Eine Frau steht ihren Mann…

Von Gerald Pötz

Ein sonniger Sommertag im tiefsten Waldviertel. Waidhofen, Heidenreichstein und noch weiter. Dort lebt sie – eine Frau wie keine andere – , mitten im Wald mit ihren zahlreichen Tieren. Weil seinerzeit Mutter es wollte, macht Eva Jungmann die Ausbildung zur Diplom-Krankenschwester und arbeitet insgesamt sechs Jahre in diesem Beruf. Nicht gewollt, aber doch mit vollem Einsatz, so wie sie all ihre Taten vollbringt.

Von Krankenschwester zu Spenglerin
Als Sie 1993 einen – mittlerweile gut befreundeten – Hundezüchter kennen lernt, der auch eine Spenglerei besitzt, ergreift Eva Jungmann, jetzt 32 Jahre, den Rettungsanker und wechselt die Arbeit. Sie beginnt als Hilfsarbeiterin im Spenglerbetrieb und der Zuchtstätte, wo sich bereits nach kurzer Zeit ein familiäres Verhältnis entwickelt. Eva Jungmann entdeckt ihre Freude zum Spenglern und beginnt schließlich eine Spenglerausbildung, die sie nach 3 Jahren als einzige Frau unter Männern mit Bravour und Gesellenbrief abschließt.

Heimliche Liebe Schreiben
Doch die heimliche Liebe der Eva Jungmann war schon von Kindheit an das Schreiben. Der Weg zur Schriftstellerin ist jedoch ein steiniger. Mit der Lebenseinstellung "Ich mache alles, was ich kann" bereitet sich Eva Jungmann ihren Weg in die Zukunft durch Höhen und Tiefen, vom Krankenhaus auf die Baustelle und schließlich auch auf den Hundeplatz in den Schutzanzug. "Ohne Tiere ist mein Leben leer", sagt sie und meint es auch so, wenn man sich auf ihrem Bauernhof umsieht. Im Wohnzimmer ist eine kleine Ecke mit Aquarium und Palmen abgeteilt, wo sich ein Computer und eine kleine Bibliothek verstecken. Die Vorhänge des Fensters dort sind immer zugezogen. "Wenn ich schreibe, will ich durch nichts abgelenkt werden. Ich lebe dann in einer anderen Welt – in meinem Buch."

Unter Hunden, Pferden und Katzen
In Umgebung ihrer Tiere findet sie Ruhe und Entspannung zum Schreiben. Ihr Erstwerk "Hundert und ein Leben" war auf Anhieb ausverkauft, die zweite Auflage folgt. Auf die Frage, woher sie die Inspiration für ihre geheimnisvollen und doch authentisch wirkenden Geschichten hernimmt, antwortet Sie nur knapp: "Es sind Erinnerungen aus früheren Leben". Und wenn sie weiter erzählt, dass die Figuren in Ihren Geschichten ein Eigenleben entwickeln und die Geschichte plötzlich einen ganz anderen Lauf nimmt als geplant, glaubt man ihr das. Stolz zeigt sie, während sie erzählt, ihren Vollblut-Araberhengst her, der goldig glänzend in der Abendsonne herumstolziert und für die Fotos posiert. Die Hunde springen manchmal durch die neu angefertigten Originalfenster ein und aus; das müsse die massive Einrichtung aushalten, sagt sie ganz selbstverständlich.

Sprengt Männerdomänen
Mit Hunden geboren und aufgewachsen, konnte Eva Jungmann nie genug von Tieren bekommen. Vom Hängebauchschwein bis zur Ziege war alles schon da, schildert sie mit strahlenden Augen. Aber die meiste Zuwendung schenkt sie ihren drei Hunden. Die Frauenwirtschaft besteht aus zwei Malinois und einer Beauceron-Hündin. In Hundesportkreise hineingewachsen, fand sie schnell auch selbst Freude an diesem Hobby. Unüblich für eine Frau – aber was ist für Eva Jungmann schon üblich – stellt sie sich auch schon mal in den Schutzanzug und arbeitet die Hunde ihrer befreundeten Züchterin Christiana Bruckner. Unter dem Motto "Alles, was Spaß macht, ist erlaubt", schreckt sie auch vor Mondioring nicht zurück und absolviert ihre Übungen. Mit Freude sprengt sie Männerdomänen und steht ihre Frau. 1998 mach sie mit ihrer Beauceron-Hündin einen erfolgreichen Wurf. Wenig später gewinnt sie das Niederösterreich Cup-Turnier.

Die Natur einfangen
Das von Eva Jungmann aus einer Ruine selbst erschaffene Haus gibt ihr Geborgenheit und Kraft für neue Arbeiten. In neun Jahren hat sie aus eigener Kraft und Antrieb einen zur Ruine verfallenen Bauernhof auferstehen lassen und lässt ihn in originalgetreuem Licht erscheinen. "Meine Möbel baue ich mir selbst. Die alten heruntergefallenen Äste liegen im Wald herum." Im Innenleben ihres Hauses fühlt man sich um 100 Jahre zurück versetzt. Sessel und Bänke aus Ästen, Mosaike, selbst gemachte Kacheln. In stimmungsvollen Fotoaufnahmen fängt sie die Natur ein und bringt sie in ihr Wohnzimmer. Im Badezimmer die Wand betrachtend, unternimmt der Betrachter eine Zeitreise. Fliesen aus verschiedenen Jahrzehnten zieren die Wand. Als zeitlos kann man das wohl kaum bezeichnen – oder doch?

Hundert und ein Leben
Zuviel sei an dieser Stelle nicht verraten; nur soviel, dass dieses Buch mehr hergibt, als es von der Aufmachung her verspricht. Gott straft nicht nur diejenigen, die auf Erden leben – nein – auch Engel haben Verfehlungen. Es geht um Liebe, Leiden, Schicksale und das Leben; und das Buch vermag dem Leser einen Begriff von Unendlichkeit zu vermitteln. Zwei Seelen steigen hinab auf Erden – verdammt in alle Ewigkeit. "Die Liebe wird Euch den Tod bringen und dennoch werdet Ihr stets aufs Neue streben, einander zu finden, Leben für Leben." Erst wenn Gottes Strafe an den beiden Seelen erfüllt ist, werden sie wieder hinaufsteigen und erlöst sein. Aber das lesen Sie besser selbst in "101 Leben – oder the way is long with many winding turns …" in den Büchern von Eva Jungmann – einer Frau mit Fantasie.



>>> WUFF – TIPP


101 Leben …

DAS BUCH: 101 Leben – oder the way is long with many winding turns …
DIE AUTORIN: Eva Jungmann
VERLAG: Arovell, Gosau, Salzburg.
PREIS: ATS 120,- / EURO 8,72
ISBN: 3-901435-43-3

KONTAKT: Tel.: A-02862/583 55 (abends)
Mail: antonia.vivaldi@aon.at
http://members.newsclub.at/antonia.vivaldi

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