Hund & Fahrrad – Was man wissen sollte

Von Martina Bartl

Spazierengehen hat für Sie und Ihren Hund zu wenig Pep? Dann ist das Fahrradfahren mit dem Hund eine gute Möglichkeit, Abwechslung ins Hundeleben zu bringen.

Besonders für sehr energiegeladene Hunde ist das Laufen neben dem Fahrrad eine gute Möglichkeit, ihr Laufbedürfnis zu befriedigen. Viele Hunderassen wie etwa Setter, Terrier, Windhunde, Dalmatiner, Rhodesian Ridgebacks, Weimaraner, Magyar Vizslas, Huskys – um nur einige zu nennen – sowie Mischlinge mit/aus diesen Rassen haben genetisch verankert einen extremen Bewegungsdrang, und nur wenn sie körperlich richtig ausgelastet sind, sind sie auch psychisch zufriedene und ausgeglichene Hunde. Das bestätigt auch Silvia K., die mit ihrer Irish-Setter-Hündin regelmäßig Ausflüge mit dem Fahrrad unternimmt: »Lola hat so viel Spaß, wenn wir gemeinsam mit dem Fahrrad unterwegs sind. Sie kann sich so richtig auspowern. Zu Fuß – selbst wenn ich joggen würde – wäre das nicht möglich. Und wer Setter kennt, weiß, dass die erst glücklich sind, wenn sie so richtig Gas geben können.«

Silvia K. hat außerdem das Glück, in einer hundefreundlichen Gegend zu wohnen, wo es viele Möglichkeiten gibt, abseits von öffentlichen Straßen mit dem Hund Fahrrad zu fahren. Zum Teil darf sie den Hund sogar unangeleint neben dem Fahrrad laufen lassen. Denn auch wenn das Fahrradfahren mit dem Hund für Halter von Energiebündeln auf vier Pfoten eine super Sache ist, der Gesetzgeber verbietet das Fahrradfahren mit Hund (egal ob am Fahrrad z. B. mit einem Dogrunner fixiert bzw. angeleint oder freilaufend) auf öffentlichen Straßen oder Wegen. Es ist also überall verboten, wo die Straßenverkehrsordnung (StVO) gilt. Doch auch für Halter, die nicht wie Silvia K. fast direkt vor der Haustür so perfekte Bedingungen vorfinden, gibt es Möglichkeiten, gemeinsam mit dem Hund auf Fahrradtour zu gehen.

Fahrradanhänger als Shuttle
Während das Mitlaufen des Hundes neben dem Fahrrad auf öffentlichen Straßen und Wegen verboten ist, darf der Hund gesichert in einem Fahrradanhänger oder Fahrradkorb (für kleine Hunde) transportiert werden. Die Produktpalette der am Markt befindlichen Fahrradanhänger und ­H­undekörbe ist groß, bunt und hat Anhänger bzw. Körbe für jede Hundegröße parat. Die Anhänger unterscheiden sich dabei nicht nur in der Größe und der Farbe, sondern auch in der Sicherheit. Achten Sie also beim Kauf eines Fahrradanhängers für Ihren Hund nicht nur auf einen günstigen Preis, sondern vielmehr auf die sichere Verwahrung des Hundes und die einfache Handhabung für Sie – ein Anhänger, der erst kompliziert ans Fahrrad zu montieren ist, wird Ihnen auf die Dauer keine Freude machen. Der Spaßfaktor geht auch verloren, wenn der Anhänger nach dem dritten Ausflug kaputt ist, weil er in Größe und Ausführung nicht für Ihren Hund geeignet war.

Damit Sie auf Anhieb den passenden Anhänger finden, ist die richtige Beratung vom Fachmann wichtig, die Sie sich am besten in einem Fahrradfachgeschäft in Ihrer Nähe holen. Vielleicht ist der empfohlene Anhänger auf den ersten Blick etwas teurer als ein online angebotenes Modell, dafür erhalten Sie aber Fachberatung und ersparen sich einen möglichen (ärgerlichen) Fehlkauf.

Die gleichen Maßstäbe sollten auch Halter von kleinen Hunden an einen Fahrrad-Hundekorb legen. Auch hier gilt: Sicher und komfortabel für den Hund und einfache Handhabung für Sie sollten wichtiger sein als nur der Preis. Einmal in einen guten Korb investiert, in dem sich der Hund wohlfühlt und die Tour genießen kann, macht sich garantiert bei jedem Ausflug mit Ihrem Hund bezahlt.

