Hundesport in Verruf?

Von Gerald Pötz

In der aktuellen Hundediskussion, die von Deutschland auch nach Österreich übergeschwappt ist, werden immer wieder auch Rufe nach Abschaffung der Schutzarbeit laut. Diese Rufe werden um so lauter, je weniger die Rufer über Schutzarbeit wissen. Zugegeben, Schutzarbeit ist ein unpassendes Wort für diesen Hundesport. Außenstehende, die mit diesem Hundesport nicht befasst sind, assoziieren mit diesem Begriff den Schutz des Menschen durch den Hund, wobei auch Bissattacken dazuzugehören scheinen. Dies ist aber eine Fehlinterpretation, an welcher vor allem die Hundesportler und Funktionäre schuld sind, die behaupten, ihr Schutzhund würde sie beschützen.

Beschützt ein Schutzhund?
Bei einer Pressekonferenz, in der auch das Thema Schutzarbeit angeschnitten wurde, rechtfertigte der Präsident einer Gebrauchshunderasse die Schutzarbeit mit der Aussage: „Ein Hund wird ja wohl noch seinen Besitzer beschützen dürfen“. Erstens ist es falsch, dass ein Schutzhund seinen Besitzer beschützt und zweitens ist es in der heutigen hundefeindlichen Gesellschaft nicht mehr legitim, einen Hund „als Waffe ausgebildet“ mit sich zu führen. Ein Schutzhund im Sinne des Schutzhundesports wird dazu trainiert, in einen mit Schaumstoff gefütterten Ärmelüberzug zu beißen und vor allem auf Kommando wieder auszulassen. Bei dieser Ausbildung wird der natürliche und angeborene Beutetrieb des Hundes angesprochen, etwas sich Bewegendes zu fangen und festzuhalten. Diese Übung wird auf einem höheren Triebniveau gemacht, als sich der Hund im Alltag befindet.

Schutzhunde sind sicherer
Nach dem natürlichen Empfinden des Hundes würde er seine gefangene Beute (den Schutzarm-Überzieher) nicht mehr loslassen. In der Schutzdienstausbildung lernt der Hund, auch in einer Ausnahmesituation abzulassen. Das heißt, ein richtig ausgebildeter Schutzhund ist ein viel sicherer in der Hand seines Besitzers stehender Hund, als ein unausgebildeter. Es ist auch erwiesen, dass es mit ordentlich ausgebildeten Schutzhunden seltener zu Bissen gegenüber Menschen kommt. Wohl gemerkt: Dies alles gilt nur für richtig ausgebildete Schutzhunde. Die Fragen, wie viele Hundeführer denn fähig seien, Schutzhunde richtig auszubilden und wie zeitgemäß die Schutzhundeausbildung in der heutigen Form noch sei, lasse ich hier zunächst dahingestellt.

Mannarbeit
Die Mannarbeit – oder Zivilschutzarbeit – ist etwas anderes und ist keinesfalls auf einem Hundesportplatz angesiedelt, sondern bei der Exekutive. Diese Hunde machen kein Beutespiel mit einem Überziehärmel, sondern sind trainiert, Verbrecher, also für den Hund als Zivilperson erkennbare Menschen zu stellen und notfalls durch Zubeißen festzuhalten. Diesen Hunden wird das natürliche Fluchtverhalten und die Beißhemmung gegenüber dem Menschen abtrainiert. Diese Art der Hundeausbildung wird oft bewusst, oder unbewusst mit der hundesportlichen Schutzhundeausbildung verwechselt, da Hundebesitzer, die den Schutzhundesport missverstehen, oft die Wunschvorstellung eines starken vierbeinigen Beschützers haben. Diese Leute aber irren und werden sich in einer Situation, in der sie gern beschützt werden wollen, sehr einsam fühlen …

Schutzhundesport neu
Wenn man die derzeitige Sporthunde-Schutzausbildung in einigen Punkten etwas überdenken und einen neuen Namen finden möchte, wäre diese Form des Hundesports auch für die Allgemeinheit klarer definiert und fände eine bessere Akzeptanz. Beispielsweise wäre Sporthundeausbildung ein passenderer Name, denn diese Beschäftigung ist im Bereich Sport angesiedelt und sollte so auch deklariert werden. Dieser Sport ist, wenn er richtig betrieben wird, ein großer Beitrag zur Ausbildung des alltagssicheren und gehorsamen Hundes. Schutzarbeit allgemein zu verbieten wäre dagegen ein Schritt rückwärts.

Alternative Sporthundeausbildung
In Frankreich, Belgien, Niederlande und einigen anderen Ländern findet eine spezielle Hundesportart immer mehr Freunde – Mondioring. Unter anderem unterscheidet sich Mondioring vom herkömmlichen Schutzhundesport darin, dass die Hunde keine Stockschläge erhalten und die Ausbildung rein über den Beutetrieb des Hundes aufgebaut wird, wodurch auch weniger Aggressionen frei werden. Auch gibt es beim Mondioring kein Verbellen des Figuranten, alles läuft ruhiger ab, dafür auf wesentlich höherem Gehorsamsniveau. Mondioring-Hunde lernen beispielsweise, dass sie bei einer Verfolgung des Figuranten abrufbar sind. Mondioring kann auf Grund der hohen Anforderungen nur von Hundeführern mit Köpfchen und Hunden mit guten Anlagen ausgeübt werden. Ein wesentlicher Unterschied zum Schutzhundesport ist auch, dass beim Mondioring im Meisterschaftslevel alle Hunde mit FCI-Stammbaum mitmachen dürfen und nicht nur Gebrauchshunderassen. Solche Kleinigkeiten beweisen die Weltoffenheit dieses interessanten und auch sehr publikumswirksamen Hundesports.

ÖKV verbietet Mondioring
Der Österr. Kynologenverband erkennt diese positiven Seiten des Mondioringsports nicht an und hat die Mondioring-Ausbildung auf seinen Abrichteplätzen verboten. Das heißt aber nicht, dass Mondioring grundsätzlich verboten ist, sondern lediglich, dass man nicht auf ÖKV-Plätzen trainieren darf. Derzeit müssen daher alle Mondioring-Freunde auf ÖKV-fremden Plätzen trainieren und Prüfungen im Ausland machen. Nachdem zahlreiche Kynologenverbände in anderen Ländern sich bereits für Mondioring ausgesprochen haben, wird hoffentlich auch der ÖKV sich nicht länger der „Königsklasse der Hundeausbildung“ verschließen. Funktionäre des ÖKV wurden jedes Mal zu den bisher drei stattgefundenen Mondio-Seminaren in Österreich eingeladen, sind der Einladung jedoch nie gefolgt. Dinge zu verbieten, die man nicht kennt, ist nicht gut.




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Berichte über Mondioring in WUFF

4/98: Was ist Mondioring?
7-8/99: Mondioring – Hundesport der Zukunft
9/99: Auszüge aus der Prüfungsordnung
11/99: Mondioring Die Prüfungsordnung, Teil 1
12/99: Mondioring Die Prüfungsordnung, Teil 2

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Mondioring Club Austria
Tel.: 02626/ 58 81 oder 0664/ 485 19 56
www.malinois.net
www.mondioring.ch

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