Eine klassische „Beziehungskiste“?

Von Dr. Adam Miklosi

Wenn manche über Hunde sprechen, vergleichen sie ihr Verhalten stets mit dem von Wölfen. Ist es nicht interessant, wie viele „Hundeexperten” auch „Wolfsexperten” sind – und umgekehrt? Tatsächlich aber zeigen uns die echten Wissenschaftler, wie wenig wir in Wahrheit noch über das soziale Leben in einem Wolfsrudel wissen. Denn die meisten Beobachtungen stammen von Wölfen in Gefangenschaft. Dort aber entsprechen die sozialen Verhältnisse nicht denen einer natürlichen Situation!
Während beispielsweise in der Natur ein Wolf immer die Wahl hat, im Rudel oder einsam zu leben, fehlt ihm diese Möglichkeit in einem Gehege. In der Natur legen die Wölfe an einem Tag nicht selten 10-20 Kilometer und mehr zurück. Das ist übrigens eine der Ursachen, warum es für Forscher kaum möglich ist, wirklich engen Kontakt mit einem Wolfsrudel aufzunehmen. In einem Gehege haben die Wölfe natürlich keine Gelegenheit, solch weite Strecken zurückzulegen. Dies und viele andere Schwierigkeiten erschweren unsere Bemühungen, mehr über das soziale Leben dieser Tiere zu lernen.

Hunde sind keine Wölfe
Beim Vergleich der Sozialsysteme von Hunden und Wölfen findet man so viele Unterschiede, dass man beide tatsächlich als verschiedene Arten bezeichnen muss und nicht etwa den Hund als eine Unterart oder eine Form der Wölfe betrachten kann, wie es heutzutage noch viele tun. So wenig wir also über frei lebende Wölfe wissen -noch viel weniger wissen wir über das soziale Leben frei lebender Hunde! So verteidigt ein Hunderudel zwar genau so wie Wölfe auch gemeinsam ein Territorium gegen unwillkommene Eindringlinge, aber sonst ist die Kooperation zwischen den Gruppenmitgliedern eher gering bis fehlend. Weder werden die Welpen gemeinsam aufgezogen wie beim Wolf, noch gehen sie auf gemeinsame Jagd nach Beute. Beobachtungen zeigen weiters, dass frei lebende Hunde nicht so aggressiv sind gegen Rudelfremde wie Wölfe, weshalb sich oft neue Mitglieder der Gruppe anschließen können. Im Gegensatz zu den Wölfen vermehren sich in einem Hunderudel alle Weibchen, und wahrscheinlich nehmen auch alle Rüden an der Paarung teil. Diese Vergleiche zeigen bereits deutlich, dass Hunde, die die Möglichkeit haben, völlig frei zu leben, sich dennoch nicht zu Wölfen „umwandeln“. Anders gesagt sind Hunde also keine „gezähmten Wölfe“, und daraus wiederum folgt, dass es uns nicht allzu viel hilft, wenn wir das Wolfsverhalten Eins zu Eins auf Hunde übertragen.