Ist der richtige Anhänger bzw. Korb gefunden, können Sie auch gleich beginnen, Ihren Hund langsam an seinen neuen fahrbaren Untersatz zu gewöhnen. Hunde, die bereits eine Transportbox kennen, werden wahrscheinlich nur eine kurze Gewöhnungsphase brauchen. Auf jeden Fall sollte der Hund im – vorab noch stehenden – Anhänger oder Korb keinerlei Anzeichen von Stress mehr zeigen, bevor Sie mit ihm im Anhänger/Korb die ersten kurzen Strecken mit dem Fahrrad fahren. Parallel dazu kann natürlich mit dem Training und der Vorbereitung für das Laufen neben dem Fahrrad begonnen werden.

Trockentraining
Wenn Sie noch einen jungen Hund haben, der zwar noch nicht neben dem Fahrrad laufen sollte (nur ausgewachsene und entsprechend trainierte Hunde sind dafür geeignet), können Sie aber schon jetzt mit dem Trockentraining beginnen. »Mit der Ausbildung kann schon früh begonnen werden, jedoch vorerst ohne Rad. Eine gute Bindung zum Hund sowie Grundgehorsam sind wichtig, wenn der Hund später sicher neben dem Fahrrad laufen soll. Erst wenn der Hund ausgewachsen ist, werden durch das Mitlaufen Knochen und Gelenke nicht mehr überbeansprucht und vielleicht geschädigt«, antwortet Hundetrainerin Kathrin Ederer auf die Frage, ab wann mit dem Training begonnen werden darf.

Haben Hund und Halter eine gut gefestigte Bindung und sitzt der Grundgehorsam, werden die speziell ans Mitlaufen am Fahrrad angepassten Kommandos geübt – dazu gehören für Kathrin Ederer: »Das ,bei Fuß gehen‘ mit und ohne Leine ist eine absolute Voraussetzung. Wichtig ist auch, dass der Hund trotz Ablenkung beim Besitzer bleibt. Was später auch immer für Ablenkung sorgen könnte – ein anderer Hund, eine Katze oder auch Essensreste –, das Wichtigste ist, dass der Hund weiterhin konzentriert bleibt. Sollte das noch nicht so gut funktionieren, hilft es, den Hund immer wieder zu belohnen, wenn er sich gegen die Ablenkung entscheidet und beim Besitzer bleibt bzw. trotz Ablenkung zügig zum Besitzer kommt. Eine Belohnung muss nicht immer Futter sein, es kann auch ein Spielzeug oder überschwängliches Lob sein. Ein Kommando wie etwa ,Stopp‘ ist zusätzlich hilfreich, wenn der Hund nicht reagieren sollte, sobald der Besitzer mit dem Rad langsamer wird bzw. man abrupt stehen bleiben muss. Darf der Hund unangeleint laufen, muss er jederzeit und sofort abrufbar sein!« erklärt die Hundetrainerin aus dem burgenländischen Mattersburg.

Training mit Fahrrad
Wenn der Hund die ersten Übungen verinnerlicht hat und alt genug ist, kann mit dem Training am Fahrrad begonnen werden. »Zuerst schiebt der Mensch das Fahrrad, und der Hund läuft an der lockeren Leine neben dem Rad. Ängstlichere Hunde brauchen wahrscheinlich etwas länger, bis sie sich ans Rad gewöhnt haben. Hier helfen Geduld und Ruhe und ein langsames Annähern. Hat sich der Hund schlussendlich an das Fahrrad gewöhnt, steigert man das Tempo und beginnt langsam, mit dem Rad zu fahren, während der Hund daneben herläuft. Am Anfang reichen drei bis fünf Minuten, in denen der Hund neben dem Rad läuft, gefolgt von einer Pause, in der das Rad geschoben wird. Je sicherer der Hund – und seine Kondition besser – wird, kann die Laufzeit nach und nach gesteigert werden. Es ist wichtig, vorerst in einem gesicherten Umfeld zu üben und auch immer wieder Ablenkungen einzubauen. Ich baue diese Möglichkeiten im Training ein, und gemeinsam mit den Hundebesitzern freue ich mich riesig, wenn der Hund den Käsestückchen am Weg widerstehen kann bzw. sich nicht von einer freudigen Begrüßung von mir ablenken lässt«, beschreibt Kathrin Ederer das weiterführende Training.

