Hundliche Signale!

Signale sind Verhaltensweisen, die vom Sender mit einer bestimmten Bedeutung belegt sind, welche vom Empfänger erkannt wird. Solche Signale können sein:
– bestimmte Bewegungsabläufe (z.B.: Schwanzwedeln)
– Einnahme besonderer Körperhaltungen (z.B. Spielaufforderung des Hundes)
– Abgabe von Stoffen (z.B. Markieren mit Harn oder Kot)
– Laute (z.B. Knurren, Bellen).

Vorzeichen kennen
Ein Signalverhalten deutet sehr oft das Verhalten an, welches auf die Signalabgabe durch den Sender folgen wird: So ist das Fletschen der Zähne die Vorbereitung zum Zubeißen. Man bezeichnet dies als „Intentionsbewegung“, wobei diese Intentionsbewegungen zum Signal werden.
Signale, die vom Hund an einen Artgenossen gesandt werden, heißen intraspezifische Signale, da sie innerhalb der Art gelten und zumeist verstanden werden. Bei diesen gibt es solche, die Stimmungen mitteilen, z.B. das Drohen beim nicht ängstlichen Hund: Die Mundspalte wird geöffnet und die Zähne werden durch Hochziehen der Lippen entblößt. Die Mundspalte reicht nicht weit zurück. Die Ohren sind nach vorne gerichtet. Das Zähnefletschen geht meist mit Knurren einher. Der Schwanz ist aufgestellt, das Rückenhaar gesträubt und die Extremitäten sind durchgestreckt.

Angstaggression
Wird Aggression von Angst überlagert, so sieht man dies am Ohrspiel und an der Mundspalte: Die Ohren werden immer mehr an den Kopf angelegt und die Mundspalte reicht immer mehr zurück. Bei maximaler Aggression, verbunden mit hoher Ängstlichkeit, kann abwechselnd ein Ohr nach vorne und das andere zurück gerichtet sein.
Bei reiner Angst werden die Ohren angelegt. Es wird gleichsam die Vorbereitung zur Flucht angedeutet: Es macht sicherlich keinen Sinn, mit aufgestellten Ohren durch etwa dorniges Gestrüpp zu fliehen.

Aggressionsblockade durch Demutssignal
Der Angedrohte zeigt daraufhin die Demutsgebärde, die in der extremsten Ausbildung darin besteht, daß sich der Hund auf den Rücken legt. Beim verhaltensgesunden Hund löst die Demutsgebärde eine Aggressionsblockade aus. In letzter Zeit – so ist zumindest mein Eindruck – wird bei immer mehr Individuen diese Blockade nicht ausgelöst. Es sei an dieser Stelle eine rein spekulative Überlegung für die Zunahme dieses Phänomens angestellt: Fällt in einem Wolfsrudel die Aggressionsblockade aus, so wird es innerhalb kurzer Zeit zu schweren Verletzungen bei den Rudelmitgliedern kommen und das Rudel stirbt aus. Es findet daher in der Natur eine starke Selektion in Richtung Aggressionsblockade statt. Beim Haushund ist diese Selektion nicht mehr gegeben, da er in der Regel einzeln gehalten wird.

Spielaufforderung
Hunde, die mit einem Artgenossen spielen wollen, zeigen dies durch Körperhaltung und Lautgebung an: Der Hund geht vorne nieder, das Hinterteil ist etwas angehoben, der Gesichtsausdruck wirkt angespannt und oft wird ein dumpfes grollendes Bellen abgegeben. Meist löst sich diese angespannte Körperhaltung durch rasches Zulaufen auf den ausgewählten Spielpartner, worauf sehr oft Laufspiele folgen. Diese Spielaufforderung verbunden mit dem vorhin beschriebenen Bellen wird von vielen Laien, aber auch von manchen Hundebesitzern, mit Drohen verwechselt.

Lecken und Pföteln
Andere Signale dienen der Begrüßung und Beschwichtigung von Ranghohen: Der Hund drängt sich zum Alpha-Rüden und beleckt seinen Mundwinkel. Dieses Verhalten leitet sich vom sogenannten „Mundwinkelstoßen“ ab: Der Welpe stößt gegen den Mundwinkel des Vater- oder Muttertieres und löst damit das Hervorwürgen von Nahrung aus. Auch das Anstoßen mit der Vorderpfote stammt aus der Welpenzeit: Sobald die Welpen am stehenden Muttertier saugen, stoßen sie mit der Vorderpfote gegen das Gesäuge („Milchtritt“).

