Helfende Hunde ganz persönlich

Von Martina Bartl

Earl, der Servicehund für Autismus

Sie sind Helden auf vier Pfoten, beeindrucken durch ihre Sensibilität und ihr feines Gespür und sind für viele Menschen unersetzbare Hilfe im Alltag – Therapie- bzw. Assistenzhunde. WUFF holt in dieser Serie diese Helden vor den Vorhang – im dritten Teil stellen wir den Shetland Sheepdog »Earl von den Imperial Shelties« vor, einen Servicehund für Autismus.

»Mein Name ist Lena und ich bin fünf Jahre alt. Seit drei Jahren wissen meine Eltern, dass ich ein Kind mit Autismus bin. Autismus hat viele Gesichter. Im Moment habe ich Schwierigkeiten beim Sprechen, weil ich das erst seit kurzem kann. Nachts stehe ich ganz leise auf, um unsere Wohnung in meinem Sinne umzugestalten. Wenn meine Eltern in der Früh erwachen, gefällt ihnen unser Zuhause gar nicht mehr. Sie sagen Chaos dazu. Manchmal mache ich mich auf den Weg. Wohin? Keine Ahnung, die Welt ist so groß, und es gibt so viel zu entdecken, dass ich mein Drumherum gerne dabei vergesse. Für meine Eltern ist das oft schwierig, da ich gar nicht mehr höre, wenn sie mich rufen. Aber dann gibt es auch Momente, wo ich die Welt gar nicht mehr verstehe, da läuft alles anders, als ich das möchte, und irgendwie versteht mich keiner. Da schreie und weine ich und laufe weg, so weit ich kann, bis ich einen Platz finde, wo ich zur Ruhe kommen kann. (…) Eine große Hilfe, um meinen Alltag einfacher zu gestalten, wäre ein Assistenzhund«, liest man auf der Facebook-Seite von Lena.

Im Oktober 2015 wurde ihr Wunsch nach einem Assistenzhund dann endlich wahr: Der Shetland-Sheepdog-Rüde Earl von den Imperial Shelties kam ins Haus und bereichert seitdem das Leben von Lena und ihrer Familie.

Lena ist mittlerweile zehn Jahre alt, und mit Earl an ihrer Seite hat sich vieles für sie und ihre Eltern verbessert. »Bevor Earl zu uns kam, hat Lena kaum gesprochen und war sehr in sich gekehrt. Im Freien lief Lena immer davon, und auch Hand-geben war unmöglich«, erzählt Katrin Huber, die Mutter von Lena, vom Alltag, bevor Earl zur Familie kam. »Ängste, die tagsüber entstehen, zeigen sich bei Lena nachts durch unruhigen Schlaf. Hier lässt sie keinen Körperkontakt zu. Lediglich Earl darf sich zu ihr legen. Er legt sich auf sie und schleckt ihre Hände bis sie sich beruhigt hat. Außerdem hilft Earl Lena in neuen Situationen und gibt ihr Halt. Er hilft ihr, wenn sie sich unsicher fühlt oder Angst hat. Seit sie und Earl mit der Leine verbunden sind, sind Spaziergänge auch kein Problem mehr«, beschreibt die Mutter die vielen Bereiche, in denen Earl ihrer Lena eine große Stütze ist. »Earl hat Lena geholfen, offener zu werden. Mittlerweile geht sie offen in die Welt, und mit Earl an ihrer Seite sind auch größere Veranstaltungen wie Erstkommunion kein Problem.«

Während des Lockdowns wegen der Covid-19-Pandemie hieß es auch für Lena und ihre Mutter: Homeschooling. Auch hier kam Earl zum Einsatz, wie im Eintrag auf der Facebook-Seite vom 21. April zu lesen ist: »… Schule soll auch Spaß machen, und bei dem schönen Wetter sollte man nicht nur beim Schreibtisch sitzen! (…) Hier unsere Spaßarbeit zum Thema Längenmaße! Erst von der Frau Lehrerin erklärt – hier muss ich dazu sagen: Earl konnte noch nie so aktiv an ihrem schulischen Alltag teilnehmen – dann ging’s raus in unsere Einfahrt. Hier haben wir festgestellt, dass ‚Earl mit Schwanz‘ einen Meter lang ist, somit haben wir einen Earlimeter. Lena hatte großen Spaß …«

Katrin Huber erzählt:

Gibt es ein Erlebnis mit Earl, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Es gibt täglich schöne Momente. Doch uns geht immer das Herz auf, wenn wir sehen wie einfühlsam er mit Lena umgeht und wie gut er erkennt, wenn sie Hilfe benötigt. Die Geduld, die er beim Spielen mit ihr zeigt, lässt einfach erkennen, dass er dafür geboren ist. Er ist unser Schutzengel, der im wahrsten Sinne des Wortes unsere Tochter gerettet hat. Wir wüssten nicht, wie es heute ohne ihn wäre.

Gibt es etwas, das Earl gar nicht mag, bzw. was er besonders gerne mag?
Earl liebt es, in der Wiese umherzutollen und mit unserem Kater Duke zu spielen. Aber auch gemütlich im Kistchen rumzuliegen. Gar nicht mag er Regen und Wasser. Spaziergänge bei Regen macht er nur, wenn es unbedingt sein muss. Wenn Lena im Pool schwimmt, ist er immer ganz nervös, weil er nicht zu ihr kann.

WUFF sucht: Unersetzbare Helfer im Alltag
Wenn auch Sie so einen Therapie- und Assistenzhund kennen oder mit einem zusammen leben, dann schicken Sie uns einfach eine kurze Beschreibung an ­redaktion@wuff.eu und wir melden uns bei Ihnen. Wir freuen uns auf viele Zuschriften über besondere Hunde für besondere Menschen.

Was ist Autismus?

Autismus (von altgriechisch autós – selbst) ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die als Autismus-Spektrum-Störung diagnostiziert wird. Diese tritt in der Regel vor dem dritten Lebensjahr auf und kann sich in einem oder mehreren von drei Bereichen zeigen:
• Probleme beim wechselseitigen sozialen Umgang und Austausch (etwa beim Verständnis und Aufbau von Beziehungen)
• Auffälligkeiten bei der sprachlichen und nonverbalen Kommunikation (etwa bei Blickkontakt und Körpersprache)
• Eingeschränkte Interessen mit sich wiederholenden, stereotyp ablaufenden Verhaltensweisen.

Aufgrund ihrer Einschränkungen benötigen viele Autisten – manchmal lebenslang – Hilfe und Unterstützung. Autismus ist unabhängig von der Intelligenzentwicklung, jedoch gehört Intelligenzminderung zu den häufigen zusätzlichen Einschränkungen. Trotz umfangreicher Forschungsanstrengungen gibt es derzeit keine allgemein anerkannte Erklärung der Ursachen autistischer Störungen. (Quelle: Wikipedia)

Steckbrief

Name: Earl von den Imperial Shelties
Geschlecht: männlich
Geb.: 31. Oktober 2014
Rasse: Shetland Sheepdog
Therapie-Einsatzgebiet: Servicehund für Autismus
Lieblingsfutter: Barf
Lieblingsbeschäftigung in der Freizeit: Im Garten spielen
Sonstige Vorlieben: Lange Spaziergänge, mit Lena kuscheln
Halterin: Katrin Huber
Facebook: www.facebook.com/LenaAssistenzhund/

 

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