Aufgrund ihrer jagdlichen Spezialisierung sind Jagdhunderassen im normalen Alltag nicht unproblematisch zu halten. Dennoch gelangen nicht wenige Jagdhunde über den Tierschutz in nichtjagdliche Haushalte. Anderen wiederum ist es gar nicht bewusst, dass sie mit ihrem Retriever, Dackel, Beagle, Pudel oder Spaniel Hunde mit angeborener Jagdpassion in ihrer Wohnung haben. Doch ein Jagdhund ist ein Hund, der jagt – und da können seinem Halter die Probleme recht schnell über den Kopf wachsen. Deshalb verlangen gerade diese Hunde eine auf ihre angezüchteten Fähigkeiten ausgerichtete Ausbildung und Beschäftigung. Andererseits aber sollten sie nicht in eine Art Aktivitätsspirale getrieben werden. Julia Birk erklärt die Problematik und was Frauchen oder Herrchen eines Jagdhundes konkret tun kann, damit der vierbeinige Jäger kein Jäger wird oder bleibt …
Am Anfang stand die Jagd …
Die mit der Jagd verbundenen Mühen veranlassten den Menschen dazu, sich immer wieder Gedanken über deren Erleichterung zu machen. Wölfe und Wildhunde mit ihrem sozialen Wesen und der erfolgreichen Jagd im Rudel brachten ideale Voraussetzungen mit. So machte sich der Mensch den Hund zunutze. Durch die Unterstützung des Jagdhundes gelang es unseren Vorfahren, deutlich leichter und effektiver Beute zu machen. Auch der Hund profitierte von der partnerschaftlichen Jagd. Gemeinsame Beute wurde selbstverständlich geteilt.
Durch die Ansiedlung der Menschen und die spätere Industrialisierung wurden Hunde mit anderen Eigenschaften gebraucht. Die Landbevölkerung hielt den Bauernhund für das Vieh, die Damen bevorzugten Begleithunde und städtische Großbürger den Wachhund. Die Jagd war weitestgehend der Aristokratie vorbehalten. Hofjagden wurden zu gesellschaftlichen Großereignissen, bei denen Politik gemacht wurde. An den Erfolgen dieser Jagden waren die Jagdhunde maßgeblich beteiligt. Ein geschenkter Jagdhund galt als besondere Wertschätzung. Schon deshalb engagierten sich viele Adelige in der Züchtung und Erhaltung ihrer bevorzugten Rasse. Heute haben wir eine Vielzahl von Jagdhunden, angepasst an geografische Bedingungen und oft nur im Detail zu unterscheiden.
Heute …
Jagdhunde gelten heute in der Öffentlichkeit mitunter als exklusiv. Doch aufgrund ihrer jagdlichen Spezialisierung sind sie manchmal schwer im normalen Alltag zu halten. Besucher meines Hundeparks fuhren vor einigen Jahren mit ihren drei Jagdhunden frohgemut in die Ferien in ein Schweizer Bergdorf. Nach Ablauf des zweiwöchigen Erholungsurlaubs kamen sie völlig fertig zurück. Einzig die drei ansonsten unkomplizierten Terrier machten einen sehr zufriedenen Eindruck. Hatten sie sich doch den gesamten Aufenthalt über wilde Gefechte mit den sehr selbstbewussten Katzen der Dorfbewohner geliefert. „Jedes Haus mindestens drei Katzen und unsere drei Hunde völlig außer Rand und Band. Jeder Gang im Dorf ein einziger Stress“, erklärten Frauchen und Herrchen auf Nachfrage.
Der deutsche Wachtelhund, der Deutsch Kurzhaar und der Deutsch Drahthaar, der Pointer sowie der Deutsche Jagdterrier gelten als problematisch in Nichtjägerhänden. Trotzdem gelangen diese Rassen oft über den Tierschutz in nichtjagdliche Haushalte. Aber nicht nur der Zufall sorgt für immer mehr Jagdhunde in unserer Gesellschaft. Aktive Menschen möchten ihre Hunde selbstbestimmt auswählen. Immer weniger möchten sich ihre Entscheidungen vorschreiben oder sich in ihnen gar begrenzen lassen. In meinen Trainings mit Nichtjägern und ihren Hunden erkläre ich oft das Verhalten des Hundes an realistischen Beispielen aus jagdlichen Situationen. Meiner Erfahrung nach verstehen Hundehalter das Verhalten ihres Jagdhundes besser, wenn sie die Herkunft und seine typischen Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten bei der Jagd kennen.
