Eva Lind … bekennende „Hundenärrin“

Von Volker Grohskopf

Eva Lind ist auf den bedeutendsten Opernbühnen der Welt zu Hause. Ihre Engagements führen sie rund um den Globus. Von ihrem Privatleben ließ die gefeierte Sopranistin bisher nur wenig nach außen dringen. Sie fühlt sich wohl auf dem Rücken der Pferde, geht ab und zu ins Kino und bereist leidenschaftlich gerne ferne Länder. Im WUFF-Interview spricht die weltweit gefeierte Opernsängerin über ihre Liebe zu Hunden und ihre beiden Prachtexemplare Wendy & Willi.

Eva Lind gehört zu den ­wenigen ganz großen Stimmen, die es verstehen, in der ernsten sowie auch in der Unterhaltungs­musik zu bestehen. „Crossover ist das musika­lische Genre, in dem sich die um­jubelte Primadonna neben ihrer Arbeit im klassischen Bereich seit vielen Jahren mit außergewöhnlicher Qualität bewegt“, so die Experten. Damit gelingt es ihr, scheinbar unversöhnliche Barrieren zwischen sog. E- und U-Musik zu einer neuen interessanten Gattung zu vermischen.

Mit ihrem sensationellen Debüt als „Königin der Nacht“ in Mozarts „Zauberflöte“ an der Wiener Staatsoper sowie anschließend als Lucia in „Lucia di Lammermoor“ in Basel begann für die damals 19-jährige Eva Lind eine steile internationale Karriere, die sie auf die Bühnen der größten Opern- und Konzerthäuser der Welt führte.
 
Gemeinsame Auftritte mit ­Topstars wie Agnes Baltsa oder José ­Carreras, Luciano Pavarotti und Placido ­Domingo und die ­Zusammen­arbeit mit Weltklasse-Dirigenten wie ­Riccardo Muti, Claudio Abbado, Sir Georg ­Solti, Lord Yehudi Menuhin, Sir Neville Marriner, Wolfgang ­Sawallisch, Kurt Masur, Sir André Previn oder Seji Ozawa bestätigen eindrucksvoll das Weltformat der attraktiven Sopranistin und machten sie einer breiten Öffentlichkeit bekannt.

Vierbeiner bereichern ihr Leben
Eva Lind ist nicht nur eine geschätzte Opernsängerin, sondern auch eine bekennende Hundenärrin. „Seit ich denken kann, sind Hunde ein wichtiger Bestandteil meines Lebens und mit bis zu acht ‘Schnauzis’ gleichzeitig gehöre ich sowieso zu den fortgeschrittenen unter den Hundeliebhabern“, sagt Eva Lind, die auch im Vorstand des Tiroler Tierschutzvereines sitzt, über ihre besondere Zuneigung zu ihren „Fellnasen“. Insgesamt zwanzig Hunde unterschiedlichster Rassen haben im Laufe der vergangenen Jahre bei ihr ein Zuhause gefunden und das Leben der Eva Lind ungemein bereichert.

So umfangreich wie ihr gesangliches Repertoire, so bunt sind wohl auch ihre Hundegeschichten, die sie zu Hause in Wien und während ihrer zahlreichen Konzertreisen auf der ganzen Welt erlebte. Und weil Hunde bereits seit der Kindheit ihre treuen Begleiter sind und sie bis heute zu ihren Auftritten immer mindestens eines ihrer Prachtexemplare dabei hat, hatte die gebürtige Innsbruckerin in den vergangenen Jahren viele lustige, kuriose, aber auch rührende Erlebnisse mit ihren Lieblingen.

Die beiden französischen Bulldoggen Wendy und Willi sind die beiden Vierbeiner, die derzeit das Herz von Eva Lind erobert haben. Während Willi häufig in meditative Ruhe versinkt und eher durch tierisches Schnarchen auf sich aufmerksam macht, liebt Wendy das Rampenlicht und ist schon fast ein echter „ Bühnenstar“. 

