Grausame Zustände bei Hundezucht aufgedeckt

Von Martina Bartl

Den heutigen „Tag der Welpen“ (23. März) widmet der Hamburger Tierschutzverein (DE) von 1841 e.V. (HTV) all jenen Hundekindern, die aufgrund des allzu profitablen Welpenhandels tagtäglich in elende Zustände hineingeboren und schlecht versorgt zur Ware degradiert werden. Die Tierschutzberatung des HTV hat jüngst grausame Zustände bei einer Hundezüchterin in Kirchwerder aufgedeckt. In Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Bergedorf konnten die Tierschutzberaterinnen den Hunden aus ihrer Not helfen.

Dem HTV wurden Missstände in einer Hundezucht in Kirchwerder gemeldet. Vor Ort bot sich den verantwortlichen Tierschutzberaterinnen ein Bild des Grauens. Bereits durch die Fenster des besagten Hauses waren diverse Hunde zu sehen. Sie befanden sich in kleinen Transportboxen, einer Holzkiste und einem engen Gitterauslauf. Darunter waren auch erst wenige Wochen alte Welpen mit dem Muttertier, das sich immer wieder im Kreis drehte. Der Gestank nach Fäkalien war bereits auf der Straße vor dem Haus deutlich wahrzunehmen. Da die Halterin nicht angetroffen wurde, kontaktierte die Tierschutzberatung des HTV noch vor Ort die zuständige Amtstierärztin aus dem Bezirk Bergedorf, die umgehend als Unterstützung hinzukam.

Die Hunde wurden eingesperrt in winzige Transportboxen und ohne Wasser vorgefunden.

Die Halterin wurde informiert, traf wenig später ein und gemeinsam betraten alle das Haus. Drinnen wurde das gesamte Ausmaß der Zucht unter tierschutzwidrigen Umständen deutlich: „Insgesamt 25 Hunde waren in viel zu kleinen Transportboxen und Holzkisten eingepfercht sowie übereinandergestapelt, kein Tier hatte Zugang zu Wasser“, berichtet Tierschutzberaterin Sina Hanke. Die Tierschutzberaterinnen halfen bei der Erstversorgung der Tiere. Die katastrophale Haltung war umso erschreckender, als dass die Hunde von der Züchterin für einen Kaufpreis von jeweils 1.200 Euro angeboten werden.

Züchterin uneinsichtig – Amtstierärztin erteilt Auflagen
Bei der fast zweistündigen Kontrolle durch das Veterinäramt und die Tierschutzberaterinnen des HTV zeigte sich die Züchterin völlig uneinsichtig. Ein Familienmitglied, das während der Kontrolle dazukam, bezeichnete die Unterbringung der Hunde in den winzigen Boxen sogar als Aufenthalt in einem „Kinderzimmer“. Dass die Tiere längerfristig in den Boxen gehalten werden, stritt die Züchterin vehement ab. Dies sei lediglich für einige Stunden und in der Nacht der Fall – allein bis zum Eintreffen der Halterin waren nach der Kontaktaufnahme schon mehr als zwei Stunden vergangen.

Unter den Hunden befand sich auch eine Hündin mit ihren erst wenige Wochen alten Welpen.

Die Amtstierärztin ordnete umgehend an, die Tiere nicht mehr in den Transportboxen unterzubringen. Die Hunde müssen zudem ständigen Zugang zu Trinkwasser haben. Auch musste die Frau ihr Zuchtbuch vorweisen. Die Züchterin wurde aufgeklärt, dass bei Verstoß gegen die behördlichen Anordnungen, Anlass und Handhabung besteht, die Hunde zu entziehen und diese an den HTV zu übergeben.

Kaninchen Klopfer gerettet
Vor Ort befand sich außerdem noch ein Zwergkaninchen. Die Halterin stimmte dem Vorschlag der HTV-Tierschutzberaterinnen zu, das Tier aus seiner tierschutzwidrigen Einzelhaltung freizugeben. Auch dem Kaninchen standen weder Heu noch Wasser zur Verfügung. Zudem befand es sich in einem verwahrlosten Pflegezustand – mit überlangen Krallen. Klopfer durfte erfreulicherweise sofort in den HTV umziehen. Im Tierheim Süderstraße konnte er sich gut erholen und er hat bereits ein verantwortungsbewusstes Zuhause mit Kaninchengesellschaft gefunden.

Erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Bergedorf
Zum Wohle der Hunde führte die Tierschutzberatung des HTV noch mehrere Nachkontrollen bei der Züchterin durch. Diese ergaben, dass die Anordnungen der Amtstierärztin eingehalten werden: Die Hunde leben nicht mehr in kleinen Boxen. Zudem hat die Züchterin im Garten eingezäunte Areale für die unterschiedlichen Hundegruppen eingerichtet mit geschützten Bereichen und Zugang zum Haus. Die Tierschutzberatung des HTV bleibt jedenfalls aufmerksam.

„So traurig dieser Fall ist, so dankbar sind wir für die gute Zusammenarbeit mit der zuständigen Amtsveterinärin des Bezirksamtes Bergedorf. Dieses konstruktive Zusammenwirken hilft den Tieren am besten“, so Sandra Gulla, 1. Vorsitzende des HTV. Tierschutzberaterin Sina Hanke resümiert: „Wir sind froh, dass wir den Hunden im Rahmen unserer Möglichkeiten deutlich mehr Lebensqualität verschaffen konnten. Zustände wie diese sind in der Zucht erfahrungsgemäß aber leider keine Seltenheit, sondern gängige Praxis.“ Sie ergänzt: „Daher appellieren wir an alle Tierfreund*innen, lieber einen Schützling aus dem Tierheim zu adoptieren, als die Maschinerie des Tierhandels weiter anzukurbeln. Denn dort, wo mit Tieren ein Geschäft gemacht wird, leiden diese regelmäßig.“ Das Motto des HTV lautet daher: „Adopt, don’t shop!“

Nur mithilfe von Spenden kann die Tierschutzberatung des HTV als Anwalt der Tiere vielen Schützlingen in Not bestmöglich helfen. Unterstützen Sie uns jetzt mit Ihrer Online-Spende.

(Text und Foto: Hamburger Tierschutzverein)

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