Im Reich der Parasiten – Parasiten & Schmarotzer des Hundes

Von Dr. Hans Mosser

Achtung, ein Hinweis zu Risiken & Nebenwirkungen: Diese Serie kann Ihre Sicht auf die Parasiten unserer Hunde verändern. Durch die ­veränderten klimatischen Bedingungen und andere Faktoren müssen wir heute ­nämlich mit Krankheiten rechnen, die wir früher als exotisch betrachtet haben. Die WUFF-Parasitenserie versorgt Sie mit hochaktuellen alltags­relevanten ­Informationen und gibt zugleich einen Einblick in eine wahrlich ­faszinierende Lebenswelt von Organismen, die sich auf ein Leben auf oder im Hund spezialisiert haben.

Der Name Parasit leitet sich ab von den parásitos („Neben­esser"), die in der griechischen Antike als Vorkoster die Speisen probierten. Eingesetzt wurden sie entweder bei Opferfesten, um die Genießbarkeit der gereichten Speisen festzustellen, oder im Haushalt bedeutender Personen, die Angst davor hatten, vergiftet zu werden. Der deutsche Ausdruck Schmarotzer hingegen kommt aus dem Mittelalter, wo er für Bettler (Smorotzer) verwendet wurde. Allen gemeinsam ist, dass sie auf Kosten anderer leben.

Energiequelle & Biotop
Dasselbe gilt nun für die Parasiten, die auf oder in Menschen und Tieren leben und alles, was sie für ihre Ernährung, Entwicklungsstadien und Fortpflanzung benötigen, von ihrem Wirt beziehen. Da ihnen nur ein lebendiger Wirt als Lebensraum dienen kann, haben sie es grundsätzlich so eingerichtet, dass ein Befall den Wirt nicht tötet. Es wäre ja kontraprodukticv, würden sie sich das eigene Biotop vernichten. Allerdings können Parasiten auch Über­träger (sog. Vektoren) von Krankheitserregern sein, die dann ihrerseits sehr wohl zum Tod des betroffenen Tieres führen können.

Parasiten entstammen den unterschiedlichsten Arten und Gattungen der Natur, d.h. sie bilden keine einheitliche biologische Tierklasse. Ihre Einteilung erfolgt vielmehr ausschließlich durch ihre parasitäre Lebensweise. Neben den tierischen Parasiten gibt es auch pflanzliche, wie Pilze oder Bakterien, die ebenfalls in gewissem Ausmaß als Parasiten am und im Tier leben. Allerdings beschäftigt sich die WUFF-Parasitenserie ausschließlich mit tierischen Parasiten des Hundes, die grundsätzlich zunächst in zwei Gruppen eingeteilt werden können, je nachdem, ob sie auf dem Hund (Ektoparasiten) oder in ihm (Endoparasiten) leben. Beispiele für Ektoparasiten sind Zecken, Milben und Flöhe, während im Darm des Hundes lebende Endoparasiten die verschiedenen Wurmarten umfassen.

Vektoren und vektorübertragene Krankheiten
Eine sog. „vektorübertragene Krankheit" wird nicht durch eine direkte Ansteckung von Tier zu Tier verursacht, sondern – wie ihr Name schon sagt – durch einen Vektor. Solche Vektoren sind Zecken, Flöhe oder – hochaktuell – Stechmücken, die wir zu den Ektoparasiten zählen und deren Bedeutung vor allem in der Übertragung von infektiösen Wurmlarven (wie bspw. des Herzwurms) liegt, die aber auch andere Erreger, vor allem Bakterien und Viren übertragen können. Einige kurze Basics zum Thema Vektoren siehe Kasten unten.

Die besondere Bedeutung der Vektoren und damit auch ihre Gefährlichkeit liegt in ihrer Mobilität, wodurch sie sich ­immer mehr ausbreiten können, vor ­allem wenn sich in geografischen Gebieten die klimatischen Bedingungen zu ihren Gunsten verändern, wie dies bei uns zunehmend der Fall ist.

Schäden durch Parasiten
Parasiten sind nun nicht nur lästig, sondern können ihrem Wirt, in unserem Fall also dem Hund, vielfältige gesundheitliche Schäden zufügen, die bis zum Tod des Tieres reichen. Beispielsweise können Parasiten Blutgefäße ­verstopfen, Organe befallen (wie bspw. Gehirn und Leber durch Finnenzysten oder Herz durch Herzwürmer) oder Körper­bestandteile des Wirtstieres verzehren. Ektoparasiten sind entweder selbst Ursache von Krankheiten, wie bspw. der Flohdermatitis, häufiger aber sind sie gefährlich wegen der Möglichkeit der Übertragung von Krankheitserregern wie bspw. Bakterien und Viren.

Aufmerksam sein! Empfehlungen des Weltforums
Ein weltweiter Zusammenschluss von Parasitologen, die sich mit caninen (hundlichen) vektorübertragenen Krankheiten (CVBDs) befassen, ist das sog. „CVBD World Forum". Schon 2012 hat dieses Forum eine Reihe von Empfehlungen an Tierärzte (Baneth 2012) ausgegeben, darunter folgende:

• Vergessen Sie „exotische Krank­heiten"! Sie müssen heute mit jeder Erkrankung rechnen, egal wo immer sich Ihre Praxis auch befindet.
• Bleiben Sie stets auf dem aktuellen Forschungsstand!
• Vorbeugung ist die beste Lösung des Problems!
• Informieren Sie sich über die Reise­gewohnheiten Ihrer Patientenbesitzer!
• Flöhe sind mehr als nur lästig. Sie sind Vektoren einer Reihe von Krankheiten!
• Diagnosen sind heute besonders ­komplex und herausfordernd!
• Die Therapie ist nicht das Ende der Erkrankung: Behandelte Hunde können weiterhin für ihre Umgebung ein Reservoir für Krankheitserreger sein.

Ohne nun in Hysterie zu verfallen, wie dies etwa seinerzeit bei der Vogelgrippe der Fall war, ist Aufmerksamkeit nicht nur für den Tierarzt, sondern auch für den Hundehalter wichtig. Nicht zuletzt gerade auch dann, wenn Sie Ihren Hund mit in den Urlaub in den Süden nehmen.

Informativ und spannend!
Die WUFF-Parasitenserie wird für Sie von großem Informationswert sein, das kann ich Ihnen bereits jetzt versprechen. Denn Sie werden nicht nur Bekanntes erfahren, sondern auch Erkenntnisse der neuesten wissenschaftlichen Literatur, die wir für Sie recherchiert haben. Genauso aber kann ich ­Ihnen auch versprechen, dass die Lek­türe der Artikel dieser Serie nicht langweilig sein wird. Denn die Lebensweise und die Anpassung der Parasiten an ihren Wirt, in unserem Fall also an den Hund, ist unglaublich spannend. Zugleich ist aber das Wissen um die biologischen Zusammenhänge auch ein wesentliches Fundament der Vorbeugung und der Bekämpfung der Parasiten. Und auch darum muss es gehen.

Um also sowohl der Anforderung von aktuellster umfassender Information (mit praxisrelevanten Auswirkungen) als auch spannender Lektüre gerecht zu werden, war es nötig, das Ganze als eine mehrteilige Serie zu konzipieren, um nicht nur an der Oberfläche der Thematik zu bleiben. Zudem ist die Serie auch interaktiv angelegt, d.h. Sie können Fragen stellen, die wir an Parasiten-Experten in Wien und Berlin weiterleiten. (Schreiben Sie an: redaktion@wuff.eu)

Hintergrund
Basics: Vektoren und VBDs

Vektorübertragene Krankheiten (vector borne diseases, VBDs) spielen heute eine immer größere Rolle. Was sind aber überhaupt Vektoren? Worin liegt ihre Bedeutung? Und warum nehmen sie zu?

Was sind Vektoren?
Als Vektoren werden Organismen (wie bspw. Flöhe, Zecken oder Stechmücken) bezeichnet, die Krankheitserreger übertragen können, meist von einem infizierten Tier auf ein anderes Tier oder auf einen Menschen (Zoonose).

Vektorübertragene Krankheiten
Erkrankungen, die über diese teils große Entfernungen ­überwindenden Vektoren übertragen werden, ­heißen „vektorübertragene Krankheiten" Das ­Beunruhigende dabei ist, dass in vielen Fällen ihre geografische Verbreitung zunimmt. D.h. dass in Mittel­europa plötzlich Vektoren eingeschleppt werden, die es vorher noch nie oder nicht in diesem Ausmaß gab und die nun eine Gesundheitsbedrohung für ­unsere Hunde, aber auch für uns selbst, darstellen können.

Rasante Ausbreitung
Die Einschleppung dieser Vektoren und mit ihnen der entsprechenden VBDs erfolgt durch den starken Tourismus, durch den Handel, v.a. mit landwirtschaftlichen Produkten, durch Tiertransporte, aber auch durch den Wind.

Da sich die klimatischen Bedingungen in Mitteleuropa geändert haben (v.a. wärmere Winter und geringere Temperaturunterschiede zwischen den Jahreszeiten), ist anzunehmen, dass wir zunehmend mit neuen Vektoren und damit verbundenen Krankheiten rechnen müssen.

WUFF Information
Literaturquellen

Im Artikel habe ich auf folgende ­Literaturquellen verwiesen:
• Baneth et al., Vector-Borne Diseases – constant challenge for practicing veterinarians: recommendations from the CVBD World Forum. ­Parasites & Vectors 2012;5:55

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