Für die Erziehung von Hunden gibt es in Deutschland und Österreich keine einheitlichen Richtlinien. Wer den für sich passenden Erziehungsstil noch nicht gefunden hat und unerfahren ist, tut sich bei der Suche deshalb oftmals schwer. Werden doch Hundehalter heutzutage von vielen verschiedenen Trainingsmethoden und Erziehungsratschlägen in der modernen Medienwelt regelrecht bombardiert und dementsprechend auch mehr oder weniger beeinflusst. Das macht es nicht unbedingt leichter.
Egal, welche Erziehungsform man anwendet – eine wichtige Erkenntnis hat sich bis heute aber nicht geändert: Die Erziehung eines Hundes kann nicht früh genug beginnen. Zwischen der zweiten und vierzehnten Lebenswoche kann ein Welpe ein hohes Maß an Lernpensum absolvieren und dieses im Gehirn abspeichern. In der so genannten Sozialisierungsphase eignet er sich zwischen der achten und der zwölften Lebenswoche gemeinschaftliche Umgangswerte an, um zu lernen, was er in einem Rudel darf und was er lieber lassen sollte. Was sich in dieser so wichtigen Prägungsphase ins Gehirn »eingebrannt« hat, lässt sich oftmals nicht mehr löschen beziehungsweise ins positive Gegenteil umkehren.
Wichtige Faktoren
Hundeerziehung ist deshalb nicht unbedingt einfach aber gut realisierbar, wenn der Mensch die Körpersprache und den Charakter seines Vierbeiners gut lesen und individuell auf ihn einwirken kann. Dabei sind durchaus viele Parallelen zur Kindererziehung erkennbar. Denn beide haben etwas sehr Entscheidendes gemeinsam, das letztlich auch zum positiven Erfolg führen kann: Konsequenz, Geduld, Respekt, Fairness und die Chance dem Hund eine individuell angepasste Lebensweise mit entsprechender Förderung zu ermöglichen. Natürlich ist kein Mensch perfekt. Hundehalter auch nicht. Wir machen alle Fehler und haben gewisse Schwächen, die auch unsere Hunde für sich auszunutzen wissen. Denn sie durchschauen uns Menschen meist sehr schnell. Der Begriff Erziehung hat deshalb auch immer etwas mit Beziehung zu tun. Ist die Verbindung zwischen zwei Individuen von einer gesunden und vertrauensvollen Basis geprägt, ist Erziehung und ein daraus resultierendes harmonisches Miteinander in den meisten Fällen kein Problem. Das bedeutet aber dennoch viel Arbeit. Und das jeden Tag aufs Neue. Denn die Erziehung eines Hundes endet erst mit seinem Tod. Heißt aber auch, dass Hundehalter immer wieder neue Chancen bekommen, um das Verhalten ihrer Hunde positiv verändern zu können, wenn es nötig ist. »Jeder Hund hat das Recht auf Erziehung. Und das am besten so, wie es die Art untereinander auch machen würde. Hundehalter sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie ihr Verhalten erst einmal selbst ändern müssen, um Erfolg bei ihren Hunden haben zu können«, meint Hundelehrer Torsten Kurz.
Braucht es Leckerlis?
Aber was ist bei der Umsetzung richtig oder falsch, welcher Weg ist der bessere? Die Antwort darauf muss jeder Hundehalter für sich selbst herausfinden. Torsten Kurz spürte recht schnell, dass sein ursprünglich eingeschlagener beruflicher Weg bei einem prominenten Hundetrainer nicht mehr seinen eigenen Idealen und Vorstellungen von Hundeerziehung entsprach. Der Hundelehrer aus Bautzen war mutig genug »abzubiegen« und einen neuen, anderen Weg zu gehen. Denn Erziehung und Miteinander funktionieren in seinen Augen beispielsweise auch ohne den Einsatz von Wasser- und Klapperflasche. Es brauche auch keine Leckerlis zur Belohnung, um ans Ziel zu kommen. »Warum auch? Ich möchte ja, dass der Hund wegen seiner selbst willen zu seinen Menschen kommt«, meint Torsten Kurz, der vor drei Jahren seine eigene Hundeschule gründete, um seine Philosophie von artgerechter Erziehung an seine Kundschaft weitergeben zu können. Wahrlich kein leichter Weg. Doch der langsam wachsende Erfolg gibt dem 53-Jährigen und seiner Ehefrau Maria Recht, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Die beiden Hundelehrer leben ihre Philosophie privat wie auch beruflich und sehen sich als Anwälte für Hunde. Eine Arbeit ohne Drill, Dressur und Gewalt, aber mit Vertrauen, individueller Einflussnahme auf das Verhalten des Menschen und Hundes basierend auf dessen natürlichen Anlagen, Instinkten und Bedürfnissen jedes einzelnen Teams. Leider müssen die beiden Hundelehrer in den Medien und auch bei Kundenterminen immer wieder feststellen, dass körperliche und seelische Gewaltausübung am Hund immer noch Gang und Gäbe sind und von Hundehaltern sowie vermeintlichen Profis im In- und Ausland auch verwendet werden.
