Junge, komm’ bald wieder …

Von Elisabeth Cech

Frage: Meine beiden Mischlinge Cora, dreiundeinhalb Jahre, und Balu, 6 Monate alt, sind sehr liebe und folgsame Hunde. Doch wenn ich rufe, kommen beide nur, wenn ihnen danach ist. Cora ist bei Wild hoch aufgeregt und reagiert überhaupt nicht mehr. Ich habe Angst sie frei laufen zu lassen.

Elisabeth Cech-Harrer: Nehmen Sie bitte ab jetzt beide Hunde an die Leine. Freilauf, fürchte ich, ist für Ihre Hunde eine Zeitlang gestrichen. Sie selbst haben ein hartes Stück Arbeit vor sich, um ein verlässliches Zurückkommen zu erreichen und auch die Jagdgelüste Ihrer Cora in den Griff zu bekommen. Da diese beiden Themen häufige Probleme darstellen, werden wir dieses Mal das Zurückkommen behandeln. In der nächsten Ausgabe gibt es dann Informationen zum Thema „Jagen".

Zwei häufige Fehler
Wir Hundebesitzer machen meist gleich zwei Fehler, wenn es um das verlässliche Kommen unserer Hunde geht. Sind sie noch im Welpenalter, laufen sie sowieso um uns herum. Das ist eine welpentypische Folgereaktion, weil sie noch unselbständig sind und ohne uns nicht überlebensfähig wären. Diese Reaktion wird oft mit Gehorsam verwechselt, und deshalb wird das Kommen auf Ruf nicht extra geübt.

Werden Hunde dann selbständiger und die Entfernungen zu uns immer größer, passiert oft der zweite (klassische) Fehler; nämlich der, dass Besitzer glauben, Hunde müssten kommen, nur weil sie gerufen werden – einfach so, ohne es gelernt zu haben. Man muss immer öfter rufen, der Tonfall wird immer strenger – für unsere Hunde wird das lediglich zum Schimpfen aus der Entfernung. Gleichzeitig lernen die Hunde, dass wir vollkommen ohne Einfluss auf sie sind. Daher: Hören Sie bitte auf, vergeblich zu rufen, und bestrafen Sie den Hund nicht, wenn er dann doch zurückkommt. Sonst lernt er nur, dass Fortsein sehr lustig ist, Zurückkommen dagegen Schlechtes bedeutet, weil er die Strafe auf sein Kommen bezieht und nicht auf sein Fortbleiben.

Sich für den Hund interessant machen
Dann beginnen Sie mit einem gezieltem Training, wie es in guten Welpenstunden gezeigt wird. Ein Helfer hält Ihren Hund (Ihre Hunde) an der Leine. Sie zeigen Ihrem Vierbeiner ein Leckerchen und laufen ein Stück weg, verstecken sich am besten halb hinter einem Baum, Busch etc. und rufen ihn. Ihr Trainingspartner lässt die Leine los, Ihr Hund läuft Ihnen nach und bekommt sofort seine Belohnung (ohne Sitz o.ä. zu verlangen). Sie loben ihn überschwänglich, nehmen aber gleich die Leine, damit er nicht etwa nur seine Belohnung abholt und dann gleich wieder fortläuft. Dieses Fortlaufen und Verstecken beginnen Sie dort, wo es keine Ablenkungen für Ihren Hund gibt. Auch zu Hause ist das möglich, verstecken Sie sich in einem anderen Zimmer, im Garten, in stillen Seitengassen, auf Wegen, die für Ihren Hund nicht interessant sind. Üben Sie so oft es Ihnen möglich ist, auch mehrmals hintereinander, so dass es zum eigenständigen Spiel für Ihren Hund wird. Er muß mit wehenden Ohren zu Ihnen laufen, dann haben Sie das erreicht, worum es geht: Sie haben sich für Ihren Hund interessant gemacht.

Dann erst beginnen Sie mit leichten Ablenkungen, z.B. in Gegenden, wo Ihr Hund viel zu schnüffeln hat, bei Kindern, die laufen und lärmen, aber noch weit entfernt sind, oder bei anderen Hunden in sehr, sehr weiter Entfernung. Steigern Sie langsam den Schwierigkeitsgrad und belohnen Sie weiterhin jedes Kommen.

Hat Ihr Hund dieses Spiel gelernt, dann gibt es eine gute Übung mit einer langen Leine, die am Boden schleift. (Z.B. 5 Meter lang – aber bitte keine Rollleine (Flexileine) verwenden, da Ihr Hund damit andauernd einen leichten Zug verspürt). Gehen Sie spazieren, wieder in ablenkungsfreier Umgebung. Sobald Ihr Hund kurz unaufmerksam ist, lassen Sie die Leine fallen und verschwinden hinter dem nächsten Baum, einem parkendem Auto, einer Häusereinfahrt etc. Wenn Sie Ihrem Hund noch nicht trauen, rufen Sie sofort, ansonsten lassen Sie ihn ganz kurz nach Ihnen suchen. Findet er Sie, erfolgt überschwängliche Begrüßung mit Leckerchen, findet er Sie nicht, treten Sie aus Ihrem Versteck. Die Begrüßung bleibt jedoch genauso enthusiastisch. Für diese Übung gilt genauso: nur langsam Ablenkungen steigern.

Grundregeln für verlässliches Kommen
In Kürze noch die Grundregeln für verlässliches Kommen: Immer ein Leckerchen geben! Schrittweiser Belohnungsabbau erst dann, wenn Sie mit dem Kommen in jeder Lage zufrieden sind, dann gelegentlich weiterhin eine Belohnung! Zurückkommen muss immer positiv bleiben, mit Schreien oder Schlägen erreichen Sie nur, dass der Hund Ihnen nicht mehr traut und bald einen Bogen um Sie machen wird. Nicht nur zum Anleinen rufen, sondern manchmal nur kurz am Halsband halten, danach wieder laufen lassen. Nicht vergeblich rufen! Das Abrufen eines Hundes aus einer Gruppe spielender anderer Hunde ist eine Meisterleistung! Verlangen Sie so eine Leistung nicht, wenn Ihr Hund das noch nicht gelernt hat. Suchen Sie sich einen Hundebesitzer mit „Trainingshund", der bereits verlässlich kommt. Üben Sie gemeinsam. Nie hinterherlaufen! Das wird bald ein lustiges Spiel für Ihren Hund. Hat Ihr Hund jedoch gelernt, Ihnen nachzulaufen, dann drehen Sie einfach um und laufen weg. Wenn Sie sich dabei auch noch getrauen laut zu „quietschen", dann ist der Erfolg fast garantiert. Möge Ihr Rufen bald gehört werden, das wünscht Ihnen

Elisabeth Cech-Harrer
Leiterin des Dog-College Tattendorf
Hundeerziehung & Verhaltensberatung

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Frage & Antwort

Elisabeth Cech-Harrer ist Leiterin des Dog College Tattendorf (Niederösterreich, nahe Wien) und Expertin für Hundeerziehung & Verhaltensberatung. Telefon: +43 (0)2253/ 80 50 30
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