Homöopathie & Placeboeffekt

Von Dr. Michael Fischer

Kritiker der Homöopathie werden nicht müde, auf den Placeboeffekt hinzuweisen, wenn es um die Erklärung der Wirkung dieser Heilmethode geht.
Dieser Umstand hat Tierarzt Dr. Michael Fischer dazu veranlasst, sich kritisch mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Nach 35 Jahren Erfahrung mit Homöopathie in der Veterinärmedizin erlaube ich mir, Ihnen, werte Leser, meine Gedanken dazu mitzuteilen. Ich beziehe mich dabei auf die Definition von Placebo bei Wikipedia. ­Betrachten wir diese nun konkret Stück für Stück:

„Ein Placebo … ist ein Scheinarzneimittel, welches ­keinen Arzneistoff enthält und somit auch keine durch einen ­solchen Stoff verursachte pharmakologische Wirkung
haben kann.“ (Wikipedia)

Wirkung durch immaterielle Kräfte
Niemand hat je behauptet, dass die Homöopathie eine durch einen Arzneistoff verursachte pharmakologische Wirkung habe. Im Gegenteil: Die Homöopathie definiert sich über die Wirkung ohne Materie. Insofern gibt es eine Parallele zur Placebo-Wirkung. Von den Kritikern wird behauptet, ein homöopathisches Arzneimittel (vor allem in Hoch­potenz) könne nicht wirken, weil es kein Molekül des ­Ausgangsstoffes mehr enthalte. Deshalb könne es sich nur um eine Placebo-Wirkung handeln. Wie jetzt? Also doch eine ­Wirkung, nämlich eben als Placebo? Im Placebo ist aber auch kein Wirkstoffmolekül enthalten und trotzdem wird eine Wirkung anerkannt! Worüber diskutieren wir ­eigentlich? Geht es darum, ob Homöopathie wirkt, oder darum, wie sie wirkt?

Homöopathie – nur als Placebo anerkannt?
Nehmen wir einmal an, dass die Wirkung der Homöopathie anerkannt ist, wenn auch nur als Placebo. Dann geht es also darum, wie wirkt sie. Hahnemann, der Begründer dieser Heil­methode, spricht von einer „geist­artigen“ Wirkung. Natürlich meint er damit nicht das Schlossgespenst, sondern eine immaterielle Kraft, die jeder Zelle innewohnt und auch lebloser Materie, wie z.B. mineralischen Substanzen, etwa Quarz oder Metallen, wie Eisen. Es handelt sich dabei quantenphysikalisch um biologisch wirksame elektromagnetische Schwingungen, die Information übertragen.

So, wie ein TV-Gerät nicht-materielle Informationen überträgt (Sie können den Fernseher zerlegen und chemisch analysieren, Sie werden die Nachrichten und die Schauspieler des Kriminal­films nicht finden), so transportiert das Lösungsmittel die Schwingung der Arznei und deshalb finden Sie auch keine chemische Substanz, weil es sich um eine physikalische Wirkung handelt. Informationen werden in der Technik stets in Form von Schwingungen, Magnetfeldern etc. übermittelt – nur bei belebter Materie sollte das lt. Kritikern der Homöopathie nicht funktionieren? Es ist bereits seit ca. 40 Jahren nachgewiesen, dass die Körperzellen durch Bio-Photonen, das sind kleinste Lichtteilchen ohne Masse, miteinander kommunizieren. So viel zur wissenschaftlichen ­Theorie, die die Kritiker der Homöopathie, obwohl sie sich auch als Wissenschaftler bezeichnen, offenbar nicht kennen (wollen).

Placebo vs. Homöopathie
Nun möchte ich die Wirkung von homöopathischen Arzneien noch der Wirkung von Placebos gegenüber­stellen. Zum Placebo heißt es bei Wikipedia weiter: „Die positive Erwartungshaltung gegenüber einer Behandlung wird von vielen Placeboforschern als wichtigste Voraussetzung für das Auftreten eines Placeboeffektes betrachtet.“ (Wikipedia)
Das würde bedeuten, dass ein Hund, der in der tierärztlichen Ordination hechelnd und sabbernd vor Angst Untersuchungen und letztlich noch eine (homöopathische) Injektion über sich ergehen ließe, anschließend mit einer positiven Erwartungshaltung nach Hause geht und deshalb gesund wird …

