Jedem Fell seine Pflege – gewusst wie

Von Regina Röttgen

Die einen Hunde lieben es, die anderen suchen bereits beim Anblick der Bürste das Weite. Selbst für manche Halter ist die Fellpflege ihrer Vierbeiner eher leidige Pflicht als Vergnügen. Dabei ist die regelmäßige Pflege des Hundefells ihr sprichwörtliches Gold wert.

Ungepflegtes Fell verfilzt, juckt, ist oft schuppig und Herd für gesundheitliche Probleme. »Kann die Haut nicht mehr frei atmen, kann es beispielsweise zu Ekzemen oder Hautinfektionen kommen«, weiß Nina Landrichter. Die diplomierte Hundecoiffeurin ist seit 2008 Saloninhaberin des ersten Hundesalons der österreichischen Stadt Hollabrunn. Aus langjähriger Erfahrung und als Mitglied der Deutschen Groomer-Vereinigung sowie Mitglied der ehemaligen Austrian Grooming Association weiß sie, wie wohl sich besonders Flöhe, Zecken und Milben unter dem verfilzten Pelz fühlen. Ist das Wetter zudem noch warm und der Hund öfters mal feucht, geselle sich rasch eine Pilzinfektion dazu. »Darüber hinaus ist es aus hygienischen Gründen wichtig, an gewissen Stellen wie dem Intimbereich, dem After und an den Pfotenballen, die Haare zu kürzen.«

Regelmäßige Fellpflege schützt jedoch nicht nur vor vielen Erkrankungen, der Hund fühlt sich rundherum einfach wohler. Nina Landrichter bringt es auf den Punkt. »Ist das Fell des Hundes gesund, dann ist auch der Hund gesund!« Regelmäßiges Bürsten und Kämmen rege nämlich die Durchblutung der Hundehaut an, was sich wiederum positiv auf die Haarregeneration und die Haut auswirke. Deshalb müsse langes wie auch kurzes Fell stets gepflegt werden. »Durch Carding, sprich die Unterwolle entfernen, häufiges Bürsten und Kämmen sowie Baden des Hundes wird das Fell frei von Knoten und Filz bleiben und somit die Haut immer gut durchlüftet werden.«

Der Weg dahin ist allerdings oftmals mehr als steinig. »Viele Hundehalter informieren sich vor der Anschaffung eines Hundes nicht über die Rasse, geschweige denn über die richtige Fellpflege.« Mit der Fellpflege beginnen viele Hundehalter erst, wenn der Hund bereits die ersten Knöpfe oder Verfilzungen im Fell aufweist. Sind allerdings diese erst einmal vorhanden, ist die Fellpflege durch menschliche Hand für den Hund natürlich unangenehm. Viele Vierbeiner fangen dann an zu zappeln und zu quietschen oder suchen das Weite. »Oft wissen die Halter leider auch nicht, wie das Fell ihres Hundes richtig gepflegt werden soll. Zudem fehlt es ihnen an Übung.« Grund für viele Hundehalter, mit der Fellpflege gleich wieder aufzuhören. Ein Teufelskreis nimmt eventuell seinen Lauf: Der Hund lernt, dass die Fellpflege umso schneller aufhört, je mehr er zappelt oder gar knurrt. Am besten ist es laut Landrichter, bereits im Welpenalter, und noch bevor Problemstellen vorhanden sind, mit der Fellpflege zu Hause oder im Hundesalon zu beginnen. Letztlich sei ein stressfreier Umgang mit dem Hund – ohne ihn anzubinden oder anderweitig zu fixieren – unumgänglich. In ihrem Hundesalon »Beauty & Style« bietet sie daher ein sogenanntes Welpentraining zum Kennenlernen an.

