Das Problem:
Liebe WUFF-Redaktion!
Wir haben einen 4-jährigen Rauhhaardackelrüden und folgendes Problem: Er zeigt offenbar ein derart gesteigertes Revierverhalten, dass er im Wohnhaus immer wieder diverse Ecken markiert und bereits die Möbel darunter leiden (abgesehen vom Geruch natürlich). Er hat andererseits aber einen großen Garten und genug Möglichkeit zu markieren, außerdem wird täglich ein Spaziergang gemacht. Trotzdem markiert er immer wieder (vor allem nachts, wenn ihn keiner dabei erwischen kann).
Zum Umfeld: Er ist seit der Welpenzeit bei uns und wuchs das erste Jahr mit seinem Wurfbruder auf, den wir dann aber nach einem Jahr an einen anderen Platz geben mußten, da mit der Geschlechtsreife furchtbare Rangkämpfe und Raufereien auftraten. Ein halbes Jahr später nahmen wir ein sterilisiertes Zwergdackelweibchen dazu, diese Beziehung ist harmonisch. Trotzdem kann er sich die Markiererei im Haus nicht abgewöhnen. Haben Sie Tips, dies abzustellen bzw. wäre ev. eine hundepsychologische Beratung hilfreich?
Dr. Michael Ackerl
(per E-mail)
A. Univ.-Prof. Dr. Hermann Bubna-Littitz, Veterinär-medizinische Universität Wien, antwortet:
Sehr geehrter Herr Dr. Ackerl!
Vorausgesetzt, daß keine klinischen Ursachen in Betracht kommen bzw. diese ausgeschlossen worden sind (z.B. Harnwegsinfekt, Nierenproblem, etc.), bietet sich für das Problem ihres Hundes folgende Erklärung an:
Dominanter Bursche
Wie von Ihnen berichtet wird, handelt es sich bei Ihrem Rüden um einen sehr dominanten Zeitgenossen. Aus dieser Dominanz heraus versucht er sein Territorium täglich neu abzustecken. Er sieht gleichsam Sie und Ihre Familie als rangnieder an. Aus diesem Grund sollte alles vermieden werden, was Ihren Rauhhaardackelrüden in der Alpha-Stellung bestätigt. Als oberster Grundsatz sollte zunächst bis zur Klärung der Situation gelten: „Es geschieht nur, was ich will und nichts, was der Hund will”.
Nichts vom Tisch
So sollte beispielsweise nur mit ihm ausgegangen werden, wenn Sie es wollen und nicht, wenn der Hund Sie gerade dazu auffordert. Er sollte auch keinesfalls vom Tisch gefüttert werden. Die Fütterung sollte anonym erfolgen: D.h., der Hund befindet sich außerhalb der Küche, das Futter wird vorbereitet, die Tür geht auf, der Hund findet das Futter vor und weiß nicht, von wem konkret es kommt. Denn: Der Ranghohe gibt kein Futter her! Belohnung gibt es nur für Leistung, d.h. für befolgte Lautzeichen.
Unterordnungsübungen
Es ist aus der Anfrage nicht ersichtlich, ob der Rüde ausgebildet wurde. Falls dem nicht so sein sollte, ist ein Hundekurs zu empfehlen und auch außerhalb des Kurses sind Unterordnungsübungen durchzuführen (z.B.: Sitz, Platz). Es empfiehlt sich zur Ausbildung einen Hundeplatz aufzusuchen, auf dem Hundeausbilder arbeiten, die Erfahrung mit dieser Rasse haben.
Wichtig ist, daß alle Familienmitglieder in der gleichen Art und Weise mit dem Hund umgehen (dieselben Kommandos verwenden) und alle dieselben Verhaltensweisen erlauben bzw. verbieten.
Leider geht aus der Anfrage auch nicht hervor, ob andere Hunde in Ihr Haus kommen. Denn auch dies könnte das Markierverhalten Ihres Hundes erklären.
Kastration sinnvoll?
Sollte eine Kastration erwogen werden, so ist vorher mittels hormoneller Kastration zu prüfen, ob dadurch das Markierverhalten vermindert oder aufgehoben wird. Dabei erhält der Hund ein Medikament, welches für einige Wochen die Wirkung des männlichen Geschlechtshormones aufhebt. Bessert sich dadurch das Verhalten, kann angenommen werden, daß auch eine operative Kastration wirksam sein wird. Ändert sich aber gar nichts, wird auch eine Kastration nichts bewirken.