Keine Jagdzeit für Hunde!

Von Elisabeth Cech

In der Natur ist das ganze Jahr über sehr viel los. Wildtiere leben nicht (wie oft fälschlich angenommen) nur im Wald, sondern auch auf allen freien Flächen. Somit ist die übersichtlichste Wiese, auf der vermeintlich kein Wild zu sehen ist, ein willkommenes Jagdrevier für einen Hund. Er braucht nur ein paarmal über einen Hasen oder bodenbrütende Vögel zu „stolpern", und schon ist das Jagen vorprogrammiert.
Für Hunde ist das Hinterherhetzen bereits lustvoll, also selbstbelohnend. Dabei brauchen sie ein Tier nicht einmal zu erwischen. Das Nachrennen reicht meist. Und sobald aber ein Hund diese „Freizeitbeschäftigung" entdeckt hat, wird es für den Hundebesitzer wirklich schwierig. Denn ein Jagdproblem in den Griff zu bekommen, ist ein mühsamer und langwieriger Prozess. Es gilt wieder einmal verschiedene Dinge gleichzeitig anzupacken (siehe Kasten).

Die ersten Schritte
Man beginnt mit dem Training (Trainingsdetails siehe Kasten) mit einer 5-Meter Schleppleine in ablenkungsfreier Umgebung, also nicht dort, wo der Hund schon tolle Jagderfahrungen gesammelt hat. Ein Hund lernt sehr wohl Distanzen einzuhalten. Wenn man also bemerkt, dass er seine 5 Meter im Umkreis intus hat, dann lässt man immer wieder für kurze Zeit die Schleppleine los und holt ihn vermehrt zu sich, natürlich mit Belohnung.

Interessanter Spaziergang
Einen Spaziergang abwechslungsreich zu gestalten, ist eine weitere Möglichkeit, sich als Besitzer für seinen Hund interessant zu machen. Über Baumstämme springen oder irgendwo durchschlüpfen, Verstecken spielen (geht anfänglich nur, wenn ein Zweiter den Hund hält, um ein Abhauen zu verhindern), oder gezieltes Beutespielen, z.B. mit einem Ball. Dieses Spielzeug wird aber nicht geworfen, sonst verschwindet unser Hund mit seinem Ball. Futterstückchen auf kurze Distanz werfen und suchen lassen, am besten an der langen Leine, oder ein paar kleine Gehorsamkeitsübungen zwischendurch machen. Kurz gesagt, unser Hund soll lernen, sich vermehrt um uns zu kümmern und nicht seinen eigenen Interessen nachzugehen.

Volle Konzentration auf den Hund
Um Jagdgelüste des Hundes in den Griff zu bekommen, gibt es vorerst leider kein entspanntes Spazierengehen für den geplagten Hundebesitzer, sondern volle Konzentration auf den Hund. Er zeigt uns sehr deutlich, wenn er etwas Interessantes wittert. Die Körperhaltung wird angespannt und aufmerksam, die Ohren sind gespitzt. Je nach Situation wird er aufgeregt oder lauert mit vorgestrecktem Kopf. Das ist der Augenblick, wo es durch uns zum Abbruch kommen muss, und nicht erst dann, wenn er schon losgestartet ist! Das bedeutet: Sofort ein lautes Kommando geben! Dazu eventuell: Händeklatschen oder „Schepperdose" (leere Getränkedose mit Kies gefüllt) schütteln und Herkommen fordern, Alternativübung „Sitz" verlangen, Ruhe eintreten lassen und weitergehen.

Jede Gelegenheit nützen
Man sollte jede Gelegenheit nützen, um seinem Hund beizubringen, andere Tiere als normal hinzunehmen und nicht als Beutetiere zu sehen. Enten und Gänse in Parkanlagen, Hühner und Katzen auf Bauernhöfen oder einen Tierpark besuchen, wo Hunde mitdürfen. Bei solchen Begegnungen ist es jedoch stets wichtig, seinen Hund nur auf sich zu konzentrieren. Am besten hält man ihm Futter vor die Schnauze und versucht, mit großem Abstand, an den anderen Tieren vorbeizugehen. Anfangs übt man nur in kurzen Trainingseinheiten, später werden dann die Abstände zu den Tieren langsam verringert.
Alle diese Möglichkeiten funktionieren sehr gut bei Hunden, die noch nicht wirkliche Jagderfolge gehabt haben. Bei „ambitionierten Jägern", also Hunden, die monatelang immer wieder erfolgreich Wild gehetzt haben, sind diese Trainingsschritte nur die notwendige Vorarbeit, die geleistet werden muss. Mit Hilfe eines erfahrenen Hundeausbilders, der mit modernen Methoden vertraut ist, kann man aber auch hier noch Besserung erwarten.
Erfolg, aber keinen Jagderfolg, wünscht Ihnen
Elisabeth Cech-Harrer.

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Das Jagdproblem in den Griff bekommen …

Die Rangordnung im Familienrudel muss geklärt sein. Denn wenn ein Hund uns schon daheim „an der Nase herumtanzt", warum soll er draußen, wo es viel spannender ist, auf uns hören?

Der Hund muss zuverlässig kommen, wenn man ruft. Wie man das schafft, haben wir in der letzten Ausgabe besprochen. Der Grundgehorsam muss aber weiter reichen: Zumindest die Übungen „Sitz" und „Platz" sollte ein Hund beherrschen.

Der Hund muss lernen, im engen Umkreis um den Besitzer zu bleiben. 5 Meter rundherum sind ideal. Dazu kann man wieder die Schleppleine benutzen (keine Rollleine, wie etwa eine Flexi, denn dabei verspürt er andauernd einen leichten Zug und gewöhnt sich daran). Mit der 5-Meter-Leine geht man nun spazieren und ruft seinen Hund immer wieder zu sich. Dieses Kontaktaufnehmen sollte mit Futter belohnt werden, damit das Interesse, zu uns zu kommen und da zu bleiben größer wird als die Suche nach irgendwelchen Fährten. Das bedeutet aber, dass ein Hund hungrig sein muss. Das Futter, das er sich auf diese Art erarbeitet, wird daher von seinen Mahlzeiten abgezogen.

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Frage & Antwort

Elisabeth Cech-Harrer ist Leiterin des Dog College Tattendorf (Niederösterreich, nahe Wien) und Expertin für Hundeerziehung & Verhaltensberatung.
Kontakt und Info: www.dogcollege.at
Sie können Ihre Fragen per Post oder elektronisch richten an:
– WUFF, KW Verhalten, A-3034 Maria Anzbach
service@wuff.at

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