Mit dieser Ausgabe starten wir eine neue Kolumne zum Thema „Alltagsprobleme mit dem Hund". Die Tierpsychologin Bettina Gockeln beantwortet Ihre Fragen. Schicken Sie uns Ihr Alltagsproblem mit Ihrem Hund — kurz formuliert und mit 1 – 2 Fotos an redaktion@wuff.de. In dieser Ausgabe geht es um einen extrem triebigen und aufgedrehten Hund.
Liebes WUFF-Team!
Mein Hund – ein 4-jähriger Malinois – ist sonst im Alltag ganz ruhig, wenn nichts los ist. Aber wenn Besuch kommt, dreht er auf und rastet vor Freude aus. Er springt an den Leuten hoch und vergisst alle gelernten Kommandos, die er in Ruhe perfekt befolgt. Er ist dann wie man sagt „auf 1000 Touren" und kriegt sich nicht mehr ein. Wenn der Besuch am Tisch Platz genommen hat, beruhigt er sich allmählich. Aber es braucht nur einer aufstehen um aufs WC zu gehen oder laut sprechend gestikulieren, ist Hündchen wieder aufgedreht – auf alle Eindrücke reagiert er übermäßig. Auch in der Stadt beim Spazierengehen will er alle Leute begrüßen und anspringen. An anderen Rüden ist er nicht interessiert, aber wenn ihn ein fremder Mensch anspricht, ist er nicht mehr zu halten. Wenn er übrigens ein Eichhörnchen auf dem Baum sieht, führt er sich genauso auf und macht meterhohe Luftsprünge, um auf den Baum zu gelangen … ein anstrengender Kerl. MfG Jochen Beck
Lieber Herr Beck!
Wenn ich den Fall so durchlese, handelt es sich bei seinen Reaktionen für mich um Überforderung. Er freut sich so sehr über Besuch, aber ich denke, es ist in dem ersten Moment zu viel für ihn. Der Hund sollte in Situationen wie z. B. bei Besuch abgelenkt werden, das klappt ganz gut mit einem Futterball o.ä., das Futter darf aber nicht zu schnell erreichbar sein, denn während der Hund versucht an die Leckerchen zu kommen, beruhigt er sich, weil er sich nun ganz auf den Futterball konzentriert. Ein Hund kann sich nur auf eins konzentrieren, also auf den Futterball. Wenn er sich dann beruhigt hat, kann er sich um den Besuch kümmern. Diese Art von Ablenkung führe ich bei meinem Rüden auch durch und es funktioniert jedes Mal, er hört auf zu bellen, beschäftigt sich mit seinem Spielzeug, geht dann zu den Besuchern und lässt sich ganz ruhig bekuscheln. Generell muss dieser Hund ausgelastet werden, das heißt, Kopfarbeit – Kunststückchen lernen, Intelligenzspiele machen, toben mit anderen Hunden. Das wird auch dazu beitragen, dass er nicht mehr so extrem auf Außenreize reagiert, denn etwas zu lernen ist schon anstrengend. Ich würde auch Bachblüten als Unterstützung empfehlen, aber bitte keine fertigen Bachblüten kaufen, die sind nicht auf den einzelnen Hund abgestimmt und wirken deshalb gar nicht. Sie müssen speziell für den Hund gemischt werden.
Es ist bei alldem aber immer ratsam, vom Tierarzt abklären zu lassen, dass das Verhalten keine körperlichen Ursachen hat (z. B. Schilddrüse). Hier wäre eine tierpsychologische Beratung und Behandlung zu empfehlen.