Flöhe: Das sollten Sie darüber wissen

Von Dr. Hans Mosser

Trotz der vielfältigen Möglichkeiten der Bekämpfung von ­Flöhen sind diese Ektoparasiten bei vielen Hundehaltern noch immer ein Problem. Studien zeigen, dass bei ­nahezu jedem zweiten Hund mit einem Hautproblem, dessen ­Frauchen oder Herrchen einen Tierarzt aufsuchten, floh­bedingte Ursachen vorliegen. Zudem können Flöhe aber auch als Überträger von Krankheiten für Hund und Mensch gefährlich werden.

Dass Flöhe hoch und weit springen können, ist allgemein bekannt – weniger schon, wie hoch und wie weit. Was schätzen Sie? Nun, die Antwort gibt uns eine ­wissenschaftliche Studie, welche die Sprungkraft von Hundeflöhen (Ctenocephalides canis) und Katzenflöhen (Ctenocephalides felis felis) untersucht hat. Ort dieser spannenden Untersuchung war die Abteilung für Dermatologie und Parasitologie der Ecole Nationale Veterinaire (eine tierärztliche Hochschule) im französischen Toulouse (Cadierguses 2000). Das Ergebnis der Sprungweite der ungeliebten Parasiten kann sich in Bezug auf ihre Körperlänge von nur 1-2 mm sehen lassen. Die durchschnittliche Sprungweite betrug beim Katzenfloh 19,9 cm, während sie beim Hunde­floh mit 30,4 cm signifikant weiter lag. Hinsichtlich der Sprunghöhe hatte ebenfalls der Hundefloh die Nase vorn, mit einer maximalen Höhe von 25 cm, während der Katzenfloh maximal 17 cm hoch springen konnte. Bei von Flöhen befallenen Hunden handelt es sich in rund 50% um Hundeflöhe, in 36% um Katzenflöhe und in 14% sind die Hunde von beiden Floharten befallen (Farkas 2009). Über die Häufigkeiten des Flohbefalls bei Hunden gibt es stark variierende Angaben, sie reichen von 27 bis 42% der Hunde, wobei der stärkste Flohbefall im August vorliegen soll (Beugnet 2010; Farkas 2009).

Der Sprung zum Hundeblut
Die vorhin erwähnte Sprungweite des Flohs ist für ihn ­wichtig, um seinen Wirt zu erreichen, dessen Blut der Floh für seine Ernährung und Fortpflanzung benötigt. Und dabei lässt sich der Floh nicht Zeit, sondern schreitet mit seinem Stech- und Saugrüssel sofort zur Tat: Innerhalb der ersten 3 Minuten nach Besiedelung des Hundes genießt der Floh bereits seine erste Blutmahlzeit (Cadierguses 2001). Das unterstreicht auch die Bedeutung eines möglichst raschen Wirkungseintritts von flohtötenden (adulticiden) Mitteln. Der Floh sollte also idealer­weise erst gar nicht sein Mundwerkzeug einsetzen können. Das ist vor allem deshalb wichtig, um die sog. allergische Flohdermatitis, die ja erst infolge eines Flohbisses erfolgt, zu verhindern. Jedoch wirken – je nach Resistenzlage der lokalen Flohpopulation – nicht alle Flohmittel schon vor der ersten Blutmahlzeit des Flohs (Dryden 2009).

Folgen von Flohbefall
Obwohl es der erwachsene Floh ist, der durch seine Tätigkeit am Hund und die daraus resultierenden Folgen (Juckreiz, Flohspeicheldermatitis etc.) das Hauptproblem der Folgen in diesem Flohzirkus darstellt, ist für seine suffiziente Bekämpfung das Wissen um seinen Lebenszyklus von entscheidender Bedeutung. Denn die erwachsenen Flöhe selbst machen nämlich nur etwa 1-5 Prozent des Flohproblems aus. 50% der Flohpopulation befinden sich im Ei-Stadium, 35% sind Larven und 10% sind Puppen. Zu Recht kann man daher sagen, dass der adulte Floh nur die Spitze des Eisberges darstellt und nur eine ganzheitliche Sicht und Behandlung des Flohproblems nachhaltige Wirkung zeigt.

Integrierte Flohbehandlung
Am wirksamsten im Kampf gegen den Floh ist daher ein integriertes Flohmanagement, das auf einem Verständnis der Biologie des Flohs und seines Lebenszyklus basiert, d.h. damit einerseits den Hund (Flohmittel) und andererseits seine unmittelbare Umgebung (Staubsaugen, Aufwaschen, ggf. Hundedecken waschen) betrifft. Gerade bei den Flohpräparaten hat sich in den letzten 10-20 Jahren viel getan, sie unterscheiden sich je nach ihrem Ansatzpunkt im Lebenszyklus des Flohs. Neben Adulticiden (töten den Floh in Form eines Kontaktgiftes) gibt es sog. Wachstumsregulatoren, welche die für die Entwicklung des Flohs nötige Chitinproduktion im Ei- und im Larvenstadium hemmen. So können einerseits  aus den Eiern keine Larven mehr werden und andererseits können sich bereits vorhandene Larven nicht zu Flöhen häuten. Eine weitere Stoffklasse sind Entwicklungshemmer, die den Floh und die Flohlarven töten. Zunehmend werden in Flohmitteln mehrere Substanzen mit diesen unterschiedlichen Angriffspunkten kombiniert. Auf alle Fälle ist jedoch immer auch eine Umgebungsbehandlung erforderlich, um wirklich alle Stadien radikal auszurotten.

Floh trotz Flohmittel?
Neben diesen Flohresistenzen wird in einer Studie (­Coles 2014) als häufigere Ursache des Versagens einer Floh­bekämpfung ihre nicht sachgemäße Durchführung genannt (siehe Produkt­informationen), wozu vor allem auch eine Umgebungsbehand­lung und/oder natürlich auch das Mitbehandeln aller anderen Haustiere, so vorhanden, gehört. Auch häufiges Baden und Schwimmen des Hundes kann die Wirksamkeit mancher Flohmittel reduzieren. Und schließlich kann ein sehr hoher Flohbefallsdruck durch Kontakt des Hundes mit anderen flohbefallenen Tieren (bspw. Hunden, Katzen, Igel) dazu führen, dass trotz Wirksamkeit des Flohmittels immer wieder einmal ein Floh im Fell zu finden ist.

Alternative Methoden?
Es gibt eine große Reihe an alternativen Methoden, die zur Flohbekämpfung angeboten werden, wie bspw. Bernstein, Knoblauch, Zitronensaft oder Sonstiges. Wenn Hundehalter auf solche Mittel schwören, werden sie sicher einen Grund dafür haben. Da es aber keine Studien über die Wirksamkeit dieser Mittel gibt, lassen sich solche Empfehlungen auch nicht verallgemeinern. Will man unbedingt solche Methoden anwenden, dann empfiehlt es sich, dies zeitlich befristet zu tun, um nicht allzu viel Zeit zu verlieren, die der explosionsartigen Vermehrung der Flöhe nützt, sollte das Mittel nicht so wirken wie gewünscht.

Pdf zu diesem Artikel: floehe

 

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