Der Jagdhund als Familienhund
Der Dackel und der vorhin erwähnte Jack Russell Terrier sind prominente Beispiele für Jagdhunde, die unauffällig vom reinen Jagdhund zum Familienbegleithund avancierten. Alle Arten Spaniels und vor allem die Beagles haben die Herzen erobert. Meist gelten sie als robust. Dabei vergessen die Halter zuweilen deren Jagdpassion und sind überrascht über die andere Seite ihrer zweifelsohne unglaublich süßen Hunde. Viele Hundebesitzer kennen zum Glück die Jagdlust der munteren Gesellen und können diese meist gut kontrollieren. Jagdhunderassen vereinen so viel mehr in sich, als dass man sie Nichtjägern vorenthalten könnte. Der Jack Russel Terrier, auch der Clown unter den Hunden genannt, führt ein glückliches Leben auch ohne jagdliche Ereignisse. Wir alle kennen ihn als Hund der Reiter. Den ganzen Tag unterwegs, den Stall unter Kontrolle und beim Ausritt selbstbewusst nebendran. Doch fühlt er sich traditionell sehr wohl mit jagdnaher Beschäftigung.
Der Dackel passt sich an, solange er Richtung und Tempo bestimmen darf. Das kann schon mal dauern, wenn er erst große Krater ausbuddeln muss, um zu sehen, dass die Mäusefamilie tatsächlich ausgezogen ist. Spaniels, die sich nach dem Spaziergang den halben Wald aus den Ohrgehängen haben bürsten lassen, erfreuen ihre Halter gerne mit ihrer Anwesenheit beim Essen und auf dem Sofa.Retrieverrassen wie Labrador, Golden Retriever, Flat Coated Retriever werden fast ausschließlich als Familienhunde gehalten. Vielen Hundeliebhabern ist der Retriever eher als Behindertenbegleit- oder als Blindenführhund denn als Jagdhund geläufig. Doch auch Jäger mit großen Gewässeranteilen in ihren Revieren schwören auf den Arbeitseifer der Retriever. Man wird keinen Menschen finden, Jäger oder Nichtjäger, der nicht begeistert von seinem Hund schwärmt.
Der Familienhund als Jagdhund
Die aktuell in Mode gekommenen „Labradoodle“ gelten als unkompliziert und frei von jagdlichen Verhaltensmustern. Doch ist gerade der Pudel ein begnadeter Hund für die jagdliche Wasser- und Apportierarbeit. Es gibt sonst keine Hunderasse, die sogar eine Frisur, die traditionelle Jagdschur, vorweisen kann. Der hochintelligente Pudel, mit dem arbeitswilligen Retriever gepaart, ergibt einen Hund, der die Arbeit über alles liebt. Er löst klug komplexe Aufgaben und zeigt sich in seinem Verhalten als starke Hundepersönlichkeit. Eine gehörige Portion Selbstbewusstsein festigt seinen Charakter.