Wendy und Willi haben beispielsweise Luciano Pavarotti zu einer Sacher­torte verholfen, durch Sechslinge fast eine Premiere mit José Carreras zum Platzen gebracht, eine Schnitzeljagd in Versailles veranstaltet und die Entführung von Giorgio Armanis Hund angezettelt. Sie haben es geschafft, dass die Stuttgarter völlig aus dem Opernhäuschen waren und Eva Lind vor einem Auftritt mit Placido Domingo die verrückteste Bettgeschichte ihres Lebens durchstehen musste … Aber an eines der vielen tierischen Abenteuer, die sie in ihrem kürzlich erschienenen Buch „Meine schönsten Hundegeschichten“ veröffentlichte, erinnert sich die Neo-Autorin  – exklusiv für WUFF – besonders gerne.

Opernstar auf vier Pfoten
(aus: „ Meine schönsten Hundegeschichten“)
„An den Opernbühnen dieser Welt müssen Hunde leider draußen bleiben. Aber wer sagt denn, dass sie nicht auf den Opernbühnen dieser Welt sein können? Anfang des neuen Jahrtausends habe ich meiner französischen Bulldogge Wendy eine tragende Rolle an der Staatsoper Stuttgart verschafft. In „Le Convenienze ed Inconvenienze Teatrali“ (Viva La Mamma) von Donizetti hatte ich sie einfach ins Stück integriert und so lange den Star-Regisseur Martin Kušej – später übrigens Schauspieldirektor bei den Salzburger Festspielen – bearbeitet, bis er meinem Wunsch zustimmte.

Wendy hatte ihre erste ­tragende Rolle., besser gesagt ihre erste ­„ziehende“ Rolle. Ich kann mich an die Premiere noch wie heute erinnern:  Ich sitze als Primadonna auf der Bühne und erwarte den Auftritt meines Ehemanns. Die Zuschauer blicken nach links – man sieht als Erstes die kleine Wendy, wie sie begeistert zu mir zieht – dann erst „an der langen Leine“ meinen Ehemann, der hinterherdackelt. Ein, wie man so schön sagt, Bild für Götter. Wir Sänger sind plötzlich nur noch Staffage: Wendy bekommt begeisterten Szenenapplaus. Das hätte ich mir nie träumen lassen: das Publikum ist begeistert – mehr noch: Die Stuttgarter sind aus dem Opernhäuschen!

Der Hund der Primadonna war über Nacht die Sensation!  Plötzlich war Wendy das Gesprächsthema ­Nummer eins und mir wurde nach und nach klar: „A new Star was born“ – in ­diesem Falle einer auf vier Pfoten.  Und das muss man sich vorstellen: mit nur einem Auftritt von wenigen Sekunden hatte Wendy die Herzen der Zuschauer erobert. Tja, wenn das als Sängerin auch immer so einfach wäre … Selbst die manchmal bissigen Zeitungskritiker des Feuilletons waren alle gezähmt – überschlugen sich bei Wendy vor Lob. Fairerweise muss man sagen: auch wir Sänger kamen ­ziemlich gut dabei weg.

Wendy hatte es geschafft. Es war ihr Durchbruch: Auf der Postkarte der Staatsoper Stuttgart mit den Auf­führungs-Terminen des Stückes ­wurde nur noch Wendy abgebildet – und ich durfte sie gerade noch auf dem Arm halten;  selbstverständlich ohne dass man mein Gesicht sehen konnte. Ich wurde schon langsam ein bisschen eifersüchtig – aber irgendwie war ich ja in Personalunion auch ihre Managerin und ließ mir deshalb natürlich nichts anmerken.

Jetzt galt es, den nächsten Schritt zu machen: nämlich Wendys Gage zu verhandeln.  Denn schließlich ist die Staatsoper Stuttgart eines der be­deutendsten Opernhäuser Europas. Und wir hatten insgesamt zehn Aufführungen über ein halbes Jahr verteilt. Was also sollte ich verlangen für meinen „Opernstar auf vier Pfoten“? Nach zähen Verhandlungen hatte ich dann eine Einigung erzielt, und das wohlgemerkt bei den sonst so sparsamen Schwaben: Als Gage gab es für Wendy jeden Abend tatsächlich sechs leckere Rostbratwürstel!“

Also langweilig wurde es der ­sympathischen Hundeliebhaberin scheinbar nie mit ihren vierbeinigen Weggefährten …

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