Denn die veraltete aber immer noch übliche Methode »und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt« sei aus pädagogischer und rein menschlicher Sicht bei keinem Individuum gerechtfertigt. Verhaltensauffälligkeiten in Form von Angststörungen, Unsicherheiten und Aggressionen seien oftmals die Folge von schmerzhafter, körperlicher Züchtigung und seelischen Grausamkeiten, meint Torsten Kurz.
Einige Starkzwangmittel, die für diese Art von Erziehung zum Einsatz kommen, gibt es im Handel (leider) immer noch frei zu kaufen, beziehungsweise gibt es Möglichkeiten, wie man sich diese Dinge auf anderem Wege organisieren und erwerben kann. Vor dem deutschen Gesetz gilt beispielsweise auch der etwas verwirrende Aspekt, dass man Starkzwangmittel durchaus besitzen aber nicht am Tier anwenden darf. Aber wozu schaffen sich Menschen dann solche Erziehungsmittel an? Diese Frage bleibt hier offen …
Mit Unterstützung von Hundelehrer Torsten Kurz hat sich WUFF mit einigen Hilfsmitteln und deren negativen wie auch positiven Folgen näher auseinandergesetzt und eine Auswahl mit Erklärungen zusammengestellt. Einige der abgebildeten Starkzwangmittel stammen aus der »Asservatenkammer« des Hundelehrers. Es sind Dinge die Hundehalter nutzten, bis Torsten Kurz sie glücklicherweise vom Gegenteil überzeugen konnte mit dem Fazit, dass Erziehung bei Hunden auch anders, ohne Gewaltausübung und panische Schreckmomente funktionieren kann.
Der folgende Text könnte für den ein oder anderen Hundehalter ein neuer Wegweiser durch die Welt der positiven, neutralen und negativen Hilfsmittel sein, um Erziehungsmethoden und die Umgangsweise mit seinem Hund neu zu überdenken. Die Entscheidung muss freilich jeder für sich selbst treffen. Mit allen Konsequenzen. Denn die Verantwortung für unsere Tiere liegt immer (!) bei uns Menschen. Das ist, wenn auch nur teilweise, auch gesetzlich geregelt.
So heißt es in Deutschland: »Nach Paragraf 3 Nummer 5 des Tierschutzgesetzes besteht das Verbot, ein Tier auszubilden oder zu trainieren, wenn damit erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden für das Tier verbunden sind«. Dieses Verbot bietet dabei den Vorteil, dass es sich nicht nur auf Hunde, sondern auf alle Tierarten bezieht und alle Arten von Erziehungshilfsmitteln erfasst werden. Tierschutzwidrige Erziehungsmethoden können von den für den Vollzug des Tierschutzgesetzes zuständigen Behörden auf der Grundlage des Paragrafen 3 Nummer 5 des Tierschutzgesetzes mit einer Geldbuße von bis zu 25.000 Euro geahndet werden. Im Hinblick auf die Anwendung von »Stromhalsbändern«, also Elektroreizgeräten, ist Paragraf 3 Nummer 11 des Tierschutzgesetzes einschlägig. Danach ist es verboten, ein Gerät zu verwenden, das durch direkte Stromeinwirkung das artgemäße Verhalten eines Tieres, insbesondere seine Bewegung, erheblich einschränkt oder es zur Bewegung zwingt und dem Tier dadurch nicht unerhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügt. Das Bundesverwaltungsgericht hat mit Urteil vom 23. Februar 2006 zur Frage des Einsatzes von Elektroreizgeräten in der Hundeausbildung festgestellt, dass das Tierschutzgesetz den Einsatz solcher Geräte grundsätzlich verbietet, erklärt Friederike Lenz, Sprecherin und stellvertretende Leiterin der Pressestelle vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Berlin.