„Zu den Faktoren, die die Erwartungshaltung beeinflussen, gehören auch das Verhalten, der berufliche Status oder der gute Ruf des Behandlers. Einen Behandler, der sich für den ­Patienten Zeit nimmt, empathisch auf den Patienten eingeht und sich von seiner Behandlung überzeugt zeigt, stärkt die Erwartungshaltung des Patienten.“ (Wikipedia)
Ein Hund, der nichts anderes will als aus der Ordination hinaus, soll es schätzen, wenn sich der Tierarzt besonders viel Zeit für ihn nimmt? Oder ist es doch der gute Ruf des Behandlers?

„Des weiteren haben Behandlungs­modalitäten Einfluss auf die Erwartungshaltung. Invasive Maßnahmen wie Injektionen oder operative ­Eingriffe wecken eine größere Erwartungshaltung als die orale Verab­reichung von Medikamenten, beziehungsweise Placebos.“ (Wikipedia)
Meiner bescheidenen Erfahrung nach wecken Injektionen bzw. alle Manipulationen vor allem Angst bei Tieren, weil sie ja nicht wissen, was mit ihnen geschieht.

„Experimentell konnte 2008 nachgewiesen werden, dass auch allein der angegebene Preis eines Scheinpräparates die Placebowirkung beeinflusste. Ein angegebener hoher Preis bewirkte dabei einen stärkeren Placebo-Effekt als ein geringerer Preis.“ (Wikipedia)
Jetzt ist das Rätsel gelöst …!
Also ganz im Ernst, verehrte Kritiker, das kann wohl nicht Euer Ernst sein, dass dieser Placebo-Effekt der Grund für Veränderungen im körperlichen und seelischen Befinden eines Tieres nach einer homöopathischen Behandlung sein soll!?

Einfluss der Halter als Placebo-Wirkung für den Hund?
Aber so schnell geben sich die kritischen Geister nicht geschlagen. Der placeboartige Einfluss auf das Tier und auch auf Säuglinge und Kleinkinder käme vom Besitzer bzw. den Eltern auf Grund deren Erwartungshaltung, sind sie überzeugt. Heißt das, dass diese Personen ursprünglich gar nicht erwartet hatten, dass eine schul­medizinische Behandlung wirkt? Sonst müsste ja der gleiche Effekt eintreten wie bei der Homöopathie. Warum aber, bitte schön, gehen sie dann zuerst zum Schulmediziner mit negativer Erwartung und dann erst zum Homöopathen, wo sie an eine Heilung glauben?

Also gut, sei dem, wie es sei, aber wo ist hier die chemische Formel, der Stoff, der einzig und alleine wirken kann? Oder wirkt in diesem Fall wieder eine nicht-materielle Kraft, die der Homöopathie abgesprochen wird? Wird hier der Placebo-Effekt mit eben dem Prinzip erklärt, das die ­Wirksamkeit der homöopathischen Arznei widerlegen soll? Dass die geistige Haltung des Besitzers die Gesundheit seines Schützlings beeinflusst, das wird für möglich gehalten, aber, dass die potenzierte Arznei nach dem gleichen Prinzip (Resonanz – siehe unten) eine Heilkraft auf den Organismus ausüben können soll, darüber amüsiert man sich in vermeintlich wissenschaftlichen Kreisen!

Die Quantenphysik hat da kein Problem, für sie gibt es Kraftfelder, die mit anderen Kraftfeldern, die in der gleichen Frequenz schwingen, in Resonanz treten können, also im Takt mitschwingen. Ein Beispiel dafür, das viele aus der Schulphysik kennen werden, ist das Verhalten von Stimmgabeln desselben Tones. Wird eine von ihnen angeschwungen, beginnen nach ­kurzer Zeit die anderen im Raum mitzuschwingen. Aber vielleicht ist auch die Quantenphysik keine Wissenschaft, wer weiß?

