Im Wohnzimmer ist es stockdunkel. Irgendwo in dem großen Raum ist ein winziges Leckerchen versteckt. Kein Problem für Henri, den Cocker. Er huscht in den Raum. Man hört sein eifriges Schnüffeln und wenige Sekunden später das Knacken des Trockenfutters zwischen seinen Zähnen. Seine Familie ist beeindruckt von der Leistung seiner Spürnase. In einem anderen Hundehaushalt werden zur gleichen Zeit Tische gerückt, Stühle verschoben, Decken gespannt und ein paar Plastikblumenkästen in den Raum gebracht. Chihuahua-Dame Pauline wird hier gleich zum Wohnzimmer-Agility antreten. Ein Spaß für alle Beteiligten. Max, die Dogge, betreibt währenddessen Gehirnjogging an den Leckerchen-Automaten, die seine Menschen für ihn gebastelt haben. Er benutzt Pfoten, Schnauze und alle seine grauen Zellen, um herauszufinden, wie er an die heiß ersehnte Belohnung kommen kann.
Henri, Pauline und Max haben bei all ihren Unterschieden eines gemeinsam: Sie haben Menschen, die entdeckt haben, wie viel Spaß es Hund und Halter macht, gemeinsam etwas zu unternehmen – miteinander zu spielen!
Spielen ist mehr als Bällchenwerfen
Wer den normal sortierten Tierzubehörhandel aufsucht, bekommt leicht den Eindruck, das Spiel mit dem Hund bestünde vornehmlich aus dem Werfen bzw. Nachjagen von Objekten oder wilden Zerrspielen. Pech für alle Hunde, die dafür nicht mal ein müdes Schwanzwedeln übrig haben: ganz abgesehen davon, dass auch extreme Bällchen-Fanatiker häufig keine allzu angenehmen Spielgefährten sind. Die Beschäftigung mit dem Hund wird zudem vielfach mit Aktivitäten auf dem Hundeplatz gleichgesetzt. Meist sind regelmäßiges Training und mehr oder minder aufwändiges Zubehör dafür unerlässlich. Beide Sichtweisen erfassen nicht annähernd das, was an Potenzialen in den gemeinsamen Aktivitäten liegt.
Spiele-Spaß im Wohnzimmer
Zum Spiele-Spaß mit Ihrem Hund muss er weder Bällchen-Fan sein, noch brauchen Sie einen Hundeplatz. Sie benötigen keine Geräte, keine festen Trainingszeiten und keinerlei Vorkenntnisse. Und besonders fit oder athletisch müssen weder Sie noch Ihr Hund sein. Sie brauchen einfach ein wenig Fantasie und Kreativität – und schon können Sie aus den Dingen, die Sie sowieso in Ihrem Haushalt haben, eine tolle Spielwiese zaubern: Sie können Ihre Möbel zu Hindernissen umgestalten, über die Ihr Hund springen oder klettern muss, unter denen er durchkriechen oder die er umrunden soll. Sie können in Ihrer Wohnung die vielfältigsten Leckerchen-Suchspiele veranstalten oder Ihrem Hund beibringen, dort nach einem versteckten Spielzeug zu suchen. Sie können aus Papprollen und Plastikflaschen ganz einfache „Leckerchen-Automaten“ basteln, an denen Ihr Hund ganz schön zu knobeln hat, wie er da ran kommt. Die Möglichkeiten sind fast unbegrenzt.
Genau so grenzenlos ist der Spaß, den Hund und Mensch bei den gemeinsamen Aktivitäten haben können. Welchem Zweibeiner entlockt es nicht zumindest ein Lächeln, wenn der eigene Hund stolz aus dem Wolldecken-Tunnel heraus marschiert oder mit höchster Konzentration und Denkerstirn über einer „Leckerchen-Maschine“ brütet? Ein lachendes Gesicht und ein wedelnder Schwanz sind eigentlich schon Grund genug, sich den gemeinsamen Aktivitäten zu widmen. Doch noch Vieles mehr spricht für den Spiele-Spaß zuhause:
Spielen als sinnvolle Beschäftigung
Das Naheliegendste ist natürlich, dass das Spiel zuhause eine leicht zu realisierende und sinnvolle Beschäftigung für jederhund ist. Gelangweilte und unterbeschäftigte Hunde zerpflücken im schlimmsten Fall Teppiche, fressen Löcher in unsere Socken oder reißen die Tapete von den Wänden. Und nicht immer ist es allein die körperliche Betätigung in Form von besonders langen Spaziergängen, Jogging oder Hundesport, die uns einen ausgeglichenen vierbeinigen Hausgenossen bescheren. Manche Hunde drehen durch zu viel Action erst richtig auf. Andere Vierbeiner sind – bedingt durch Alter, Krankheit oder Größe – nur schlecht in der Lage, sich sportlich zu betätigen. Ähnliches gilt auch für den zweibeinigen Spielpartner. Der Spiele-Spaß zuhause ermöglicht Gehirnjogging für jederhund, schult das konzentrierte Arbeiten und bringt die Vierbeiner geistig auf Trab. Aber das ist immer noch nicht alles.
Spiele als „Therapie“
Wenn Sie zum Beispiel einen ängstlichen und unsicheren Hund haben, so wird ihm die erfolgreiche Bewältigung kleiner Herausforderungen in seiner vertrauten Umgebung einen Schub Selbstvertrauen geben. Nicht unwahrscheinlich, dass er dadurch auch im Alltag an Sicherheit gewinnt. Auch auf Hundesenioren wirken sich Kopfarbeit und Gehirnjogging im gemeinsamen Spiel positiv aus: Geistig aktive Hunde bleiben länger jung. So manch ein Hund freut sich darüber, zeigen zu dürfen, dass er noch längst nicht zum alten Eisen gehört.
Generell sind die Beschäftigungsmöglichkeiten zuhause so vielfältig, dass Sie sie perfekt auf die Bedürfnisse Ihres Hundes zuschneiden können: Aufgedrehte Hunde lernen durch ruhige Übungen, z.B. Suchspiele, das konzentrierte Arbeiten. Stille Vertreter kommen gerne beim Wohnzimmer-Agility aus sich heraus. Auch wird durch die gezielte Auswahl der Übungen der federleichte, wendige Rehpinscher genau so auf seine Kosten kommen wie der massige Neufundländer.
Spiele als Bereicherung der Hund-Mensch-Beziehung
Das größte Plus des gemeinsamen Spiels sind sicherlich die positiven Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Hund und Mensch: Wenn Sie und Ihr Hund sich in der stressfreien und ablenkungsarmen Atmosphäre Ihres Zuhauses völlig frei von Leistungsdruck Ihrem Spiele-Programm widmen, dann ist der gemeinsame Erfolg schon vorprogrammiert. Gut möglich, dass Sie ganz neue Seiten und Fähigkeiten an Ihrem vierbeinigen Spielpartner entdecken und schätzen lernen. Solche Erlebnisse machen Hund und Mensch zufrieden – und sind gleichzeitig eine Lektion in Sachen Hundetraining: Sie üben sich nämlich ganz nebenbei darin, Ihrem Hund Dinge beizubringen. Sie lernen immer besser, wie Sie Ihren Hund motivieren können, wie er reagiert, wie Sie sein Lernen beschleunigen können. Generell gilt: Wer seinem Hund kleine Übungen oder Tricks beibringen kann, der hat auch bei den aus menschlicher Sicht „wichtigen“ Dingen wie zum Beispiel „Sitz“ oder „Komm“ wenig Probleme. Einen Unterschied zwischen Belanglosigkeiten und wichtigen Übungen machen nämlich nur wir Menschen. Den Hunden liegt so etwas fern.
