Vom 9.-12. September fand in Stockerau bei Wien die FCI-WM 1999 der Gebrauchshunde statt. Die Veranstaltung wurde vom Österreichischen Gebrauchshunde-Sportverband (ÖGV) ausgerichtet. Gleich vorab ein großes Lob an alle ÖGV-Organisatoren und Helfer! Die Veranstaltung war hervorragend organisiert und man sah, daß die einjährige Vorbereitungsphase gut genützt wurde. Meiner Meinung nach kann man eine Weltmeisterschaft kaum besser gestalten und organisieren.
Perfekte Organisation
Stündlich fuhren mehrere Busse zum jeweiligen Fährtengelände und man konnte sogar Getränke in den Bussen kaufen. Selbst die Haltestellen beim jeweiligen Fährtengelände waren mit Tafeln gekennzeichnet und es war immer ein „Helfer“ vorhanden, welcher die Gäste am Fährtengelände einwies.
Dort stand ein klimatisiertes Wohnmobil, wo man Wurstsemmeln und Getränke kaufen konnte. Sogar an Abfallbehälter am Gelände hatte man gedacht. Im Stadion fühlte man sich als Besucher sehr wohl. Auch hier wurde natürlich reichlich für das körperliche Wohl gesorgt, außerdem konnte man bei ca. 20 Verkaufsständen Hundezubehör, Kleidung, Hundenahrung etc. kaufen. Der Zeitplan, welcher peinlichst genau eingehalten wurde, sorgte für einen reibungslosen Ablauf des Geschehens, so konnte sich auch jeder Zuschauer seine Zeit genau einteilen. Den Teilnehmern wurden Dolmetscher zur Verfügung gestellt, was der Verständigung und dem reibungslosen Ablauf der Veranstaltung zu Gute kam.
Die Starter
Aus 24 Nationen (Belgien, Deutschland, Frankreich, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn, Monaco, Japan, Kroatien, Russland, Österreich, Dänemark, Finnland, Italien, USA, Ukraine, Spanien, Jugoslawien, Luxemburg, Niederlande, Polen, Portugal, Schweiz) traten 96 Starter um den begehrten Weltmeisterschaftstitel an. Am Start befanden sich 41 Malinois, 42 Deutsche Schäferhunde (vorwiegend Graue), 4 Riesenschnauzer, 4 Rottweiler, 3 Dobermann, 1 Tevueren, sowie 1 Bouvier des Flandres. Durchgefallen sind 12 Deutsche Schäferhunde (= 28,6% aller gestarteten DS), 6 Malinois (14,6%), 2 Dobermann (50%), 2 Rottweiler (50%).
Fährte
Das Fährtengelände war ein Acker mit meist leichtem Bewuchs. Glühende Sonne und 28° verlangten den Hunden ihr Maximum ab. Gerichtet wurde die Fährte von Igor Lengvarsky aus der Slowakei. Jeder Starter wurde auf bzw. vor der Fährtenarbeit nach einem Schema eingewiesen, welches garantierte, daß kein Starter einen Vorteil bzw. Nachteil hatte. Die beste Fährte zeigte Bruno Xaver aus Frankreich mit Malinois „Gurt des Loups Mutins“, 100 Punkte. Die erbrachten Fährtenleistungen waren bei diesen anspruchsvollen Bedingungen insgesamt sehr eindrucksvoll.
Unterordnung
Die Unterordnungsarbeiten waren teils hervorragend schnell und korrekt, wobei manche bei den Apportierübungen und dem Voran Probleme hatten. Gerichtet hat die Unterordnung Peter Jakobs aus Deutschland. Die beste Unterordung zeigte Georg Stremme aus Deutschland mit seinem Riesenschnauzer „Zar vom Hatzbachtal“, 98 Punkte. Georg Stremme hatte bereits bei der vorjährigen FCI-WM in Meppen mit 98 Punkten in der Unterordnung und 292 Gesamtpunkten den zweiten Platz erreicht.
Schutzdienst
Die Starter zeigten durchwegs gute Schutzarbeiten, wobei einige Hunde durch extrem schnelle Angriffe und harte Griffarbeiten überzeugten. Die eingesetzten Schutzhelfer, welche unter den extrem sommerlichen Bedingungen kein leichtes Spiel hatten, gefielen durch ihre exzellente und kontinuierliche Arbeitsweise. Als Schutzdienstrichter fungierte Paavo Rapila aus Finnland. Die beste Schutzarbeit zeigte Tanabe Hisato aus Japan mit seinem Dt. Schäfer „Sara vom Haus Raus“ (Hündin!), 99 Punkte. Schutzhelfer waren Christian Kusseg und Siegfried Reisinger, Ersatz: Klaus Fejan und Franz Bollauf.
Das österreichische Team
5 hervorragende Hundesportler mit ihrem Mannschaftsführer Karl Kührer zeigten auf eindrucksvolle Weise, welche Leistungen in Österreichs Spitzenhundesport bei optimaler Betreuung möglich sind. Hätte nicht ein Hundeführer Pech auf der Fährte gehabt, so wäre der Mannschafts-Weltmeistertitel auch nach Österreich gegangen.
