Kein Hund möchte gern alleine leben. Dafür ist er aber auch nicht geschaffen. Blickt man auf seinen Ahnherrn Wolf, wird das auch deutlich. Ein Rudel profitiert immer voneinander. Nach all den Jahren, in denen immer zwei Hunde zugleich in unserer Familie gelebt haben, kann ich mit Sicherheit sagen, dass die Zwei- oder auch Mehrhundehaltung für den Menschen eine Bereicherung ist, und für die Hunde erst recht.
Ideales Sozialverhalten
Hunde im Rudel haben kaum Probleme mit ihrem Sozialverhalten. Wenn man beobachtet, wie zwei Hunde miteinander umgehen, spielen, leben, raufen, rangeln, sich eben wie Hunde benehmen, dann ist dieses „Hundespiel" ein wirklich schöner Anblick. Aber auch wenn zwei Hunde nicht immer den Eindruck machen, sie würden sich heiß und innig lieben, so profitieren sie trotzdem voneinander. Sie legen ihre Rangordnung fest und leben in einer artgerechten Struktur.
In der heutigen Zeit, in der die Tierheime zusätzlich aufgrund von Gesetzen und Verordnungen überquellen, denkt eventuell so mancher „Hundemensch" an die Anschaffung eines zweiten Hundes, vielleicht auch eines dritten. Jedoch gibt es einiges vorher zu bedenken:
Zu bedenken
– Wohnverhältnisse
Beim eigenen Häuschen – kein Problem. Bei einer Eigentumswohnung sollte man sich vorher die Zustimmung der Miteigentümer sichern. Und bei einer Mietwohnung benötigt man unbedingt die schriftliche Genehmigung der Hundehaltung vom Vermieter. Man tut einem Hund keinen Gefallen, wenn man ihn später wieder abgeben muss, weil man das versäumt hat. Da gilt auch nicht die Ausrede, „Das habe ich nicht gewusst." Der „Das habe ich nicht gewusst" sitzt schon im Tierheim!
– Zeit
Für die Eingewöhnungsphase brauchen Sie Zeit, denn ZEIT ist ein wichtiger Faktor.
– Gründe, die gegen einen Zweithund sprechen
Haben Sie etwa Erziehungs-Probleme schon mit ihrem ersten Hund, so wird der zweite diese auf keinen Fall lösen! Auch sollte „Zeit-Sparen-Wollen" kein Argument für die Anschaffung eines zweiten Hundes sein. Nur weil sich zwei Hunde auch miteinander beschäftigen, ist das kein Grund, dass der Halter sich nun grundsätzlich weniger mit seinen Hunden beschäftigt.
Erste Begegnung
Kommt ein Welpe zu einem erwachsenen Hund, ändert sich die Rangordnung zunächst einmal nicht. Dennoch kann es in den ersten Tagen trotzdem zu Zurechtweisungen durch den Althund kommen. Irrtümlicherweise nehmen die meisten Menschen an, dass jeder Welpe einen generellen Schutz genieße und sich alles beim erwachsenen Hund erlauben könne. Wenn es nicht unbedingt sein muss, mischt man sich auch nicht ein, denn der Welpe wird aus der Zurechtweisung lernen. Also, anfangs viel beobachten und notfalls einfach BEIDE zur Ruhe mahnen. Bitte in solchen Phasen Geduld aufbringen und daran denken: Der Mensch lernt mit!
Rangordnung beachten!
Wird der zweite Hund erwachsen, kann sich die Rollenverteilung ändern. Es kommt vor, dass der ältere Hund seinen Rang an den Jüngeren abtritt. Man muss das sorgsam beobachten und akzeptieren. Der Rudelchef – der Mensch! – sollte immer den Stärkeren unterstützen. Leider wird dieses oft verkehrt gehandhabt, indem der Mensch den „abgesetzten" älteren Hund tröstet und den Jüngeren in die Schranken weist. Das aber bringt die ganze Rudelstruktur, das Sozialgefüge, durcheinander, bewirkt Unsicherheit bei den Hunden und kann so zu Problemen führen. Also, akzeptieren Sie, wie sich die Hunde arrangiert haben! Die menschliche Denkweise des Schutzes des Schwächeren ist hier fehl am Platz.
Welche Rasse oder welches Geschlecht?