Unterschiedlicher Alpha-Status bei Hunden und Wölfen
Ein klassisches Argument, das man stets und überall hört, ist, dass in einer Mensch-Hund-Beziehung der Mensch das „Alpha-Tier“ sein muss, weil die vom Wolf abstammenden Hunde an eine solche Rangordnung gewöhnt seien. Tatsächlich aber gibt es sehr große Unterschiede zwischen der Rangordnung bei Hunden und der bei Wölfen. Es sieht so aus, dass Hunde ein bisschen „demokratischer“ sind. Das Missverständnis stammt daher, dass manche „Hundeexperten“ und Hundebesitzer die Funktion der Rangordnung mit dem Vorgang der Sozialisierung verwechseln. Die meisten Probleme, die eine Mensch-Hund-Beziehung belasten können, werden häufig auf „Meinungsunterschiede“ im Zusammenhang mit der Rangordnung zurückgeführt. Aber viele sind da einer Art Schwarz-Weiß-Denken verfallen: Enweder bin ich das Alpha-Tier oder mein Hund ist es. Wir haben gesehen, dass Wölfe tatsächlich solch ein „Gesetz“ haben, aber Hunde sind von Natur aus anders. Obwohl es auch im Hunderudel ein Alpha-Tier gibt, ist dessen „Dominanz“ in den meisten Fällen viel eingeschränkter und umfasst auch nicht alle Aspekte des sozialen Lebens!
Der Leser könnte nun fragen, wenn alle Hunde so „demokratisch“ und „lieb“ sind, warum haben dann manche Besitzer die Erfahrung gemacht, dass der Hund irgendwie die Alphaposition in der Rangordnung erobert hat? Meine Anwort ist, dass das Problem in den meisten Fällen in der wahrscheinlich „vergessenen“ Sozialisierung liegt.
Alle Tiere, die von Natur aus in einer sozialen Gruppenstruktur leben, lernen sehr früh die sozialen Regeln von den Eltern und anderen Mitgliedern ihrer Gruppe. Das ist vielleicht die wichtigste Zeit für die kleinen Welpen, weil diese Regeln nicht ganz so einfach sind. Wenn sie die Regeln später nicht einhalten, können sie schnell in große Schwierigkeiten geraten. Trennt man die Welpen von ihrer Mutter, verlieren sie die Möglichkeit, von anderen Hunden zu lernen, und so muss der Mensch sie diese sozialen Regeln lehren. Aber das ist keineswegs eine einfache Aufgabe – vor allem heutzutage, wo viele Menschen keine oder nur wenig Zeit dafür haben.

Soziale Bindungsexperimente
Wenn Mensch und Hund eine gewisse Zeit zusammen verbringen, entsteht zwischen ihnen eine Bindung. Das Wesen dieser Bindung hängt von Dreierlei ab: Vom Charakter des Hundes, von dem des Menschen und vom Sozialisierungsprozess. Wie können Wissenschaftler nun mehr über diese Mensch-Hund-Bindung erfahren? Eine Möglichkeit ist es, Hundebesitzern einfach Fragen zu stellen, die deren Beziehung zum Hund charakterisieren. Das erfolgt meist mit psychologischen Fragebögen. Ein echter Ethologe glaubt aber mehr an das, was er auch sehen kann! Mit anderen Worten – wir wollten eine Situation herausfinden, wo wir eine solche Bindung mit eigenen Augen beobachten können.
Im Rahmen von Bindungsforschungen beim Menschen haben Wissenschaftler mit Hilfe einer neuen Methode die Bindung zwischen Mutter und Kind untersucht. Die Versuchssituation war eigentlich nicht sehr kompliziert, man könnte es mit einer kleinen Spielszene vergleichen: Das Kind lernt eine fremde Person kennen und wird kurz danach von seiner Mutter verlassen. Die Mutter kehrt jedoch schnell wieder zurück, lässt dann das Kind wieder allein, kehrt wieder zurück usw.. In der Praxis bringt die Mutter das Kind in ein Zimmer, und es erscheint dann eine fremde Person. Die Mutter lässt nun das Kind mit dieser Person allein, kommt aber gleich wieder zurück, und in dieser Weise wechseln sich auch Mutter und fremde Person ab.

Hund & Halter: Starke oder schwache Beziehung?
Warum sollten wir diesen Versuch nicht auch mit Hunden und deren Besitzern durchführen, unter der Annahme, dass der Hund die Rolle des Kindes und der Besitzer die Rolle der Mutter „spielt“? Das Experiment funktionierte überraschend gut. Noch überraschender aber war das Ergebnis, als wir nach der statistischen Analyse viele Zusammenhänge zwischen der Bindung von Mutter und Kind sowie Besitzer und Hund herausfanden.
Einige Hunde vermieden den Kontakt mit der fremden Person, auch wenn der Besitzer dabei war, und andere wiederum bemerkten kaum, dass ihr Besitzer das Zimmer verlassen hatte. Viele der Hunde spielten nicht mehr mit dem Fremden, sobald Herrchen oder Frauchen weggegangen war. Dies ist ein Kennzeichen für eine sehr gute bzw. starke Bindung an den Besitzer, und so war ein großer Teil der untersuchten Hunde und Besitzer der Kategorie der „starken Bindung“ zuzuordnen. Der Beziehungstyp einer eher schwachen bzw. geringen Bindung an den Besitzer ist charakterisiert durch den Umstand, dass diese Hunde auch dann noch mit dem Fremden spielen, wenn der Besitzer den Raum verlassen hat.
Nach Beobachtungen bei mehr als 100 Hunden können wir sagen, dass der Bindungtyp nicht von einer Hunderasse abhängt, denn in praktisch allen Rassen konnten wir Beispiele für alle Typen finden.

