Interaktive Spiele zur mentalen Beschäftigung von Hunden werden bei HundehalterInnen immer beliebter. ForscherInnen der Vetmeduni Vienna untersuchten nun im Rahmen einer soeben veröffentlichten Studie, was es braucht, damit Hunde mit dem Erlernen eines Spiels besonders positive Erfahrungen verbinden. Demnach ist ein behutsames Hinführen zum und Begleiten beim Spiel der beste Weg – der bei den Hunden sogar zu positiven „Flow“-ähnlichen Erlebnissen führen dürfte.
Interaktive Spiele können bei Hunden das Wohlbefinden steigern, indem sie Belohnungen durch „Leckerlis“ mit positiv wirkenden kognitiven und sozialen Reizen kombinieren. Eine zu schnelle Einführung in ein neues Spiel kann jedoch zu geringem Erfolg und Frustration führen. Ein Forschungsteam des Instituts für Tierschutzwissenschaften und Tierhaltung der Vetmeduni Vienna um Christine Arhant (Erstautorin) und Jason Yee (Letztautor) untersuchte deshalb, ob aus der Art des Erlernens eines interaktiven Spiels Unterschiede resultieren. Getestet wurden zu diesem Zweck 28 Hunde.
„Flow“-ähnliche Erlebnisse durch schrittweises Erlernen neuer Spiele?
„Eine schrittweise Einführung in ein interaktives Spiel in Kombination mit einer Demonstration der möglichen Mechanismen zur Lösung der Aufgaben führte zu einer höheren Erfolgsrate und einem geringeren Auftreten stressbedingter Verhaltensweisen während des Spielens in einer neuen Umgebung mit unbekannten Menschen. Darüber hinaus konnten wir auch Verhaltensweisen beobachten, die darauf hindeuten, dass die Hunde durch die Verwendung des Spiels positive Emotionen empfunden haben“, so Christine Arhant. Der schrittweise Ansatz des Erlernens erhöhte demnach nicht nur den Erfolg – die Hunde erreichten die „Leckerlis“ mit einer höheren Wahrscheinlichkeit – und begrenzte Verhaltensmerkmale von Erregung, Stress oder Frustration, sondern induzierte laut den ForscherInnen höchstwahrscheinlich positive Emotionen, die möglicherweise dem Erleben eines „Flows“ beim Menschen ähneln.
„Insgesamt deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass die Art und Weise, wie ein mäßig schwieriges Spiel eingeführt wird, eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung der Erfahrung spielt. Eine schrittweise Einführung einschließlich Demonstration förderte eine angenehmere Erfahrung, die durch eine höhere Wahrscheinlichkeit der Belohnung, weniger stressbedingtes Verhalten und ein physiologisches Profil gekennzeichnet war, das die Aktivierung beider Zweige des autonomen Nervensystems umfasst. Wir vermuten, dass dies eine physiologische Signatur für eine erfolgreiche Leistung, bei der Fähigkeiten des Tieres mit den Schwierigkeiten der Aufgabe in Balance sind, sein kann“, so Jason Yee.
Das richtige Maß an menschlicher Hilfestellung ist entscheidend
Um den Nutzen zu maximieren, ist es laut den ForscherInnen von großer Bedeutung, bei der Verwendung interaktiver Hundespiele ein Gleichgewicht zwischen den Fähigkeiten des Tieres und den Anforderungen der Aufgabe zu finden. Dies schließt den Schwierigkeitsgrad des interaktiven Spiels selbst und den Grad menschlicher Demonstration und Hilfe ein. Auch zu viel Hilfe kann ein Ungleichgewicht zwischen Fähigkeiten und Herausforderungen darstellen und bei den Hunden zu Desinteresse führen. Insgesamt ist die Verwendung dieser Art von Spiel eine Gelegenheit, die Vorteile der Mensch-Hund-Interaktion, des Futter-Enrichments und der kognitiven Bereicherung zu kombinieren.
Interaktive Spielzeuge erfreuen sich zunehmender Beliebtheit
Derzeit ist eine breite Palette interaktiver Spielzeuge für Hunde am Markt verfügbar und ihre Verwendung wird immer beliebter. Entscheidend ist jedoch, sicherzustellen, dass ihre Verwendung den Hund oder seine/n BesitzerIn bzw. PflegerIn nicht negativ beeinflusst, etwa durch Frustration und frustrationsbedingtes oder aggressives Verhalten. Das ist besonders wichtig in Tierheimen, in denen Hunde einer unbekannten Umgebung und einer Reihe anderer Stressfaktoren ausgesetzt sind. Daher müssen Hunde interaktive Spielzeuge so kennenlernen können, dass Lernen, ein erfolgreiches Bewältigen der gestellten Aufgabe und ein positiver Gefühlszustand gewährleistet sind und sich letztendlich das Wohlbefinden der Hunde verbessert. (Quelle: PM Vetmeduni Vienna)
Service: Der Artikel „Balancing skill against difficulty – behavior, heart rate and heart rate variability of shelter dogs during two different introductions of an interactive game“ von Christine Arhant, Bernadette Altrichter, Sandra Lehenbauer, Susanne Waiblinger, Claudia Schmied-Wagner und Jason Yee wurde in Applied Animal Behaviour Science veröffentlicht: www.sciencedirect.com
Interaktive Spiele mit dem Tierschutz-Kennzeichen finden Sie unter www.tierschutzkonform.at.