Ein anderer Vorstehhund, der Magyar Vizsla, kam als Familienhund von Ungarn in unser Land. Dieser elegante, helle, kurz- oder rauhaarige Hund gilt als unkompliziert und leichtführig. Geprägt durch die ungarische Landschaft arbeitet der Vizsla „nah am Mann“. Das bedeutet, dass er sich nicht zu weit von seinem Halter entfernt. Seine Lauffreude und seine Anhänglichkeit eignen sich für sportliche Menschen und für aktive Familien. Viele Jäger schätzen den Vizsla aufgrund seiner Begabung als Jagdhund sowie seiner Familientauglichkeit. Diesen Kompromiss muss nicht nur der Jagdhund in Nichtjägerhand leben, auch der Jagdhund des Jägers sollte Familiensinn besitzen. Morgens mit Frauchen im Park joggen, mittags die Kinder vom Kindergarten abholen, am Wochenende mit Herrchen auf die Jagd. Die Zeiten, als Jagdhundeliebhaber ohne Jagdschein Züchtern ihre Hunde teuer abkaufen oder mühsam abringen mussten, sind schon lange vorbei. Die Gesellschaft hat Gefallen an dem interessanten Äußeren und dem angenehmen Wesen der Hunde gefunden. Nahezu alle Jagdhundehalter schwärmen von dem sanften, anspruchslosen Wesen ihrer Hunde in ihrem Zuhause. Viele Züchter versuchen den Ansprüchen der Hundeliebhaber zu entsprechen. Sie züchten je nach Nachfrage und eigener Vorliebe ihre Hunde als sog. Arbeitslinien oder Schönheitslinien – was bedeutet, dass man entweder mehr Wert auf Schönheit oder auf den Jagdtrieb legt. Nun ist Hundezucht aber nicht so einfach zu unterteilen und die Natur mischt sich auch immer wieder ein.
Bei den Irish Settern wird diese Unterteilung schon seit den 1970er Jahren praktiziert. Der Erfolg der reinen Schönheitslinie ist zweifelsohne an Schönheit vorhanden, allerdings jagen diese Hunde genauso gerne wie ihre jagdlich gezüchteten Verwandten. Manchmal habe ich den Eindruck, dass besonders die aus den Schönheitslinien sehr wenig Wert auf ihr Äußeres legen und sich besonders passioniert in der Vogel- und Hasenjagd zeigen … Die Arbeit unserer Vorfahren war zu gut, als dass ein paar Jahrzehnte ausreichen, die angeeigneten Eigenschaften zurückzuzüchten.
Der Weimaraner, eine Rasse im Wandel
Der Weimaraner erfreut sich heutzutage großer Beliebtheit. Das liegt sicher an seinem edlen Äußeren. Menschen projizieren Schönheit über den Hund in ihr Leben und veredeln sich mit ihm. Das heute „silbergraue“ Fell heißt, ganz seiner Herkunft entsprechend, eigentlich „rehgrau“. Einige Züchter reagieren auf die Nachfrage, indem sie den Jagdtrieb eher versuchen zu mäßigen. Einzig die Züchter der langhaarigen Weimaraner widerstehen den Anforderungen des Marktes. Doch lassen sich jagdliche Anlagen und die sog. Schärfe nicht und vor allem nicht so schnell verändern. Ein Jagdhund ist ein Hund der Jagd, und ein unterbeschäftigter Weimaraner zeigt sich leider oft zerstörerisch. Darüber muss sich jeder Rasseliebhaber im Klaren sein und die Bereitschaft mitbringen, Zeit in die Beschäftigung des Hundes zu investieren. Noch vor wenigen Jahren zeichnete „Mannschärfe“ den Weimaraner aus. Doch dies wird heutzutage noch nicht einmal mehr vom Weimaraner Zuchtverband gerne gehört. Züchter, die damit ihre Welpen auszeichnen, werden diskret auf den Ruf solcher Aussagen in der Gesellschaft hingewiesen.
Körperliches Training für Hund und Halter
Leider schaffen es nicht einmal mehr die Jäger, ihre Hunde körperlich auszulasten. Beruf, gesellschaftliche Verpflichtungen, vielseitigere Freizeitinteressen und veränderte Jagdsituationen verlangen auch von ihnen ein breiteres Spektrum an artgerechter Beschäftigung. Verantwortungsvolle Hundeführer scheuen sich nicht, in der jagdarmen Zeit ihre Hunde in einem Hundetraining zusätzlich auszulasten. Unabdingbar ist die körperliche und konditionelle Auslastung des Jagdhundes. Während ihre Vorfahren noch stundenlang mit ihrem Halter durch den Wald pirschten, fahren heute beide mit dem Auto bis an den Hochsitz. Radfahren und Joggen sollte man als Jagdhundebesitzer genauso lieben wie den Hund. Lange Spaziergänge sowie Wanderungen bringen Abwechslung und Ausgeglichenheit auch für den Hundehalter. Vorausgesetzt der Hund ist kontrollierbar. Ohne Erziehung kann ein Jagdhund schnell zum Stressfaktor werden.