Für Österreich gilt hierbei: »Gemäß Paragraf 5 des Tierschutzgesetzes ist es verboten, einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen. Dagegen verstößt insbesondere, wer Stachelhalsbänder, Korallenhalsbänder oder elektrisierende oder chemische Dressurgeräte verwendet oder technische Geräte, Hilfsmittel oder Vorrichtungen verwendet, die darauf abzielen, das Verhalten eines Tieres durch Härte oder durch Strafreize zu beeinflussen, oder Halsbänder mit einem Zugmechanismus verwendet, der durch Zusammenziehen das Atmen des Hundes erschweren kann. Der Vollzug ist gemäß Bundes-Verfassungsgesetz Landessache. Eine bundesweit geltende Negativliste gibt es nicht«, erklärt Pressesprecher Gerd Jung vom Sozialministerium in Wien.
Die abgebildeten Hunde auf den Fotos sind bei der Entstehung der Motive in keiner Weise zu Schaden gekommen. WUFF und Hundelehrer Torsten Kurz haben sich bei ihrer gemeinsamen, fotografischen Arbeit mit den Tieren sehr viel Zeit genommen, um Stresssituationen und Gefahren zu vermeiden. Die Starkzwangmittel und deren selbst angefertigten Nachahmungen wurden deshalb einem Hunde-Dummy angelegt.
Negative Hilfsmittel
Negative (teilweise gesetzlich verbotene) Hilfsmittel, die zu Schmerzen und körperlichen sowie psychischen Schäden mit schweren Folgen wie Traumatisierungen und Angststörungen führen können:
Führgeschirr mit Leistenband (da dieses Starkzwangmittel nicht vorhanden war, wurde dessen Prinzip auf dem Foto nachgeahmt): Wenn der Hund an der Leine zieht, werden dabei die Weichteile des Hundes schmerzhaft eingequetscht. Damit soll das Tier gefügig gemacht werden, damit es ordentlich läuft.
Stachelhalsband: Gibt es (leider) auch immer noch frei im Handel zu kaufen, übrigens auch als »Tarnung«. Diese Art von Stachelhalsbändern ist oftmals aus Plastik oder Leder und »nur« auf der Innenseite mit Stacheln versehen, die sich schmerzhaft in den Hals- und Nackenbereich bohren, wenn der Hund an der Leine zieht. Die äußere glatte Fläche lässt auf den ersten Blick ein ganz normales Halsband vermuten.
Stromhalsband: Auch diese sehr schmerzhafte Züchtigungsmethode lässt sich in längerem Hundefell oder unter einem Halstuch gut verstecken. Der Hundehalter trägt dafür eine sehr kleine Fernbedienung in der Tasche. Hört der Hund nicht wie gewollt, gibt es per Knopfdruck einen mehr oder weniger heftigen Stromschlag. Die Schmerzintensität lässt sich mittels verschiedener Stufen regulieren.
Würgeleine: Der Name ist hierbei Programm. Bei der Würgeleine, die optisch einem dünnen Bindfaden ähnelt, kommt es auf die »richtige« Haltung und Handhabung an. Ein Ende der Leine umschlingt den Hals direkt hinter den Ohren sitzend und wird vom Hundeführer straff und sehr gerade nach oben gehalten. Damit wird permanent sehr hoher Druck auf den Kehlkopf und die Luftröhre ausgeübt. Zudem bohrt sich die Leine schmerzhaft in die Haut. Der Hund leidet dabei vor allem unter Atemnot, wenn er nicht wie gewünscht an der Leine läuft.
Packleader (da dieses Starkzwangmittel nicht vorhanden war, wurde dessen Prinzip auf dem Foto nachgeahmt): Beim Packleader handelt es sich um eine Art »Geschirr« für den Hals des Hundes. Der Hals wird durch das Anlegen dieses Packleaders versteift und am oberen Anfang ist eine sehr dünne Leine eingearbeitet, welche beim Anlegen um den Hals des Hundes gelegt wird. Fängt ein Hund an zu ziehen oder zeigt aus Sicht des Menschen Fehlverhalten, zieht sich die Schlinge zu beziehungsweise kann die Schlinge zugezogen werden und der Hund wird dabei gewürgt, da die Leine unmittelbar hinter den Ohren liegt. Der Würgeeffekt tritt in Höhe des Kehlkopfes auf. Der Hund reagiert nur, weil ihm die Luft abgeschnürt wird oder er Angst um sein Leben hat. Das hat nichts mit Mensch-Hund-Beziehung zu tun, erklärt Torsten Kurz.