Bindungsfestigkeit bestimmt zukünftiges Verhalten
Bei dem Forschungsexperiment beim Menschen war interessant, dass die Bindung zwischen Mutter und Kind auch eine Auswirkung auf das zukünftige Verhalten des Kindes hat. Das heißt, die Forscher fanden einen Zusammenhang zwischen der Sicherheit der Bindung und der späteren Bereitschaft für soziale Kooperation und Kompetenz. Daher stellte sich natürlich auch uns die nächste Frage in unserer Forschung: Kann ein solcher Zusammenhang auch bei der Mensch-Hund-Bindung gegeben sein?
In den achtziger Jahren hat der amerikanische Ethologe Harry Frank das Verhalten von Hunden und Wölfen zu gleicher Zeit und auf gleiche Weise erforscht. In einem seiner vergleichenden Versuche hat er beobachtet, wie geschickt Wölfe Probleme lösen können. Zum Beispiel konnten sie durch Beobachtung des Menschen lernen, wie man das Tor des Geheges aufmachen kann. Auch die Wolf-Hund-Kreuzungen konnten nach einigen Versuchen, bei denen ihnen gezeigt wurde, wie es geht, das Tor öffnen. Die Hunde hingegen waren dazu nicht in der Lage, obwohl auch sie dieselben Chancen hatten wie die Wölfe. Frank nahm an, dass man dieses Ergebnis auf arttypische Unterschiede zurückführen kann, weil Wölfe ohne eine solche Problemlösungsfähigkeit in der Wildnis nicht überleben würden.

Problemlösung und Motivation
Als wir zum ersten Mal über Harry Franks Versuch gelesen hatten, stellte einer von uns die gute Frage, ob es denn nicht möglich sei, dass seine Hunde das Gehege vielleicht gar nicht verlassen wollten und eben deswegen das Tor nicht öffneten! Im Allgemeinen müssen solche Versuche nämlich immer so aufgebaut sein, dass die Motivation für die Lösung des gestellten Problems für beide untersuchten Arten, also für Wolf und Hund, vergleichbar ist. Um diese Frage zu beantworten, stellten wir daher die folgende Arbeitshypothese auf: Die Hunde sind zwar grundsätzlich fähig, einfache Probleme zu lösen, aber ihre Motivation ist entweder nicht so groß wie die der Wölfe, oder die Bindung zum Menschen hat einen hemmenden Einfluss auf eine solche selbständige Aktion des Hundes. Und wir hatten auch gleich eine Idee, wie wir Antworten auf unsere in der Arbeitshypothese formulierten Fragen bekommen könnten. Wir entwickelten ein Experiment, um den Zusammenhang von Bindung, Problemlösungsverhalten und Motivation zu klären (siehe Kasten).
Die Ergebnisse des Experimentes haben unseren Verdacht bestätigt: Hunde können zwar auch sehr „geschickt“ sein, aber die soziale Bindung zu ihren Besitzern hat einen wichtigen Einfluss auf ihr Verhalten. Wenn ein Hund im Garten lebt, ist er wahrscheinlich daran gewöhnt, selbst zu entscheiden wo, wann und was zu tun ist. Im Gegensatz dazu sind Hunde stärker unter dem Einfluss des Menschen, wenn sie in einer Wohnung leben. Die Interpretation der Ergebnisse unseres Experimentes ergibt nun, dass Hunde, die mit dem Menschen in engerem Kontakt leben, auch die „Meinung“ des Besitzers „berücksichtigen“, bevor sie eine eigene Aktion ausführen.
Es zeigt sich also, dass vieles, was wir über Hunde zu wissen glauben, einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhält. Vielmehr konnten neue Erkenntnisse gewonnen werden, an die bis vor kurzem noch keiner gedacht hatte. Mehr darüber in einer der nächsten Ausgaben dieses Magazins.



