Herbstgefahren im Wald

Von Kristina Ziemer-Falke

Foto: Happy monkey

Schön gefärbte Blätter, raschelndes Laub unter den Füßen und der Geruch nach feuchter Erde…herrlich so ein Herbstspaziergang im Wald. Der Herbst ist besonders für viele Hundehalter die Lieblingsjahreszeit. Die Temperaturen bieten sich an, um ausgedehnte Wanderungen mit dem Hund zu unternehmen. Doch neben reichlich frischer Luft und wunderschönen Farben hält der Herbst auch die ein oder andere Gefahr für den Hund bereit.

Herbstzeit ist Pilzzeit

Nicht alle Pilze sind giftig, jedoch sollte man im Zweifel sowohl die eigenen Finger, als auch die Hundeschnauze lieber davon fernhalten. Ein Fliegenpilz signalisiert ja schon durch seine rote Farbe, dass es keine gute Idee ist, an ihm zu naschen. Dabei gibt es aber weitaus unscheinbarere, aber noch gefährlichere Genossen. Ganz weit vorne mit seiner giftigen Wirkung liegt der Grüne Knollenblätterpilz. Und ganz fies: unbedarfte Finder könnten ihn mit einem harmlosen Champignon verwechseln. Die im Knollenblätterpilz enthaltenden Gifte sind jedoch alles andere als harmlos und können ohne Behandlung innerhalb weniger Stunden tödlich wirken. Eine frühzeitige Behandlung ist also wichtig, um möglichst gute Chancen zur Genesung zu haben. Besteht die Vermutung oder weiß man sogar, dass der Hund Teile eines Pilzes aufgenommen hat, dann heißt es: Ab zum Tierarzt! Im Idealfall sollten vorhandene Reste des Pilzes eingepackt und mitgenommen werden. So kann die Behandlung besser abgestimmt werden.

Oh Tannenbaum … die Weihnachtszeit naht!

Wie schön der Duft von Tannennadeln im Wald. Und manche Bäume hängen voller Misteln…hübsch mit den weißen Beeren dran. Toll sind auch die roten Beeren und stacheligen Blätter der Stechpalme, die in vielen Wäldern wachsen. Warum nicht schon mal ein wenig für die Weihnachtsdeko sammeln?!

Doch Vorsicht: Viele Dinge, die wir dekorativ sehr ansprechend finden, bergen für Hunde Gefahren. Auf die in Tannennadeln enthaltenden ätherischen Öle reagieren viele Hunde empfindlich. Aufgenommen können sie die Leber und Nieren schädigen. Eine besonders giftige Vertreterin der Nadelhölzer ist die weit verbreitete Eibe. Die in den Nadeln enthaltenden Alkaloide wirken auf das Herz und können bis zum Herzstillstand führen. Auch die Blätter und Beeren der Stechpalme können eine sehr giftige Wirkung entfalten und sollten nicht vom Hund aufgenommen werden. Das gleiche gilt für die parasitär auf Bäumen wachsende Mistel.

Nüsse, Früchte, Kräuter und Co.

Der Herbst ist auch die Zeit der Ernte. Die Beeren reifen und Nüsse fallen von den Bäumen. Was für den Menschen lecker und bekömmlich ist, kann für Hunde zum Problem werden. Nicht alle Nüsse sind für Hunde giftig. Jedoch sollte man bei diesem Lebensmittel sehr vorsichtig sein. Viele Hunde vertragen Nüsse nicht oder reagieren allergisch. Absolut tabu sind frische und unreife Wal- und Schwarznüsse! Die Schalen dieser Nüsse können mit einem für Hunde gefährlichen Pilz befallen sein, der ähnlich giftig wirkt wie Strychnin. Auch Bittermandeln, die kaum von normalen Mandeln zu unterscheiden sind, enthalten einen Stoff, der im Darm Blausäure freisetzt und sich böse auswirken kann. Besser also generell Hände bzw. Pfote weg von Mandeln. Blausäure ist auch das Problem bei Obstkernen. Aprikosen, Pflaumen und Pfirsiche sollten daher ebenso vom Hund ferngehalten werden wie Weintrauben.

Im Fall der Fälle

Was tun, wenn es trotz aller Vorsicht passiert ist? So schnell es geht zum Tierarzt! Daher schon jetzt vorbereiten, damit es im Notfall möglichst routiniert geht:

  • Eine Tierarzt-App zeigt die nächsten Praxen und Kliniken.
  • Ein Notfallkontakt ist im Handy abgespeichert und kann zu Hilfe gerufen werden.
  • Man weiß, wo man unterwegs ist und kann Hilfe zum Standort dirigieren.

Außerdem sollte man die gängigsten Vergiftungserscheinungen erkennen und angemessen darauf reagieren:

  • Vermehrtes Speicheln
  • Durchfall und Erbrechen, unter Umständen mit Blut
  • Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit
  • Herz-Kreislauf-Probleme
  • Atemnot

Damit das Gift sich nicht durch Bewegung schneller im Körper ausbreitet, sollte der Hund, wenn es geht, getragen werden. Wer Aktivkohle als Notfallpaket parat hat, kann diese dem Hund verabreichen. Sie bindet die meisten Gifte und verhindert so eine weitere Aufnahme über die Magen- und Darmschleimhaut.

Der Herbstwald verzaubert uns oft mit seinen Farben und Formen. Dinge, die schön anzusehen sind, können jedoch eine unter Umständen tödliche Wirkung verbergen. Hübsch sind die roten Beeren der Tollkirsche und wunderschön die Blüten der Herbstzeitlosen am Wegrand. Dennoch heißt es hier Abstand nehmen, denn ein Verzehr kann für Hund und Mensch tödlich enden. Sicherer ist es im Zweifel, die Natur eher ein wenig auf Abstand zu bewundern.

Kristina Ziemer-Falke


WUFF Information
Information über Ziemer & Falke 

Kristina Ziemer-Falke und Jörg Ziemer teilen ihre größte Leidenschaft: Hunde. Die Liebe zu den Tieren führte die beiden zertifizierten Hundetrainer beruflich wie privat zusammen und sie erfüllten sich ihren Traum: Menschen für Hunde begeistern, Verständnis wecken und vor allem gute Hundetrainer ausbilden! 
Gemeinsam gründeten sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, das inzwischen eine der führenden Ausbildungsstätten für Hundetrainer ist. Ihre Philosophie: Artgerechtes Hundetraining, Professionalität und Menschlichkeit.
Neben der fundierten kynologischen Ausbildung und Vorbereitung auf die Zertifizierung vor den Veterinärämtern und Tierärztekammern in Deutschland sowie der Koordinierungsstelle Tierschutzqualifiziert/r Hundetrainer/in des Messerli Forschungsinstituts an der Veterinärmedizinischen Universität Wien widmen sie sich der Ausbildung weiterer Spezialisierungen rund um den Hund und bieten neuartige Online-Ausbildungskonzepte an. Viele kennen Kristina Ziemer-Falke und Jörg Ziemer auch als Buchautoren oder Dozenten.

www.ziemer-falke.de

Das könnte Sie auch interessieren: