Expertenstreit: Antidepressiva für Hunde

Von dogodu-Redaktion

Soll der Tierarzt zu Medikamenten greifen, wenn Bello depressiv wird? In Großbritannien ist jetzt ein Expertenstreit über den Einsatz des Mittels „Reconcile" ausgebrochen. Das Medikament ist für Hunde gedacht und soll etwa verhindern, dass ängstliche Hunde Probleme bereiten. Tierschützer werfen Tierärzten vor, dass damit schlechte Lebensbedingungen ausgeglichen werden sollen. Veterinärmediziner weisen die Vorwürfe zurück, berichtet die Wissenschaftszeitschrift „New Scientist".

Die Kautablette „Reconcile" enthält den gleichen Wirkstoff wie das für Menschen eingesetzte Antidepressivum „Prozac". Speziell für Hunde adaptiert – und mit Geschmack nach Rindfleisch versehen – wurde das Mittel der Pharma-Firma Eli Lilly von der US Food and Drug Administration zugelassen. Tierbesitzer hätten die Pflicht sich um ihre Schützlinge zu kümmern, Pharmazeutika sollten nicht dafür eingesetzt werden, um schlechte Lebensbedingungen zu kompensieren, kritisierten etwa Vertreter der britischen Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals. Tierärzte, die sich auf die Behandlung von Verhaltensstörungen spezialisiert haben, meinen dagegen, dass die Behandlung sehr gute Wirkungen erziele. So könne etwa bei ängstlichen Hunden Trennungsangst, Zerstörungswut oder Heulen vermindert werden.

Daniel Mills von der University of Lincoln (Großbritannien) meinte, dass Tiere ohnehin schon seit vielen Jahren erfolgreich mit Prozac und anderen, für Menschen gedachten Medikamenten behandelt würden. „Reconcile" sei nun speziell auf den Hundeorganismus abgestimmt und daher sicherer. Kein verantwortungsvoller Veterinärmediziner würde sich bei Verhaltensproblemen ausschließlich auf Medikamente verlassen, so Mills weiter. Die Pillen seien nur ein Teil eines Pakets, bei dem etwa auch Verhaltensänderungen vom Hundehalter gefordert würden.

Dr. Walter Holzhacker, Vizepräsident der Österreichischen Tierärztekammer, sagte dazu in einer Stellungnahme gegenüber der APA, dass Tierärzte solche Medikamente nur in absoluten Ausnahmefällen verschreiben. „So wie etwa zu Silvester, wegen der Knallerei, um empfindliche Tiere halbwegs ruhig zu halten", erklärte der Veterinär. Eine weitere Indikation für beruhigende Medikamente bei Hunden sei Epilepsie. Keinesfalls aber würden Verhaltensstörungen bei Hunden nur durch Medikamente behandelt, betonte der Veterinärvertreter.

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