Im düsteren Reich der Parasiten

Von Dr. Frank Woerner

Daß Wildtiere im Vergleich zu unseren Haustieren ohne größere gesundheitlichen Probleme leben, ist eine oft gehörte Fiktion. Von 18 auf Parasitenbefall untersuchten ostpolnischen Wölfen war keiner (!) frei von ihnen.

2.1.2 „Wurmförmige“ Endoparasiten
Der Kuriosität halber sei eingangs erwähnt, daß vom Hund verschlungene Regenwürmer wegen ihrer speziellen Hautstruktur den Hundedarm in Ausnahmefällen nur angedaut passieren können, was auf den ersten Blick einen „Wurmbefall“ vortäuschen kann. Diese „Würmer“ schaden natürlich nicht der Gesundheit unseres Hundes!

Zoonosen: Gefahr für den Menschen
Wenn auch viele Parasiten eine sehr enge Bindung zu ihrem Wirtstier haben, so gibt es aber gerade auch bei den Endoparasiten der Hunde (und übrigens auch der Katzen als Tieren, die im Normalfall in enger Bindung mit dem Menschen leben) Arten, die einen Teil ihres Entwicklungszyklus im Mensch verbringen. Daher können fallweise bedrohliche Krankheiten vom Hund auf den Menschen übertragen werden.
Mit zu den gefährlichsten dieser Zoonosen zählt der Befall mit Band-, Spul- und Hakenwürmern. Dem aufmerksamen Hundebesitzer, der auch hin und wieder einen Blick auf die Ausscheidungsprodukte seines Vierbeiners wirft, fallen schnell die mit dem Kot ausgeschiedenen Würmer oder Teile von ihnen auf – und dies sollte in jedem Fall Alarmsignal und Anlaß für den Besuch beim Tierarzt sein!

Wölfe nicht gesünder als Hunde
Wölfe leiden unter den gleichen Parasiten wie unsere Haushunde. Da eine Fülle von Endoparasiten sehr wirtsspezifisch sind und nur in einer einzigen Wirtstierart leben und sich entwickeln können, ist dies ein weiterer Beweis für die Abstammung des Hundes vom Wolf. Daß Wildtiere im Vergleich zu unseren Haustieren ohne größere gesundheitliche Probleme leben, ist eine oft gehörte Fiktion. Von 18 auf Parasitenbefall untersuchten ostpolnischen Wölfen war keiner (!) frei von ihnen. Weltweit wurden bei Wölfen bislang neun verschiedene Arten von Trematoden, 21 Arten von Cestoden (hiervon allein 13 verschiedene Arten der Gattung Taenia) und weitere 24 Nematodenarten festgestellt!

2.1.2.1 Trematoden – Die Saugwürmer
Alle Vertreter der Klasse der Trematoden (Saugwürmer) leben parasitär und sind zumeist Zwitter mit einem stark entwickelten Geschlechtsapparat; zu ihnen gehören u.a. die bekannten Darm- und Leberegel. Von Bedeutung für unsere Hunde hierbei sind besonders die Gattungen Heterophyes und Opisthorchis, die Darm, Leber und Gallengang befallen. Typisch für diese endoparasitischen Trematoden sind ein Mund- und ein weiterer Bauchsaugnapf, mit denen sie sich an den befallenen Organen zuverlässig festheften; unterstützt werden diese Saugnäpfe durch eine rauhe und teilweise mit Dornen und Haken versehene Körperoberfläche.
Im Verlauf ihrer Entwicklung ist mit einem mehrfachen Wirtswechsel ein Generationswechsel (regelmäßige Aufeinanderfolge einer ungeschlechtlich und einer geschlechtlich erzeugten Generation) verbunden. Trematoden, u.a. die Gattung Heterophyes, können auch für den Menschen eine ernsthafte gesundheitliche Gefährdung sein. Bei einer ganzen Reihe von Trematodenarten ist nämlich die Beziehung der geschlechtsreifen Adulten zu ihren Wirten nicht besonders eng und wird deshalb hauptsächlich durch die Art der Nahrung sowie durch die ökologischen Bedingungen in der Lebensweise und im Umfeld ihrer Wirtstiere bestimmt, was einen Befall des Menschen durch einige Arten erleichtert.
Den aus den Eiern schlüpfenden Jugendformen fehlen noch Saugnäpfe oder andere Haftorgane; diese Larven dringen als ersten Zwischenwirt obligatorisch in eine Süßwasserschnecke ein und wandeln sich dort in mehreren Entwicklungsschritten zu den sogenannten „Schwanzlarven“ (Cercarien) um. Diese schwimmfähigen Cercarien haben bereits einen Saugnapf; sie verlassen den Zwischenwirt Schnecke und befallen nach wenigen Stunden – je nach Art – besonders Fische, aber auch Frösche oder Nagetiere. Nur die freischwimmenden Larvenformen haben Lichtsinnesorgane; den parasitierenden Formen gingen diese Sinnesorgane im Laufe der Evolution verloren.
Im nächsten WUFF (Ausgabe Dez. 1999 / Jan. 2000) geht’s weiter mit häufigeren, und damit für uns bedeutsameren Wurmarten, den Bandwürmern.