Zuerst bürsten, dann kämmen

Je nach Hund kann sich der notwendige Aufwand für eine gute Fellpflege immens unterscheiden. »Jeder Felltyp braucht seine ganz bestimmte Pflege«, erklärt Landrichter. Ohne Arbeitsaufwand ginge es leider nie. »Es gibt keine Rasse, die keine Pflege benötigt!« Gerade die Pflege eines Langhaarhundes sei zeitintensiver als die eines Kurzhaarhundes und würde daher meist stark unterschätzt. So wie beispielsweise beim Bobtail und Shi Tzu. »Bei diesen Langhaarrassen, die viel Unterwolle haben, wechselt das Fell das ganze Jahr über. Zudem ist die Unterwolle sehr dicht, weshalb dieser Felltyp extrem zu Verfilzungen und Knoten neigt.« Die meiste Pflege allerdings brauche krauses Haar wie Bedlington Terrier und Pudel. »Bei diesen Rassen sind alle Haare gleich lang und wachsen ständig«, erklärt Landrichter. Soll ein Hund allerdings seine schönen, langen Haare behalten, muss er dementsprechend zu Hause genügend gepflegt werden oder eben öfter zum Coiffeur gehen.
Bevor es mit der Fellpflege überhaupt losgehen kann, stellen sich viele Hundehalter die berechtigte Frage, was für eine gute Fellpflege eigentlich alles nötig ist. »Vielen Hundehaltern fehlt das richtige Werkzeug«, weiß die Hundecoiffeuse. In Anbetracht der vielfältigen Auswahl an Pflegeutensilien in Zoofachgeschäften ist es nicht immer leicht, die richtige Kaufentscheidung zu treffen. Landrichter erachtet jedoch das richtige Werkzeug für den jeweiligen Felltyp als unumgänglich. »Es gibt zwar sehr viele verschiedene Bürsten und Kämme, doch nicht jede Bürste ist für jedes Fell geeignet!« Weiters müsse auf die Qualität des Shampoos geachtet werden. Auch hier sei eine Auswahl entsprechend des Felltypus ausschlaggebend für die richtige Pflege. Als professionelle Hundecoiffeuse verfügt Landrichter natürlich über eine besonders große Auswahl an geeigneten Pflegeutensilien: Für jeden Haartyp hat sie die richtigen Bürsten, Kämme, Scheren und Trimmwerkzeug. »Zudem bedarf es je nach Haartyp des passenden Shampoos, Conditioners, Föhns, Krallenzange und Feile und eventuell Schermaschine mit verschiedenen langen Scherköpfen und Aufsätzen oder eines Finish Sprays.«

Unabhängig von der Rasse oder der Art des Haars sollten alle Hunde regelmäßig und zuerst gebürstet und entsprechend ihrer Haarstruktur im Anschluss gekämmt werden. Es geht vor allem um das Carding. »Dadurch entfernt man das lose, abgestorbene Haar, das stumpf und glanzlos ist.« Ist dies erst einmal raus aus dem Fell, schillert bald auch der Glanz des Deckhaares wieder in seiner ganzen Pracht. Dennoch dürfe man sich nicht nur auf die Fellpflege konzentrieren, meint Landrichter. »Neben der richtigen Pflege ist eine ausgewogene Ernährung ebenso wichtig.«

Auch Baden muss sein

Was in Landrichters Hundesalon so leicht von der Hand geht, ist für viele Hundehalter oft anstrengend verbrachte Zeit. Insbesondere das Baden eines Hundes ist sicherlich in den eigenen vier Wänden keine Kleinigkeit, die schnell mal erledigt werden kann – vor allem nicht, wenn es sich um einen Neufundländer oder eine Deutsche Dogge handelt. Landrichter ist sich bewusst, wie schwer Baden für Ungeübte ist. Seit über zehn Jahren bildet sie erfolgreich Hundecoiffeure und- coiffeusen aus und bietet unter dem Namen »Hollagroom« Weiterbildungsseminare an. Trotz der teils großen Mühe, die das Fellwaschen mit sich bringt, ist Baden nach Meinung Landrichters wichtig. »Viele Halter glauben noch an den Mythos, Hunde wasche man nur ein- bis zweimal pro Jahr oder überhaupt nicht, da Baden nicht der Natur des Hundes entspreche.« Dies sei mittlerweile überholt. »Da Hunde heutzutage zu unseren treusten Begleitern zählen und mit uns im Haus und in der Wohnung leben, sollten sie auch dementsprechend gepflegt werden.« Dazu gehöre vor allem das richtige, qualitativ hochwertige Shampoo, gegebenenfalls ein Conditioner und eine angenehme Wassertemperatur, die nicht zu kalt und nicht zu warm sein sollte. »Verwendet man die passenden Produkte, kann man einen Hund sogar wöchentlich baden«, meint die Hundecoiffeuse und warnt gleichzeitig vor dem schnellen Griff zum Menschenshampoo. »Der PH-Wert von diesen Produkten ist nicht für die sensible Hundehaut geeignet.« Sowohl beim Shampoo als auch beim Conditioner sollte auf gute Inhaltsstoffe Wert gelegt werden. Daher rät die Fachfrau ebenfalls vom Gebrauch von Billigprodukten ab. Diese würden zu oft viel Chemie beinhalten, keine Wirkung zeigen oder vom PH-Wert her viel zu scharf sein. Ökologisch abbaubar seien sie zudem meist ebenfalls nicht. In ihrem Salon verwendet die Hundecoiffeuse italienische Produkte des Typs »die Kraft des Meeres«. »Diese bestehen aus biologischen Extrakten, deren Pflanzenmaterial aus Mikro- und Makroalgen gewonnen wird und den richtigen PH-Wert aufweist.« Natürlich ist beim Baden auch Aufmerksamkeit gefragt: Letztlich sollte am Ende das Fell nicht nur sauber sein. Es sollte so gut ausgespült sein, dass es frei von sämtlichen Rückständen der Pflegeprodukte ist, sonst kann es eventuell zu Hautirritationen kommen.