Reitgerte: Dieses Schlaginstrument wird im wahrsten Sinne des Wortes als solches auch noch genutzt. Und wenn es auch »nur« im Verborgenen hinter der Haustür stattfindet. In der Schutzhundeausbildung soll diese Methode bestenfalls und im Sinne des Tierschutzes so praktiziert werden, dass die Schläge mit der Gerte nur angedeutet und nicht direkt am Hund ausgeübt werden sollten.
Futter- und Wasserentzug über einen längeren Zeitraum: Wie der Name schon sagt, gibt es als Erziehungsmittel hierbei kein Futter und im schlimmsten Fall auch kein Wasser. Auch damit soll der Wille des Hundes gebrochen werden, um ihm unmissverständlich zu zeigen, wer das Kommando in dem Rudel hat. Wenn der Leidensdruck für den Hund groß genug ist und er wegen der Gefahr zu verdursten und zu verhungern massive Schmerzen und psychischen Druck erleidet, gibt das Tier sich meist selbst auf und zeigt erwünschtes, unterwürfiges Verhalten. Denn Futter und Wasser bedeuten auch bei einem Hund naturgemäß am Leben bleiben zu können. Ein angeborener Urinstinkt, den einige Hundehalter schamlos für sich ausnutzen.
»Fragwürdige« Hilfsmittel
»Sanftere« Hilfsmittel, deren Einsatz dennoch ernsthaft hinterfragt werden sollte, weil auch diese Dinge zu körperlichen und psychischen Störungen führen können:
Sprühhalsband: Diese elektronische Erziehungshilfe soll bei dem Hund mit verschiedenen Reizimpulsen wünschenswertes Verhalten auslösen. Gehorcht das Tier nicht, können, mittels Fernsteuerung Sprühstöße mit einer stark riechenden Flüssigkeit wie Citronella aktiviert werden, die den Hund punktuell im Gesicht treffen, um ihm so zu zeigen: Dein Verhalten ist nicht richtig. Der starke Duft reizt die Schleimhäute des Hundes sehr stark. Es kann zu Verletzungen und schweren gesundheitlichen Folgeerscheinungen kommen. Sprühhalsbänder gibt es auch ohne »Duft«, sondern nur mit Druckluft-Stoß.
Wasserflasche: Mit plötzlichen Wasserspritzern direkt in das Gesicht soll der Hund bei unerwünschtem Verhalten eine Maßregelung erfahren. In vielen Fällen funktioniert das auch, weil der Hund panisch erschrickt und diese negative Erfahrung mit seinem unerwünschten Verhalten in Verbindung bringt.
Klapperflasche/Schlüsselbund/Wurfkette/Diskscheiben: Die Wirkung dieser Hilfsmittel ist ähnlich dem Prinzip mit der Wasserflasche. Nur, dass der Hund hierbei durch das Werfen und das laute akustische Aufschlagen von Klapperflasche, Schlüsselbund und Wurfkette erschrickt und somit aus der unerwünschten Situation herausgeholt werden soll, um sein falsches Verhalten möglichst schnell beenden zu können. Im Handel werden Diskscheiben (leider) als ideales Mittel zum Verhaltenstraining beworben. Beim Herunterfallen erzeugen diese gebogenen Scheiben aus Metall einen speziellen Signalton. All diese Gegenstände werden neben oder vor den Hund geworfen, nicht auf den Hund!