Ausrüstung und Planung
Ihr Hund ist fit für den ersten Ausflug? Dann ist es jetzt (sollten Sie nicht schon daran gedacht haben) an der Zeit, sich über die richtige Ausrüstung für den Hund Gedanken zu machen. Hier sind ein gut sitzendes Brustgeschirr, das nicht scheuert und den Hund nicht einengt, sowie eine Leine, die gut in der Hand liegt, die Mittel der Wahl. »Auf keinen Fall darf man den Hund mit der Leine am Rad festbinden. Es ist wichtig, dass man, wenn notwendig – z.B. im Fall eines Sturzes –, die Leine loslassen kann. Ein Halsband sollte nur dann verwendet werden, wenn der Hund unangeleint laufen darf. Sollte es zu einem Sturz oder einem abrupten Stopp kommen, ist die Verletzungsgefahr am Hals des Hundes zu groß, wenn der Hund am Halsband angeleint ist«, weiß Kathrin Ederer aus Erfahrung.

Wie eingangs beschrieben, ist es nicht überall möglich, die Radtour mit dem Hund von der Haustür weg zu starten. Am besten informieren Sie sich bei Ihrer Gemeinde, wo Sie mit Ihrem Hund Fahrrad fahren dürfen sowie ob Leinenpflicht herrscht, und planen dann eine Tour. Ob Sie dann Fahrrad und Hund ins Auto packen oder mit Fahrrad und Hund im Anhänger/Korb zur gewählten Strecke fahren, bleibt Ihnen und Ihren Möglichkeiten bzw. Vorlieben überlassen.

Zuletzt noch ein paar Tipps von Kathrin Ederer, damit Ihr Hund auch wirklich Spaß an dem gemeinsamen neuen Hobby hat: »Der Hund muss auf jeden Fall gesund, nicht zu jung und nicht zu alt sein. Tempo, Streckenlänge und wie viele Pausen der Hund braucht richten sich nach der Kondition des Hundes. Bei extremer Hitze sollten Sie, um den Hund nicht zu überanstrengen, auf eine Tour verzichten. Vor allem soll der Hund nicht auf heißem Asphalt laufen, da sich auf den empfindlichen Hundepfoten schnell Blasen bilden können. Auf längeren Touren – besonders dann, wenn es warm ist – auf jeden Fall Wasser für den Hund mitnehmen. Und last but not least: Auch wenn das Fahrradfahren mit Hund eine tolle Sache ist, nicht jeder Hund – z.B. ein kleiner Hund – ist geeignet, neben dem Rad herzulaufen. Besser ist es, diesen dann im Fahrradkorb oder in einem Anhänger mitzunehmen.«

Fahrradtouren in ganz Europa

Für alle eingefleischten Fahrradfahrer, bei denen auch im Urlaub das Fahrrad eine Hauptrolle spielt und die den Hund nicht zu Hause lassen wollen, hat die Online-Plattform www.hunde-urlaub.net/urlaubsidee/fahrrad-mountainbike interessante Angebote. Die Website wirbt mit »Fahrradfahren mit dem Hund in Europa. Und dazu Dein perfektes Urlaubszuhause«.
Die schönsten hundefreundlichen Radrouten und Radwege können bei den jeweiligen Gastgebern erfragt werden, und bei manchen kann man auch einen Hundeanhänger leihen. Scrollt man ein wenig weiter nach unten, findet man Angebote in Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, Kroatien, den Niederlanden, Spanien, Belgien, Ungarn, Schweden, in der Schweiz und Tschechien. Bei einem so großen Angebot ist sicher für jeden etwas dabei – auch für jene, die vielleicht auch noch gerne mit dem Hund schwimmen oder wandern wollen.

Die Expertin

Kathrin Ederer ist Jahrgang 1979 und seit 2015 in Mattersburg (Burgenland) als Hundetrainerin aktiv. Hundetraining bedeutet für sie, aus Mensch und Tier ein Team zu formen, das einander vertraut und in dem sich der Hund auf seinen Halter zu 100 % verlassen kann. Ihr Credo: Hundetraining beginnt im Kopf des Menschen.
Infos: www.dogscouch.at

Pdf zu diesem Artikel: hund_und_fahrrad

 

Das könnte Sie auch interessieren: