Eine hundliche Erfolgsgeschichte

Von Dr. Hans Mosser

Mit zwei Millionen Euro frischem Geld beflügelt der ­ehemalige Autorennfahrer Harold Primat, in der Schweiz lebender Franzose, die Wachstumspläne des 2012 gegründeten österreichischen Unternehmens Tractive. Das junge Unternehmen erzeugt Pet-Tracker, Apps und weitere „Pet Wearables“. Wie kommt ein ­passionierter Autorennfahrer, der selbst vier Hunde hat, auf die Idee, in dieses Unternehmen zu investieren? Es geht nicht nur um Geld, wie die folgende Reportage von WUFF-Herausgeber Dr. Hans Mosser zeigt.

Was wir heute als Tracker für Bewegungs-, Fitness- und Gesundheitsdaten kennen, begann vor über 200 Jahren in der Schweiz. Es war der in Neuchâtel geborene Uhrmacher Abraham-Louis ­Perrelet, der 1780 ein Gerät vorstellte, das seinem Träger erlaubte, bis zu zehntausend Schritte zu zählen – ein mechanischer Schrittzähler also, ein Pedometer. In diesem einer Uhr ähnlichen Gerät bewegte sich ein oszillierendes Gewicht in Abhängigkeit von der Bewegung des Trägers. Dieses technische Prinzip hatte Perrelet schon in einer „automatischen“ Uhr verwirklicht, die sich durch Bewegung selbst aufzog.

Heute ist es kein mechanisches Prinzip mehr, das unsere Bewegungen und die unserer Vierbeiner trackt, sondern das GPS. Es ist heute nichts Besonderes mehr, jeden Schritt und jede Aktivität aufzuzeichnen, auszuwerten, sich daran zu erfreuen und in sozialen Netzen zu teilen. Warum sollte man dann also nicht auch die Routen und Bewegungen seines Hundes mittracken?

Genau das dachte sich vor vier Jahren auch Michael Hurnaus aus Linz und entwickelte den Pet-Tracker Tractive® GPS für Tiere. Damit ist es möglich, Hund oder Katze jederzeit zu lokalisieren, zudem lässt sich auch die zurückgelegte Route aufzeichnen. Und das alles über eine gratis Smartphone-App. Den Anwendungsmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. So kann man z.B. ausgebüxte Tiere rasch finden oder aber eine Sicherheitszone definieren, bei deren Überschreiten der Tierhalter auf seinem Smartphone benachrichtigt wird.
Mittlerweile ist das österreichische Unternehmen gewachsen und hat noch weitere Produkte im Angebot. So z.B. das Tractive® MOTION, das rund um die Uhr die Aktivität des Haustieres aufzeichnet. Das kleine Gerät wird einfach am Halsband des Tieres angebracht und man bekommt die Daten auf das Smartphone gesendet. Natürlich gibt es auch zahlreiche tierische Apps, wie z.B. Dog Walk, das Tagebuch für Hundespaziergänge, oder Tractive Photos, die soziale Fotogalerie für Tiere.

„Der Richtige“
Und nun kommt ein wohlhabender privater Investor, der Rennfahrer Harold Primat, ins Spiel, sprich ins Geschäft. Der in der Schweiz lebende Franzose ist von dem österreichischen Pet-Tracker so begeistert, dass er in das Unternehmen investieren möchte.  „Wir waren gar nicht auf der Suche nach einem Investor, aber immer dafür offen, falls irgendwann ‚der Richtige‘ kommt“, erklärt Tractive-Gründer und CEO Michael Hurnaus. Offenbar war Harold Primat genau der Richtige. Man verhandelt, wird sich einig und Primat beteiligt sich schließlich mit über zwei Millionen Euro an der Tractive GmbH, wofür er 12% der Anteile erhält. Diese Finanzspritze wird dem jungen Unternehmen einen weiteren Wachstumsschub ermöglichen. Die Pläne sind ehrgeizig. Man will den kleinsten und leichtesten GPS-Tracker der Welt entwickeln.

Wie ist der französische Rennfahrer und Investor überhaupt auf die Idee gekommen, sich an dem österreichischen Unternehmen zu beteiligen? Wie hat er den Pet-Tracker kennengelernt? Was sind seine Ideen und Pläne dazu? Hat er selbst Hunde? WUFF hat Harold Primat danach gefragt.

Es habe in seiner Familie immer schon Haustiere, zumeist Hunde gegeben, sagt Harold Primat. Er sei mit Hunden aufgewachsen, weshalb es für ihn auch keine Frage gewesen sei, selbst Hunde zu haben, als er sich zusammen mit ­seiner Freundin in einem Haus mit einem großen Garten in der Schweiz einrichtete. Und so leben die beiden derzeit mit vier Hunden.

