Lucy und Sunny sind zwei – wie sich nun herausgestellt hat – Bulldog-Mischlingshündinnen, die von der WUFF-Redaktion im Dezember 2000 als angebliche Pitbullhündinnen vor dem Tod im Hamburger „Hunde-Lager“ gerettet wurden. Die beiden Hamburger Mädels wurden vorübergehend in der WUFF-Redaktion untergebracht, wo sie auch prompt läufig wurden (siehe WUFF 12/00-1/01). Sunny war die umgänglichere von den beiden, jedoch hatte sie die Büroeinrichtung „zum Fressen gern“. Sunny vertrug sich sowohl mit anderen Hunden, als auch mit Katzen und Hühnern.
Nachricht von Sam
Eines Sonntags im Dezember läutete das Telefon und am anderen Ende der Leitung schien sich die Zukunft von Sunny zu melden. Eine Familie aus der Steiermark mit zwei Kindern und dem Mischlingsrüden Sam interessierte sich für Sunny, nachdem sie in WUFF 12/2000 am Titel abgebildet war. Wir trafen uns noch am selben Tag und die neue Familie nahm Sunny gleich mit. Ende Januar besuchte ich dann die Familie in der Steiermark, um zu schauen, wie es Sunny geht. Und es geht ihr blendend: Neben wildem Spiel mit ihrem neuen Gefährten Sam macht Sunny lange Spaziergänge und erhält viele Streicheleinheiten von der ganzen Familie.
Dorf – Kampfhundeverordnung?
Wie sollte es anders sein, stand dann doch tatsächlich eines Tages die Polizei vor der Tür der neuen Familie von Sunny und wollte den „Kampfhund“ sehen, der hier angeblich wohne. „Unsere Hunde sind freundlich und gut erzogen“, sagte der überraschte Familienvater und bot die Herren von der Exekutive herein, was sie nur zögerlich taten. Sie hatten vermutlich vor Sam, dem Bernhardinermischling, mehr Respekt, als vor Sunny. Es war nicht klar, was die Polizisten hier wollten – sie beriefen sich auf die längst nicht mehr gültige, weil vom Verfassungsgerichtshof als gesetzwidrig erklärte, steiermärkische Kampfhundeverordnung – und zogen unverrichteter Dinge wieder ab. Und auch wenn neuerdings Bekannte und Freunde der Familie ihre Kinder nicht mehr zum Spielen oder Spazierengehen schicken, ist Sunny dennoch glücklich und fühlt sich pudelwohl. Und mit ihr ihre neue Familie.
Frohe Weihnachten für Lucy
Lucy, die Zweite aus Hamburg, musste hingegen noch etwas zuwarten, denn ihr ersehnter Anruf kam erst am 20. Dezember. Ich verabredete mich mit den Interessenten im WUFF Hundeausbildungs-Zentrum. Das junge Paar aus dem Weinviertel (Niederösterreich) begutachtete Lucy und erbat sich schließlich etwas Bedenkzeit. Nach zwei Tagen läutete das Telefon. „Wir haben uns entschlossen, wir nehmen sie“. Zwei Tage vor Weihnachten brachte ich dann Lucy ins Weinviertel zu ihren neuen Besitzern.
Lucy wird Taxi Co-Pilotin
Ein Monat später, Ende Januar, besuchte ich Lucy und war überrascht, wie stark die Bindung zu ihrer neuen Familie bereits war. Bei jedem noch so kurzen Augenkontakt drückte sie sich zu ihrem Herrchen und heischte nach Zuneigung. Lucy’s neues Herrchen ist Taxifahrer, und das ist kein Nachteil – im Gegenteil! Lucy darf nämlich im Kombi den ganzen Tag über mitfahren und die Stadt erkunden. Mittlerweile kennt sie den Tagesablauf schon und steht meist gar nicht einmal mehr auf, wenn ein neuer Fahrgast einsteigt. Doch einmal, als ein Herr mit einer Pizza in der Hand einstieg und diese genüsslich aß, konnte sie nicht weiterschlafen. Herrchen sah in den Rückspiegel und erblickte den „Pizzamann“ und hinter dem Trenngitter die sabbernde, aber schweigsame Lucy, die da saß, als ob sie gerade einen Sportschuh verschluckt hätte und beidseits die Schnürsenkel aus dem Maul hängen … Dem Pizzagenießer ist jedenfalls die ganze Fahrt lang nicht aufgefallen, wer ihn da von hinten beobachtet.
Lucy hat es als „Taxi-Co-Pilot“ wirklich gut getroffen. Im Frühjahr wird sie die WUFF-Hundeschule besuchen, um die wichtigsten hundlichen Umgangsformen zu lernen, an denen es noch etwas mangelt. Aber durch die starke Bindung zu Herrchen ist das kein Problem. Unmittelbar dem „deutschen Tod“ entronnen, scheint nun sowohl für Lucy in der Steiermark wie auch für Sunny in Niederösterreich wieder die Sonne …
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