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Wolfsrudel: Dynamisch funktionierendes Sozialsystem

Die klassische Auffassung besagt, dass in einem Wolfsrudel die Männchen und Weibchen in zwei voneinander unabhängigen Rangordnungen leben. Normalerweise sollte der Alpha-Wolf der Führer des Rudels sein, und die beiden Alpha-Tiere bilden ein Paar, das für die Vermehrung des Rudels sorgt. Aufgrund dieser strengen Rangordnung im Rudel herrscht während des größten Teils des Jahres zwischen den Wölfen ein gewisser Frieden. Zur Zeit der Fortplanzung hingegen muss jedes Tier seinen Platz in der Rangordnung sichern. In diesen Rangordungskämpfen wollen die rangniedrigeren Tiere einen höheren Platz erreichen, wobei die ranghohen Wölfe ihren Platz natürlich mit allen Mitteln verteidigen werden. Der Alpha-Wolf muss nun aber nicht nur um die Beibehaltung seines obersten Ranges kämpfen, sondern muss auch verhindern, dass andere Wolfsrüden in die Nähe seines Weibchens kommen. Diese Aufgabe übersteigt nicht selten seine Kräfte, und er muss „entscheiden“, was ihm wichtiger ist.
In vielen Rudeln hat man beobachtet, dass – obwohl im alltäglichen Leben der Alpha-Wolf die Rolle des Führers spielte – das Beta-Tier zum Vater des Nachwuchses wurde. Und unter den Weibchen finden wir Ähnliches. Im Allgemeinem vermehren sich nur die Alpha-Tiere, aber es gibt viele Rudel, wo auch rangniedrige Weibchen Junge haben. Damit möchte ich nur darauf hinweisen, dass im Wolfsrudel ein ziemlich dynamisch funktionierendes Sozialsystem besteht und – obwohl immer sehr ernst um den höheren Rang gekämpft wird – die Gruppenmitglieder auch eine gewisse Toleranz gegeneinander zeigen.




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Zusammenhang von Bindung, Problemlösungsfähigkeit und Motivation

Zu den Forschungsergebnissen von Harry Frank über das geringere Problemlösungsvermögen von Hunden im Vergleich zu Wölfen stellten wir die Frage, ob es sich wirklich um eine geringere Fähigkeit oder nicht vielleicht nur um eine geringere Motivation handeln könnte. Unsere neue Arbeitshypothese: Hunde sind zwar grundsätzlich fähig, Probleme zu lösen, aber ihre Motivation ist entweder nicht so groß wie die der Wölfe, oder die Bindung zum Menschen hat einen hemmenden Einfluss auf eine solche selbständige Aktion des Hundes. Um dies zu untersuchen, entwickelten wir folgendes Experiment:
Wir bauten einen ungefähr 2 Meter langen Zaun, dessen untere Begrenzung sich ca. 15 cm über dem Boden befand. D.h. der Hund konnte mit seinen Pfoten unter dem Zaun gerade so weit durch greifen, um sich ein kleines Futterstück, das jenseits des Zauns lag, zu holen. Mein Kollege József Topál saß auf einer Seite des Zaunes und aß etwas Futter, der Besitzer und sein Hund ihm gegenüber auf der anderen Zaunseite – der Besitzer auf einem Stuhl hinter dem Hund. Beide mussten zunächst zwei Minuten lang ruhig sitzen und schweigen.
Nun gibt es bei den Hunden ja unterschiedliche Haltungsbedingungen. Die eine Hälfte der von uns untersuchten Hunde lebte im Garten des Besitzers, die andere Hälfte verbrachte ihr Leben in einer Wohnung. Und so gab es – genauso wie wir es uns vorgestellt hatten – einen großen Unterschied zwischen den Hunden dieser beiden Gruppen. „Gartenhunde“ haben nicht viel Zeit benötigt, um sich zurecht zu finden, sie stürzten sofort zum Zaun, holten sich das Futter mit ihren Pfoten und ließen József nicht viel zum Essen übrig (er hat es allerdings auch nicht bedauert!). Ganz anders verhielten sich die „Wohnungshunde“: Sie schauten „verwundert“ zu József oder zu ihrem Besitzer, zeigten keine Zeichen, dass sie motiviert waren, sich das Futter zu holen. Als die anderthalb Minuten vorbei waren, baten wir die Besitzer, jetzt ihre Hunde zu motivieren, sich das Futter zu holen, aber ohne ihnen physisch zu helfen. Die „Wohnungshunde“ begannen erst nach Motivation durch ihre Besitzer mit ihren Pfoten das Futter unter dem Zaun zu sich zu ziehen, und am Ende des Versuches hatten sie genau so viel gefressen wie ihre Artgenossen aus dem Garten.