Halti: Seine Anwendung hat ein ähnliches Prinzip wie ein Führhalfter, das bei Pferden angewandt wird. Eine Maulschlaufe wird dabei um die Schnauze gelegt und mit der Führleine verbunden. Zieht das Tier nun an der Leine, zieht sich auch das Halti eng zusammen. Dabei wird der Hund durch Druckausübung auf den Fang manuell gezwungen seinen Kopf nach links oder rechts in die jeweilige Richtung des Hundeführers zu drehen. Das Prozedere simuliert den Schnauzbiss, der von Hündinnen auch bei Welpen angewandt wird und deshalb oftmals als Rechtfertigung für seine Anwendung durch den Menschen genannt wird. Jedoch sollte man hier nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Denn der Schnauzbiss von Mutterhündinnen ist ein völlig anderer als der von Menschen, die dabei schmerzhaft in den Fang des Hundes greifen. Die dauerhafte Anwendung kann zu gesundheitlichen Schäden im Kopf-, Hals- und Nackenbereich führen. In speziellen Fällen, beispielsweise wenn ein fünfzig Kilogramm schwerer Hund mit einer zierlichen Frau in der Erziehungsphase »spazieren« geht, kann das Führhalfter, vorübergehend angewandt, hilfreich sein. Ein detailliertes Gespräch mit einem erfahrenen seriösen Hundetrainer ist vor der Anwendung des Halti sehr empfehlenswert. Es kann, in sehr speziellen Fällen, auf sanfte Art und Weise und bei richtiger Handhabung temporär zur Anwendung kommen.
Halti Harness (da dieses Hilfsmittel nicht vorhanden war, wurde es auf dem Bild nachempfunden): Es soll durch starke Druckausübung auf die Schultern und auf den Brustkorb des Hundes das Ziehen und Zerren an der Leine verhindern beziehungsweise reduzieren. Es wird beim Training und in der Verhaltenstherapie eingesetzt. Es erfordert vom Hundeführer nur sehr geringen Kraftaufwand. Allerdings wird hierbei nur am Symptom und nicht an der eigentlichen Ursache dieses Verhaltens gearbeitet.
Zwinger: Es ist eine Unterbringungsmöglichkeit für Hunde, die auf Wunsch ihrer Halter aus verschiedenen Gründen nicht mit im Haus leben sollen oder dürfen. Diese Lebensform hat bei dem jeweiligen Tier großen Einfluss auf seine Erziehung und Entwicklung. Denn die Aufgabe des Hundes besteht zwangsläufig darin, das Grundstück und damit natürlich auch »sein« Rudel zu bewachen. Aber ist es dem Hund gegenüber fair, ihm dieses schwere Los aufzubürden? Torsten Kurz meint: »Nein! Hunde sind Rudeltiere und wollen bei und mit ihren Menschen zusammenleben. Bestenfalls mit Hundehaltern, die durchaus dazu in der Lage sind allein auf ihr Haus und Grundstück aufzupassen.« Das Wohnhaus ist für Hunde die Höhle des Rudels, worin sich die Menschen sicher zurückziehen, während der Hund allein draußen bleiben und alles bewachen sowie beschützen muss (!). Die ständige Alarmbereitschaft, in der sich das Tier befinde, ermögliche ihm dabei kaum die so wichtigen Ruhephasen. Bis zu achtzehn Stunden am Tag sollte ein Hund die Möglichkeit haben zu schlafen und sich zu erholen. »Zudem können bei Zwingerhunden auch immer wieder außerhalb des heimischen Grundstückes Probleme auftreten. Die Tiere wollen auch hier die Führung übernehmen, weil sie glauben es tun zu müssen. Genau wie zu Hause. Denn wer als Mensch im Haus die Führung nicht übernehmen kann, wird es, aus Sicht des Hundes wohl auch draußen kaum erfolgreich umsetzen können,« meint Torsten Kurz.
»Stille Treppe«: Das Strafmittel bedeutet bei Nichtgehorsam, ähnlich wie bei Kindern, den konsequenten Ausschluss aus dem Familienrudel. Für mehr oder weniger längere Zeit heißt das also totale Isolation, keine sozialen Kontakte und damit auch keine Teilhabe am gesellschaftlichen Rudelleben.
Neutrale Hilfsmittel
Maulkorb: Er kann in vielen Fällen und Situationen hilfreich sein, wenn er die richtige dem jeweiligen Hund angepasste individuelle Größe hat und aus strapazierfähigem Material besteht. Beispielsweise bei kontrollierten Sozialisierungen, wenn der betroffene Hund zu Aggressionen und Beißattacken neigt. Maulkörbe können unter anderem auch beim Antigiftköder-Training unterstützend zum Einsatz kommen. Im Alltag ist ein Maulkorb beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Einkaufsmärkten oftmals Vorschrift. Wer Probleme beim Angewöhnen dieses Hilfsmittels hat, kann anfangs beispielsweise einen (leeren) Joghurtbecher verwenden. Dieser kann vom Hund ausgeleckt werden und mit jedem weiteren Schritt findet der Becher ein paar Zentimeter mehr Platz auf der Schnauze des Hundes, bis das Tier es geduldig und ohne Stress aushält, den Becher längere Zeit auf der Schnauze zu tragen. Das Training wird dann mit dem entsprechenden Maulkorb anstelle des Joghurtbechers fortgesetzt.
Maulschlaufe: Wird als Alternative zum Maulkorb oftmals im Handel angepriesen, ist aber von seiner Zweckmäßigkeit eher ungeeignet, weil der Hund dennoch bei nachgebendem Material sein Maul öffnen und damit schnappen und beißen oder etwas Unerwünschtes fressen kann. Maulschlaufen sind in der Regel für den kurzfristigen Einsatz (z.B. beim Tierarzt) gedacht, aber nicht für den Dauereinsatz. Der Hund kann damit nicht hecheln.
Klicker: Die Anwendung des Gerätes tut nicht weh und erschreckt den Hund auch nicht. Seine Anwendung beruht auf der Konditionierung von einem Geräusch mit einer folgenden Belohnung meist mit Leckerli und ist nahezu bei jedem Tier anwendbar. Bei richtiger Anwendung besteht so die Möglichkeit dem Hund auf die Sekunde genau zu vermitteln, dass er sich richtig verhalten hat. Das funktioniert auch bei dressierten Delfinen, Vögeln und Pferden. Hier sollte der Hundehalter für sich und sein Tier herausfinden, ob diese Art von Dressurtraining tatsächlich die richtige Erziehungsmethode für das Team ist.
Positive Hilfsmittel
Schleppleine: Sie ist unterschiedlich lang und sollte zum selbstverständlichen Equipment eines jeden Hundehalters gehören, weil sie unter anderem für ein effizientes Training sorgen kann. Bei Spaziergängen ist damit auch eine gewisse aber durchaus kontrollierbare und auch sicherere räumliche Freiheit für den Hund möglich.
Führleine: Sie ist, wie der Name schon sagt, zum Führen und »Lenken« des Hundes da. Allerdings sollte das ständige Ziehen und Zerren am und beim Hund damit nicht fabriziert werden. Das ist dann wieder eine Sache der Erziehung und des Miteinanders. Apropos Führen an der Leine: Entgegen vieler Meinungen sollte, so die Meinung von Torsten Kurz, ein Hund in der Wohnung und auch draußen nicht ständig frei umherlaufen können. Eingeschränkte Selbständigkeit in der Bewegung vermittelt dem Hund bei richtiger Erziehung und gesunder Beziehung eher das Gefühl von Sicherheit, getragen von der Botschaft, dass sich der Hund nicht um das Wohlergehen seines Halters und Rudels kümmern muss. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, wenn der Hund in wirklich jeder Situation abrufbar ist, er seinem Menschen absolut vertraut, dann kann er draußen auch ohne Leine laufen. Wer sich nicht ganz sicher ist, sollte seinen Hund besser anleinen. Allerdings verlangt es oftmals allein schon der Respekt und Anstand, seinen Hund an die Leine zu nehmen. Ein Beispiel: Nicht alle Menschen mögen Hunde oder haben Angst vor ihnen. Gegenseitige Rücksichtnahme erleichtert das Miteinander auch in diesem Fall ungemein.
Halsband/Brustgeschirr: Sie ermöglichen bei richtiger Erziehung in Verbindung mit einer Leine das gezielte Führen und Lenken des Hundes. Welches davon für seinen Hund am besten geeignet ist, muss jeder Hundehalter für sich selbst herausfinden. Eine fachliche Beratung und das Anprobieren vor dem Kauf sind in jedem Fall ratsam. Gesundheitliche Aspekte sollten aber dabei immer vorher tierärztlich abgeklärt werden und bei der Wahl entsprechende Berücksichtigung finden. Freilich gibt es allgemein gesehen auch bei diesen Hilfsmitteln immer qualitative Unterschiede. Beispiel: Ein schlecht sitzendes Brustgeschirr kann zu massiven Rücken- und Nackenbeschwerden führen. Zum Vergleich: Stellen Sie sich vor, Sie müssten über einen längeren Zeitraum einen Rucksack tragen, dessen Trageriemen schlecht auf den Schultern liegen. Dabei kommt es auch, genau wie beim Brustgeschirr, auf das richtige Material an, das keinesfalls auf der Haut scheuern und einschneiden sollte.