Wolfs- und Chorheulen
Wölfe, die weit entfernt vom Rudel sind, nehmen durch Heulen Kontakt mit ihrem Rudel auf. Das gemeinsame Heulen des Wolfsrudels dient vermutlich auch dazu, den Kontakt zwischen den Rudelmitglieder zu festigen. Auch bei manchen Haushunden kann man Heulen bemerken, wenn sich sein Besitzer von ihm entfernt hat.

Markierungsverhalten
Andere Signale dienen zum Markieren des Territoriums. Hierzu wird Harn, aber auch Kot verwendet. Der Rüde hebt dabei das Bein. Rangniedere heben bei Anwesenheit des Alpha-Rüden das Bein weitaus weniger hoch, manche überhaupt nicht. Auch bei dominanten Hündinnen kann man das Beinheben beobachten. Auch Kot dient zur Markierung: Manche Rüden heben ihr Hinterteil besonders hoch, um Kot gegen Wände oder Bäume zu pressen, wobei oft groteske Körperhaltungen auftreten. Das Scharren im Anschluß an Urinieren oder Koten dient nicht dem Vergraben der Ausscheidungen, sondern ist Imponierverhalten. Das Scharren, insbesondere bei Rüden, ist besonders intensiv, wenn gerade ein ungeliebter Artgenosse vorbeigegangen ist oder gleichfalls dort Harn abgesetzt hat. Der Hund macht dabei einen aggressiv gestimmten Eindruck, der sich auch manchmal darin äußert, daß der Rüde beim Scharren knurrt.

Schweiger und Lautgeber
Über Lautsignale liegen zwar einige Untersuchungen vor, jedoch sind die einzelnen Lautsignaltypen nur schwer in Schriftform wiederzugeben. Die Darstellung dieser Signale erfolgt meist graphisch: Beispielsweise Amplituden der einzelnen Frequenzen oder Darstellung der Lautstärke in Abhängigkeit von der Zeit, sodaß es in diesem Rahmen nicht möglich ist, auf die einzelnen Lautsignale näher einzugehen. Dennoch sei festgestellt, daß während der Domestikation des Hundes einerseits auf „Schweiger“, wie Trumler sie bezeichnet, selektiert wurde. Dazu gehören die Hetzhunde (z.B.: Windhunde), deren Aufgabe es ist, Wild in freier Steppe zu hetzen. Bellen würde den Atmungsrhythmus beeinträchtigen und damit die Laufleistung vermindern. Bei Wachhunden hingegen war Bellen erwünscht. Paradebeispiel dafür ist der Spitz. Auch bei manchen Jagdhunden ist Lautgeben erwünscht (Fährten- und Spurlaut).

Der Hund lernt Signale des Menschen
Andere Signale richten sich an Artfremde (interspezifische Signale). In der Hund-Menschbeziehung haben sowohl der Hund als auch der Mensch gelernt, die Signale des anderen zu verstehen. Der Hund setzt sein artspezifisches Signalverhalten ein und der Mensch hat gelernt, es zu verstehen. Der Mensch setzt neue Signale, wie beispielsweise die Sichtzeichen in der Hundeausbildung und der Hund lernt deren Bedeutung seinerseits.
Hunde sind ausgezeichnete Beobachter der Körpersprache, vermutlich weil sie der Sprache entbehren. Sie können an Körperhaltung, an der Mimik „ihres“ Menschen erkennen, in welcher Stimmung er sich befindet, was er von ihm erwartet. Eines der für mich erstaunlichsten Beispiele ist, wenn einzelne Hunde zuckerkranker Besitzer das Herannahen von Hypoglykämie (zu geringer Blutzuckerspiegel) erkennen und Hilfe herbeiholen.

Irrtum Schwanzwedeln
Von den meisten wird das Schwanzwedeln stets gleichgesetzt mit dem Ausdruck von Freundlichkeit. Schwanzwedeln kann aber sehr wohl auch ein Zeichen von erhöhter Reaktionsbereitschaft sein und auch beim aggressiv gestimmten Hund auftreten!
Soweit ein erster kurzer Rundblick über hundliches Signalverhalten.

>>> WUFF – INFORMATION

Signaleinteilung nach Funktion

Nach ihrer Funktion können Signale in folgender Weise eingeteilt werden:
1. Intraspezifische Signale (d.h. zwischen Artgenossen), und
2. interspezifische Signale (zu Artfremden)
Signale können Stimmungen mittteilen, oder dienen zur Spielaufforderung, zur Begrüßung, Beschwichtigung oder Territorialmarkierung. Natürlich sind auch sämtliche Laute des Hundes Signale.

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