Jagdhunde werden seit Jahrhunderten züchterisch selektiert und gründlich auf ihre Aufgaben hin ausgebildet. Züchter und Ausbilder sind sich sicher, dass die heutigen Hunde über fantastische Fähigkeiten verfügen. Ihre Anlagen und Nasen sind so gut, dass sogar Jäger überfordert sein können. Deshalb verlangen Jagdhunde nach einer ihren Fähigkeiten entsprechenden Ausbildung. Der Jagdhund will am liebsten zusammen mit Herrchen oder Frauchen arbeiten. Bieten diese ihm nicht eine artgerechte Beschäftigung, wird sich der Hund verselbständigen. Unterforderte Jagdhunde leiden an Körper und Geist und werden immer schwieriger zu kontrollieren. Oft zeigen sie sich zu Hause zerstörerisch.
Artgerechte Ausbildung auch als Nichtjäger
Für den jungen Hund spielt es eine untergeordnete Rolle, ob er mit Wild oder einem Dummy ausgebildet wird. Er bewertet nicht und ist zufrieden, wenn er seinen Fähigkeiten entsprechend gefordert wird. Außerdem hat sich die Industrie längst dieses Themas angenommen. Es gibt wunderbare Ausbildungsdummys in Form von Ente, Kaninchen, Fuchs. Die dazugehörigen chemischen Duftstoffe simulieren naturnahes Arbeiten. Jagdhundevertreter wie die Vorstehhunde kommen schwieriger zu ihrer Ausbildung als beispielsweise die Retrieverrassen. Engagierte Nichtjäger mit Terriern oder Bracken stoßen recht schnell an ihre Grenzen. Die örtlichen, ehrenamtlich organisierten Kreisjägervereinigungen sind oft mit der Ausbildung der Jäger ausgefüllt und nehmen ungern Nichtjäger auf.
So bleiben die Hundevereine und privaten Hundeschulen als Alternativen. Hundesport kann für den Jagdhund eine gute Ergänzung sein, doch ist eine Überreizung dieser triebstarken Hunde nicht zu empfehlen. Die Vielseitigkeit der Hunde sollte in der Beschäftigung unbedingt berücksichtigt werden. Deshalb eignet sich eine Ausbildung, welche jagdlich orientiert ist, viel besser. Dazu gehören Sucharbeit in Form von Schleppen, freiem Suchen im hohen Gras, Wasserarbeit und Apportiertraining. Schleppen sind über Wiesen gezogene Dummys. Sie können über mehrere 100 m gehen und sind sehr anspruchsvoll. Die Anforderungen an die Ausbildungsstätten sind hoch. Der Trainer benötigt unbedingt Erfahrung mit den unterschiedlichen Jagdhunderassen und deren Aufgabenbereichen. Außerdem viel Feld, Wald und einen zugänglichen Weiher oder Bach mit Bewuchs. Diese Gegebenheiten sind in unserer vielseitig genutzten Natur rar geworden. Keinesfalls sollte der nichtjagdliche Hundebesitzer ungefragt ein Gebiet nutzen. Der Ärger mit Jagdpächtern und Bauern ist vorprogrammiert.
Durch Gehorsam zum Team
Jagdhunde sind meist unabhängige Hunde. Ihre traditionelle Arbeit verlangt ein hohes Maß an Selbständigkeit und Mut. Die in der Jagdpraxis selbstverständliche Begegnung mit wehrhaftem Raubwild wie Fuchs und Dachs erfordert Selbstsicherheit. Wildschweine testen ihre Gegner und lassen sich nur von starken Hundepersönlichkeiten aus ihrer Dickung treiben.