Vibrationshalsband/Target-Stab/Laser-Pointer: Die Anwendung eines Vibrationshalsbandes kann beispielsweise hilfreiche Anwendung bei Hunden finden, die blind sind oder an Sehstörungen leiden. Dazu eignet sich auch der Target-Stab sehr gut, mit dem das Tier an verschiedenen Körperstellen sanft berührt wird. Mit dieser Art von taktiler Kontaktaufnahme kann mit dem Hund kommuniziert werden. Ähnlich ist die Funktionsweise eines Laserpointers. Mit Hilfe dieses Markersignals in Form eines Lichtpunktes kann beispielsweise mit Hunden, die an Taubheit leiden, optisch kommuniziert werden. Hunde, die nicht an Sinneseinschränkungen leiden, können mit dem Vibrationshalsband auch lernen Gegenstände aufzunehmen und diese zu apportieren.
Absperrgitter in der Wohnung: Wem gehört die Wohnung und im besten Fall das dazugehörige Grundstück, oder anders gefragt, wer bezahlt die Miete? Sie! Und das sollten Sie auch Ihrem Hund klarmachen. In einem Hunderudel werden rangniedere Artgenossen auch räumlich eingeschränkt. Die Kontrolle darüber obliegt auch hier dem Rudelführer. Das kann friedlich und ganz ohne Gewalt umgesetzt werden. Beispielsweise mit Absperrgittern, die man aus Sicherheitsgründen auch für Kleinkinder verwenden kann. Hunde, die sich immer in der gesamten Wohnung aufhalten können oder nicht richtig erzogen worden sind, entwickeln nicht selten Territorialverhalten, um ihr gesamtes Revier, also Ihre Wohnung, vor »Eindringlingen« (Besuchern) beschützen zu können. Das kann bei Hunden auch zu territorialem Aggressionsverhalten führen, das dem Tier nicht oder nur sehr schwer wieder abgewöhnt werden kann. Mit räumlicher Eingrenzung lässt sich dieser negativen Entwicklung nicht nur, aber auch, entgegenwirken.
Hundebox für Auto und zu Hause: Sie soll dem Hund einen sicheren und abgeschirmten Rückzugsort geben, in dem er Ruhe und Entspannung findet, ohne gestört zu werden. Ob nun im Auto, zu Hause oder auch im Urlaub, diese Ruheplätze sind für die richtige Erziehung sehr wichtig. Beispiel: Wenn ein Hund etwas erlernt hat, sollte er kurz danach sofort Ruhe und Schlaf finden können, weil in seinem Gehirn das zuletzt Gelernte verarbeitet und abgespeichert wird. Hundeboxen in Autos sorgen zudem für die Sicherheit des Tieres und der Insassen. Andererseits können Autohundeboxen besonders bei jenen Hunden sehr hilfreich sein, die mit Nervosität und Aggressionen auf Außenreize stark reagieren.
Hundepfeife: Sie gibt es in zahlreichen verschiedenen Variationen und Materialausführungen. Ein- oder mehrtönig mit Pfeif- und Trillertönen kann der Hund beispielsweise so verschiedene Kommandos erlernen. Neben den Grundbefehlen wie »Sitz«, »Platz« und »Bleib« gehört auch der Rückruf dazu. Letztgenannter ist per Pfeifton sehr gut trainierbar. Dieses Signal sollte jeder Hund schon aus Sicherheitsgründen hundertprozentig beherrschen.
Reizangel: Das Training mit der Reizangel ist für viele Hunde und deren Halter eine sehr beliebte Beschäftigungs- und Erziehungsmöglichkeit. Bei dieser Form von angebotener Ersatzjagd kann erzieherisch einem ausgeprägten, völlig natürlichen instinktiven Jagdtrieb auf (echtes) Wild entgegengewirkt werden. Das Schöne daran: Mensch und Hund gehen somit einer gemeinsamen Beschäftigung nach, bei der gleichzeitig durch das Anschleichen auf die Beute(l) Konzentration auf ein gemeinsames Ziel und das »aufeinander Achten« geschult werden. Verschiedene Alltagskommandos wie »Hinter« oder »Voraus« können ebenfalls in das Training integriert werden.