Der FCI-Weltsieger 1999
Christian Hinteregger war bereits in den letzten Jahren als einer der erfolgreichsten Hundesportler Österreichs bekannt. Sein Stammverein ist der VHV Vorarlberg. Im letzten Jahr entging ihm bei der FCI-WM in Meppen nur ganz knapp der Sieg, weil sein Hund das Sitz verweigerte (99/90/99). Umso mehr ist ihm der Weltmeistertitel 1999 vergönnt.
Das Training
Am Donnerstag begann pünktlich um 6 Uhr morgens das Training für alle Nationen nach einem penibel eingehaltenen Zeitplan. Beachtenswert war auch die japanische Mannschaft. Sie trainierte nach einem genauen Schema am Platz, es entstand der Eindruck als sähe man eine seit langem geprobte Vorstellung. Die Aufstellung wurde fast zentimetergenau eingeteilt und man sah den Mannschaftsführer die Starter „dirigieren“. Mit japanischer Genauigkeit wurde nichts dem Zufall überlassen.
Nachmittags wurden am Gelände der ÖGV Ortsgruppe Stockerau vom Leistungsrichter zwei von den vier Schutzhelfern für die WM ausgesucht. Alle Schutzhelfer mußten mit Hunden „arbeiten“ und nach eingehender Prüfung qualifizierten sich Christian Kusseg und Siegfried Reisinger als Hauptschutzhelfer. Gegen 18.30 Uhr eröffnete Landeshauptmann Pröll nach dem Einmarsch der Nationen die Weltmeisterschaft.
Eindrücke
Bei diesem sportlich hochwertigen Turnier konnte man erkennen, daß hauptsächlich über Beutemotivation (Ball, Beißwurst) trainiert wurde. Daß dennoch einige Malinois und Dt. Schäfer vom Tempo in der Arbeit nicht das hielten, was man sich von diesen Rassen erwartet, war überraschend.
Der Trend der letzten Weltmeisterschaften, daß Nicht-Schäferhundrassen mehr Leistung bringen müssen, um auf die gleiche Punkteanzahl wie Schäferhunderassen zu kommen, war beim diesjährigen Schutzdienst-Richter offensichtlich. Das Publikum honorierte daher manche Bewertung auch mit Pfeifkonzerten.
Bei den Ländern, die zum ersten mal bei der FCI-WM starteten (Rußland, Ukraine …), war klar zu sehen, daß der Ausbildungsstand noch nicht ausreichte, um gute Plazierungen zu erreichen. Bei der Beobachtung des Schutzdiensttrainings einer der osteuropäischen Nationen konnte man deutlich erkennen, daß die Hunde beim Revieren mittels einer Strom-Matte ausgebildet wurden. Strom-Matten im Revier werden von manchen „übereifrigen“ Hundesportlern eingesetzt, um das Einbeißen im Revier zu verhindern. Da stellt sich aber die Frage, wo der Ehrgeiz zum Sieg seine Grenzen hat und wo die Grenze zwischen Spaß für den Hund und Qual gezogen ist. Der besagte Hund fand beim Turnier natürlich keine Strommatte im Revier und belästigte den Schutzhelfer umso stärker.
Es zeigt sich immer wieder, daß im Hundesport der schnellste Weg meist nicht der beste ist. Ein Sporthund wird eben nur durch konsequentes und langzeitiges Training mit Spaß und Spiel zum verläßlichen Sportpartner und nicht mit Strom.
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Das österreichische Team
Hundeführer/Hund Rasse Punkte A/B/C* Gesamt Rang
Hinteregger Christian/Nelson du Colombophile Malinois 96/94/97 287 Rang 1
Müller Horst/Conan le Bosseur Malinois 30/89/93 212
Zach Oswald/Utz v. Patscherkofel Dt. Schäfer 96/90/95 281 Rang 13
Neuner Georg/Falco v.d.Rieder Allee Dt. Schäfer 98/87/94 279 Rang 17
Hasprunner Franz/Gigant v. Machiavelli Dt. Schäfer 90/90/95 275 Rang 34
*) Für Nichthundesportler: A=Fährte, B=Unterordnung, C=Schutzdienst
>>> WUFF – INFORMATION
Einzelwertung
Christian Hinteregger (A) mit Nelson du Colombophile, Malinois Rüde 96/94/97 287 Rang 1
Stanislav Kubant (CZ) mit Arno od Vlasimske brany, Dt. Schäfer Rüde 96/95/96 287 Rang 2
José G.Garcia Perez (E) mit Rany, Malinois Hündin 95/94/97 286 Rang 3
>>> WUFF – INFORMATION
Mannschaftswertung
1. Belgien 1.377 Punkte
2. Schweiz 1.376 Punkte
3. Tschechische Republik 1.362 Punkte
4. Niederlande 1.353 Punkte
5. Japan 1.345 Punkte
6. Österreich 1.334 Punkte
7. Deutschland 1.326 Punkte
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Georg Sticha,
Obmann der Österr. Rottweiler Sporthundestaffel, seit 1985 im Hundesport. Mit seinem ersten Rottweiler „Ingo v. Burg Kranichberg“ wurde sein Hund im Alter von 10 Jahren NÖ-Cupsieger und ÖRK-Cupsieger. Mit seinem Rottweiler „Benjamin v. Rebellenschloß“ wurde er von 1996-1998 Rottweiler-Cupsieger. Bei der ersten WM Qualifikation für Amerika erreichte er den 4. Platz.