Aber es geht noch weiter: Ihr Hund wird die freudige Zusammenarbeit mit Ihnen genießen. Er lernt spielerisch, Sie besser zu verstehen und Ihre Signale und Fingerzeige richtig zu deuten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er insgesamt aufmerksamer wird und auch im Alltag mehr auf Sie achtet. Es könnte ja sein, dass Sie gerade eine neue Beschäftigungsidee aus dem Hut gezaubert haben, wenn Sie Ihren Hund herbei rufen. Und das will Ihr Bello garantiert nicht verpassen.
Und los geht’s!
Genug der Vorrede. Vielleicht haben Sie nun Lust auf das gemeinsame Spiel mit Ihrem Hund bekommen und wollen direkt ein paar Dinge ausprobieren? Dann lassen Sie sich von den Spielideen und Beschäftigungsmöglichkeiten auf unseren Seiten zum Mit- und Nachmachen animieren. Und schauen Sie auch demnächst wieder bei WUFF vorbei. Denn in den nächsten Ausgaben stellen wir Ihnen verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten für Sie und Ihren Vierbeiner vor. Garantiert entdecken Sie die eine oder andere Aktivität, an der Sie und Ihr Hund Freude haben. Wir wünschen viel Spaß beim Entdecken der unbegrenzten Spiele-Möglichkeiten!
>>> WUFF SPIELE-SERIE
Wie wär’s mit Wohnzimmer-Agility?
Mit ein wenig Fantasie können Sie aus ganz alltäglichen Dingen die tollsten Hindernisse und Parcours zusammenbauen – in Ihrem Wohnzimmer! Probieren Sie es doch einmal aus:
– Mit Stühlen, Tischen und Decken können Sie die vielfältigsten Tunnel-Konstruktionen bauen und mit Ihrem Hund das Hindurchlaufen üben (siehe auch Mittelposter in diesem Heft).
– Bringen Sie Ihren Hund dazu, Slalom um Tisch- oder Stuhlbeine zu laufen oder einen Stuhl zu umrunden.
– Setzen Sie sich auf den Boden und lassen Sie Ihren Hund über Ihre ausgestreckten Beine springen. Ist Ihr Hund klein genug, kann er auch unter Ihren angewinkelten Beinen durchkriechen.
– Falten Sie eine Wolldecke auf dem Boden zusammen und lassen Sie Ihren Hund genau darauf „Sitz“ oder „Platz“ machen.
Kombinieren Sie die Einzel-Elemente zu kleinen Parcours, wenn Ihr Hund sie beherrscht.
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Da qualmt der Kopf: Gehirnjogging
Hier muss Ihr Hund schon ein wenig überlegen, wie er an seine Belohnung kommt. Wenn Sie außerdem etwas handwerkliches Geschick mitbringen, können Sie die abenteuerlichsten „Leckerchen-Automaten“ basteln. Aber es geht auch ganz einfach:
– Verstauen Sie ein gut duftendes Leckerchen in einem Schuhkarton und legen Sie den Deckel locker drauf. Gucken Sie, welche Strategien Ihr Hund anwendet, um ans Essen zu kommen.
– Nehmen Sie eine leere Plastikflasche, durchbohren Sie sie an zwei gegenüberliegenden Seiten und schieben Sie einen Bambusstab hindurch. Füllen Sie ein Leckerchen in die Flasche und halten Sie sie (an den Enden des Stabes) Ihrem Hund hin. Er muss sie drehen, damit das Leckerchen heraus fällt.
– Legen Sie ein Leckerchen unter eine Plastikschüssel. Schafft Ihr Hund es, die Schüssel so zu schieben oder zu drehen, dass er an das Futter kommt?
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Spaß auf dem Spaziergang
Auch den Spaziergang können Sie gemeinsam mit Ihrem Hund zu einem echten Abenteuer werden lassen:
– Bringen Sie Ihren Hund dazu, auf Baumstümpfe zu steigen.
– Lassen Sie ihn über einen (rutsch- und rollfesten!) Baumstamm balancieren.
– Schulen Sie das Körperbewusstsein Ihres Hundes und lassen Sie ihn über am Boden liegende Äste steigen.