Futterbeutel: Um Geld zu verdienen, müssen Sie arbeiten. Das sollte bei Ihrem Hund nicht anders sein. Zumal die Erarbeitung seines Futters artgerecht ist und bei richtiger gemeinsamer Beschäftigung auch noch Spaß machen und die Beziehung stärken kann. Der Futterbeutel dient hierbei als Ersatzbeute(l), der beispielsweise an einer Reizangel befestigt wird. Futterbeutel können aber auch versteckt, in der Erde vergraben oder an Bäumen und anderen Dingen aufgehängt werden. Nun gilt es für den Hund im besten Fall mit dem Menschen gemeinsam den Futterbeutel zu suchen, um dann die erlegte Beute, also das darin befindliche Futter, bestenfalls zusammen (fr)essen zu können. Mensch freut sich in dem Fall mit Sicherheit aber mehr über einen Schokoladenriegel oder Ähnliches.
Futter als Hilfsmittel
Futter als Hilfsmittel – das ist ein Kapitel für sich. Leckerlis – muss das bei der Erziehung und im Training wirklich sein? Torsten Kurz meint: »Nein.« Schließlich solle der Mensch sich nicht zu einem »Futterautomaten« entwickeln, der seinem Hund signalisiert: Wenn du für mich das tust was ich möchte, bekommst du zur Belohnung ein Leckerli. »Denn dann kommt der Hund nicht seiner selbst willen, sondern wegen der Belohnung mittels Futter«, meint der Hundelehrer. Zudem sei die ständige oder wiederholte Gabe von Leckerlis auch aus ernährungsphysiologischer Sicht eher kontraproduktiv: »Wenn Futter als Leckerli in kleinen Gaben gegeben wird, reagiert der Körper des Hundes darauf, denn der Magen wird komplett mit Magensäure aufgefüllt. Dem Gehirn wird nun signalisiert, dass der Magen mit der Verdauung beginnt. Die Muskelkontraktion des Magens und die Magensäure beginnen nun aus jeglichem Futter in einem Knetvorgang einen Brei herzustellen. Dabei ist es völlig egal, ob der Hund nur ein kleines Leckerli bekommt oder seine komplette Tagesportion. Der Prozessablauf der Säureproduktion im Magen ist dabei immer gleich. Wenn der Magen also viele Male am Tag gesagt bekommt, dass er Säure produzieren und verdauen soll, dann kommt der Magen und der gesamte Verdauungstrakt aus dem Gleichgewicht. Eine der häufigsten Folgen ist dann die Gastritis beim Hund, welche sich unter anderem im häufigen Fressen von Gras äußert, das säureregulierenden Charakter aufweist. Zudem sehen viele Hundehalter ihren Hund in dem Fall nüchtern erbrechen, gepaart mit weißem Schaum. Ein freilebender Hund oder Wolf würde jagen, töten, aufreißen und so viel wie möglich fressen. Danach legt er sich zur Ruhe, damit der Körper Zeit hat zu verdauen. Kein Hund würde sich aus einem Hasen ein Stück Fleisch herausreißen, weiterjagen, wieder ein Stück herausreißen usw. Das ist biologisch gesehen nicht sinnvoll«, erklärt Torsten Kurz.
Es gibt unzählige Hilfsmittel in der Hundeerziehung und ständig kommen neue dazu. Grundsätzlich kann man sagen, je besser sich ein Mensch in den Hund hineinfühlen kann, je besser er die Hundesprache versteht, umso weniger Hilfsmittel braucht er. Das Arbeiten mit Futter ist sehr verlockend, weil man schnelle Erfolge verzeichnen kann. Ob »Arbeiten für Futter« eine nachhaltige und verlässliche Methode ist, darüber scheiden sich die Geister – bzw. die Hundetrainer. Motivation und Bestätigung über Körpersprache und Stimme, ohne ungewollte Emotionen zu zeigen, das wär‘s. Aber wer beherrscht das schon? Ein Klicker oder eine Pfeife zeigen keine Emotionen. Daran erkennt man auch den Vorteil von Hilfsmitteln, wenn man sie korrekt einsetzt. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und Spaß beim Hundetraining.
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