Thomas Brezina schrieb in den vergangenen 25 Jahren 350 Bücher mit einer Gesamtauflage von 20 Millionen Stück. Hat man da eigentlich noch Zeit für einen Hund?
Thomas Brezina: „Seit ich neun Jahre alt war, war immer ein Hund im Haus. Zuerst zwei Boxer, später ein Tibetischer Tempelhund und heute ein Westi. Hunde halten gesund – vor allem Schriftsteller, die dazu tendieren, manchmal ein wenig zu viel zu sitzen. Mein Westi Daffi ist unerbittlich. Auf den Spaziergang wird nicht verzichtet. Sie kratzt so lange an meinem Hosenbein, bis ich den Computer abschalte. Daffi hält mich fit und schlank! Daffi versteht es zu genießen. Ich habe noch nie einen Hund mit so viel Genuss in der Sonne liegen gesehen. Daffi schätzt lange Spaziergänge und stellt demnächst den Weltrekord im Lang- und Dauerschnüffeln auf. Sie ist anhänglich und liebesbedürftig, gleichzeitig aber sehr selbstbewusst, abenteuerlustig und neugierig. Vor allem braucht sie Herausforderungen und Aufgaben, die sie auch bekommt. Dickköpfig ist sie, aber damit nehme ich es auf. Einer von uns beiden setzt sich immer durch. Ihrem treuherzigen Blick zu widerstehen- vor allem wenn sie nicht kommen will – ist allerdings Schwerarbeit."
Während Thomas Brezina erzählt, liegt Daffi tatsächlich so lang ausgestreckt, wie ein Westie sich strecken kann, im Sonnenschein zu Füßen des WUFF-Reporters.
Nicht Kampfhunde, sondern Kampfmenschen!
Trotz dieser idyllischen Stimmung drängt sich die Frage nach unerzogenen Hunden auf.
Thomas Brezina: „Hunde wirklich gern zu haben bedeutet, sie gut zu erziehen. Das gute Zusammenleben wird von Spielregeln bestimmt, die eingehalten werden müssen. Das Thema „Kampfhunde" sollte umbenannt werden in „Kampfmenschen". Ich empfinde Menschen, die aggressive Hunde züchten und ausbilden, als krank. Leider schlägt die Ablehnung und Angst vor diesen Hunden dann gleich auf eine ganze Rasse durch."
Zeit für den Hund?
Und wie war das mit Daffi und den Hunden zuvor? Hat ein beschäftigter Kinderbuchautor überhaupt Zeit, seinen Hund zu erziehen?
Thomas Brezina: „Natürlich habe ich meine Hunde erzogen, und dabei habe ich auch ganz tolle Trainerinnen kennengelernt. Die eine ist Theresa Miller, die den berühmten Kommissar Rex ausbildet. Sie hat zum Beispiel gesagt: „Ein Hund ist im Prinzip wie ein Mensch. Er tut etwas nur dann, wenn er einen Nutzen darin sieht." Für den Fernsehhund sind Dreharbeiten Spiel, auf das er sich freut. Gelernt wird mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen, niemals mit Strafe oder Gewalt. In der Nähe von Salzburg befindet sich ein Hof, auf dem jedes Jahr von Elisabeth Färbinger und ihren Helfern mehr als zehn Partnerhunde ausgebildet werden. Partnerhunde helfen behinderten Menschen im Alltag. Sie können das Licht einschalten, das Telefon abheben, Schubladen öffnen, hinuntergefallene Dinge aufheben, Menschen mit Muskelschwund Arme oder Kopf in die gewünschte Position bringen und Gehörlose auf Geräusche aufmerksam machen. Jeder dieser Hunde verbessert und bereichert das Leben eines Behinderten gewaltig. Unfassbar, dass Partnerhunde nicht auf Rezept vergeben werden, sondern die Ausbildung nur durch Spenden finanziert wird. Elisabeth Färbinger arbeitet mit größter Ruhe, und jeder Hund freut sich schon, wenn „seine Ausbildungsstunde" endlich kommt. Früher, als die Hunde noch in einer Scheune trainiert wurden, haben die anderen durch die Astlöcher zugeschaut und ängstlich und eifersüchtig aufgepasst, ob ein anderer Artgenosse vielleicht schon mehr kann. Gelernt habe ich dort auch, dass die Belohnung für einen Hund nicht immer fressbar sein muss. Für manche Hunde ist es das Höchste, den geliebten Tennisball ein paar Minuten herumtragen zu können."
Kinder und Hunde
Nun, alle Hunde können leider soweit nicht ausgebildet werden. Dennoch sollte es Regeln geben – gerade bei Kindern: „Kinder müssen wissen, dass man nicht jeden fremden Hund sofort streicheln kann. Es ist wichtig, zuerst den Besitzer um Erlaubnis zu fragen. So etwas sollte schon in den Grundschulen unterrichtet werden. Kinder, die mit einem Hund aufwachsen können, haben einen Vorteil. Ich habe in vielen Familien beobachtet, wie positiv und beruhigend sich Hunde auf die Entwicklung von Kindern auswirken."
Wenn man nun vom Zusammenleben zwischen Mensch und Hund spricht: Was haben Sie denn von Ihren Hunden gelernt?
Thomas Brezina: „Ich habe sehr viel von Hunden gelernt. Und zwar: Geh zu den Leuten, die dich streicheln! Streck dich nach jedem Aufstehen, ganz egal, wie kurz du gelegen oder gesessen bist! Genieße das Leben! Sonnen kann man sich auf dem kleinsten Fleckchen. Ein Beller zur rechten Zeit erspart Ärger. Führe faire und klare Spielregeln ein und achte darauf, dass sie eingehalten werden! Daffi begleitet mich oft, auch zu Besprechungen. Das schätzt sie, und sie weiß, dass sie in dieser Zeit ruhig sein muss. Und letztlich: Zeig deine Freude und sei zurückhaltend, wenn dir jemand nicht ganz geheuer ist!"
Herr Brezina, wir freuen uns, dass Sie nun für WUFF schreiben. Alle Kinder können ab sofort ihre Fragen an WUFF schreiben – und Thomas Brezina wird jeden Monat eine Frage beantworten.
redaktion@wuff.at
WUFF, KW Brezina,
A-3034 Maria Anzbach
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