Kopflose, hitzige Hunde gehören nicht auf die Jagd und machen den Alltag mühsam. Durch immer feinere Nasen und sensiblere Eigenschaften neigen manche Hunde zu übersteigertem Verhalten. Die Mutigen werden unüberlegt, die Unsicheren übernervös. Beide Arten neigen zu Überreizung. Unerfahrene Hundehalter meinen dann oft, sie lasten den Hund nicht genügend aus, und gelangen so in eine regelrechte Aktivitätsspirale. Diese Hunde müssen bei ausreichend körperlicher Auslastung zu allererst Ruhe lernen. Wie das Leben spielt, treffen häufig temperamentvolle Menschen und unruhige Hunde aufeinander. Bei solchen Teams wünscht man sich als Hundetrainerin manchmal ein Kloster Buddhistischer Mönche an die Seite.
Jagd ist Teamarbeit, bei der sich Hund und Halter aufeinander verlassen müssen. Gehorsam führt zum Erfolg und kann die Lebensversicherung des Hundes sein. Der Hund braucht einen zuverlässigen Partner, der für ihn denkt, während er arbeitet. Gefahren oder unvorhersehbare Ereignisse müssen vom Menschen erkannt und eingeschätzt werden. Nur der gehorsame Hund ist jederzeit kontrollier- und lenkbar. Doch ist gerade der Gehorsam die Königsdisziplin der Jagdhundeausbildung. Da sie zuverlässig und vertrauensvoll funktionieren soll, erfordert sie eine sensible, geduldige und konsequente Einarbeitung. Die Persönlichkeit von Halter und Ausbildungsleiter müssen charakterlich einwandfrei, fair und maßvoll sein. Hitzköpfe und ungeduldiges Gebrüll haben in der Ausbildung genauso wenig zu suchen wie Starkzwangmittel.
Die Ausbildung braucht einen sinnvollen, wohlüberlegten, auf den Hund abgestimmten Aufbau. Jegliche Überforderung ist zu vermeiden. Überforderung führt immer zur Blockade des Hundes. Fatalerweise überfordern wir Menschen aber gerne die Hunde, die sich begeistert zeigen. Ein Hund, der arbeitswillig ist und jede Herausforderung annimmt, motiviert den Halter und Ausbilder ungemein. Aktuell erlebten wir einen Pudelpointer, der begeistert apportierte. Zuverlässig und unermüdlich brachte er alles, was sein Herrchen ihm auftrug. Der Eifer dieses Hundes erfreute den Halter so sehr, dass er täglich intensiv übte. Kurz vor einer wichtigen Jagdhundeprüfung fühlte sich der Hund so überfordert, dass er das ausgelegte Apportel suchte, aufnahm und einige Meter weit weg im Wald vergrub. Damit wollte er seinem Besitzer wohl sagen: „Jetzt ist es genug!“ Dies war ein ausgesprochen trauriger Moment. Zum Glück schafften wir es mit viel Zurückhaltung, bei gleichzeitiger Motivation von Hund und Halter, dem Hund seine Freude an der Arbeit zurückzugeben. Gemeinsam haben sie, ohne Druck, noch viele Prüfungen erfolgreich absolviert.
Terrier und Dackel, die in einen Fuchsbau passen, sollten eine konsequente Erziehung erfahren. Kämpfe mit dem Dachs unter der Erde können zu schweren Verletzungen, manchmal bis zum Tode führen. Leider lernen sie nicht aus diesen Erfahrungen, sondern werden immer schärfer. Da der Dachs sich derzeit rasend ausbreitet, steigt die Gefahr stetig. Bei besonders ausgeprägter Neigung, unter Tage zu jagen, bleibt im Wald nur ein Spaziergang an der Leine.
Wichtige Grundsätze
Hundeausbildung muss Freude machen. Alles andere frustriert und entmutigt. Erfolge stellen sich meist in freundlicher Atmosphäre sowohl den Halter als den Trainer betreffend schneller ein. Zu fahrig oder hart ausgebildete Hunde werden jede Gelegenheit zum Ungehorsam nutzen und nie zuverlässig arbeiten. Dies gilt für die Hunde von Jägern wie die von Nichtjägern. Diese Hunde haben gelernt, Druck und unberechenbare Stimmungen auszuhalten. Sie leben nach dem Motto: Ärger gibt es sowieso, dann kann ich bis dahin noch Spaß haben. Aufgrund ihrer artbedingten Selbständigkeit genießen sie die Zeit ohne ihren Besitzer und kommen nicht vertrauensvoll an seine Seite.