Die vier Hunde des Investors
Der erste Vierbeiner stammt aus einem Wurf der beiden Golden ­Retriever von Harold Primats Mutter. Es ist eine ­Hündin, sie heißt Soleil, weil sie wie eine Sonne ist. „Sie ist sozusagen offiziell mein eigener Hund“, so Harold Primat. Der „offizielle“ Hund seiner aus Australien stammenden Freundin ist hingegen ein Bichon Maltese und heißt Jazz. Aber natürlich liebt Harold sie genauso wie seine Soleil. Soleil und Jazz sind jetzt 2 Jahre alt.

Vor einem Jahr kamen zwei ­weitere Hunde dazu, Cocker Spaniels. Sie heißen Romeo und Dune, sind 9 und 15 1/2 Jahre alt und gehören eigentlich der Schwester Harolds. Weil sie aber aufgrund verschiedener Umstände keine Zeit mehr für die Hunde hatte, übersiedelten die beiden Vierbeiner in die Schweiz zu Soleil und Jazz und ver­doppelten dort das Hundeduo zum Quartett. „Hunde sind wunderbare Gefährten, die uns bedingungslose Liebe geben. Wir können uns ein Leben ohne Hunde nicht wirklich vorstellen“, sagt Harold über seine Vierbeiner.

Tractive – es begann mit Romeo
Es sei interessant, erzählt Harold ­Primat, wie er auf Tractive gekommen sei: „Es begann mit Romeo, den ich für einige Tage zu meiner Mutter brachte, weil wir eine Reise unternahmen. Als ich ihn bei ihr abgegeben hatte, ­dürfte er vermutlich unbemerkt meinem Auto eine Zeit lang nachgelaufen sein. Damals hatte es auch gerade stark zu schneien begonnen, sodass er nicht mehr zum Haus zurückfinden konnte. Seine Sinne sind aufgrund seines Alters wohl nicht mehr die besten. Eine Suche nach ihm war erfolglos geblieben, erst am nächsten Tag fand man ihn unterkühlt in der Nähe einer kleinen Holz­hütte. Hätten wir damals schon Tractive gehabt, wäre er sofort gefunden worden.“

Ein anderes Mal, als eine Schwester von Harold mit ihrer Hündin Sky – übrigens eine Schwester von Soleil – bei ihm zu Besuch war, wollte sie mit ihr zum Tierarzt fahren. In dem Moment, als sie aus dem Auto ausstieg, hupte ein LKW. Sky erschrak und lief panisch davon. 4 Tage lang blieb Sky unauffindbar. Die ganze Familie suchte tagelang verzweifelt nach ihr. Als man Sky endlich fand, war sie zwar gesund, aber hatte drei Kilogramm verloren. „Das war genau der Zeitpunkt, als ich begann, im Internet nach einem Produkt zu suchen, das verhindern kann, dass so etwas jemals wieder passiert“, erklärt Harold heute. Einen ganzen Tag suchte er im Internet und fand einige Produkte, von denen ihm Tractive als das beste und am weitesten entwickelte schien.

Geht aufs Ganze
Ein Rennfahrer ist es gewohnt, stets aufs Ganze zu gehen. Und Harold Primat war Rennfahrer. So ist es nicht verwunderlich, wenn er sich denkt, „ich könnte wohl nicht nur der beste Kunde für so ein Produkt sein, sondern es wäre auch toll, Teil eines Projekts zu sein, das verhindert, dass Hundehalter den großen emotionalen Schmerz erleben, wenn sie ihren vierbeinigen Gefährten verlieren.“

Das Abenteuer geht weiter
So kontaktiert Harold Primat die ­Firma Tractive über deren Website und fragt an, ob sie einen Investor/Partner brauchen könnten, der einiges dazu beitragen kann, das Produkt weiter zu entwickeln. Kurz danach wird er von Michael Hurnaus kontaktiert, und einige ­Meetings später wird man sich einig. Harold ist mit an Bord von Tractive. Er sieht in dem Unternehmen großes ­Potenzial, wie er sagt, und denkt dabei an eine App, welche täglich Gesundheitsdaten des Hundes aufzeichnet. Tractive arbeitet bereits mit Tierärzten an dieser Entwicklung. „Tractive wird nicht nur verhindern, dass wir unsere Hunde verlieren, sondern auch dazu beitragen, dass sie in bestmöglicher Gesundheit leben“, sagt Harold. Und ­begeistert fügt er hinzu: „Ich muss sagen, ich liebe es, Teil dieses Abenteuers zu sein!“

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