Jumping Jack: Wie gewöhne ich meinem Hund das Anspringen ab?

Von Elisabeth Cech

Frage: Unser fast zwei Jahre alter Schäfermischlings-Rüde ist besonders lieb und verspielt. Deswegen springt er jeden Menschen fröhlich an. Unlängst hat er dabei ein Kind umgeworfen, jetzt wird es bedenklich! Wir haben schon alles mögliche versucht – er ist nicht einzubremsen.

Elisabeth Cech-Harrer: Sie haben mit Ihren Bedenken völlig Recht – hier könnten nämlich bereits andere Motive mitspielen als nur freundliches Begrüßen! Deswegen sollten Sie rasch mit Ihrem „Flughund" ein gezieltes Training beginnen.

Hunde springen (meistens) an uns Menschen hoch, weil sie unsere Mundwinkel erreichen wollen. Das ist eine canidentypische Begrüßungs- und Unterwerfungsgeste. Es gibt viele gute Tipps und Möglichkeiten, was man dagegen tun kann – hier sind einige aufgezählt, wie beispielsweise:

– In die Hocke gehen.
– Futtergefüllte Hand entgegenstrecken.
– Schnauzengriff anwenden und Alternativverhalten „Sitz" fordern.
– Spielzeug bereithalten und ablenken, etc.

Das Wichtigste dabei aber ist: Starten Sie ein paar Schwerpunktwochen. Behandeln Sie dieses Problem nicht nur nebenbei. Leider haben wir meist selbst die Freudensprünge unserer Hunde beträchtlich gefördert. Wenn man heimkommt und der Kleine kann sich vor Freude kaum halten, dann ist es schwer zu widerstehen, man toleriert das Anspringen. Alle Bekannten, Freunde und Passanten haben unserem Hund beigebracht, dass er das Begrüßungskomitee darstellt. Er steht im Mittelpunkt, dann erst kommt der Mensch am anderen Ende der Leine. Das ist zwar gut gemeint – doch leider völlig verkehrt.

Ignorieren ist angesagt
Somit müssen Sie Ihr Training von zwei Seiten beginnen: Ihr Hund springt Sie an – und Ihr Hund springt alle Entgegenkommenden an. Für beide Seiten gilt: Ignorieren ist angesagt, es gibt keine Begrüßungszeremonien mehr. Wenn Ihr Hund Sie anspringt, nehmen Sie, während er hochspringt, seine Pfoten und halten sie diese einfach fest. Natürlich nicht drücken, nicht wehtun, sondern einfach halten. Schauen Sie ihn dabei aber nicht an, und reden Sie auch nicht mit ihm. Wie es jetzt weitergeht, ist vom jeweiligen Charakter des Hundes abhängig: Es gibt Geduldige, die lange mit Ihnen so stehenbleiben, und es gibt welche, die sofort wie am Spieß schreien; es gibt andere, die versuchen werden, Ihre Finger anzuknabbern. Auf jeden Fall wollen alle Hunde wieder runter, weil auf zwei Beinen zu stehen für die meisten Hunde natürlich anstrengend ist. Diesen Moment warten Sie ab, lassen los, greifen schnell mit einer Hand ins Halsband und verlangen ein Sitz. Wenn der Hund sitzt, geben Sie ihm ein Leckerchen. Dann erst langsam die Hand vom Halsband wegnehmen und auf den nächsten Sprung gefasst sein. Wieder Pfoten halten usw.

Jeder soll mitmachen
Es gibt ausdauernde Hunde, die es einige Male hintereinander und viele Tage lang versuchen werden. Zeigen Sie Ihrem Hund ruhig Ihre „griffbereiten" Hände, bevor er springt. Das „Sitz mit Belohnung" ist sehr wichtig, weil es Ihrem Hund eindeutig sagt, was für ihn von Vorteil ist. Jeder in Ihrem Umkreis, der dazu imstande ist, sollte dieses Pfotenhalten ebenfalls machen.
Eine weitere gute Möglichkeit ist, sich schnell und wortlos umzudrehen, immer wieder, bis die Motivation Ihres Hundes erlahmt. Kaum sind seine Pfoten am Boden, drehen Sie sich zu ihm zurück und es kommt „Sitz mit Belohnung". Auch bei „Rückenspringen" einfach weiter machen: Ignorieren, Umdrehen, einen Schritt ausweichen, etc. Hier ist natürlich Ihre Ausdauer gefragt!
Wenn Ihr Hund alle Entgegenkommenden anspringt, dann müssen Sie vorausplanend trainieren. Er muss an der Leine sein, auch zu Hause wenn Besuch kommt, sonst haben Sie keine Chance. Sie bleiben stehen und steigen auf die Leine und zwar so, dass Ihr Hund sitzen oder stehen, nicht aber in die Höhe steigen kann. Jetzt müssen Sie die Entgegenkommenden dazu bringen, den Hund nicht zu beachten und Sie zuerst zu begrüßen, vielleicht sogar mit Zuruf. Hat sich Ihr Hund beruhigt, kommt zuerst „Sitz mit Belohnung", dann seine Begrüßung. Suchen Sie sich Helfer, die bei solchen Situationen mitspielen, je mehr umso besser.

Mögen die vier Pfoten Ihres Hundes bald am Boden bleiben, das wünscht Ihnen
Elisabeth Cech-Harrer
Leiterin des Dog-College Tattendorf
Hundeerziehung & Verhaltensberatung

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Frage & Antwort

Elisabeth Cech-Harrer ist Leiterin des Dog College Tattendorf (Niederösterreich, nahe Wien) und Expertin für Hundeerziehung & Verhaltensberatung. Telefon: +43 (0)2253/ 80 50 30
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