht von Erwachsenen. Auslöser ist oft eine vom Kind liebevoll ­gemeinte Geste wie eine Umarmung gegenüber dem Vierbeiner. Eine Befragung von HundehalterInnen durch ­Forschende des Instituts für Tierhaltung und Tierschutz der Vetmeduni Vienna ergab, dass beim vertrauten Familien­hund eindeutige Gefahrensituationen unterschätzt werden. Besseres Verständnis für die Bedürfnisse des Hundes und einfache Maßnahmen wie abgegrenzte Ruhezonen und Fressplätze können das Bissrisiko deutlich verringern.

Kinder lieben es Hunde zu ­streicheln, mit ihnen zu spielen und ihnen nachzukrabbeln. Vor allem der Familienhund wird gerne umarmt oder intensiv gestreichelt. Manchmal wird so die Geduld des vierbeinigen Mitbewohners leider über­strapaziert und er schnappt zu. Die meisten Bissvorfälle mit Kleinkindern passieren deshalb im Familienalltag und folgen oft auf eine eigentlich liebevoll gemeinte Geste des Kindes.

Beißvorfälle trotz Aufsicht
„Halterinnen und Halter sollten erkennen, wenn sich der Hund bedrängt fühlt, und in diesem Fall rechtzeitig einschreiten. Trotzdem ereignen sich die Vorfälle häufig direkt vor den Augen der Erwachsenen“, erklärt Studienleiterin Christine Arhant vom Institut für Tierhaltung und Tierschutz der Vetmeduni Vienna. Ihr Team beschäftigt sich mit der Frage, warum Beißvorfälle mit dem Familienhund selbst unter Aufsicht so häufig sind. Dafür analysierte die Gruppe anhand einer Onlinebefragung erstmals die Einstellung der Eltern zur Beaufsichtigung von Kind und Hund. Das Ergebnis wurde kürzlich im Journal of Veterinary Behaviour publiziert.

„Der Großteil der Befragten war sich des generellen Risikos von Bissvorfällen sehr wohl bewusst“, sagt Arhant. Unbekannt war den meisten TeilnehmerInnen lediglich, dass auch kleinere Hunde ein Risiko darstellen. Die Bewertung von Beispielbildern, auf denen eine Kind-Hund-­Situation dargestellt war, zeigte jedoch, dass die Gefahr durch fremde Hunde deutlich höher eingeschätzt wird als durch den eigenen Familienhund.

„Das gesunde Misstrauen gegenüber fremden Hunden scheint beim eigenen Familienhund nicht gegeben zu sein“, schätzt Arhant ein. „Man vertraut dem eigenen Hund und schließt einen Beißvorfall mit ihm aus.“ Das reduziert nicht nur die Achtsamkeit, sondern Hunde­halterInnen setzen damit voraus, dass der Familienhund toleranter und geduldiger ist als andere Hunde. „Das Bedürfnis nach Ruhe und einem eigenen Bereich sollte auch beim eigenen Hund respektiert werden“, so Arhant.

Bedürfnis des Hundes nach Abstand beachten!
Die Onlinebefragung zeigte, dass HundehalterInnen den grundlegenden Bedürfnissen eines Hundes, wie Spaziergängen, Ruhe- und Fressplätzen, durchwegs nachkommen. Dass ein Hund auch ein Bedürfnis nach ausreichend Ruhezeit und Abstand vom Kleinkind hat, scheint den meisten Befragten dagegen nicht bewusst zu sein. Nur Wenige ­gaben an die Ruhezone und den Fressplatz des Familienhundes „kindersicher“, also für das Kind nicht zugänglich zu machen. „Eine räumliche Abgrenzung erlaubt es den Aufsichtspersonen, kurz die Aufmerksamkeit von Kind und Hund zu nehmen. Das Kind ist durch die Trennung geschützt und sie ermöglicht dem Vierbeiner sich ungestört zu entspannen“, erklärt die Studienleiterin. Ohne Ausweichzonen und ausreichende Ruhephasen für den Hund können im Familienalltag Situationen entstehen, die zu einem Biss führen können. Daher sei es wichtig, HalterInnen zu schulen, wie sie Kind und Hund beaufsichtigen sollen. Wichtige ­Elemente seien aufmerksames Beobachten, das Verhalten von Kind und Hund zu lenken und gegebenenfalls die beiden sicher voneinander zu trennen.

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