Unterschiede Homöopathie zu ­Placebo
Noch einige theoretische Überlegungen zum Placebo, dann komme ich zur Praxis. Die Homöopathie folgt gewissen Gesetzmäßigkeiten, z.B., dass es sehr häufig zuerst zu einer Verstärkung der Beschwerden, der sogenannten Erstreaktion, kommen kann, bevor die andauernde Besserung/Heilung einsetzt. Das gibt es beim Placebo nicht. Außerdem wirkt in der Homöopathie nicht immer die erste verordnete Arznei, sondern oft erst die zweite oder dritte, eben die richtige. Das Versagen einer Behandlung fördert aber wohl kaum die positive Erwartungshaltung von Patient oder Tierhalter, was aber für den Placebo-Effekt notwendig ist (siehe oben)!
Hat eine (richtig gewählte) homöopathische Arznei eine erwünschte Wirkung und lässt diese Wirkung nach einiger Zeit nach, so stellt sie sich nach ­Wiederholung der Gabe derselben Arznei wieder ein, oft sogar stärker und länger anhaltend. Beim Placebo nimmt der Effekt in so einem Fall jedoch deutlich ab.

Abschließend aber das stärkste Argument: Viele Tierhalter haben mir nach erfolgreicher Behandlung gestanden, dass sie nicht an eine positive ­Wirkung geglaubt hätten, sondern nur gekommen wären, weil irgend jemand sie dazu gedrängt hätte und sie halt das auch noch versuchen wollten, um sich keinen Vorwurf machen zu müssen! Die laut Definition unabdingbare ­positive Erwartungshaltung hatte also definitiv gefehlt, daher kann es keinen Placebo-Effekt gegeben haben!

Homöopathie ist kein Placebo
Fazit: die Homöopathie kann mit ­Placebo nicht erklärt werden! Für alle, die jetzt noch daran zweifeln, dass die Homöopathie wirkt, habe ich zum Schluss ein Fallbeispiel (eines von ­vielen!).

Die 3-jährige Pudelmix-Hündin Buffi wird mir im Juli 2008 wegen Stubenunreinheit, Hyperaktivität, Ängstlichkeit und Schreckhaftigkeit mit hysterischem Bellen und Neigung zu Erbrechen und Durchfall, sowie nervösem Harnabsatz in kurzen Intervallen vorgestellt. Schon nach der ersten homöopathischen Behandlung war die Hündin deutlich entspannter, bellte viel weniger, und sowohl die Unreinheit als auch die Verdauungsstörungen waren weg. Nach vier Wochen sah ich sie erneut, weil sie wieder nervöser wurde. Die zweite Behandlung ­brachte Zufriedenheit für alle Beteiligten fast eineinhalb Jahre lang. Dann stellte sich neuerlich nervöser Durchfall und ängstliche Hysterie mit Bellen wegen Nichtigkeiten ein. Die Verdauung hatten wir sofort wieder im Griff, auch die Stubenunreinheit, die sporadisch wieder auftauchte, ist seitdem vorbei. Die Angst und Schreckhaftigkeit sind bis heute wesentlich besser, ob sie jemals ganz verschwinden werden, kann ich nicht sagen. Da wird wohl auch eine erbliche Komponente im Spiel sein, die auch die Homöopathie nicht ganz ausschalten kann. Die Besitzerin ist jedoch glücklich und kann mit dem erreichten Zustand gut leben.

Was ist die schulmedizinische Alternative mit ihren hochwirksamen Medikamenten? Psychopharmaka, die nur so lange wirken, wie sie gegeben werden, stopfende Mittel und Antibiotika bei akutem Durchfall, Medikamente gegen Erbrechen bei Bedarf. Es erfolgt also keine grundlegende Veränderung, sondern nur eine rein symptomatische Behandlung der Auswirkungen, aber nicht der Krankheit selbst. Zudem wird der Organismus durch die chemischen Substanzen belastet, besonders Leber und Nieren als Entgiftungs- bzw. Ausscheidungsorgane!

Wir Homöopathen sind nicht grundsätzlich gegen herkömmliche Medikamente, auch wir brauchen sie dann und wann. Es sollte jedoch auch von der anderen Seite anerkannt werden, dass es mehr gibt, als sich derzeit mit unserem Wissen vollständig erklären lässt. Wissenschaft ist, Phänomene aufzuklären und nicht, sie zu leugnen. Immerhin handelt es sich bei der Homöopathie um eine Methode, die sich seit 200 Jahren millionenfach bei Mensch und Tier bewährt hat.

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