Hundepolitik in Wien – Politiker befragt zum Thema Hund

Von dogodu-Redaktion

Die Landtagswahl in Wien ist vorbei. Sie war die spannendste aller Zeiten. Vor der Wahl ­hatte WUFF Wiens Politikern ein paar Fragen zum ­Thema Hund und Hundehaltung in der Stadt gestellt. Fast alle Parteien haben unsere Fragen beantwortet. Lassen wir uns überraschen, ob die Politiker nun zu ihren Aussagen stehen werden.

Wie erwartet, hat die FPÖ in Wien stark zugelegt und das beste Ergebnis ihrer Geschichte erzielt. Die ­Wiener SPÖ wurde stellvertretend für die Bundespartei für das Versagen in der aktuellen Flüchtlingsfrage abgestraft. Doch auch bei vielen Hundehaltern scheint die Wiener SPÖ nicht allzu beliebt zu sein, haben sie dieser ­Partei doch eine Polarisierung in Wien – Stichwort Rasselisten – zu verdanken. Und Tierfreunde verweisen auf undurchsichtige Spendenflüsse rund um Stadträtin Ulli Simas „Tierquartier" (siehe auch Nachrichtenmeldung).

Der Hund in Wien
Etwa 60.000 Hunde sind in Wien angemeldet, die Dunkelziffer liegt wesentlich höher. Damit sind die Vierbeiner nicht nur ein Wirtschaftsfaktor, sie sind auch – über den Umweg ihrer Halter – potenzielle Wählerstimmen. Daher hat uns vor der Wahl interessiert, wie die Politik im Einzelnen zum Thema Hund und Hundehaltung in Wien steht. Um das herauszufinden, haben wir die einzelnen Parteien in Wien dazu befragt. Wir wollten wissen, wie die jeweiligen Politiker zu den Themen Leinenpflicht, Hundeführschein, Hundeabgabe und Freilaufflächen für Hunde im urbanen Bereich stehen und welche Botschaft sie für die Hundehalter Wiens haben.

Die Freiheitlichen zum Hund
Der große Gewinner der Wiener Wahl, die FPÖ, ist – gemessen an ihren Presseaussendungen zu Hund und zu Tierschutz – hundefreundlich. Auf die Frage, wie HC Strache das Thema Hunde in Wien sieht, sagt er uns: "Da es zahlreiche Hunde in Wien gibt, müssen auch von Seiten der Stadt Rahmenbedingungen geschaffen werden, um eine artgerechte Hundehaltung zu ermöglichen. Dazu zählt etwa der Ausbau von Freilaufflächen." Zum Thema Hunde­abgabe meint Strache: "Die Hundeabgabe, wie sie jetzt besteht, ist eine Farce. Sie muss umgehend wieder gesenkt und zudem zweckgebunden werden. Außerdem ist sie mit dem Zeitpunkt des Todes eines Tieres einzustellen."  Ob er die Rasse­liste für sinnhaft findet und sich einen Hundeführschein für alle vorstellen kann, meint ­Strache: "Die Rasseliste gehört meiner Meinung nach wieder abgeschafft. Jeder Halter muss seinen Hund entsprechend dem Hunde-Charakter führen können." Einen Hundeführschein für alle Hundehalter kann sich ­Strache vorstellen, vor allem vor der Anschaffung des ersten ­Hundes.