Bei allen Jagdhunderassen ist der Ausgleich zwischen Triebarbeit und Ruhe für die psychische Gesundheit unentbehrlich. Besonders die Terrier neigen zum „Überdrehen“. Gerade für sie ist Apportieren besser als Frisbee-Spielen. Die Jagd ist immer ein übergeordneter Reiz und die Hetze selbstbelohnend. Triebe sind bestenfalls kontrollierbar, nie aus dem Jagdhund wegzulöschen. Dies gilt es auch zu beachten, wenn Hundeschulen schnelle Erfolge auf diesem Gebiet versprechen. Hundehalter, deren Hunde regelmäßig hetzen, sind meist sehr verzweifelt und zu vielem bereit. Jagdhunde und ihre Ausbildung, sei es nun für die reale Jagd oder zur Ausgleichsbeschäftigung, sind sehr arbeitsintensiv, brauchen aktive Zeit und belohnen uns mit Freude am zuverlässigen Hund. Erst dann kann man so richtig genießen, was alle Jagdhundebesitzer übereinstimmend bestätigen: „Zu Hause gibt es nichts Harmonischeres als einen ausgeglichenen Jagdhund.“
Bracken, Schweiß- und Stöberhunde …
Von dem bewussten Kauf einer Bracke, eines Schweiß- oder Stöberhundes ist für Nichtjäger abzuraten. Diese Hunde sind nur auf der Wildspur wirklich glücklich. Auf organisierten Jagden fehlen am Schluss meist diese Hunde. Wenn sich alle Jäger beim anschließenden Essen ihre Jagderlebnisse und die tollen Leistungen ihrer Hunde erzählen, stehen die Brackenbesitzer noch am Sammelplatz und warten auf die Rückkehr ihrer Hunde. In unserem engmaschigen Straßennetz geht dies leider nicht immer gut aus.
Schweißhunde sind selbst bei normalen Jägern unterfordert. So organisieren sich anerkannte Schweißhundeführer als Spezialisten und decken ganze Landstriche mit ihren Hunden ab. Immer in der Hoffnung, dem Hund genug Arbeit bieten zu können. Sollte ein Schweißhund, eine Bracke oder ein Stöberhund über den Tierschutz doch in Ihre Hände gelangen, bietet nur das Mantrailing eine einigermaßen sinnvolle Arbeitsalternative. Mantrailing ist Ausbildung auf höchstem Niveau. Der Hund sucht nicht wie bei der Wildspur nach der Bodenverwundung, sondern nach dem Individualgeruch eines Menschen. Suchen Sie sich eine Hundeschule, die diese Arbeit lebt und nicht nur aus Mode anbietet. Ein grundsätzliches Seminar und regelmäßige Trainingsmöglichkeiten sind unerlässlich.
Bedenken Sie bitte beim Besuch einer Hundeschule immer, dass nicht nur Ihr Hund dorthin geht, sondern auch Sie eine Schule besuchen. Die Aufgabe des Trainers oder der Trainerin ist es, Ihnen und Ihrem Jagdhund gerecht zu werden. Es gilt den Jagdhund so zu fordern, dass der Halter die Aufgaben umsetzen kann. Das ist je nach Temperament der Beteiligten eine komplexe Aufgabe.
Zum guten Schluss
Jagdhunde sind Freidenker. Sie lieben vielfältige Aufgaben und die Arbeit im Team. Zu ihren Stärken gehört nicht der rein ausführende Gehorsam, sondern die Zusammenarbeit mit ihren Haltern. Auf der Grundlage gegenseitigen Vertrauens ist diese seit Jahrhunderten angelegte Verbindung etwas Einzigartiges in der Mensch-Hund-Geschichte. Gerade dieser Besonderheit wegen ist es wichtig, genau zu prüfen, ob ein Jagdhund mit seinem aktiven Wesen zu einem passt. Viele andere Rassen sind im Alltag sicher wesentlich unkomplizierter, Spannung und Abwechslung bringt jedoch der Jagdhund.