Besonderer Pflege bedarf es bei Hunden mit weißem Fell an den Augenpartien. Bei ihnen kommt es fast immer zu unschönen Tränenspuren. Diese haben zwar auch dunkle Hunde. »Nur ist es bei denen natürlich nicht so sichtbar, da die auf der Haut angesiedelten Bakterien im Kontakt mit der Tränenflüssigkeit nur das weiße Fell rosa bis braun färben«, erläutert Landrichter. Die Gründe, warum Hunde über den Tag verteilt immer mal etwas tränen, sind mannigfaltig. »Der Augenausfluss, die sogenannte Epiphora, kann beispielsweise durch einen verstopften Tränenkanal bedingt sein. Oder es liegt eine Störung der Tränenproduktion, eine Erkältung oder Infektion vor.« Als nichtmedizinische Ursache kämen Haare infrage, die das Auge berühren und reizen. »Der beste Weg, um dies zu vermeiden, ist, die umliegenden Haare entweder regelmäßig kurz zu schneiden, damit sie das Auge nicht behindern, oder gar nicht zu schneiden, damit sie lang am Auge vorbei runterfallen können.«

Scheren nur bei einigen Rassen erlaubt

Manchmal ist nicht nur Schneiden, sondern gleich Scheren die schnelle Lösung für die vorherige, unzureichende Fellpflege – oftmals viel zu häufig. Denn das Fell dient dem Hund als Schutz vor Kälte, Hitze, Nässe, Sonneneinstrahlung und Verletzungen. Beim Scheren der meisten Rassen greift man jedoch in diesen Mechanismus ein. So führt das Scheren gerade bei Rassen, deren Fell aus Deckhaar und Unterwolle besteht, rasch zu Problemen: Da beim Scheren sowohl Deckhaar wie Unterwolle gekürzt wird, wächst das Haar nicht mehr in seinem natürlichen Rhythmus. Die Unterwolle bleibt haften, wodurch der Haarwechsel gestört oder schlimmstenfalls sogar gestoppt werden kann. Dies hat wiederum zur Folge, dass der Hund mehr Unterwolle produziert, wodurch nun das Deckhaar nicht mehr richtig nachwachsen kann. Auf Dauer verliert das Fell somit seinen natürlichen Schutz vor Kälte, Nässe und Hitze. Selbst wenn Unterwolle und Deckhaar problemlos nachwachsen, sieht das Fell für Monate unschön aus, da beide – Deckhaar und Unterwolle – unterschiedliche Wachstumszyklen aufweisen. Deshalb gilt: Langhaar und Kraushaar können ohne Beeinträchtigung des Fells an einigen Stellen und zu einem gewissen Maße zurückgeschnitten oder geschoren werden. Komplett tabu ist Scheren hingegen für Stockhaar wie Spitz, Deutscher Schäferhund oder Collie, aber auch für Rauhaar wie beispielsweise Cairn Terrier oder Rauhaardackel, sowie für Kurzhaar und Glatthaar. Bei Hunden mit diesen Felltypen kann sich das Fell nach nur einer Schur bereits verändern. »Nur falls vom Tierarzt gesundheitsbedingt angeordnet, bei alten Hunden oder solchen mit Hautproblemen kann eine Ausnahme gemacht werden«, sagt Landrichter. »Nur Rassen mit krausem Haar wie zum Beispiel der Bedlington Terrier oder Pudel, deren Haare zudem ständig wachsen, dürfen und sollten sogar regelmäßig geschoren werden.«

Haararten mit Rasse-Beispielen

Stockhaar:
Zum Beispiel Collie, Deutscher Schäferhund, Husky, Spitz
• Dieser ursprüngliche Haartyp hat sich durch die Zucht stark verändert und besteht heute aus mittellangem, festem Deckhaar sowie feiner Unterwolle.
• Der Fellwechsel findet im Frühling und Herbst statt.
• Pflege: Durch Carding wird die Unterwolle ausgekämmt, damit kein Filz entsteht und die Luftzirkulation nicht behindert wird.
• Pflegeutensilien: Bürste, Kamm und Gummistriegel.