ÖVP lässt aufhorchen
Der Tierschutzsprecherin der ÖVP Wien, Karin Holdhaus, liegen alle Hunde Wiens am Herzen. Sie bekrittelt, dass in den letzten Jahren unter SPÖ-Führung für Hundehalter vieles verteuert wurde, wie z.B. die Hundeabgabe (+65,1%) oder die Prüfungsgebühr für den Hundeführschein. Eine entsprechende „Mehrleistung" der Stadt Wien kann sie aber nicht erkennen. In der Vergangenheit ließen immer wieder Politiker aufhorchen, die ein „hundefreies" Wien forderten. Karin Holdhaus dazu: "Indiskutabel. Ein Tier ist doch keine Sache! Wer so etwas fordert, hat vom Leben nichts verstanden und hat auch nichts für Menschen übrig. Traurig." Zur Rasseliste hat sie ein klares Statement: "Ich halte nach wie vor nichts von der Rasseliste und noch weniger von der, wie wir sie derzeit haben. Kynologische Erkenntnisse widerlegen ihre Sinnhaftigkeit und trennen die "Guten" von den "Bösen". Diese Art von Politik ist für mich ein Zeichen der Hilflosigkeit und Unwissenheit." Eine sehr interessante Aussage, wenn man bedenkt, dass bspw. die ÖVP in Niederösterreich eine ähnlich diskriminierende Rasseliste betreibt. Aber vielleicht ist das ja als erstes positives Signal der ÖVP in die Richtung Abschaffung aller Rasselisten zu werten.

Alles im grünen Bereich …
Rüdiger Maresch von den Wiener Grünen sieht das Thema Hund grundsätzlich positiv. Die Hundeabgabe sieht er als sinnvoll an: "Durch die Hundeabgabe sind die Kosten für die Hunde-Infrastruktur bei Weitem nicht gedeckt." Er schlägt vor, für aus Tierschutzhäusern aufgenommene Hunde eine deutliche Ermäßigung der Hundeabgabe einzuführen. Zum Hundeführschein: "Die Grünen sind für die Einführung eines verpflichtenden Hundeführscheines für alle HundehalterInnen, wobei für besonders kleinwüchsige Hunde Ausnahmen vorgesehen werden könnten". Über die Hundezonen in Wien sagt Maresch: "In vielen Bereichen gibt es viel zu wenige Hundezonen und die schon existierenden sind oft in einem schlechten Zustand. Die Wiener Grünen fordern, dass mehr Hundezonen in Wien errichtet werden." 

NEOS sprechen Klartext
Für Christoph Hahn sind Hunde eine Bereicherung für viele Menschen. Was Hahn über den Tierschutz in Wien ärgert: "Um Ulli Simas (SPÖ) "Tierquartier" zu forcieren, wurde der Wiener Tierschutzverein bewusst finanziell ausgehungert. Dabei leistet dieser Tierschutzverein hervorragende Arbeit in der Betreuung und Vermittlung herrenloser Tiere, während im "Tierquartier" Unsummen versickern und fürs gleiche Geld weniger Tiere betreut werden." Der Hundeführschein für alle Hundehalter ist für Hahn aktuell kein Thema, die Rasseliste lehnt er ebenfalls ab, weil sie auch unter ­ExpertInnen umstritten ist.

SPÖ denkt nicht an Hunde
Trotz Nachfrage wurden unsere Fragen von der Wiener SPÖ (bis zum Redaktionsschluss) nicht beantwortet. Möglicherweise hat sich die Schockstarre aufgrund des schon vor der Wahl prognostizierten Stimmenverlustes auf die gesamte Partei ausgebreitet. Die SPÖ hat Wiens Hundehalter mit ihrer Rasseliste in „Gute und Böse" gespalten. Mit Ulli Simas „Tierquartier" und den damit verbundenen Unstimmigkeiten um lt. Tierschützern möglicherweise falsch zugeteilte ­Spenden und eine ominöse Stiftung hat sich die SPÖ bei Wiens Hundehaltern nicht gerade Vertrauen aufgebaut. Übrigens – die Rasseliste soll laut Sima auf einer „internen Polizeistatistik" basieren, die bis heute – auch nach zahlreichen Nachfragen durch Journalisten – nicht herausgegeben und näher definiert wurde. Das ist Hundepolitik à la SPÖ Wien.

Die Interviews in voller Länge und das Statement des Teams Stronach (das wir aus Platzgründen im Heft nicht bringen konnten) können Sie unter www.wuffnews.com/category/hundepolitik nachlesen.

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