Eine neue Studie des Bonner Psychologen Prof. Reinhold Bergler zeigt, dass ein so genannter Scheidungshund den Trennungskindern seelische Unterstützung bietet und hilft, die Familienkrise besser zu überwinden. Für die Untersuchung, die vom „Institut für Interdisziplinäre Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung (IEMT)“ kürzlich veröffentlicht wurde, sind 75 „Scheidungsfamilien“ mit Hund und 75 ohne Hund befragt worden. In allen Fällen hatten die Väter die Familie verlassen. Befragt wurden daher die Mütter und die Kinder.
Mit Hund Probleme besser verarbeiten
Scheidungskinder reagieren auf die neue Familiensituation oft mit aggressiven Verhaltensweisen, Zerstörungswut, Trotzverhalten und stark erhöhter Reizbarkeit. Sie versuchen, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Kleinere Kinder neigen eher dazu, die Schuld an der Trennung bei sich zu suchen, und schämen sich sogar dafür, dass ihre Familie zerbrochen ist. Bei den untersuchten Familien mit Hund traten im Vergleich zur hundelosen Kontrollgruppe auffallend weniger destruktive, selbst- wie fremdbezogene aggressive Verhaltensweisen auf. Kinder mit Vierbeiner konnten Traurigkeit, Sorgen und Ängste besser zeigen und diese auch verarbeiten.
Unverzichtbarer Gefährte
95 Prozent der befragten Kinder gaben an, dass der Hund in der Krise ein unverzichtbarer Gefährte ist, dem die ganze Liebe gehört. Er sei ein Lebewesen, dem man all seinen Kummer, seinen Ärger und seine Wut erzählen könne (85 Prozent). Für 77 Prozent sei das Tier ein „Rückzugsort“, der einen konfliktfreien Raum im Elternstreit schaffe und damit den Wünschen und Hoffnungen entspreche. Der Hund sei auch eine Hilfe bei der Überwindung der Einsamkeit in der unvollständigen Familie (ebenfalls 77 Prozent).
Ablenkung und Trost
75 Prozent der befragten Mütter – ob mit oder ohne Tier – waren von der therapeutischen Wirkung eines Familienhundes überzeugt. In jenen Familien, in denen ein Vierbeiner vorhanden war, erlebte ein Großteil der befragten Mütter den Hund als liebevolle Ablenkung (82 Prozent), als bedingungslosen Freund und Zuhörer (77 Prozent) bzw. als Trostspender (75 Prozent) für die betroffenen Kinder. 93 Prozent beobachteten eine zunehmend hohe Wichtigkeit des Hundes für ihre Kinder.