Rauhaar:
Zum Beispiel viele Terrier wie Cairn Terrier, Rauhaardackel, Schnauzer und viele Mischlinge
• Bei diesem Haartyp besteht das Fell aus rauem Deckhaar und glattem, feinem Unterfell.
• Unterschiedlich zum Stockhaar wechseln alle Deckhaare relativ zeitnah.
• Diese Rassen sollten getrimmt werden, sobald das Haar die entsprechende Reife hat, um Haarfarbe und Fellbeschaffenheit zu erhalten. Ohne Trimmen fangen die Hunde an zu haaren und sich zu kratzen.
• Pflege: Durch regelmäßiges Entfernen von Knoten und Unterwolle durch Kämmen, sowie je nach Rasse und Haarqualität alle drei bis vier Monate das abgestorbene Haar von Hand auszupfen.

Kurzhaar:
Zum Beispiel Labrador, Mops, Rottweiler
• Dieser Haartyp weist kurzes, starkes und anliegendes Deckhaar mit kaum bis keiner Unterwolle auf.
• Die Deckhaare wechseln saisonal und vereinzelt auch über das ganze Jahr.
• Pflege: Durch regelmäßiges Entfernen der Unterwolle mit einem feinen Kamm, Striegel oder Furminator und des Deckhaars per Gummistriegel.

Langhaar:
Zum Beispiel Briard, Malteser, Tibet Terrier, Yorkshire Terrier
• Dieser Felltyp weist langes Deckhaar und je nach Rasse entweder viel oder sehr wenig Unterwolle auf.
• Sehr pflegeintensives Fell, das zu Verfilzungen neigt.
• Bei viel Unterwolle wechseln die Haare ständig, bei wenig Unterwolle erfolgt der Wechsel der Unterwolle sowie der Deckhaare periodisch.
• Pflege: Durch regelmäßiges Bürsten und anschließendes Kämmen, eventuelles Trimmen und Schneiden.

Glatthaar:
Zum Beispiel Dalmatiner, Dobermann, Rhodesian Ridgeback, Weimaraner, Vizsla
• Dieser Felltyp hat kurzes, anliegendes Deckhaar mit wenig bis keiner Unterwolle.
• Die Deckhaare wechseln saisonal, meist jedoch ganzjährig.
• Pflege: Mit Gummistriegel, um die losen Haare zu entfernen.

Krauses Haar:
Zum Beispiel Bedlington Terrier, Bichon Frisé, Kerry Blue Terrier, Pudel
• Dieser Felltyp ist gekennzeichnet durch sehr langes, gleich langes, in der Menge geringes Deckhaar und viel Unterwolle.
• Sehr pflegeintensiver Felltyp, da er leicht zu Verfilzungen neigt.
• Zurückschneiden möglich, da keine Strukturveränderungen erfolgen.
• Pflege: Durch regelmäßiges Bürsten und Kämmen, eventuell auch Schneiden.

Filzhaar (Rasta):
Zum Beispiel Bergamasker, Komondor, Puli
• Dieser Felltypus hat sowohl langes Deckhaar als auch lange, dicke Unterwolle
• Einige Zentimeter über der Haut verfilzt das Fell schnell, was jedoch in der Regel nicht zu Hautproblemen führt. Durch das Trennen der Filzplatten bilden sich eine Art Schnüre.
• Pflege: Durch regelmäßige Kontrolle der einzelnen Strähnen

Nackthunde:
Zum Beispiel Afrikanischer Nackthund, Chinesischer Schopfhund, Xoloitzcuintle
• An den meisten Körperregionen weisen diese Rassen fast keine Haare auf. Ganz leichte Behaarung zeigt sich je nach Rasse am Kopf, an den Pfoten, den Beinen und der Rute.
• Die behaarte Variante trägt den Namen »Powder Puff«.
• Der natürliche Schutz vor Kälte und Sonneneinstrahlung fehlt.
• Pflege: Ähnlich wie bei menschlicher Haut, damit keine Hautunreinheiten entstehen – jedoch mit speziellen Produkten für den Hund.

Zubehör im Überblick
• Kamm für Hunde mit Stock-, Kurz- und Langhaar sowie krausem Haarkleid
• Bürste für Stock- und Langhaar sowie krauses Haar
• Weiche Bürsten für Welpenfell
• Furminator für Rassen mit stark haarendem Kurzhaar
• Trimmwerkzeug wie Trimmmesser und Trimmstein für Rassen mit Rauhaar
• Entfilzer für dichtes und krauses Fell
• Schere für Hunde mit langhaarigen Partien
• Spezielle Hundeshampoos und Conditioner dem Fell- und Hauttyp entsprechend für das Baden

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