>>> WUFF – HINTERGRUND


Hund & Halter: Starke oder schwache Bindung?
von Dr. Hans Mosser

Der Begründer der modernen Bindungstheorie, John Bowlby (1907-1990), erforschte das menschliche Bindungsverhalten und entdeckte die große Bedeutung der Bindung als „Motivationssystem“ und zentralen Aspekt menschlichen Verhaltens. Indem er die Bindung als evolutionär erworben ansah, näherte er sich den ethologischen Forschungen von Konrad Lorenz. Neuere Forschungsergebnisse zeigen nun, dass die Bindungstheorie sehr wohl auch auf die Beziehung zwischen Hund und Mensch angewandt werden kann.
Nach Bowlby stehen Bindungs- und Erkundungsverhalten in einem Gleichgewicht und werden durch die Beziehung zur zentralen Bezugsperson beeinflusst. Das „Bindungssystem“ (zuwendungsfördernde Mimik, Suchen körperlicher Nähe) wird durch Trennung, Angst u. dgl. aktiviert, während es durch Sicherheit und Trost vermittelndes Verhalten der Bezugsperson inaktiviert wird. Das „Erkundungssystem“ (ein exploratives Verhalten) wird parallel dazu deaktiviert oder aktiviert.
Bezogen auf das in diesem Artikel beschriebene Bindungsexperiment von Adam Miklosi, bedeutet das nun, dass bei Hunden, die in einer starken Bindung an ihren Besitzer leben, das „Bindungssystem“ aktiviert wird, wenn dieser den Raum verlässt. Parallel dazu wird das explorative Verhalten (u.a. das Spielen) deaktiviert, weshalb solche Hunde dann eher nicht mit dem Fremden spielen. Ist hingegen auch der Besitzer dabei, ist das „Bindungssystem“ deaktiviert, weil sich der Hund nun ja sicher und wohl fühlt, und er wird daher eher mit dem Fremden spielen (exploratives System ist aktiviert). Bei einer schwächeren Hund-Mensch-Beziehung hingegen wird das „Bindungssystem“ des Hundes beim Verlassen durch den Besitzer gar nicht erst aktiviert, während sein exploratives Verhalten aktiv bleibt – er spielt daher mit dem Fremden. Beeinflusst wird das Ganze natürlich auch noch durch rassespezifische Eigenschaften – beispielsweise werden Herdenschutzhunde eher nicht mit Fremden spielen, selbst wenn der Besitzer dabei ist.
Im Gespräch mit der Ethologin Eniko Kubinyi, Mitarbeiterin von Adam Miklosi, teilte sie mir mit, dass das Interessante an diesem Versuch ist, dass die Hunde ähnlich reagieren wie ein ca. einjähriges Kind. Der Hund kann sich nur entspannen, wenn der Besitzer bei ihm ist, was also Zeichen einer engen bzw. starken Bindung ist.
Natürlich ist einschränkend (und realistischerweise) anzumerken, dass es sich bei den beschriebenen Formen einer starken oder schwachen Bindung um die beiden Extreme des „Bindungsverhaltens“ handelt. In der Praxis wird man daher sicherlich auf eine gewisse Mischform des Verhaltens treffen, die man aber bei sorgfältiger Beobachtung dann doch sehr wohl eher diesem oder jenem Beziehungstyp zuordnen kann.

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