Diese Frage ist wohl am schwierigsten zu beantworten, da jede Zusammenstellung individuell erfolgen sollte und es keine generellen Regeln für die Wahl der Rasse oder des Geschlechtes gibt. Die oft aufgestellte Behauptung, dass man niemals zwei gleichgeschlechtliche Hunde halten sollte, stimmt nicht, wie viele positive Beispiele beweisen. Es gibt kein „Patentrezept", aber jeder Hundehalter kennt seinen ersten Hund sehr gut und sollte mit etwas Fingerspitzengefühl die richtige Wahl treffen können. Auch sollte er spüren können, ob er seinem – vielleicht kranken – Althund noch einen sehr lebhaften Welpen zumuten darf.
Entscheidet man sich für einen etwas älteren Tierheimhund, sollte die erste Begegnung auf neutralem Boden stattfinden. Allerdings muss man trotzdem vorbereitet sein, wenn beide Tiere dann das Terrain des ersten Hundes betreten, vor allem, wenn dieser ein ausgeprägtes Territorialverhalten zeigt.
Doppelte Kosten
Tierarztkosten sind nun auch im Doppelpack: Impfungen, Wurmkuren, sonstige Untersuchungen, unerwartete Erkrankungen oder Verletzungen. Eine eventuell notwendige Kastration eines der beiden Hunde aus medizinischen Gründen oder auch zur Vermeidung von unerwünschtem Nachwuchs kostet etwa 150 bis 250 Euro, je nach Geschlecht oder auch Wohnort.
Hundesteuer und Versicherung
Nicht zu unterschätzen ist die „Strafsteuer", wobei der zweite und jeder weitere Hund zumeist mehr kosten als der erste, je nach Gemeinde. Und besonders teuer kann die so genannte „Kampfhundesteuer" werden, die z. B. in Deutschland um das Zehnfache erhöht sein darf. Eine Haftpflichtversicherung sollte für jeden Hundehalter – auch ohne gesetzliche Verpflichtung – selbstverständlich sein.
Anschaffung
Wer einen zweiten Rassehund in die Familie aufnimmt, kennt bereits den Preis. Auf den, der einem Tierheimhund oder auch einem alten Hund (www.graue-schnauzen.de) ein Zuhause bieten möchte, kommen die meist geringen Tierheim-Gebühren zu. Gelegentlich wird sogar die Hundesteuer für das erste Jahr oder länger erlassen, um eine Vermittlung zu erleichtern. Trifft aber die Wahl in Deutschland auf einen der so genannten „Listenhunde" („Bully & Co."), so kommen je nach Bundesland noch die teilweise recht hohen Kosten für das Chippen, den Wesenstest, einen guten Maulkorb, das Führungszeugnis, den Hundeführerschein und die Erlaubnispflicht hinzu. Unter Umständen muss sogar das Grundstück neu eingezäunt werden, um den gesetzlichen Auflagen zu genügen. In Österreich hingegen gibt es vernünftigerweise noch keine Steuern, die nach der Rassezugehörigkeit bemessen werden. Und für Hunde, die höher als 40 cm und/oder schwerer als 20 kg sind, gelten z.B. in NRW ähnlich restriktive Maßnahmen wie für die „Listenhunde".
Und dennoch – ein zweiter Hund!
Bei der heutigen Hundefeindlichkeit und dem durch die Medien aufgebauten „Feindbild Hund" ist der Gedanke an einen zweiten Hund fast schon provokativ. Viele Leser werden jetzt denken: Ich bin ja schon mit einem Hund den Feindseligkeiten ausgesetzt. Wie soll es mir denn dann erst mit zwei Hunden ergehen? Nicht anders als mit einem! Wer keine Hunde mag, dem ist es egal, ob er jemanden mit einem oder mit zwei Hunden beschimpft. Wie Sie sich auch entscheiden, ich wünsche Ihnen mit Ihrem Hund oder Ihren Hunden ein harmonisches Zusammenleben, auch mit Ihrer Umwelt.
>>> VORGESTELLT
Die Autorin
Die engagierte Hundehalterin Marion Sondermeier hat langjährige Erfahrung mit Zweit- und Mehrfachhundehaltung. Derzeit besitzt sie zwei Beardies. Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeit auf Ihrer Website.
http://www.greatness-of-soul-bearded-collies.de/