Gassigehen mit versteckten Futter und Dummys spannend machen

Von Monica Sterle

Berlin (APA/dpa) – Immer nur durch den Park laufen ist langweilig. Warum Hunde nicht mal auf Baumstämmen balancieren, nach Futter suchen oder Dummys bringen lassen? Das sorgt für Abwechslung und stärkt die Bindung zwischen Hund und Halter.

Die Mischlingshündin Bonnie sitzt wenige Meter vor einem gefällten Baumstamm und blickt aufmerksam zu ihrem Frauchen. Diese steht auf der anderen Seite des Stamms und ruft: „Bonnie! Hiiiier.“ Die Hündin rennt los, hüpft auf die andere Seite, dort wird sie von ihrer Besitzerin Antonia Zimmermann gelobt.

Die junge Frau stellt sich nun an den Stamm und zeigt drauf: „Mach hopp.“ Die zweijährige Hündin springt auf den Stamm und balanciert darauf bis zum anderen Ende. Wieder wird sie gelobt und bekommt ein kleines Leckerli. „So etwas machen wir beide gerne. Außerdem konzentriert sie sich auf diese Weise schön auf mich“, erzählt die Hundebesitzerin.

Um die Bindung zum Hund zu stärken, ist das eine gute Idee – hier sind sich viele Fachleute einig. „Natürlich will der Hund beim Spaziergang auch alleine unterwegs sein, indem er sich die Gegend anschaut und viel schnüffelt. Das ist sehr wichtig für die Tiere“, erklärt die Hundetrainerin Julia Dittmers aus der Nähe von Bremen. „Aber wenn wir uns nicht mit ihm beschäftigen und er sich langweilt, kann er schnell auf dumme Ideen kommen.“

Der Fantasie sind beim Gassigehen keine Grenzen gesetzt. Halter, die nicht gerne spielen, können ihren Hund zum Beispiel immer wieder mit Gehorsamsübungen beschäftigen, also sie bei Fuß gehen oder die Tiere Sitz oder Platz machen lassen. Das muss nicht öde sein. So kann das bei Fuß gehen zum Beispiel im Slalom um Bäume geübt werden. Oder die Tiere müssen sich hinsetzen, während der Mensch einige Meter weggeht und dann seinen Hund zu sich ruft.

Auch spielbegeisterte Hundebesitzer sollten immer mal wieder solche ernsteren Übungen einbauen. „Da sollte man schauen, wie lange sich das Tier konzentrieren kann. Bei manchen reichen fünf Minuten, dann lässt man sie wieder gehen“, empfiehlt Dittmers.

Sinnvoll sind Beschäftigungen während des Spaziergangs schon für junge Hunde, die sehr empfänglich für Ablenkungen sind. So lernen sie, dass es auch mit Frauchen und Herrchen spannend ist. Verfressene Hunde lieben es zum Beispiel, wenn eine Handvoll Futter ins Gras geworfen wird und sie es suchen müssen. Das Futter kann zum Beispiel auch in Baumrinden versteckt werden. Möglich ist es auch, den Hund Sitz machen zu lassen und das Futter einige Meter entfernt hinzulegen – auf ein Kommando darf er es suchen und fressen. „Solche Nasenspielchen bieten sich auch für Hunde mit niedriger Reizschwelle an“, sagt der Hundepsychologe Thomas Riepe. Denn diese Nasenarbeit ist anstrengend, so kann das Tier auf einfache Weise gut ausgelastet werden.

Viele Hunde – darunter Retriever – lieben außerdem das Apportieren und bringen mit Begeisterung Dummys. „Allerdings muss diese Dummyarbeit schon richtig gemacht werden“, erklärt die Hundetrainerin Sophia Heiduk aus Berlin. Der Hund soll entspannt neben seinem Menschen sitzen und erst auf ein entsprechendes Kommando das gewünschte Dummy holen. Eine wilde Hatz zu veranstalten – davon raten die Experten ab.

Das gleiche gilt für das unermüdliche Werfen von Bällen und Frisbees in der Hoffnung, so den Hund müde zu machen. „Damit bringt man die Reizschwelle immer weiter nach unten. Die Hunde werden dann wie irre, richtig suchtkrank“, beschreibt es Riepe. Ein ganzer Hormoncocktail wird bei dieser wilden Jagd ausgeschüttet. Auch nach dem Spiel bleiben die Hunde noch lange aufgedreht, da sich die Hormone nur langsam abbauen. Außerdem kann es passieren, dass sich die Tiere auch andere Jagdobjekte aussuchen, um diesen Kick zu kriegen – zum Beispiel Jogger und Radfahrer.

Doch natürlich sind Bälle und Frisbees nicht für alle Hunde Tabu. „Ob der Hund das gut aushält, kann man testen, indem man den Ball zwei Mal wirft und ihn dann einpackt. Dann muss man sehen, wie das Tier reagiert“, erklärt Heiduk. Auch sollte der Mensch üben, seinen Hund auf dem Weg zum Ball zurückzurufen. Klappt dies alles problemlos, ist der Hund für diese Art des Spielens durchaus geeignet. Fliegende Objekte können Halter auch zur Erziehung einsetzen: Der Ball wird geworfen, der Hund muss brav sitzen bleiben. Erst auf ein Kommando darf er den Ball bringen. Alternativ kann auch mal der Mensch den Ball selbst wieder holen. So lernt das Tier, dass er nicht immer dran ist – das macht ihn mit der Zeit deutlich relaxter.

Hunde mit einem aufgeregten Naturell sind ohnehin allein mit Bewegung nicht ruhig zu kriegen. „Gerade bei Hunderassen wie Border Collies oder Australian Shepherd heißt es immer wieder, man müsste diese körperlich auslasten“, so Heiduk. Von einem „Beschäftigungswahn“ hält sie jedoch nichts. Natürlich müssen die Tiere genügend Bewegung haben. Wirklich ausgelastet werden können sie zum Beispiel mit Nasenarbeit und ruhigen Gehorsamsübungen.

Nicht zuletzt brauchen Hunde auch lange Phasen des Nichtstuns, um innerlich ausgeglichen zu sein. „Bei einem mittelgroßen Hund reicht ein täglicher Auslauf von zwei bis zweieinhalb Stunden. 15 bis 20 Stunden am Tag brauchen Hunde Ruhe“, bringt es Riepe auf den Punkt.

 

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