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Übersicht:

Zu Ihrer Orientierung. Welche Parasitenthemen in welchem WUFF?
Teil 1 (September 1999):
1. Allgemeine Ökologie der tierischen Parasiten
Teil 2 (Oktober 1999):
2. Parasitologie des Hundes: Übersicht
2.1. Endoparasiten Übersicht
2.1.1. Einzellige Endoparasiten
Teil 3 (November 1999):
2.1.2. „Wurmförmige“ Endoparasiten Übersicht
2.1.2.1.Trematoden (Saugwürmer)
Teil 4 (Dez., Jan. 1999/2000):
2.1.2.2. Cestoden (Bandwürmer I)
Teil 5 (Feb. 2000):
2.1.2.2. Cestoden (Bandwürmer II)
Teil 6 (März 2000):
2.1.2.3. Nematoden (Fadenwürmer)
2.1.2.4. Weitere Endoparasiten
Teile 7 bis 9 (April, Mai und Juni 2000)
2.2. Ektoparasiten (Übersicht)
2.2.1. Spinnentiere (Zecken und Milben)
2.2.2. Insekten (Saugläuse und Flöhe)
3. Schlußbetrachtung



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Gastwirtschaften

Im allgemeinen wird als Hauptwirt dasjenige Tier bezeichnet, in dem der Parasit zur Geschlechtsreife heranwächst. Der Zwischenwirt wird von einem bestimmten Entwicklungsstadium des Parasiten befallen, er ist somit Träger der infizierenden Larve, die vom Hauptwirt gefressen werden muß.
Gibt es in einem Entwicklungszyklus mehrere Larvenstadien, werden vom Parasiten im Normalfall die gleiche Anzahl an Zwischenwirten für einen erfolgreichen Zyklus benötigt. Wird der Zwischenwirt des letzten Larvenstadiums nicht vom Hauptwirt gefressen, ergeben sich zwei Möglichkeiten: Die Larve wird verdaut und der Zyklus ist somit unterbrochen, oder aber der Larve gelingt es, den Darm so durchdringen; in diesem Fall verbleibt sie im Körpergewebe.

Platt und Rund
Die für den Hund bedeutendsten und bei uns häufigsten wurmförmigen Parasiten der inneren Organe gehören innerhalb der Zoologie zu nur zwei Stämmen des Tierreiches, und zwar zu den Plattwürmern (Plathelminthes) und den Rundwürmern (Nemathelminthes), sie können aber mit jeweils vielen Arten vertreten sein.
Zu den Plattwürmern gehören die Saugwürmer (Trematoden) sowie die Bandwürmer (Cestoden), während den zu den Rundwürmern zählenden Fadenwürmern (Nematoden) so gefährliche Parasiten wie Trichinen, Haken-, Spul- und Peitschenwürmer angehören. Etliche von ihnen stellen auch für den Menschen eine potentielle Bedrohung dar.

 

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