Der Hund lernt sein ganzes Leben lang. Er unterscheidet dabei nicht nach Übungsstunde oder Freizeit, sondern nimmt ständig Informationen aus seiner Umwelt auf und speichert sie. Das hat den unangenehmen Nebeneffekt, dass sich all unser Tun und Unterlassen außerhalb der Übungsstunden auch negativ auf das Verhalten des Hundes auswirken kann.
Prägungsähnliches Lernen
Die Natur hat vorgesehen, dass der Hund in der zeitlich begrenzten Sozialisationsphase (ca. 3. – 16. Woche) besonders schnell und einprägsam lernt. Alle während dieser Phase gespeicherten Eindrücke wirken sich auf das zukünftige Verhalten des Hundes aus. Wird der Hund isoliert aufgezogen und werden ihm die zahlreichen Umwelteindrücke bis auf ein Minimum vorenthalten, so ist ein späteres Problemverhalten vorprogrammiert. Wir müssen uns dessen bewusst sein, dass diese besonders sensible Phase nicht nachgeholt werden kann. Bei der Analyse späterer Verhaltensprobleme ist daher eine möglichst genaue Kenntnis über den Verlauf der Sozialisationsphase erforderlich.
Als verantwortungsbewusste Hundehalter sind wir dazu verpflichtet, dem Hund die Möglichkeit zu geben, während der Sozialisationsphase viele Umwelteindrücke sammeln zu können. Das Gehirn des Hundes ist in der 16. Woche bereits zu ca. 80% entwickelt. Die Qualität dieser 80% können wir wesentlich beeinflussen.
An neue Situationen sollte der Welpe behutsam herangeführt werden. Er muss die Möglichkeit erhalten, die Situation langsam zu erkunden, und er darf auf keinen Fall in eine für ihn ungewohnte Situation hinein gezwungen werden. Unbedingt zu vermeiden ist jede Art von Schockerlebnissen, weil diese sich ein Leben lang negativ auf das Verhalten des Hundes auswirken können.
Die Bedeutung des Spielverhaltens für das Lernen
Besonders wichtig ist auch der Kontakt zu gleichaltrigen Artgenossen. Während des Spiels schlüpft der Welpe in unterschiedliche soziale Rollen, muss lernen, wie er die Körpersignale seiner Artgenossen zu interpretieren hat und welche Reaktionen seinerseits angemessen sind. Neben der sozialen Kommunikation erlernt der Welpe auch sein Aggressionspotenzial zu kontrollieren. Die ungemein wichtige Beißhemmung ist dem Hund nicht angeboren. Diese muss im frühen Kontakt mit den gleichaltrigen Artgenossen erlernt werden.
Das Sammeln von Erfahrungen im Spiel gilt natürlich nicht nur für den Welpen, sondern für alle Hunde, egal welchen Alters.
Früh übt sich
Der Hund lernt ständig, also auch in der Zeit vor einer gezielten sorgfältigen Ausbildung. Der Vergleich mit dem Menschen, der eine unbeschwerte Kindheit genießen soll, bevor es an den Ernst des Lebens geht, ist unangebracht. Die Antwort auf die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für den Beginn einer systematischen Ausbildung kann nur lauten: „So früh wie möglich", jedoch ohne Übertreibung. Viel wichtiger als ein gekonntes „Platz" ist in dieser sensiblen Phase die Festigung der Bindung an seinen Menschen. Dennoch können durchaus schon erste kleine Übungen (Komm; Sitz; Platz) durchgeführt werden. Einige Minuten pro Tag sind in diesem Alter jedoch vollkommen ausreichend.
Im nächsten WUFF lesen Sie über die verschiedenen Arten des Lernens, wie die operante Konditionierung, die klassische Konditionierung und das Lernen durch Imitation.
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Der Autor
Achim Janßen, 39 J., hier mit Mücke, 2J., lebt mit Frau und 5 Hunden in NRW.
Sein besonderes Interesse gilt dem Problemverhalten bei Hunden.
Weitere Informationen auf seiner Homepage:
www.auf4pfoten.de