– Versenken Sie ein paar Leckerchen in einem Laubhaufen und lassen Sie Ihren Hund danach schnüffeln.
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Kann jeder Hund sofort: Leckerchen-Suchspiele
Völlig unvorbereitet und ohne jegliches Training kann Ihr Hund sofort Erfolge bei Leckerchen-Suchspielen feiern:
– Verteilen Sie eine Handvoll Leckerchen auf dem Boden und lassen Sie Ihren Hund danach schnüffeln. Probieren Sie das auf verschiedenen Untergründen, z.B. auf dem bunten Teppich, dem gemaserten Holzfußboden oder draußen im Garten .
– Platzieren Sie ein gut duftendes Leckerchen in einem abgedunkelten Raum, schalten Sie das Licht aus und schicken Sie Ihren Hund auf die Suche.
– Legen Sie eine Leckerchen-Spur, der Ihr Hund folgen soll und an deren Ende ein besonderer Leckerbissen auf ihn wartet.
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2004: WUFF – „Jahr des Spielens“
2004 wird in WUFF zum „Jahr des Spielens“. In jeder Ausgabe finden Sie tolle Spielideen für drinnen und draußen, unter anderem zu folgenden Themen:
– Wohnzimmer-Agility: kleine Parcours im Haus
– Nasenarbeit: Leckerchen-Suchspiele, Spurensuche und Co.
– Abenteuer-Spaziergang: Ideen für draußen
– Kauen macht glücklich: Snackpacks und Co.
– Abenteuer „Sitz Platz Komm“: Übungen zur Alltagstauglichkeit als spannendes Spiel
– Kunststückchen und Tricks
– und viele weitere Ideen und Anregungen
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Beagle Asta taucht unter dem Sofatisch-Tunnel durch:
Asta (8 Jahre) ist als ehemaliger Laborbeagle schon seit 6 Jahren begeisterte Spielerin. Als sie bei uns einzog, konnte und kannte sie nichts. Sie zeigte weder Interesse am Spiel mit anderen Hunden noch mit Objekten. Ich begann, mir einfache Übungen und Spiele für sie auszudenken. Die erfolgreiche Bewältigung kleiner Herausforderungen in der vertrauten und sicheren Umgebung des Zuhauses hat nicht nur ihren (und meinen) Alltag bereichert, sondern ihr auch einen enormen Schub Selbstvertrauen gegeben.
>>> WUFF STELLT VOR
Die Autorin
Christina Sondermann, 31-jährige Diplom-Ingenieurin aus Meschede im nordrhein-westfälischen Sauerland, beschäftigt sich seit Jahren mit Möglichkeiten zur Bereicherung des Zusammenlebens von Mensch und Hund. Was vor 6 Jahren mit dem Einzug ihrer „Beagleine“ Asta, einer damals zweijährigen „Laborhündin“, begann, hat Christina Sondermann nun zu zwei außergewöhnlichen Projekten entwickelt: Einerseits ein Internetnetzwerk und eine Plattform rund um die Vermittlung und Eingewöhnung ehemaliger Laborhunde, und andererseits ein großes Internet-Spieleprojekt mit Beschäftigungsmöglichkeiten und Spielideen. Daneben organisiert sie noch verschiedene Treffen (wie den NRW Laborbeagle-Treff), Seminare und Workshops.
– www.spass-mit-hund.de
– www.laborbeagle.de
>>> WUFF LESER-AKTION
Wo sind IHRE Spiele-Ideen?
Schreiben Sie WUFF!
Sie haben Ihrem Hund einen „Trick“ beigebracht? Oder sich ein Spiel ausgedacht? Sie kennen eine ganz besondere Beschäftigung für Ihren Vierbeiner? Schreiben Sie uns und teilen Sie Ihren Einfallsreichtum und Ihre Kreativität mit anderen WUFF-Lesern! Und vergessen Sie nicht, auch Fotos zu schicken!